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Archiv "Zur Problematik des unklaren Todesfalles" (07.07.1995)

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MEDIZIN

und Mikroskopie) lohnen sollte. Die im Tätigkeitsbereich der Verfasser durchgeführten Arbeiten sollen zu einer Entwicklung entsprechender Methoden beitragen.

Neben einer reinen Beschleuni- gung der einzelnen Analyseschritte wird dabei auch eine Erhöhung der Empfindlichkeit, sowohl der In-situ- Hybridisierung, als auch der opti- schen Verfahren, angestrebt.

Dies könnte nicht nur die biologi- sche Dosimetrie mittels Metaphas- echromosomen verbessern, sondern auch neue Perspektiven für die Un- tersuchung strahleninduzierter Trans- lokationen direkt im Interphasezell- kern eröffnen.

AKTUELL / KONGRESSBERICHT

Danksagung

Die Autoren danken dem Bun- desminister für Bildung, Wissen- schaft, Forschung und Technologie, dem Land Baden-Württemberg, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Europäischen Union und dem In- stitut de Protection et de Süret6 Nuclhaire für die finanzielle Unter- stützung. Den Herren Dipl.-Phys, Frank-Martin Haar und Dipl.-Phys.

Klaus Aldinger sei für die Unterstüt- zung bei der Erarbeitung des Manu- skriptes gedankt. Frau Vera Haus- mann sei für die kritische Diskussion aus der Sicht des praktizierenden Arztes gedankt.

Die Verfasser widmen diese Ar- beit Herrn Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Friedrich Vogel zum 70. Geburtstag.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärzteb11995; 92: A-1922-1928 [Heft 27]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. rer. nat. Christoph Cremer Institut für Angewandte Physik Albert-Überle-Straße 3-5 69120 Heidelberg

Zur Problematik des unklaren Todesfalles

19. Intercisziplinäres Forum cer Buncesärztekammer »Fortschritte unc Fortbilcung in cer Mecizin vom 11. cis zum 14. Januar 1995

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ei der Vorstellung dieses viel- schichtigen und für die gesamte Ärzteschaft bedeutsamen The- mas ging es auf der einen Seite um die Diagnostik der Ursachen sogenannter unklarer Todesfälle und auf der ande- ren Seite — nach Aufdeckung der Ur- sachen um präventive beziehungswei- se therapeutische Maßnahmen zur Vermeidung unerwarteter Todesfälle, insbesondere im Säuglings- und frühen Erwachsenenalter.

Angesichts der dramatischen Al- ters-Umschichtung der Bevölkerung kommt diesem präventiven und the- rapeutischen Bemühen eine besonde- re Bedeutung zu. So wird in zirka 30 bis 40 Jahren jeder dritte Deutsche über 65 Jahre alt sein, und gleichzeitig wird der gegenwärtige Anteil der 15- bis 30jährigen von 22,6 Prozent der Gesamtbevölkerung auf etwa die Hälfte schrumpfen!

Zur Diagnostik unklarer Todesfälle

Jährlich muß bei über 920 000 Todesfällen in der Bundesrepublik

Deutschland eine ärztliche Leichen- schau vorgenommen werden, wobei sowohl die Todesursache als auch die Todesart festgestellt werden sollen.

Angesichts der begrenzten dia- gnostischen Möglichkeiten im Rah- men einer ärztlichen Leichenschau kommt es vor allem nach plötzlichen und unerwarteten Todesfällen zur Häufung von Fehldiagnosen (in Ein- zelbereichen bis zu 60 Prozent und mehr) hinsichtlich der wahren Todes- ursache, darunter auch solcher mit verkanntem Fremdverschulden, was den Medien immer wieder Anlaß zu spektakulären Berichten gibt.

In einem Übersichtsreferat stell- te M. Birkholz (Bremen) die unein- heitliche und unbefriedigende Lei- chenschaupraxis in den Bundeslän- dern sowie deren Folgen für die Ge- sundheitspolitik und die Rechtssi- cherheit dar. Anhand des „Bremer Modells" wurde gezeigt, daß die Qua- lität der Leichenschau und die Dia- gnostik erheblich verbessert werden können, wenn unter anderem für die Leichenschau nur besonders ausgebil- dete und motivierte Ärzte eingesetzt werden und ihnen vom Gesetzgeber

auch Gelegenheit gegeben wird, die Leichenschau sorgfältig durchzu- führen, was am Leichenfundort nicht oder nur selten möglich ist.

