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ftänbifche 5ucfungen bie Stabt beunruhigten, auch bie Betheiligung

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Academic year: 2022

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5erlunft. 7

bie fiieberlänbifchen mennoniten wurben von ben geiftigen Dor=

gängern bes f)auptpaftors 6555e aus bem IDeichbilbe ber „freien“

f}anfeftabt verbrängt unb fiebelten fich in bem holfteinifchen Dorfe an, bas 1664, alfo 5ur 5eit von Schlüter’s (5eburt, Stabtgerechk famfeit unb 5ahlreichen 5ulauf erhielt. Die freiheit bes Befennk niffes, melrhes ber ausgeseichnete E)er50g 5riebrich III. von E)olftein in feinen £anben eingeführt hatte, jene ®ulbung, bie fchon 1619 sur 2qunahme ber‚21rminianer in bem von ihm neu gefchaffenen Sriebrichftabt führte, wirfte noch 1th nach. Das £anb hob fich geiftig unter ben ®ottorper E)er5ögen. {für Hünftler freilich bot bus junge (ßemeinvoefen noch feine geeignete heimftätte.

wenn nun auch Beweife ftch für Schlüter’s 5ugehörigfeit 5u ben Biennoniten nicht beibringen ließen — es fei benn ber, baf3 er fpäter ber ein5ige Baumeifter Berlins war, ber feinen militärifchen Rang einnahm unb baß ben Biennoniten bie Kriegsbienfte verboten fmb, —— fo ift boch ber llmftanb nicht su überfehen, baß auch in Detersburg Schlüter gleichseitig mit ben „Dan5igern“ auftrat, jenen f)anbmerfern‚ welche peter ber ®roße aus ber Biennonitifchen (Kolonie ber IDeichfelftabt an bie I'(ewa sog.

Der Z'(ame Schlüter war unb ift freilich fein feltener. 3n f)amburg lebte bamals ein Bürgermeifter Schlüter. 21uch im Branbenburgifchen fommt ber Name vor. “Klöben, einer ber Biographen unferes Künftlers,“) meift 1682 einen Rittmeifter f)ans Schlüter nach, ber aus Braunfchweigifchen Dienften Bam, unb erwähnt ben Kammergerid)tsdlbn°faten johann f)einrich Schlüter in Berlin, ber fogar Bürgermeifter wurbe. heute giebt es noch gegen 60 ;familien Schlüter in Berlin.”)

?

Zluch über Schlüter’s 2quenthalt in Dansig miffen wir wenig.

5icher fteht nur feft, bafi bet weftphälifche, meift in Zlmfterbam wirfenbe‚ bed; auch in polnifchen i)ienften befchäftigte Kupferftechet Deter Schenf‚ ber Schlüter wohl 5meifellos perfönlich Pannte, ihn nody 1702 einen Dan3iger nannte in einem lateinifchen Derfe, mit welchem er ben <Zrbauer bes Berliner Schloffes feierte.

Dan5ig'”) bot aber 51: jener 5eit ber "Kunft eine nicht unev

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8 Dan3ig.

hebliche IDirfungsftätte. 2115 eine Stabt von 80000 (Einwohnern, ftanb es an Dolbsmenge 2Imfterbam nahe. 2115 ftarfe ;}eftung fchtofg es einen mächtigen, bamats noch rein polnifchen Strom gegen bas meer ab, bie IDeichfei. Don ®snoiec5ym, oberhalb Krafau, bis an bie münbung berührte fie nur einige 40 meilen am rechten llfer bei marienwerber preußifche £anbe. (Brit 1772, bei ber erften fifheitung polens, famen IDeftpreufien, Kulm unb bie üetgbiftrii’te an bas Reich 5riebrich’s bes ®rofgen. Der polnifche Dolfsftamm ber ”Kaffuben wohnte neben beutfchen (Einmanberern in feinen üieberungen von Chorn bis bicht an Dan5ig heran. i)ie Stabt war bus Eher bes farmatifchen ”Königreiches gegen bie weft:

liche ”Kultur. Starte ®egenfät5e begegneten fich hier. i)en “Kern . bilbete eine Präftige beutfche unb proteftantifche Bürgerfchaft, welche aber ein unfeetig heftig geführter Streit 5wifchen Reformirten unb

