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Archiv "Telematik: Projekt der EDV-Industrie" (16.09.2005)

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den damit aber die Probleme erst geschaffen, die wir zuvor nicht hatten – Kartenmiss- brauch, Doktorhopping, Punktwertverfall usw. Mit der Fata Morgana Milliarden- Ersparnis wird uns nun die

„neue Gesundheitskarte“ ver- kauft – der gläserne Patient beim gläsernen Arzt im total verwalteten Gesundheitssy- stem, auf Wunsch der Wirt- schaft und der Politik, zugun- sten der Krankenkassen und zur Förderung der Chipher- steller und der EDV-Branche.

Die Firmen sind sogar zur Vor- finanzierung bereit, das heißt, da der Auftraggeber Staat kein Geld hat, zwingt er die Ärzte, Apotheker und Kran- kenkassen, sich de facto an diese Firmen zu verschulden – ohne dass zum Beispiel für die Ärzte von der Neuerung ir- gendein wirtschaftlicher Ge- winn zu erwarten wäre. Ganz

im Gegenteil: Abgesehen von einem erheblichen eigenen Neuinvestitionsbedarf ins Sy- stem steigt der nicht honorier- te Arbeits- und Verwaltungs- aufwand weiter an: Wer zum Beispiel veranlasst, klärt, korrigiert und bezahlt Ein- träge auf der neuen Gesund- heitskarte? Wer haftet für den korrekten Eintrag medizini- scher Daten auf der Karte?

Was geschieht, wenn Untersu- chungen und Behandlungen unterbleiben oder erneut durchgeführt werden, weil der Karteneintrag oder das Unter- suchungsergebnis falsch waren?

Wie ist Datenschutz zu gewähr- leisten, wenn mehr als 110 000 Praxen Zugriff auf 60 Millio- nen Karten haben müssen (siehe Bonusmeilen-Skandal der Lufthansa!)? Die den Mit- machern in Aussicht gestellten Bonuszahlungen werden den anderen wie üblich abgezogen.

Das Augenmerk des Arztes und des medizinischen Perso- nals soll voll und ganz der EDV-Verwaltung und nicht mehr dem Patienten gehören;

ein Skandal! . . . Dr. Norbert M. Hien, Friedrichshafener Straße 11, 81243 München

Kontrollwahn

. . . Da liegt die gesamte Medi- zin paralytisch danieder – die Krankenhausärzte kämpfen um ihre Arbeitszeiten per Streik, die Niedergelassenen sind frustriert und deprimiert wegen eines völlig unausgego- renen EBM, die Ärzteschaft insgesamt sieht sich einer Bürokratisierung und einem Kontrollwahn ohne jegliches Augenmaß ausgeliefert – und dann kündigt das DÄ mit wenigen flotten Seiten den

Endsieg des Big Brother an.

Unser gesellschaftliches und darin auch unser medizini- sches System befinden sich an einem Scheidepunkt vor ei- nem absehbaren Totalkol- laps . . . Die „Verkartung“ un- serer Medizin und die „Elek- tronisierung“ des kranken Menschen sind das Allerletzte, was hier weiterhelfen könnte.

Dr. med. Martin Gattermann, Pestalozzistraße 16,

25826 St. Peter-Ording

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Investi- tion in die Zukunft“ von Heike E. Krü- ger-Brand in Heft 31–32/2005:

Projekt der EDV-Industrie

. . . Eine von mir durchgeführ- te private Meinungsumfrage im Kollegenkreis ergab Folgendes:

90 Prozent vertraten die Mei- nung, dass die elekronische Ge- B R I E F E

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sundheitskarte (eGK) erhebli- che Mehrkosten für die Pra- xen bringen, der Zeitaufwand für Arzt und Mitarbeiterinnen wesentlich steigen wird und dass der Datenschutz nicht durchzu- halten ist. Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung erwarten lediglich zehn Pro- zent. Interessanterweise gehen fast alle Teilnehmer davon aus, dass „die Politiker“ nicht un- bedingt die eGK durchsetzen wollen, sondern dass die eGK in allererster Linie ein Projekt der EDV-Industrie ist. Insge- samt kann man sicherlich da- von ausgehen, dass die Ge- sundheitskarte von den nie- dergelassenen Ärzten und de- ren Praxismitarbeitern sehr kritisch beurteilt wird.

