1878 in Wien geboren, hatte Lise Meitner als Frau keine Aussicht auf eine gute Aus- bildung. Trotzdem wurde sie eine der ersten Physikstuden- tinnen. Als Doktorandin in Berlin arbeitete sie mit Otto Hahn am Kaiser-Wilhelm-In- stitut zusammen. Alpha- und Betastrahlung und die Radio- aktivität faszinierten sie. Ihre Vision von der Physik: das Streben nach Wahrheit. Als erste Frau in Preußen erhielt sie eine Professur und ein ei- genes Institut. 1933 war sie international anerkannt und mit Max Planck, Albert Ein- stein und Niels Bohr befreun- det. Doch als Jüdin musste sie – fast sechzigjährig – 1938
vor den Nazis fliehen.
Mit Spannung verfolgt der Leser ihren Weg über Holland nach Schweden. „Ich habe doch nichts Unrech- tes getan, warum soll ich plötzlich so- zusagen als nicht existierend – oder schlimmer – als le- bendig begraben behandelt wer- den?“, schrieb sie verzweifelt an Hahn.
Nur geduldet fühlte sie sich am Nobel-Institut in Stock- holm. Dort entdeckte sie die Kernspaltung und hoffte auf eine friedliche Nutzung. 1945,
nach dem Ab-
wurf der Atombombe in Hiroshima, schrieb sie ent- setzt: „Wir sind leider unse-
ren technischen Fort- schritten seelisch und moralisch in keiner Wei- se gewachsen.“ Den No- belpreis (1946) für die Entdeckung der Kernspal- tung erhielt jedoch Otto Hahn. Lise Meitners Le- ben war ein ständiger Kampf um Anerkennung, bis sie 1968 in Cambridge starb.
Die Autorin, Chemiepro- fessorin in Sacramento/Kali- fornien, stellt anhand von Dokumenten einiges im Sin- ne Lise Meitners richtig. Das Buch, mit fundierter Sach- lichkeit und stilistisch mei- sterhaft geschrieben, vermit- telt neben dem Biografischen viele Einzelheiten aus der Physik, auch der Kernspal- tung. Es ist eine umfangrei- che, akribische Arbeit mit vielen ausführlichen Anmer- kungen, ein Sachbuch von höchstem Rang. Maja Rehbein V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 37½½½½14. September 2001 AA2369
Biografie
Kampf um Anerkennung
Ruth Lewin Sime: Lise Meitner. Ein Leben für die Physik. Insel Verlag, Frankfurt am Main, 2001, 662 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, 68 DM
Bernd Deininger, Hel- mut Remmler: Liebe und Leidenschaft in Mozarts Opern. Eine psychologische Deutung.
Kösel-Verlag, München, 2000, 228 Seiten, gebun- den, mit Schutzumschlag, 39,90 DM
Es lohnt sich, Mozarts Opern intensive Auf- merksamkeit zu schen- ken. Nicht nur wegen der Schönheit der Mu- sik, sondern auch, weil Handlung, Arien und Figuren einiges preis- geben, was jeden Men- schen betrifft. Gerade in seinen Opern wird der Komponist zum umfas- sendsten musikalischen Gestalter von Charakteren und Seelenerlebnissen. Die Autoren, Fachärzte für Psy- chotherapeutische Medizin und Psychoanalytiker, zeigen anhand der Opern „Die Ent- führung aus dem Serail“,
„Don Giovanni“, „Cosi fan tutte“ sowie „Die Zauberflö-
te“ auf, wie differenziert Mo- zart die einzelnen Charakte- re herausgearbeitet hat. Zum besseren Verständnis erläu- tern sie auch den Inhalt, die Entstehung und den histori- schen Kontext der jeweiligen Opern.
Die einzelnen Protagoni- sten werden dann in ihren
Handlungsweisen genauer analysiert. Dabei wird immer wieder deutlich, dass sich Mo- zart an wirklichen Menschen und nicht an Wunschvorstel- lungen orientierte. So wurde Belmonte nicht als idea- listische Heldenfigur, son- dern als Mensch dargestellt, der auch Angst und Unsi- cherheit zeigt. Diese und an-
dere Erkenntnisse erschließt die Lektüre des Buches, das anschaulich und unterhalt- sam geschrieben ist. Dass man möglicherweise nicht alle Ausführungen der Au- toren nachvollziehen kann, mindert das Lesevergnügen nicht. Gisela Klinkhammer
CD
Ganz phimos
The Mannheim Uroband, Trust me, I´m a doctor, May Records, Mannheim
Die in Fachkreisen bereits bekannten rockenden Mannhei- mer Urologen wagen sich jetzt mit einer CD mit englischen Texten auf internationales Parkett. Der Uro-Fan wird einige Lieder wiedererkennen, die bereits auf vorherigen CDs auf Deutsch erschienen sind. Nach bewährtem Muster präsen- tiert die Band ihre Texte über den Alltag in der Klinik in ei- nem Mix von Hip-Hop, Rock, Reggae und Blues. Der Titel der CD „Trust me, I’m a doctor“ erinnert an einen Edgar- Wallace-Film, in welchem Klaus Kinski einer in Ohnmacht gefallenen Schönheit mit schnarrender Stimme und stechen- dem Blick verkündet: „Vertrauen Sie mir, ich bin Aarrzt.“
Der teilweise etwas derbe Humor, der in den Liedtexten und bei der Gestaltung der CD zum Ausdruck kommt, dürfte al- lerdings nicht überall auf Zustimmung treffen. Stephan Mertens Bücher
Musik und Psychologie