£utheranern fpaltete. Der f)anbel‚ bie Siebensaber ber 5tabt, hatte gegen (Enbe bes 16. 3ahrhunberts einen mächtigen 21uffchrvung genommen, feit einestheils vor ben Spaniern flüchtige üiebertänber borthin überftebetten, anberentheits burch biefe ber Ban5iger E)anbel im mittelmeer ftart’e Derbinbungen anfnüpfte. Damals war bie » Iet5te Blüthe5eit ber £)anfa, bie burch ben großen beutfchen “Krieg unb bie Befreiung ber f)ollänber unb ihr erneutes 2qutreten auf bem IDeltmarft vernichtet murbe. Dem gegenüber ftanb bie macht bes Dolenthums unb bes mit ihm verbünbeten 3efuitismus. 3n ben jahren, in welchen ber fpanbel nach bem IDeften brach gelegt wurbe, um 1611, erfcheinen bie erften 3efuiten in i)an5ig‚ beginnt fich bort eine fatholifche Dartei 5u bilben, welche in ber polnifchen

"Krone ihre Stütge fuchte. Koch war Dan5ig aber ein großer f)anbels=

platz, eine volfsreiche Stabt, noch fanb in ununterbrochenem “Korn;

men unb (Sehen ber 2Iustaufch ber (Bitter bes IDeftens mit ben Kationen bes ®ftens ftatt. Z'coch trafen fich auf ber Sianggaffe, im 2Irtushofe bie polen unb Ruffen mit ben feefahrenben Dötfern, vor Zl[Iem mit ben bie meere beherrfchenben f)ollänbern 511 regem 65efchäftsnerfehre. Doch auch bie (Englänber unbSchweben hatten hier ihre ‚fattoreien, führten bie ®r3eugniffe ihres ;erißes in bie betriebsarmen E)tnterlanbe Dangigs ein, um beten unerfd)öpflichen Reichthum an ®etreibe, E)ols, Dieh bafür ein5utaufchen. Deters=

burg war nody nicht gegrünbet, Dan5ig neben Königsberg unb

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polnifche 6errfcher. 9

Riga ber llmfchlagshafen für 21lles, was an europäifchen (Er:

5eugniffen in ben fernen then einbrang, i)an5ig 511 heben unb 5u halten, burch {eine ;flotte ben Schmeben ein ®egengewichi 5u fchaffen, war eine ber wichtigften fragen ber polnifchen politif.

bei: lang mährenbe, 5erftörenbe “Krieg, welchen ber Sieg ber Schmeben unb ber 5riebe von Qliva abfchlofi, hatte bie ®efahren von Üan5igs Sage inmitten feinblicher ZTiäd)te lelen flat gemacht.

i)ie alte Derbinbung 5wifchen Schweben unb Dolen war bauernb 3etbrochen. 1Deite Hüftengebiete, Riga felbft, waren an Schmeben gefallen. Seit 1588 ber ftreng fatholifche Sigismunb III., prins von Schmeben, 5um König von polen erwählt war, feit bie leiben=

fchaftliche Derfolgung ber proteftanten begonnen, ber einfeitig jefuitifche 5ug ber Derwaltung in ber Republif fetten Beben gefaßt hatte, feit Sigismunb‘s 5weiter Sohn johann “Kafimir felbft 3efuit geworben unb, obgleich Karbinal, boch bie “Krone polens ange;

nommen hatte; ferner bonn, feit 1656 ber König von Schweben unb ber Hurfürft von Branbenburg vor ber f)auptftabt IDarfchau bie polnifchen f)eere fchlugen, —— feit° biefem IDanbel ber Üinge war 5ranfreich, waren Richelieu unb £ubmig XIV. bie Rettungs:

anfer- bes 5wifchen proteftantifche unb griechifclpfatholifche möchte eingefeilten llltramontanismus polens geworben.

