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Charlottenburg mußte erweitert werben. ®ofanber, ber für bie

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180 Decfer’s 5eichnungen.

E)of wuchs bebeutenb in ben Cagen allgemeiner ®lan5entfaltung.

Charlottenburg mußte erweitert werben. ®ofanber, ber für bie

®räfin IDartenberg bas Schlößchen montbijou in Berlin erbaut hatte, ber alfo mit gefchicftem, höfifchem Sinn fich jenen ®ewalten bienftbar 511 machen ftrebte, welche ber höchften 2T‘lachtquelle am

nächften ftanben, lieferte auch ben plan für bie (Erweiterung von

Charlottenburg. Stol5 rühmt er fich, baf3 fein (Entwurf in paris

„approbirt“ werben fei. fiicht 5u lleinem (Iheile fchrieb er feinen (Erfolg ber 5ierlichfeit 5u, ber anmuthigen form, bie ihn bewußt in ®egenfat; 5u ber Kraft Schlüter‘s ftellte.

?

Der Kampf 3wifchen Schlüter unb (Eofanber fcheint auch, wie bereits (Seite 118) gefagt, fiCh um biefen fleuentwurf bes Schloffes (Eharlottenburg gebreht 511 haben. (Einige Stiche paul Decfer‘s geben 5u biefer Dermuthung Deranlaffung.

i)ecler fam im 3ahre 1699 nach Berlin. (Er veröffentlichte I7II von flürnberg aus fein berühmtes IDerf: „Der fiirftliche Baumeifter“, in bem er nieberlegte, was er aus ber Schlüter’fchen Schule an ®ebanlen mit heimgebracht hatte. 'Die (Entwürfe fcheinen fogar noch in Berlin gemacht 5u fein, ba fie in bem bort üblichen rheinifchen fuf5e entworfen wurben. 3m 5weitcn Banbe feines Buches giebt Dec?er audi feine für bie praxis gefchaffenen (Ente würfe wieber. i)a ift fein plan für Schloß (Erlangen, ba ift ein Entwurf für ein lianbfchlof; Zl”iontplaifir, welches bie Zlhrfgräfin von Bayreuth errichten wollte, ba ift enblich ein bisher unerlannter (Entwurf für bas Berliner Schloß, welcher etwa 1699 entftanben fein muß, unb war ein 65runbrif; unb 5wei Zlnftchten ber £uft=

gartenfaffabe, letgtere an Stil unb Üarftellung bas minbeft reife, was Decl’er geftochen hat; unverfennbar eine deülerarbeit aus Öet erften 5eit feiner 21nwefenheit in Berlin, vielleicht eines jener

„Hunftftücle“, bie jeber Schüler nach ben Sat5ungen ber leabemie alljährlid) 5u liefern hatte. (Es wäre nicht bas erer mal, baß lfleifter ihren Schülern bie Zlufgabe ftellen, welche ihnen felbft 5u löfen aufliegt. Der britte Banb erfchien nach Decler‘s ii'obe, alfo aus feinem üachlaffe. Damals war Schlüter fchon in Detersburg,

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plane fiir Charlottenburg. 181

in fchwer erreichbarer ferne. Derwechslungen ber f)erl’unft ber 5eichnungen in Deäer‘s 2Tlappen burch ben Derleger unb Stecher finb nicht ausgefchloffen.

'Der im Decfer’fchen IDerfe als eigene erbeit bargeftellte planm) bedt {ich nicht vollfommen mit ber Sage von Charlottenburg.

Z'(amentlich ift bie Spree verlegt unb ift bem f)intergrunbe ein höhen=

5ug angebichtet, ber thatfächlich nur gegen ZDeften unb in anberer form vorhanben, ift. Zlber bergleichen llnrichtigl‘eiten fehlen in ben planen jener 5eit felten. 21uch mit ben vorhanbenen Baulich:

feiten räumt ber plan 5umeift auf. Nur in ben (ßrunblinien bleiben f1e theilweife im fieuplane erhalten. 2ln ben Kern legt {ich eine 2l'tenge von großartigen Sälen unb (Ballerien, f)öfen unb ®ärten, bei welchen ber 21rchitefi weniger beftimmte 5wec?e im 2Iuge hat, als bat; er in gefchwungenen formen, in malerifchen Raum;

anorbnungen, in reichen Durchblicfen fchwelgt. (Es fehlt auch nicht ber Churm für bas ®locfenfpiel unb 5war hier in unerhört reichem Zlufbau unb fymmetrifcher IDieberholung. Der Stil bes Baues hat nichts von ber Dalassofaffabe bes Berliner Schloffes, er ift ächt beutfch unb eng verwanbt mit ben erften DIänen Döppelmann‘s fiir bas Schloß 5u Dresben, von welchen fpäter bie liebe fein fell.