Ferner fordert Birkholz, daß die Gesamtverantwortung im Leichen- schauwesen (Totenscheinkontrolle, amtsärztliche Leichenschau, gericht- liche Leichenschau und — wenn mög- lich — auch die Obduktion) in einer Hand liegen sollte.

In dem Zusammenhang wird auch auf die zunehmende Gefahr ei- ner „Spurenvernichtung" durch die erhebliche Zunahme von Feuerbe- stattungen hingewiesen, die in den letzten vierzig Jahren von 7,5 auf 27,6 Prozent anstieg und in einigen Städ- ten Thüringens sogar bei über 90 Pro- zent liegt.

Eine weitere Gefahr ist in einem aufkommenden „Leichentourismus"

in benachbarte EG-Staaten zu er- blicken, in denen vor einer Feuerbe- stattung keine zweite und insbesonde- re keine amtsärztliche Leichenschau gefordert wird.

Der Allgemeinmediziner U. Ren- denbach (Göttingen) rückt in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen die A-1928 (52) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 27, 7. Juli 1995

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MEDIZIN

Konfliktsituationen, die sich bei der ärztlichen Leichenschau mit den An- gehörigen des Toten ergeben können.

Die Alltagsproblematik ist so groß, daß sich mit Rücksichtnahme auf die Angehörigen und mit Blick auch auf wirtschaftliche Gesichtspunkte fast eine fatalistische Einstellung gegen- über dem jetzigen Leichenschauwe- sen ergibt.

Nach zahlreichen Diskussions- beiträgen verstärkt sich der Eindruck, daß die von Birkholz erhobenen For- derungen am ehesten geeignet sind, allen Seiten gerecht zu werden.

K. Remberger (Homburg/Saar) dokumentiert aus pathologisch-ana- tomischer Sicht, daß bei einer Sekti- onsfrequenz von wahrscheinlich un- ter fünf Prozent — bezogen auf die Ge- samtbevölkerung Deutschlands — „in zirka 95 Prozent aller Todesfälle Be- stattungen mit ungesicherten oder falschen Diagnosen erfolgen (!). So kommen beispielsweise Verletzungen und Vergiftungen doppelt so häufig vor, wie autoptisch gesicherte Befun- de beweisen (Görlitzer Studie). Selbst bei klinischer Behandlung werden viele Komplikationen, die letztlich to- desursächlich sind, nicht erkannt. Am häufigsten wird das bei einer Lungen- embolie, bei Infektionen — insbeson- dere Pneumonien —, bei bakterieller Endokarditis und bei okkulten Blu- tungen beobachtet. Nachdrücklich wies Remberger darauf hin, daß eine

"Obduktion die einzig sichere, wich- tigste und auch billigste Methode zur Aufklärung unklarer Todesfälle" ist, wenngleich auch der „inneren Lei- chenschau" bei funktionell, metabo- lisch oder pharmakologisch-toxikolo- gisch bedingten Todesursachen Gren- zen gesetzt sind und selbst nach Aus- schöpfung aller Methoden ein bis zwei Prozent aller Todesursachen un- klar bleiben.

Diese Feststellungen werden aus rechtsmedizinischer Sicht von J. Wils- ke (Homburg/Saar) unterstrichen und mit einer Fülle weiterer statistischer Angaben belegt.

Die Erkenntnislücken, die auch nach einer rechtsmedizinischen Ob- duktion noch verbleiben, sind nicht selten darauf zurückzuführen, daß man sich seitens der Ermittlungs- behörden mit vorläufigen Ergebnis- sen zufrieden gibt.

AKTUELL

Dies gilt besonders für Todesfälle im höheren Lebensalter mit Vorer- krankungen, bei denen die Möglich- keit eines Todeseintrittes aus natürli- cher Ursache gegeben ist. So können Serientötungen (unter anderen in ge- riatrischen Stationen oder Altenhei- men) längere Zeit unentdeckt blei- ben, „weil der Todeseintritt bei einem alten Menschen eben nichts Unge- wöhnliches ist."