3n 30hann Sobies?i vollgog fich ber lImfdymung 511 ®unften ber üieberlänber unb jransofen. Zinn begannen auf bas geiftige Sehen polens bie [Kationen vor5ugsmeiie ein3umirfen, beten weg nach 1Darfchau über Dan5ig ging, währenb früher Krafau mit {einen mittelbeutfchen Derbinbungen unb italienifdyen Besiehungen ber fulturelle Dorort gemefen war. Üie üorbieemächte fingen an, fich an ber 1Deidyfelmünbung bemerfbar 5u madyen, um polens Stellung 511 ftütgen.

3n bie 3ugenb5eit Schlüter's fällt bie merfwürbige renolutio:

näre Bewegung, beten führer bet lutheriiche ®eiftliche Zlegibius Strauch war, einer ber wüfteften Klopffechter bes Droteftantismus.

Scheute er fich boch nicht, um ben Reformirten 3u fchaben, ben Katholifen eine f)auptfirche ber Stabt an3ubieten; fo heftig wirlten bamals noch auf bie Dolfsmenge bie bogmatifchen 5änfereien, fo tief war noch ber IDiberftreit ber religiöfen Darteien, ber fich hier wie überall mit focialen fragen verquicfte. Strauch’s planlofe

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10 Konfeffionelle IDirren.

agitatorifche Chätigfeit het5te bie £)anbrverfer gegen bie ®roßbt'irger, bie nur mit mühe bie freiheiten ber Stabt gegen bie Begehrliclp Feit ber polnifchen herren vertheibigten unb fo fich ge5wungen fahen, biefen unb bem Katholicismus 5ugeftänbniffe 3u machen.

So fern bem Knaben Schlüter, ber 12 jahre alt war, als auf:

ftänbifche 5ucfungen bie Stabt beunruhigten, auch bie Betheiligung

an folchen fragen gelegen haben mag, fo ift bas Dorhanbenfein fcharfer politifcher unb religiöfer ®egenfätge bach wohl nicht ohne (Einfluß auf ihn gernefen.

Die 5tabt, welche noch fchmer an ben Derluften trug, bie ber Krieg ihr 5ugefügt hatte, lenfte abermals bie Zlugen ber norbifdmi IDelt auf fith. (Eine fchtnebifche partei regte fich in ben Zfiauern, welche erft 1656 von ber norbifchen (Broßmacht belagert unb nur mit hilfe polens unb einer nieberlänbifchen

flotte vertheibigt werben waren. polen burfte bas alte, vielfach

gelocferte Derhältnif} nicht völlig aufhören Iaffen, welches Dan5ig an bie Königliche Republif banb. 3m jahre 1676, inmitten jener IDirren, meldfe 5ufammenfielen mit einem furchtbaren fifürfenfriege, lam bie Königin von polen, bie ränfevolle maria (Eafm1ira, felbft nach Dan5ig. 3m folgenben jahre erneuerte fich ber Befuch bes E)ofes in größerem ®lan5; König johann III. Sobie5fi 50g nun mit feiner gungen familie in bie beunruhigte Stabt ein.

Damals fah Schlüter 3um erften lfiale feine fonft fo ernfte 5eit von ihrer glän5enben, feftlichen Seite. Die 5tabt machte großartige 21nftrengungen, ben König 5u empfangen. (Ehrenfc'iulen waren errichtet, bie ben fiegreichen unb friebenfpenbenben fürften feierte.

Die ®rofäbürger 5eigten fich in ihrem beften Schmucfe; bie hanb;

werfer gegen vor ihm auf unb ergöt5ten ihn burch ihre alten Gänge; im ;feuermerf vergegenwärtigte man bie große üieberlage, welche johann ben (Ifürfen noch als Krongrofgfelbherr 1673 bei

<Zhotfchim beigebracht hatte. Das hinberte aber bas Sortwuchern bes Darteigetriebes nicht: bie heftigften Zlufftänbe gegen ben burch bes Königs 2lnmefenheit gefteigerten 11ebermuth ber Katholifchen, bie 5erftörung bes Karmeliter’flofters, beffen mönche feit unvorf benllicher 5eit 5um erften male eine öffentliche proceffion burch bie Stabt 5u unternehmen gewagt hatten, bie immer Ieibenfchaftlicher werbenbe politifche Spaltung ber Bürgerfchaft.