3m ®egenfatg 5u Deder unb su ber überfchwenglichen (fiel banl‘enfiille, in welcher Schlüter‘s Schiller fich erging, ließ ®ofanber in {einem plane bie Zlufgabe, ber f)ofhaltung entfprechenbe Räume 511 fchaffen, nie aus bem Zluge. (Er empfahl f1ch bem Bauherrn, inbem er ein IDerf entwarf, bas fehr wohl ausgeführt werben fonnte unb auch wirl’lich faft gan5 nach feinem Diane ausgeführt wurbe. (Er gab ihm jene ;formen, bie an ben Bauten ber l}uge:

netten üblich waren, welche llhnfart gefchaffen, t‘lepautre unb 2Tlarot für alle Derhältniffe anbequemt hatten. (Ein gequaberter ZHauerftreif an ben (Eden, 5enfter in guten Derhältniffen unb mit befcheiben geseichneten ®ewänben, an ben f)auptvorfprüngen eine

®rbnung, hier unb ba in ben llchfen ein ®iebel über bem k}aupt gefnns —- bas finb formen, bie nie gan5 mif;lingen werben, in beren feinerer i)urchbilbung fich ein ficheres ®efühl für Derhältniffe befunbet — bie aber bes (Eigenwerthes faft gans entbehren. 311 biefer Richtung erweift ftch (Eofanber als ein lilann, ber bie f)öhe ber Kunft barin fah, worin ber f)ofmann bie höhe ber gefellfchaft=

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182 <Zofanber's 2lntheiL

lidnn form erblicft: 3n ber mühelofen Beherrfchung ber geltenben (5efetge unb in bem Beftreben, weber im Böfen noch im ®uten fich allguweit von ber fchicflichen mitte 5u entfernen. IDO er aber etwas Befonberes fchaffen wollte, fiel er leicht aus ber Rolle.

13er @hurm, ben er vor bas Schloß fet5te, ein hoch auffteigenber mauercylinber mit Kuppel unb Eaterne, ift für bie faffabe ent:

fchieben 3u mächtig. 3n ihm befunbet fich auch (Botanbers ur=

fpriinglich italienifche Schulung. Z"(amentlich bie in Reliefperfpeftive vertieft gebilbeten Senfter finb eine <Erfinbung Bernini’s, welche am wirfungsvollften an ber ‘Soggia bes Dala350 Barbarini su Rom auftritt.

?

Die innere (Einrichtung von Charlottenburg 5eigt, wie bereits gefagt, fehr verfdyiebene f)änbe. Don <Eofanber felbft finb, nach:

weisbar burch Stiche,“‘*) ficher bie Kapelle (1704 bis 1706), bus Dor5ellan5immer unb ber Saal ber Qrangerie. Dies giebt einen llnhalt für bie Beurtheilung bes Hünftlers.

Betrachten wir 5unächft bas Dor5ellan5immer: (Es 5eid;net fich vor allen Räumen burch bie gewölbte, mit einer großen 5resfe geichmücfte Decfe aus, ein breites barocfes ®emc'ilbe, mit aus bem Bilbe herausftür3enben Siguren, ja einem bunt bemalten förperlichen f)irfch, beffen Kopf über bus 5auptgefims herabhängt.

So etwas ?ommt meines [Diffens nirgenbs in paris vor, bas ift burchaus beutfch:italienifches Barocf. (Es paßt aber auch nicht fehr 5u born feinen unb boch wirfungsvollen hauptgefims, welches voll:

ftc'inbig vergolbet unb mit Dor5ellantellern gefchmücft ift, beren je einer auch bas E)auptftücf jebes €heiles ber ftof‘fartigen ®ehänge an ber platte bilbet. 21ußer ben ftiliftifch hier nicht in Betracht f'ommenben chinefifdyen IDanbgeftellen bilben 65rotesfen, farbig auf (Bolbgrunb gemalt, ben E)auptfchmucl. Sie erinnern 5umeift an jene 5ierweife, welche in paris vor £ebrun’s 2qutreten beliebt war, an bie Zlusfchmücfung von Dauple:Dicomte, an 5immer in ;fontainebleau, an malereien in 5tupinigibei Curin, in IDür3burg unb Dommersfelben. tßleidye Il"mlereien finbet man in mehreren anberen Räumen, welche ber pSeit (Eofanber”s angehören 3hre 5eichnung ift 5ierlich, manchmal etwas leer, 5u fein in ben Sinien,

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3nnenräume. 133

ihre farbe etwas fü51ich, bie Sleifchtöne mit einem Stich in's Blaue, bie ®eftalten von einer großen plaftifchen i‘ßebunbenheit. 3ch möchte Jofef IDerner, ben Schüler maratti‘s, für ben Kiinftler halten, bem man biete 2Irbeiten 5uweit'en fönnte.

Sie finben fich namentlich in ben Heinen 5immern, welche fich Sophie Charlotte im linien 5liigel, wie aus ben Zlionogrammen unb ber Krone hervorgeht, erft als Königin einrichten ließ. (Es fmb bies bie fchönften bes Schlofies. (Ein Künftler, ber bie llpollo:

gallerie bes £ouiare unb bie bort noch vorherrfchenbe ungemein eble, gemefiene Schule frangois manfart’s genau fannte, hat hier mufterleiftungen ornamentaler Der3ierungen geliefert, gra5iöfe, fait übersierliche Reihungen von Dalmetten‚ aber auch von [Doppen unb üamensverfchlingungen, Kinbergeftalten u.t'. w. 21lles von einer finnnollen llnmuth unb einem ®efühl für bas Kleine, alfo von

@igent'chaften, bie Schlüter‘s IDefen fern ftanben. hier hatte wohl 3uaeifellos ein fransofe, wahrt'cheinlich auch be Bobt, bie 5anb im Spiel.

