politifd;e Sage. 127
(Es ift aber unmahrfcheinlich, baß biefer treffliche mann, fpäter Schlüter’s Befchütger, anfänglich 2Intheil an {einer Berufung hatte, ba er faft ununterbrochen auf biplomatifchen Reifen unterwegs war.
(Erft 1701 lehrte er von mosfau 5u bauernbem llufenthalt nach Berlin 3urücf'. 3enes 5ufammentreffen von IDartenberg‘s unb Schlüter’s 2qufteigen tft bagegen wohl nicht ohne Bebeutung. (Es 5eigt, baß Schlüter’s Derwenbung als leitenben erchiteften fowohl in seitlichem als ‚auch in urfächlichem 5ufammenhang mit bem
@mporfommen bes <ßrafen fteht.
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politiiche mißerfolge hatten bie äußere Deranlafiung 5u Dancfelmann’s Stars gegeben. Der bem Kurfürften peinlichfte unter biefen war bas Zfli51ingen ber Beftrebungen wegen ber Königsfrone. 3n5wit'chen war ber polnifche fifhron burch Sobiesl‘i‘s
€ob erlebigt werben. Durch rafches f)anbeln, burch {einen Heben tritt sum Katholicismus unb bie fomit erlangte hilfe ©efterreichs unb bes Klerus war ber benachbarte Burfürft von Sacht'en bem Branbenburger 5uvorgel’ommen. Der glän3enbe ;friebrich Zluguft von Suchfen trug bie polnifche Königsfrone. IDilhelm III. von Englanb,_auf befien mitwirfung am „großen Deffin“ Dand’el:
mann gerechnet hatte, war abgefallen. Z}annener hatte bie Kur:
mürbe erlangt unb mar Branbenburg ebenbürtig geworben;
es hatte bus enbenbe 3ahrhunbert ein „llvancement“ ber Regenten
mit fich gebracht; Branbenburg hatte aber noch nicht an ihm Cheil
genommen.;friebrich wollte {eine Zlbftchten rafcher geförbert fehen; fie 5u verwirflichen, 1'chien IDartenberg ber rechte mann. i)amals ent:
widelte {ich ein gan5 eigenthümlidyer Kampf 5wiichen bem preußi:
{chen Staate unb bem preufiifchen l:}efe, jener mit bem Selbmarfchall von Barfu5, bem minifter von ‚fuchs unb bem (Brafen Schwerin an ber Spitze, biefer unter IDartenberg‘s führung; bett bie alten Regierungsgrunbfätge, bas bebächtige, fparfame IDe1'en, bie Zlnz
lehnung an E)oHanb, hier bie {prungweife pelitil’ ber IDagnifl'e, ber
91308?“ plane, ber 5meibeutigfeiten, ber l}inneigung 5u 9efterreich.IDartenberg führte bie 2Innäherung an 1Dicn burch, welche
128 Der lief unb ber Staat.
sur (Erlangung ber Königsfrone nothwenbig war. ®benfo hatte er burch feine freunbfchaft mit bein ®rafen ;flemming, bem polnifd)zfäd)fifdyen minifter, ben Z)resbner hof für ben Dlan 5u gewinnen gewußt. ®erabe gegen (Enbe bes 3ahres 1699 wurben bie llnterhanblungen befonbers lebhaft betrieben, wußte IDartem berg burch biefe fich auch hinfidytlich ber 5inan5en eine überaus einflufäreiche Stellung 5u fchaffen. Dem Könige behagte bie 2lrt bes heitern unb erfinbungsreichen ®rafen mehr als jene feines vor;
gängers in ber 65unft. Denn biefer verftanb es, ben jelbmarfchall von Barfuf3 sur Derminberung bes E)eeres 3u veranlaffen, ba man ja nun jrieben, wenn auch jenen unfeligen von Rijswijd' hatte, bie alten, auf ihre „folibe meifterfchaft in ben 2Iffairen“ ftolgen (Be:
heimräthe in 5weite Stelle 5u brängen, ben Staat burch ben hof 511 regieren, bem Könige alfo ben Zlnfchein 511 wahren, als habe er fich von ber Bevormunbung feiner Käthe befreit. Das Branbew burg bes großen Kurfürften verwanbelte fich in einen Staat nach jenem frangöfifchen mufter, welches bamals maßgebenb in gang (Europa wurbe. Bas große IDort: „Der Staat, ber bin ich", fanb aud) in Berlin in bem Sinne 1Diberhall‚ in welchem es in Darts gefprochen worben war.
Zinn orbneten fich bie E)inge auf gan5 anberem IDege. Die perfönlidyen Reibereien am E)ofe, bie (ßunft bes Königs erhielten bie IDichtigfeit von Staatshanblungen. Die frauen begannen ihre hanb in bie öffentlichen llngelegenheiten su mifchen. Kur:
fürft ;j-‘riebrich’s ®emahlin freilich lebte mehr unb mehr ihren eigenen IDünfchen. Zlber bie 65räfin Wartenberg verbrc‘ingte fie von ihrem Dlatge‚ eine frau nieberer £)erfunft unb ®efinnung, aber rafch im Begreifen ber Sage unb breift im f)anbeln‚ bie ftets heiteren Rath wußte, in Q3weifelsfällen ben (Entfchlufä‚ bei übler
£aune 5erftreuungen herbeigubringen. 3a, friebrich gab fich ben anchein, als fei bie ®räfin feine maitreffe‚ weil er eine folche für:
ben ®lans bes f)ofes wohl als unerläfilich hielt. Selbft bie Königin fonnte fich bem in wichtiger Stellung befinblichen IDartenberg’fchen Dame nicht entsiehen, unb empfing enblich, wenn auch mit IDibew willen, bie 65räfin an ihrem hofe, nachbem ber ®raf ihr in ber Regelung ihrer ®elbverhältniffe geholfen hatte.