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Die Kunft in Dan5ig. II _

Dan5ig hatte viel im Kriege eingebüßt. Die Deranlafiung sum E)aber war reichlich. 1678 berechnete bie Stabt ihre Schulben mit über 2 millionen ®ulben. 3hr Schulweten lag barnieber, ihr Qanbmerf hatte gelitten. Die “Kunft hatte ftch von ber Stabt 5urücf;

gesogen. Zinn bot fich burch bes Königs Zlnwet'enheit Deranlafiung su neuer ;förberung. Seit jeher hatte fie fünftlerifch enge Derbin:

bungen mit ben üieberlanben erhalten, auf welche fie ihre E)anbels:

be5iehungen hinwieien. Sie theilte biete (Eigenthümlichfeit mit allen

®ftfeeftäbten. 5eit ein glücflicher Haper mit einer hollänbitchen Drife bas berühmte Cafelbilb bes jüngften (Berichts erobert hatte, welches man jetg.t E)ans 2Tiemling 5ut'chreibt, vollgog fich in jrieben unb Streit ber fünftlerit'che Zlustautch von ber florb: 5ur ®ftfee.

Namentlich in ber Renait'fance3eit, als burch bie neuen E)anbels=

wege im weiten bie @ttfeehäfen an Bebeutung verloren, burch 2Ius;

bilbung ber mobernen Staatsmacht bie umliegenben Reiche bas 11ebergewicht über bie mehr unb mehr unterbriiclten f)anfeitäbte gewonnen hatten, in bieten telbit nicht mehr bie alte Schaffensfraft wirfte, begann bie 21nrvet'enheit nieberlänbifcher “Künftler in ben Öäfen ber i)ftfee eine ttänbige 511 werben. 5u @nbe bes 16. 3ahr=

hunberts waren felbft bie leitenben 2lrchiteften f)ollänberz jan Drebeman be Dries aus £eeuwarben, ber berühmte Kupferftecher unb 2lrchitet‘turmaler, arbeitete im Rathhaute; 2Inthony von

@bbergen aus mecheln errichtete 1588 bas f)ohe (Eher unb er;

warb fich folchen Ruhm, baß Eübecf unb (Thorn ihn in ihren Dienft sieben wollten. IDilhelm Bart, vielleicht urfprünglich van ber meer genannt, teit 1585 Dan3iger Bürger, fchuf allerhanb Bilbnereien im Dientt ber Stabt unb ihrer ®roßbürger; bie 'tiünftlerfamilie von bem Blocle, urfprünglich aus Hierheln ttam:

menb, arbeitete in ben thfeelänbern, bis ihre beiben bebeutenbt'ten mitglieber IDilhelm unb 2Ibraham, ausge5eichnete Bilbhauer, in einem jahre (1628) bahinftarben.

Zluch in anberen (ßebieten ber Kunft hatten bie üieberlänber tüd7tige Dertreter nach Dangig gefenbet. unter ben heimitchen hatte Zlnton man“, ber „llialer von Dan5ig“, eine gewifie Berühmtheit um bie 1Denbe bes 3ahrhunberts gehabt. über auch er 5eigt burch;

aus nieberlänbifche Beeinflufiung. IDilhelm f)onbius‚ 3eremias feld, peter Schend‘ unb anbere tüchtige Zlialer unb “Kupferftecher

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I 2 5enelius.

wirften im I 7. 3ahrhunbert hier. 3hren IDeg wies fie ber 5anbel.

035 ift beseichnenb, bafä es vor5ugsweife ”Kupferftecher fmb, welche bie Derbinbung 5wifchen ben üieberlanben unb Üan3ig herftellen, Z1Tänner, beren Kunft vom Hunfthanbel fchwer 5u trennen ift unb beren 5iel ber maffenvertrieb fein mußte.