Als Moderator wies H. -J. Wagner (Homburg/Saar) in dem Zusammen- hang auf das besorgniserregende Ausmaß der Verordnung von Psycho- pharmaka, speziell von Tranquilizer hin und die dadurch immer wieder be- wirkten Intoxikationszustände, auch mit tödlichen Verlauf, weil es auf- grund langer Halbwertszeiten in Ver- bindung mit einer altersbedingten Be- einträchtigung oxidativer Abbauwe- ge zur Kumulation und bei Nichtbe- achten zur Intoxikation kommt. Da- mit steht am Ende des Lebens nicht selten ein durch Pharmaka bewirkter

„stiller Tod".

Dem gilt es durch verstärkte ärzt- liche Aufklärung entgegenzutreten.

Diese Aufklärung muß auch das Pfle- gepersonal in Altenheimen und mit der häuslichen Pflege betraute An- gehörige erreichen.

Zur Klinik und Prävention unklarer Todesfälle

G. Jorch (Münster) gab einen Überblick über die Strategien zur Vermeidung des plötzlichen unerwar- teten Todes im Säuglingsalter (SIDS).

So wurden als prinzipiell vermeidbare Risikofaktoren erkannt: Bauchlage der Säuglinge im Schlaf, Rauchen während der Schwangerschaft und Stillen weniger als sechs Wochen.

Nach der Anprangerung dieser Risi- ken in der Öffentlichkeit konnte in Nordrhein-Westfalen ein Rückgang des plötzlichen Kindstods (SIDS) um 45 Prozent (mehr als 200 Kinder pro Jahr!) registriert werden. Um die Prävention weiter zu verbessern, wird eine kontinuierliche Analyse uner- warteter Todesfälle unter Einbezie- hung einer Obduktion und einer um- fassenden Erhebung aller Daten (ins- besondere Anamnese) empfohlen.

Nur so können auch neue Risikofak- toren rechtzeitig erkannt werden. In- fekte gelten als häufigste Mitursache beim SIDS.

Nach G. W Sybrecht (Hom- burg/Saar) lassen sich unerwartete

„internistische Todesfälle meist auf eine zugrundeliegende Erkrankung zurückführen, die zu Lebzeiten des Patienten oft nicht bekannt war". Zur Reduzierung solcher Todesfälle wer- den verbesserte Vorsorgeuntersu- chungen vorgeschlagen, um frühest- möglich eine Therapie einleiten zu können. Im Mittelpunkt der Diskussi- on standen vor allem die plötzlichen, unerwarteten Todesfälle bei Sport- lern. In den meisten Fällen ließen sich nachträglich Risikofaktoren feststel- len, vielfach kardiovaskuläre Erkran- kungen (unter anderem eine klinisch inapparente Myokarditis). Erneut wird auf das Schlaf-Apnoe-Syndrom als erheblichem Risikofaktor für kar- diovaskuläre Erkrankungen auf- merksam gemacht. Die Lungenembo- lie wird auch von internistischer Seite als die häufigste, klinisch nicht er- kannte Todesursache eingestuft.

J. Jörg (Wuppertal) gab anhand eindrucksvoller Fallstudien einen Überblick über unklare Todesfälle aus neurologischer Sicht. Neben einer entzündlichen, zerebrovaskulären oder traumatischen Genese muß auch an Komplikationen einer neurodege- nerativen Erkrankung gedacht wer- den, was sowohl zu letaler Ateminsuf- fizienz als auch zu aktuen kardialen Todesfällen führen kann.

Die intensive Diskussion aller Vorträge ließ erkennen, daß diese Thematik für die niedergelassene Ärzteschaft genau so brisant ist wie im klinischen Bereich.

Inzwischen sind alle auf dem 19.

interdisziplinären Forum gehaltenen Vorträge und Diskussionsbeiträge — einschließlich der umfangreichen — im Band 19 „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" veröffentlicht und im Deutschen Ärzte-Verlag Köln, 1995 erschienen.

Prof. Dr. med. Hans-Joachim Wagner Institut für Rechtsmedizin

Universitätskliniken, Bau 42 66424 Homburg/Saar

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 27, 7. Juli 1995 (53) A-1929

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