Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Arzneimittel-Nebenwirkungen
reichende Flüssigkeitszufuhr, Ver- hinderung von Immobilisation und nicht zuletzt menschliche Zuwen- dung das Befinden unserer Pa- tienten.
~ Wenn Medikamente notwendig sind, sollte versucht werden, mit möglichst wenigen, in Wirkungen und Nebenwirkungen möglichst bekannten Medikamenten, auszu- kommen.
Einfache Dosierungsschemata sollten angestrebt werden. Neben ausführlicher mündlicher Instruk- tionen können Hilfen in Form von gut leserlichen Plänen, Kalendern und Dosierungsschachteln ge- nutzt werden, um Fehler bei der Einnahme zu vermeiden (24). Vor der Entlassung aus dem Kranken- haus können ergotherapeutische, einübende Maßnahmen hilfreich sein. Bei verwirrten Patienten kön- nen Angehörige oder Nachbarn die Medikamenteneinnahme über- wachen.
~ Alte Menschen neigen dazu, Arzneimittel zu horten und "bei Bedarf" auf ihre Vorräte zurückzu- greifen. Bei Hausbesuchen sollten Verordnungen und Dosierungen überprüft werden. Abgesetzte Me- dikamente sollten verschwinden.
Weniger Medikamente kosten auch weniger Geld. Einsparungen sind möglich, zu mal gerade auf al- te Patienten ein ganz wesentlicher Teil der Arzneimittelkosten entfällt (17). Die Ursachen für das gehäuf- te Vorkommen von unerwünsch- ten Arzneimittelwirkungen bei al- ten Patienten sind bekannt, wer- den jedoch zu wenig beachtet. Ein wesentlicher Faktor, der gut be- einflußt werden kann, nämlich die Anzahl der Verordnungen, sollte berücksichtigt werden.
Literatur beim Verfasser Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Wolfgang Kruse Bethanien-Krankenhaus Innere (geriatrische) Abteilung Rohrbacher Straße 149 6900 Heidelberg 1
FÜR SIE GELESEN
Gentamicin-Dosierung bei Geriatrie-Patienten
Zur Erhaltung der therapeutischen Gentamicin-Serumkonzentratio- nen bei 417 Patienten im Alter von 65 bis 95 Jahren waren beträchtli- che Abweichungen der täglichen Dosierung erforderlich. Sie reich- ten von 0,3 bis 22,0 mg/kg!Tag bei Patienten mit normalem Kreatinin- seru mspiegel.
25 Prozent der Patienten benötig- ten eine über der Norm liegende Tagesdosis von 5 mg/kg!Tag, 33 Prozent brauchten weniger als 3 mg/kg/Tag. Die Gentamicin-Halb- wertzeiten lagen dabei zwischen 0,3 und 32,7 Stunden (im Ver- gleich zu früheren Berichten mit 2,5 bis 4,0 Stunden).
Das Verteilungsvolumen bewegte sich zwischen 0,07 und 0,53 1/kg (im Vergleich zu früher angegebe- nen Werten von 0,20 bis 0,25 1/kg).
Die großen Abweichungen in den kinetischen Variablen bei älteren Patienten sowie die Notwendig- keit, den Spielraum der Serum- konzentrationen zu verringern, machten das Messen der Serum- konzentrationen sowie eine indivi- duelle Berechnung der Dosis- erfordernis jedes einzelnen Pa- tienten im frühen Behandlungs- verlauf erforderlich. Durch die ständige Überwachung dieser Werte wurden optimale Serum- spiegel erreicht. Ototoxizität wur- de bei keinem der Patienten dia- gnostiziert.
Nephrotoxizität stand möglicher- weise bei 2 Prozent der älteren Patienten in Zusammenhang mit Gentamicin. Die routinemäßige Anwendung von Standarddosie- rungen setzt nach Ansicht der Ver- fasser eine große Zahl von Patien- ten unnötig dem Risiko eines The- rapieversagens oder einer toxi- schen Reaktion aus.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß die beschriebene Me- thode individueller Dosierung von Gentamiein bei älteren Patienten
gegenüber der herkömmlichen Dosierungsmethode bedeutende
Vorteile hat. Dpe
Zaske, D. E., lrvine, P., Strand, L. M., Strate, R.
G., Cipolle, R. J., Rotsehafer, J.: Wide Interpa- tient Variations in Gentamiein Dose Require- ments for Geriatrie Patients, JAMA 248 (1982) 3122-3126, Dr. Zaske, St. Paui-Ramsey Medi- eal Center, 640 Jaekson St., St. Paul MN 55 101, U.S.A.
Manometrie der
Speiseröhre- eine Kosten- Nutzen-Analyse
Manometrische Untersuchungen bei Symptomen von seiten d~r Speiseröhre haben in den vergan- genen Jahren in den größeren ga- stroenterologisch orientierten Kli- niken eine zunehmende Verbrei- tung erfahren.
Um die klinische Bedeutung die- ses aufwendigen Verfahrens zu analysieren, nahmen die Autoren bei 363 konsekutiven Patienten mit den Leitsymptomen Dyspha- gie, Sodbrennen und Thorax- schmerzen unklarer Genese ne- ben einer Röntgenuntersuchung der Speiseröhre auch eine Mano- metrie vor. Durch diese Untersu- chung wurde die klinische Dia- gnose in 6 Prozent der Fälle korri- giert, die Behandlung änderte sich in 4 Prozent.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß sich eine manometri- sche Untersuchung der Speise- röhre in erster Linie bei Patienten mit unklaren Thoraxschmerzen, Dysphagie und Verdacht auf Acha- lasie lohnt, nicht jedoch bei Pa- tienten mit chronischem Sodbren- nen. Setzt man die Kosten einer manometrischen Untersuchung mit etwa 600 DM an, so beliefen sich die Kosten für eine Änderung der Diagnose auf etwa 9500 DM, für eine Änderung der Therapie auf etwa 15 600 DM. Bei einer strengen Kosten-Nutzen-Analyse sollten diese Zahlen Berücksichti-
gung finden. W
Meshkinpour, H.; Gliek, M. E.; Sanehez, P.;
Tarvin, J.: Esophageal manometry. A benefit and eost analysis, Dig.Dis.Sei. 27 (1982) 772-775. Div. Gastroenterol. Univ. California, lrvine Medieal Centre, Orange, CA 92668.
34 Heft 13 vom 1. April1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A