Sie hatten i)an5ig als 11ebergang nach polen betrachtet unb ihre Where f)anb im Bilbnif5malen unb Hupferftechen ben (5roßen bes “Königreiches sur Derfügung geftellt. (Es waren bies meifter, bie fich meift nicht über bas ZÜiitelmaafä ber nieberlänbifchen “Kunft erhoben, fie aber auch mit ber Sicherheit tü®tiger Schulbilbung beherrfchten. Sie gaben bie Dermittler 5wifchen @ften unb IDeften ab, bie (träger ber Hunft ber thfeelänber. Die heimifchen Dan5iger maler entfernten fich nicht von jener Schule. i)a war i)aniel Schultg, ein ficherer, etwas trocfener “Künftler, ber bei ben Dolnifchen (Brofäen als ],)ortraitift beliebt war; 2Inbreas Stech,”) ein mann, ber an 5rifche ber Beobachtung manchem befannteren meifter ber 5eit nicht nachfteht. Seine Bilbniffe wurben von ben beften 21ugsburger Kupferftedyern vervielfältigt. üathanael von Schröber, ein patri5ier ber Stabt, fcheute fich nicht, felbft ben Dinfel 5u führen. Der be“:

rühmtefte Bürger ber 5tabt, ber viel gefeierte 2Iftronom £)evelius, 15) hatte felbft bie Stecherfunft geübt unb 5war für thhanafius Kircher, ben großen 3efuitem(ßelehrten. (Er lief; von Stech feinen him:

melsatlas herftellen unb beffen Sternbilber mit berben, leibenfchaft:

lich bewegten ®eftalten erfüllen.

f)evelius bilbeie ben mittelpunft bes geiftigen Si'ebens ber Stabt. Üer "König Subwig XIV. fchicfte ihm einen 3ahrfolb, König 30hann Sobiesfi verlieh ihm Drivilegien, als er bei einem Befuch in Dan5ig in feine Sternwarte fam. Der Zlftronom vergalt biefe

®nabe in nody glän5enberer IDeife. (Er verfetgte ben Z?amen bes Königs in ben himmel. Noch heute ift bas „5chilb bes Sobiesfi“, ein Sternbilb in ber milchftrafäe‚ nahe bem himmels=

äquator. Stech war es, ber 5uerft bas neue Bilb ber E)immelsfarte einfügte. 21Tit<Ehrfurcht bliclte Dan3ig auf ben großen mann, ber ben (Beftirnen Kamen verleihen fonnte, ber ZDeichfelnieberung ein 3weiter (Zopernicus war.

über auch für ein anberes (ßebiet, welches bamals ber mathematif 5ugehörte, hatte £)enelius ein offenes Zluge: für bie

.

(7)

Barthel Ranifch. I 3

Baufunft. (Er ließ fich von 3eremias 5alcf, einem geborenen Dan5iger unb bem glän3enbften Stecher {einer 5eit im üorben, bie IDerfe bes £epautre fommen, jenes meifters, welcher bie Barock funft 3taliens mit frangöfifchem Klafftcismus 5u mifchen ftrebte unb mit unermüblichem (Eifer bem fortfchreitenben ®efchmacf neue ornamentale (Entwürfe entgegenbrachte. i)er E)anbel ging über hamburg, wohin bamals bie Künftler geflohen 5u {ein fdyeinen‚

welche ber Krieg aus bem vortheilhaften f)anbelsplatge an ber IDeichfelmünbung n'erbrängt hatte.

?

3)ie in I)an3ig geübte Baufunit war freilich weniger von ben neueren Strömungen in ben üieberlanben berührt. Die Bauformen fmb fchwerer 5u verpflansen als jene ber beweglicheren 5chwefter=

fünfte. Der bevor5ugte erchitelt Dan5igs war Barthel Ranifch, ber mit {ehr bemerl’enswerther llnbefangenheit {ich auf ben Beben heimifcher Kunft ftellte. (Er gab ein 10er? heraus, welches {eine Richtung fenn3eichnet: „Beichreibung Ziller Kirchen:®ebäube ber Stabt Dant5ig“ (Üan3ig 1695), ein wer?, in bem er namentlich ben gothifchen 2lnlagen unb ihren „wolgeftellten ®ewölben“ {ein ungen:

mer? 5uwenbete, beten „1'chöne 1Difient'chaft in vorigen langen jahren gang in Dergefienheit gerathen“. Biete f)inneigung sum alten Bauwefen it't begeichnenb für ben mann, wenn er gleich bei eigenen (Entwürfen fich bem (ßefchmacfe ber 5eit nicht entgog.