Dr. med. Steffen Fimpel,

Schlechtbacher Straße 2, 74417 Gschwend

Arbeitssituation

Zu dem Beitrag „Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte: Keine Freu- de mehr am freien Beruf in eigener Praxis“ von Heike Korzilius und Josef Maus in Heft 19/2005:

Was soll ich tun?

Aufhören! Weitermachen!

Weggehen! Seit sieben Jahren bin ich jetzt ein immer noch junger, niedergelassener All- gemeinmediziner, habe eine ländlich gelegene, herunterge- wirtschaftete Hausarztpraxis mit viel „Herzblut“ und Geld wieder aufgebaut und betrei- be diese seit drei Jahren mit meiner Kollegin als Gemein- schaftspraxis. Die „goldenen Zeiten“ habe ich nicht mehr erlebt und dachte am Anfang dieser „Karriere“, es könne nicht viel schlimmer kommen.

Was wir in den letzten Mona- ten jedoch mitmachen, grenzt an einen gesundheitsökono- mischen und bürokratischen Wahnsinn. Stichworte, wie Kollektivregress, Einzelre- gress, Wirtschaftlichkeits- und Plausibilitätsprüfungen, DMP, Qualitätsmanagement, EBM 2000plus, Hausarztverträge, praxisökonomische Unsicher- heit et cetera, sind uns allen leider nur zu geläufig. Hinzu kommt immer häufiger das

Auge des Gesetzes, welches in allen Ärzten nur potenzielle Straftäter sieht, sowie viele Medien, die die gesamte Mise- re im Gesundheitssystem sehr plastisch überwiegend der ge- samten Ärzteschaft anlasten.

Ob ein eventueller Regie- rungswechsel eine einschnei- dende positive Veränderung bringt, steht angesichts der vagen beziehungsweise an Unwissenheit grenzenden ge- sundheitspolitischen Aussagen der Parteien sicherlich in den Sternen. Wie soll unter den ge- gebenen Gesichtspunkten ei- nem jungen, noch so enthusia- stischen Kollegen die Weige- rung zum Dienst am Patien- ten, sei es im Krankenhaus oder in Niederlassung, übel genommen werden? Auch ich kann mir nicht vorstellen, un- ter diesen Bedingungen hier noch weitere 30 Jahre, je nach Rentenzustand sogar noch länger, als Hausarzt zu arbei- ten! Es gibt Länder auf dieser Welt, in welchen die Arbeit am Patienten Spaß macht, oh- ne von Bürokratie erstickt zu werden, mit gutem, geregel- tem Verdienst und geregelter Arbeitszeit. Länder, die eine Kombination aus guter deut- scher Ausbildung und den weitläufig bekannten „deut- schen Tugenden“ zu schätzen wissen. An dem Tag, an wel- chem ich hier keine Freude mehr bei der Behandlung von Patienten empfinde oder

„draufzahle“, um arbeiten zu dürfen, werde ich gehen. Wo- hin, weiß bereits meine Frau!

Dr. med. Thomas Becker, Ringstraße 33, 65346 Eltville-Erbach

Wahlprogramm

Zu dem Beitrag „Wahlprogramm der FDP: Keine Trippelschritte“ von Sabi- ne Rieser in Heft 31–32/2005:

Lob für die FDP

. . . Dass die FDP das anonyme Sachleistungs- durch ein trans- parentes Kostenerstattungs- prinzip ersetzen will, ist nach meiner Ansicht sowohl für Pa- tienten als auch insbesondere für die Ärzteschaft ein Vorteil.

Kostenerstattungsprinzip be- A

A2464 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 37⏐⏐16. September 2005 B R I E F E

Referenzen

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