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Archiv "Musikalität und innere Begeisterung" (26.08.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON

Unter Kollegen weiß man es: Medi- zin und die Musen gehören zusam- men. In jedem Konzert in jeder Stadt kann man unter den Besu- chern überdurchschnittlich viele Ärzte zählen, und viele von ihnen sind ausübende Musikanten. Ande- re malen und dichten — berühmte Namen finden sich darunter: Her- mann Hesse, Hans Carossa, Peter Bamm und Graf Lehndorff. Unter den Kinderärzten finden sich offen- bar besonders die musikalischen Talente, zwar dilettierende Instru- mentalisten, jedoch von zum Teil beträchtlichem künstlerischem Ni- veau. Davon kann man sich in dem bevorstehenden Konzert mit Hen- ryk Szeryng überzeugen.

Aus einem Kreis niedergelassener oder in der Klinik praktisch tätiger Freunde, die sich regelmäßig sonn- tags zu einem Streichquartett, Quintett oder einem Brandenburgi-

schen Konzert zusammenfanden, entsprang bei Kinderarzt Dr. Werth, Warendorf, die Idee, sich zu einem größeren Kreis und zu größeren musikalischen Aufgaben zusam- menzufinden. Es fehlte nur der Di- rigent.

Erster Dirigent: Wilhelm Stross Der Findigkeit und Tatkraft von Dr.

Werth war es zu verdanken, daß der berühmte Geiger Wilhelm Stross („Stross-Quartett") sich für diese Aufgabe erwärmte und die Leitung des damaligen Kammeror- chesters der deutschen Kinderärz- te übernahm. Im Gegensatz zu den meisten Berufsmusikern sah Stross hinter allen technischen Mängeln, die eigenwillige Dilettanten nun einmal aufweisen, diejenige Musi- kalität, Leidenschaft und Disziplin, von der die Musik lebt. Seine di-

Anläßlich des Kinderärzte- kongresses 1976. der vom 6.

bis zum 8. September 1976 unter dem Vorsitz von Pro- fessor Dr. H. Ewerbeck in Köln stattfindet, lädt das Or- chester der deutschen Kin- derärzte zu einem Konzert in der Kölner Oper ein. Auf dem Programm stehen die Corio- lan-Ouvertüre und das Violin- konzert von Beethoven (So- list: Henryk Szeryng) und die Sinfonie Nr. 8, h-Moll von Schubert. Der Ertrag aus die- sem Konzert wird der UNICEF übertragen. Karten für dieses Konzert, das am 6. Septem- ber 1976 um 20.00 Uhr in der Kölner Oper stattfindet, sind in der Musikhandlung Ton- ger, Am Hof 1, 5000 Köln, er- hältlich.

daktischen und musikalischen Fä- higkeiten machten aus dem einsti- gen Musikkreis ein Kammerorche- ster von gutem Klang. Aber ohne musikalischem Ziel kein Fortschritt, hörte man vom Meister, und so gab das junge Orchester 1960 zum Deutschen Kinderärztekongreß sein erstes Konzert in Kassel.

Musikalität

und innere Begeisterung

Weltstar Szeryng spielt mit dem Kinderärzte-Orchester das Beethoven-Violinkonzert beim Kinderärztekongreß 1976

Das Orchester der deutschen Kinderärzte, fotografiert im November 1975 in Warendorf, wird beim Kinderärztekongreß 1976 in Köln mit Henryk Szeryng das Violinkonzert von Beethoven spielen Foto: privat

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 26. August 1976 2235

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Musikalität und innere Begeisterung

Neben Solisten aus den

eigenen Reihen berühmte Künstler Einladungen folgten zu nächsten Tagungen und zum internationalen Pädiaterkongreß nach Tokio zu im- mer schöneren Konzerten. Nach ei- ner kritischen führungslosen Zeit

— der erste Dirigent, Wilhelm Stross, war zu früh verstorben — gewann das Orchester in dem Gei- ger Professor Melkus einen Diri- genten, der das Kinderärzteorche- ster mit Wiener Charme und preu- ßischer Übungsdisziplin zu neuen Aufgaben und einer neuen Präzi- sion führte. Er und Dr. Werth wur- den nicht müde, im Kreise ange- hender Pädiater, aber auch aus ei- nigen medizinischen Nachbarge- bieten junge und ältere Instrumen- talisten aufzuspüren, deren Fähig- keiten heute meist die der alten Gründer übertreffen, so daß Soli- sten aus den eigenen Reihen das Programm bereicherten. Inzwi- schen ist aus dem Kammerorche- ster ein respektables Symphonieor- chester (76 Spieler) geworden, das sich an große Aufgaben heranwagt.