(Ein günftig benutgter 5ufall gab bie Deranlafiung sum Herr bau einer fatholiichen Kirche in Dangig, beren 21rchitel‘t Ranitd7 wurbe, ieit langer 5eit bes erften monumentalbaues in ber alten See;

gitabt. IDährenb ber 2lnweienheit bes Königs ftarb am 29. 2luguft 1677 ber ‚fürftprimas von polen, 2Inbreas ®lsgowsfi, @rgbifchof von (ßnefen unb hinterließ 80000 fl. für ben Bau einer Kirche; ber König ftiftete weitere 20000 fl. 50 entftanb an ber fleinen Krämer;

gafie bie St. johannesfapelle, meift Königslapelle genannt. 21m 21.3uli 1678 wurbe mit großem Domp ihr ®runbitein gelegt; 1681 war bie Kirche fertig, body erft 1683 wurbe fie geweiht. Der Bau (Sig. [ unb 2) tft Feineswegs ein 2T'ieifterrverl: 3wiid)en 5wei brei;

ftöcfigen ®ebäuben von je brei 21chfen, alte echten 1)an5iger wenn;

häufern mit großen halten im (Erbgefchofs, i1't ber rechtwinflige Bau

(8)

14 Johannesf'apelle 311 Dan3ig.

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‚Sig.1 mb2. jubuunesfapelle 3uDan3ig.

(9)

johannesfapelle 311 Dan3ig. 15

berart gegliebert, ba5 burch vier Dfeiler ein quabratifcher Kuppelbau unb ein llmgang um benfelben gefchaffen wirb. Die ;faqabe ift burch fehr lang gefiel5te jonifche Dilafter gegliebert unb würbe ohne Pünft:

Ierifche Bebeutung fein, wenn es nicht wichtig wäre, bas ein5ige monumentalwerf fennen 511 lernen, bas in jener 5eit in Dan5ig entftanb. 21n ben „fenftern unb Chüren finb bie (ßewänbe vielfach ver=

fröpft, bie Derbachungen mager. Der plaftifcheSchmucl ift völlig natur raliftifch unb befteht aus ®ehängen von Blumen ober von Bänbern.

Das große polnifche “Königswappen halten 3wei fliegenbe (ßenien:

gerabe bas Bilbnerifche am Bau 5eigt ®ebanfen, bie, wie wir fehen werben, an einem Schlüter‘fchen Bauwerfe felten fehlen. Die Kuppel über ber Dierung ift von fiebenfuppeln begleitet unb fchlicht im Zlufrif5. Die Streben ähneln Zlnläufen unb enben je in eine

<Zonfole.

llls ber Bau begann, war Schlüter 14 jahre alt; als jener feinem 5wecfe übergeben wurbe, 3ählte er erft 19 jahre. über Schlüter jagt in einem Schreiben von 1706, baß er fchon 30 jahre an großen Bauten befchäftigt fei. (Er muß“ alfo, felbft wenn man eine gelinbe 11ebertreibung annimmt, fehr früh, fchon sur 5eit bes Bauanfanges, ber Kunft 5ugefi'ihrt fein werben. Das fann nicht überrafchen. Der junge mann, welcher Bilbhauer werben wollte, trat bamals als Sehrling in eine Sucasbruberfchaft ein, bie es in Dan3ig wohl nach nieberlc'inbifchem Dorbilbe gegeben haben mochte.

So war es in 21ntwerpen,“) ber £)auptftabt ber nieberlänbifdyen Bilbc hauerei, wo bie f)olsfchnitger eine ber älteften, fchon 1430 mit ben malern vereinigten Briiberfchaften bilbeten, obgleich fie 1663, unter ber Dorftanbfchaft bes jüngeren Danib Ceniers, ben vornehmen Kamen einer 2Ifabemie annahm. So war es in Brüffel, wo bie Brüberfchaft fich jenen „vier ®efrönten“ weihte, welche von leters her bie Schutgpairone ber Steinmeigen waren. jeröme Duquesnoy wurbe mit 20 jahren meifter‚ marc Devos mit 25 jahren. 2Ille mußten früh in bie IDerfftätten ihrer Eehrherren eingetreten fein, um mit gan3er Seele unb allen ®ebanfen Künftler 5u werben. lllfo ift es wohl möglich, baß auch Schlüter früh 3ur meifterfchaft fam.

wie aber {eine £ehre ausfah, wiffen wir nicht. üicolai nennt einen gewiffen Davib Sapovius als feinen £ehrmeifter.

