• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Telematik: Vorarbeit der Industrie" (20.06.2003)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Telematik: Vorarbeit der Industrie" (20.06.2003)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

R

ezeptblock, Stempel und wuchtige Patientenakten sollen nach dem Willen von Bundesgesundheitsmini- sterin Ulla Schmidt möglichst schnell aus deutschen Arztpra- xen und anderen Bereichen des Gesundheitswesens ver- schwinden. Statt ihrer sollen E-Mail, Internet und Co. nicht nur für einen schnelleren In- formationsfluss sorgen, son- dern auch die Patientenversor- gung sicherer machen und nicht zuletzt Milliardensum- men einsparen helfen. Stichtag für den Datentransfer per Mausklick ist der 1. Januar 2006 – bis dahin soll die ge-

plante elektronische Gesundheitskarte für alle gesetzlich Versicherten flächen- deckend eingeführt werden.

Unterstützt wird Schmidt in ihrem Vorhaben von den Unternehmen der IT-Branche. Sollten die rot-grünen Plä- ne umgesetzt werden, winken ihnen schließlich lukrative Geschäfte. Anfang Juni übergaben Vertreter der Informa- tions- und Kommunikationswirtschaft der Ministerin einen Expertenbericht*, mit dessen Hilfe der Weg in die neue IT- Welt geebnet werden soll.

Telematikarchitektur nötig

Nach dem Bericht sei eine übergreifen- de Telematik-Architektur die wesentli- che Voraussetzung dafür, die elektroni- sche Gesundheitskarte schnell und flächendeckend einführen zu können.

Darunter ist eine übergeordnete „Spra- che“ zu verstehen, über die alle vorhan- denen Informationssysteme im Gesund- heitswesen miteinander kommunizie-

ren können. Nach Meinung der Exper- ten könnten dadurch alle Systeme – ähnlich der Straßenverkehrsordnung im Autoverkehr – nach den gleichen Re- geln und Anforderungen arbeiten. Mit dieser Architektur könnten Anwendun- gen wie das elektronische Rezept, der elektronische Arztbrief oder die elek- tronische Patientenakte innerhalb kür- zester Zeit eingeführt werden, heißt es in dem Bericht der Unternehmen.

Ministerin Schmidt äußerte sich bei der Übergabe der Telematikexpertise zufrieden mit der unentgeltlichen Vorar- beit der IT-Branche. „Mit diesem Strate- giepapier ist es der Industrie gelungen, innerhalb kürzester Zeit Vorschläge für eine schnelle Einführung der Telematik im Gesundheitswesen zu erarbeiten“, lobte Schmidt. Vor der flächendecken- den Einführung der Gesundheitskarte 2006 sollen nach Angaben der Ministe- rin noch in diesem Jahr die konzeptio- nellen Vorarbeiten für die Karte selbst und die Telematikinfrastruktur geleistet werden. Im nächsten Jahr startet nach den Plänen der Regierung die Testphase.

Dabei würden prioritäre Anwendungen

ebenso getestet wie ausgewählte Vernet- zungen von Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken, Reha-Einrichtungen und Krankenkassen, erläuterte Schmidt.

Gebremst wurde die allgemeine Eu- phorie von Manfred Zipperer, Vorsit- zender des Aktionsforums Telematik im Gesundheitswesen (ATG), einer ge- meinsamen Einrichtung der Selbstver- waltungspartner. Momentan herrsche noch Verwirrung bezüglich der Infra- struktur. Zudem fehle es an Klarheit und Planungssicherheit, so Zipperer. Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung und die Selbstver- waltung würden aber in Kürze in einem Planungsworkshop die großen Grund- linien für eine Telematikarchitektur ab- stecken.

Im Unterschied zur heutigen Kran- kenversichertenkarte, die nur den Ver- sichertenstatus sowie einige persönli- che Daten des Patienten enthält, soll die elektronische Gesundheitskarte weit- aus mehr können. Sie soll dem behan- delnden Arzt den Zugriff auf Informa- tionen über frühere Krankheiten, Un- tersuchungsergebnisse und Röntgenbil- der des Patienten sowie über Medika- mente, die dieser einnehmen muss, er- möglichen. Letztlich soll die Karte der Schlüssel zu praktisch allen Behand- lungsdaten sein, zeigte sich die Parla- mentarische Staatssekretärin, Marion Caspers-Merk, optimistisch.

Investitionen in Milliardenhöhe

Bevor dies aber Wirklichkeit wird, müs- sen Krankenkassen sowie Ärzte, Kran- kenhäuser, Apotheken und andere Be- teiligte im Gesundheitswesen nach Schätzung der an der Studie beteiligten Unternehmen etwa 1,3 Milliarden Euro berappen. Dem stehen geschätzte Ein- sparungen ebenfalls in Milliardenhöhe entgegen. „Jeder Tag, an dem die Tele- matik im Gesundheitswesen nicht um- gesetzt wird, kostet die Volkswirtschaft 13,7 Millionen Euro, im Jahr fünf Milli- arden Euro“, rechnen die Industriever- treter in ihrem Bericht vor. Jörg Haas, Vorsitzender des Verbandes der Her- steller von IT-Lösungen für das Ge- sundheitswesen e.V., Berlin, frohlockte bereits: „Das wird der Exportschlager der deutschen Industrie.“ Samir Rabbata P O L I T I K

A

A1716 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003

Telematik

Vorarbeit der Industrie

Unternehmen der IT-Branche legen Telematik-Expertise vor.

Schmidt: Testphase für elektronische Patientenkarte ab 2004

E-Mail und Internet, statt Rezeptblock und wuchtige

Patientenakten Foto: Peter Wirtz

*abrufbar unter www.aerzteblatt.de/plus2503

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Hat der Versicherte keine eGK, kann er die Leistungs- pflicht der Kasse nicht mehr nach- weisen, und der Arzt ist berechtigt, eine Privatrechnung für die Behand- lung

So sind 85 Prozent der 18- bis 29-Jähri- gen von den Vorteilen der Karte überzeugt, bei den über 60-Jährigen dagegen nur rund 70 Prozent.. Die Mehrheit der Bevölkerung (60 Pro-

Diese verschiedenen Wirtschaftsgruppen verteilen sich nun aber, wie das die Karte zeigt, nicht gleich¬ mäßig über die ganze Schweiz.. In bestimmten Regionen herrschen

Entschieden weist die BÄK die Auf- fassung des BMG zurück, dass es vor allem Aufgabe der Organisatio- nen der Ärzteschaft sei, für die besse- re Akzeptanz der elektronischen

Auf Kritik, insbe- sondere der Ärzteschaft, stößt, dass die Freiberufler in eine schützens- werte und eine weniger schützens- werte Gruppe eingeteilt werden sol- len.. Während die

Wer kann also in Zukunft beispiels- weise garantieren, dass knappe Or- gane nicht fälschlicherweise als untauglich für eine Spende einge- stuft werden, nur weil sie der Kli- nik

Wir wissen auch, dass die Annahmen und die Vorgaben, die in die Studie Anfang 2006 eingeflossen sind, heute nicht mehr in allen Fällen dem Stand ent- sprechen.. Andererseits muss

sundheitskarte (eGK) erhebli- che Mehrkosten für die Pra- xen bringen, der Zeitaufwand für Arzt und Mitarbeiterinnen wesentlich steigen wird und dass der Datenschutz nicht