Der Reise nach Japan und Indien folgten Einladungen zu den in- ternationalen Pädiaterkongressen nach Wien und Mexico City, nach Italien und immer wieder Konzerte in Deutschland. Und nun fanden sich auch berühmte Solisten bereit, mit dem Orchester zu musizieren, so die Sängerin Agnes Giebel zu einer Kantate im abendlich dämm- rigen Stephansdom zu Wien, Frau Gmelin-Schellong zu einem Beet- hoven-Klavierkonzert und Angeli- ka May zu einem Cellokonzert. Zu- letzt und heute findet sich gar der weltberühmte Geiger Henryk Sze- ryng bereit, mit dem Orchester in Köln das Beethoven-Violinkonzert zu spielen — ohne Honorar, zugun- sten der UNICEF.

An den Pulten sitzen neben Ordi- narien für Kinderheilkunde ange- hende Assistenten, ergraute Kin- derärzte der freien Praxis neben hochspezialisierten Klinikärzten, neben Jugendpsychiatern Studen- ten, die hoffentlich einmal Kinder- ärzte werden. So groß die Unter-

schiede in der Arbeit am Kind bei den einzelnen sein mögen, Musik und Taktstock einigt sie alle. Das ist wahrscheinlich das Besonde- re dieses Orchesters: man ist un- tereinander wirklich befreundet.

Wenn in einer Übungs- und Trai- ningswoche z. B. am Traunsee täg- lich sechs bis acht Stunden ernst geprobt worden war, treffen sich alle am Abend zum Schwimmen im See oder bei einem Glas Wein im Wirtshaus, oder man trifft sich zu neuem freien Musizieren spät- abends noch einmal, so daß man Quartett-Sextett-Musik oder Serena- den bis spät in die Nacht hinein hören kann.

Unvergeßliche Erlebnisse

Unvergessen sind die kleinen spontanen musikalischen Intermez- zi im Wartesaal eines Flughafens, bei einer akademischen Feier in ei- nem Hörsaal oder irgendwo in ei- nem engen Zimmer einer Herberge zu einem Geburtstagsständchen.

Kinderarzt Dr. Werth, der optimisti- sche und unermüdlich organisato- risch tätige Impresario, und Pro- fessor Melkus, dessen große musikhistorische Kenntnisse den Kinderärzten das einzustudierende Werk durchsichtig machten und dem der Fehler auch am letzten Notenpult nicht entgeht, sind die eigentlichen Motoren des musikali- schen Fortschritts des Orchesters.

Begeisterung

überträgt sich auf die Zuhörer So stellt das Kinderärzteorchester heute einen Klangkörper dar, der sich hören lassen kann. Die Musi- kalität und innere Begeisterung, die von den Spielern und dem Diri- genten ausgehen, hat sich noch bei jedem Konzert auf die Zuhörer übertragen. Davon mögen sich die Kollegen in Stadt und Umkreis von Köln selbst am Montag, dem 6.Sep- tember 1976, im Opernhaus von Köln überzeugen. Das Konzert steht unter der Schirmherrschaft von Dr. Mildred Scheel, der Gattin des Bundespräsidenten. Das finan-

zielle Ergebnis wird der UNICEF übertragen. Das Orchester hofft, mehr als 20 000 DM für Waisenkin- der und behinderte Kinder in den ärmsten Gegenden von Mexiko sammeln zu können, zu Ehren aber auch des berühmten Geigers Hen- ryk Szeryng, der aus Polen stammt und heute in Mexiko lebt.

Professor Dr. Helmuth Müller

Arzt—und Poet dazu

Wilhelm Schürer

Schon in Heft 14/1970 (Seite 1121) wurde Wilhelm Schürer, Am Etzer- schlößl 6, 824 Berchtesgaden, in der Arzt-Poet-Kolumne vorgestellt.

Er legt jetzt sozusagen die „Bio- graphie" eines Gebirgsbaches, ei- ner „Ache", vor, vom lustvoll sprin- genden Quell bis dahin, wo „das heilige Element" das „Zerrissene, Zerteilte, Getrennte" heil sich ver- einigen läßt und „mit Wohllaut zwi- schen dunkeln Erlen" von dannen fließt. Dr. med. Edith Engelke Aschauerache im Sturz

Des Wasserfalles Tosen wechselt seinen Laut.

Lustvoll springt der übermütige Quell

herab vom Rande des Felsens in die bange Tiefe

der Klamm,

zerstäubt in leuchtende Tropfen, in wallende Nebelschleier, zerreißt im Sturz,

die wechsende Gestalt, zerstiebt, zerspringt, versprüht im Aufprall, wandelt Farbe und Form in rasender Eile;

aber unversehrt auf der Talsohle heil sich vereinigend, zusammenschießend

das Zerrissene, Zerteilte, Getrenn- te

zu Flut und Welle, fließt das heilige Element von dannen mit Wohllaut zwischen dunkelnden Erlen.

2236 Heft 35 vom 26. August 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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