Der Z°(ame hat nirgenbs nachgewiefen werben fönnen, weber in

(10)

16 Dan5iger 8ilbhauer.

Dan5ig noch in Berlin, wohin Schlüter feinen £ehrer fpäter ge;

sogen haben fell. IDeber in ben Dan5iger Bürgerrollen, noch in

ben 5unftliften ber maurer, Steinmetgen unb Bilbhauer erfcheint

fein üame. (Es ift immerhin möglich, bag er im i)ienfte bes

“Königs von polen geftanben habe.") mit: wiffen nichts von Sapovius‘ IDerfen: fein fiame ift fomit für bie Hunftgefchichte nur ein leerer Schall.

ther wir Fönnen uns ben fünftlerifchen £ebensfreis un;

gefähr vergegenwc'irtigen, ber unter Dan3igs Bilbhauern in Schlüter’s 3ugenb5eit herrfchte. i)ort wirfte peter Ringering, welcher 1647«1648 allegorifche jiguren auf bas Sanggaffenthor fchuf, tüchtige £eiftungen im Stil ber 5eit. (Er vollenbete bamit bas von 2lbraham von bein Blocfe begonnene Baumerf. Caspar (ßünther wirb weiter genannt, ber felbft für ben furbranbenburgb fchen E)of 1663 21ufträge erhielt: er fertigte bie Hüften ber 5naölf erften römifchen Kaifer unb Kaiferinnen, welche jetgt im (Eharlottew burger Darf ftehen. Diefe 2Irbeiten finb nicht ohne funftgefchichß lichen IDerth. wenn es gleich bem Bilbhauer nicht recht gelang, Sieben, Zlbwechslung unb (Bröfäe in bie männerföpfe 5u bringen, ' bie vielmehr ein erheiternbes ZTüttelbing 5mifchen fpiefäbürgerlicher (ßriesgrämlichfeit unb verfchrobenem (Ernft 3eigen, fo ift bas Koftüm boch fchon gang von jenem Hlafficismus, ber fpäter Schlüter eigen war; fieht man both felbft in ben vielleicht noch weniger gelungenen jrauenföpfen bie 21bficht, lfienfchenarten 5u 5eichnen, bas 3ch ber gefchichtlidyen ll"tänner unb frauen 5ur 2Infchauung 511 bringen.

(Es ift in biefen Köpfen bie beutfche Renaiffance mit ihrer llna befangenheit verfchtnunben unb bas Barocf mit feiner freien ®röfge noch nicht eingesogen.

i)es IDeiteren aber beftätigen bie Büften ben innigen 5ufam=

menhang ber Dan5iger '}{unft mit jener ber Hieberlanbe, bie IDieberanfnüpfung ber mit bem 2Infange bes 3ahrhunberts 5erftörten lDechfelbesiehungen 5wifchen ben ©ftfeelänbern unb ben hanbels;

mächtigen heimftätten ber Hunft. IDar biefe boch fogar wechfek feitig gemefen. i)as bemeift bie ad7tunggebietenbe Künftlev erfdpeinung bes jean van milber, eines ber beften Bilbhauer aus ber Umgebung bes Rubens, ber in Königsberg geboren war unb ftets ben Beinamen £’lelemanb in (Ehren trug. Seine

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Die Bilbnerei bes u. 3ahrhunberts. 17

Schüler famen 5u 2lnfehen, wie er benn felbe in bem Kreife bes 3etöme Üuquesnoy unb 21rtus @uellijn eine fefte Stellung be;

hauptete.

Die Dermuthung, baß Schlüter am Bau ber Königsi'apelle thätig gewefen fei, finbet Nahrung in bem Ilm$tanbe‚ baß wir ihn fpäter in IDarfchau im Dienfte bes Königs antreffen. p. 3. mar;

perger, 18) in ber folge {ein ®enofie an ber llfabemie 3u Berlin, fagt, er habe „unterfdpieblicfye Dalatia fowohl in, als außerhalb warfchau angegeben unb ausgeführt“. Dort alfo, am mittleren {auf ber mama, werben mit {einer @hätigfeit nach5ufpüren haben. Um biefe aber 511 erfennen, bebarf es noch eines llmblicfes über ben Stanb ber Kunft im llllgemeinen.

?

mu bem Beginn bes 17. 3ahrhunberts vollsog fich eine Rücfmärtsbemegung ber europäifchen Kunft aus bem Horben nach ihrem @uelllanbe im Silben. Das ;fortfchreiten bes reformatoriichen

®ebani’ens war burch bie 3efuiten sum Stillftanb gebracht, ber pro;

teftantismus war in Dertheibigungsftellung 5urüd’gebrängt worben.

mächtig erhob fich bie neu burchgeiftigte fatholifche Kirche unb erfüllte bie ihr anhängenben Dölfer mit einem 5uge brün1'tiger frömmigfeit. Spanien unb Belgien, biefe ftärfften Bollmerfe bes 3efuitismus, wurben bie Eeiter im fünftlerifchen Schaffen; fie gaben bem nur mühfam 5u gleicher Stätte ber religiöfen Bewegung fich aufraffenben 3talien tiefgehenbe 2lnregung. Don außen her, von ben ®rensen ber Kampfgebiete, wurbe in bie römifche Kirche ber erneute (Ernft hineingetragen, ber fie sur Durchführung bes währénb bei: Renaifiance5eit fait hoffnungslos geworbenen Kampfes gegen ben humanismus unb bie aus ihm gegogenen folgcrungen be:

fähigte.

Kurs vor Zlusbruch bes breißigjährigen Ringens in Deutfclp Ianb befaßen norbi1'che Künftler ben maßgebenben (Einfluß in gang Europa unb auch in 3talien. Rubens unb van Dyd’ Iehrten bort einen gefunben Realismus im Bilbnif3; ®iovanni ba Bologna unb jrangois Duquesnoy waren bie leitenben Bilbhaucr in ;floren5 unb Rom; Doufftn eröffnete ber flaturbetrachtung neue IDege.

Önrlitl‚Nuhr. 5&lüler. 2

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Don ungleich größerer Bebeutung war eine weite 3ugenbz reife ber ;fürftin. 1683 ging fie mit ihrer geiftvollen mutter nach Darts, wo fie über ein jahr, bis sum ;frühjahr 1684,

Dorher fdyeint fie als Be?rönung für einen @riumphbogen berechnet gewefen 5u fein; benn auf einem folchen ftehenb (5ig. öffentlichen Bibliothef 5u Dresben. Diefer @horentwurf

bühne unb ift fehr fchlecht beleuchtet; es befteht aus einem Chor mit fchräg geftellten ®ewänbepfoften, einem mächtigen Schluf3ftein mit ber 3nfchrifttafel, aufgerollten Derbachungen

(Es ift aber unmahrfcheinlich, baß biefer treffliche mann, fpäter Schlüter’s Befchütger, anfänglich 2Intheil an {einer Berufung hatte, ba er faft ununterbrochen auf

®erabe gegen (Enbe bes 3ahres 1699 wurben bie llnterhanblungen befonbers lebhaft betrieben, wußte IDartem berg burch biefe fich auch hinfidytlich ber 5inan5en eine

Schlüter nahm ben plan auf unb 1'chuf 1701 einen (Entwurf, welcher fich {chen burch eine reichere ®lieberung bes alten 2Tiauer:. förpers vom Hering’fchen unterfchiebfl‘&#34;)

®räfin IDartenberg bas Schlößchen montbijou in Berlin erbaut hatte, ber alfo mit gefchicftem, höfifchem Sinn fich jenen ®ewalten bienftbar 511 machen ftrebte, welche ber

3m 5weitcn Banbe feines Buches giebt Dec?er audi feine für bie praxis gefchaffenen (Ente würfe wieber. i)a ift fein plan für Schloß (Erlangen, ba ift ein Entwurf für ein