@ot'anber felbft war nicht bietet Richtung 5ugethan: bus be:

weift {eine Kapelle, welche, wie Sturm tagt, „nach päpftifchen 5iew rathen fchmed’e“, b. h. an Reichthum unb lieberfchwengliclfieit ber

‚formen über bus mag bes fiir eine vroteftantifche Kirche Schicf=

lichen hinausgehe. Denn Sturm iit ber Zfleinung‚ bag, wo bie Kirchen „am prächtigften ftehen, bie Eempel bes heiligen (ßeiftes am feltenften unb verwüftetften 5u fein pflegen.“

ZluCh an ber Charlottenburger Kapelle milcht fich bie feinere Behanblung ber 2Irchiteftur, welche ben frangöfifchen llnlchauungen

€ofanber's entfprach, mit bem berbften Barod’, fehweren, bie E)auph linien überfchneibenben IDoli‘en, mächtigen freifchmebenben (Engels:

geftalten, fühlt gefchmungenen @rnamentlinien. Das Bilbnerifche namentlich bie ‚flachbilber, außer jenen in ben IDanbpfeilerffillungen, bie (Engel unb anberes fönnte {ehr wohl unter Schlüter's 111it:

mirl’ung entftanben {ein. Der britte Raum, bie ®rangerie, 3eigt mieber biefelbe milchung bes Stiles, frangöfifche Dorficht in ber Behanblung bes 21rchitel’tonifchen, italieuifdye Breite in ber Durch:

bilbung ber I)ecfengewölbe unb bes 5igürlichen.

Durchmanbcrt man nun bie Säle bes (Charlottenburger Schlofies, fo finbet man, bci; in fait allen Räumen, alfo auch in

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184 Das „Bilb“ auf ber Kuppel.

ben ficher unter (Eofanber‘s @berleitung entftanbenen, nerfchieben:

artige Kräfte malteten. nicht immer ftimmt ihr Betrieb überein:

Da ift ber außerorbentlich feine E)ol5fchnitger King, ein (Englänber aus ber fortgefchritten ?lafficiftifchen Schule bes Eanbes; ba ift ein 5rveiter £)ol5fchnitger, ber ftd) in 5ierlichen @hiirverfleibungen, in gartem ©rnament erfchöpft unb als unmittelbar aus paris eingeführt erfcheint; ba finb maler verfchiebener Richtung, vom flotteften fiibbeutfchen Barocf, von 1Derl'en im Sinne bes 2lltomonte ober (froger bis 5u ftreng abgewogenen (ßrotesfen unb fchon im (fon verflauten hollänbifchen llllegorien. (Es 5eigt fich, bafg auch (Eofanber entmeber nicht bie 2lbficht ober nicht bie macht hatte, bas Schloß einheitlich 511 fchmr'icfen, 25an er jebenfalls ben vorhanbenen Kräften freie £}anb lief}, auch hier fich mehr als f)ofmann wie als Künftler von ftrengen (ßrunbfätgen erweifenb.

I'(och ein Schmuclftücf in <)Zharlottenburg bürfte von Schlüter er:

funben fein. 2luf feinen letgten plänen für ben IThin5thurm (Sig. 49 unb 51) fieht man eine weibliche, auf einer Kugel liegenbe (ßeftalt, mit ausgefpreigten 21rmen unb fliegenbem ®ewanbe. (Es ift bas

„Bilb“, welches nach einem Briefe Schlüter’s vom 17. juli 17c6 fertig geftellt morben war, aber nie in Berlin 5ur Dorfet5ung Fam. 3etgt fteht eine gang ähnlich bewegte jigur als IDetterfahne aufredpt, aber in fehr vertracfter Stellung auf @ofanber’s Schlonsthurm von Char:

lottenburg: Sollte fie ber letgte Reft bes verunglt'icften ZT'n'in3:

thurmes fein? freilich fieht man auch fchon auf bem Hering 5ugefchriebenen Dlane eine folche figur.

?

les Schlüter bem Könige am 2. mm 1705 fchrieb, er habe fein 1Derf „bis hierher glücflich geführt“ unb in Berufung hierauf um einen ®nabenbemeis bat, mußte er 5rveifellos fchon, baf3 bies nur in bebingtem Zfiaafäe wahr fei. Denn fchon 5eigten fich neue Schmierigfeiten an jenem Schmeqensfinbe feiner Bauthätigfeit, bem Zi2ün5thurme.l44)

lliitte juni 1706 berichtete Schlüter bem Könige abermals über ben Stanb feiner Bauten. (Er fprach hierbei bie f)offnung aus, im Zluguft burch (‘öottes hilfe „bas 65Iocfenfpiel auf bem Charme

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_*

Der mün3thurm baufällig. I85

anftimmen 3u hören“. I)ie 11hr fönne noch im juni angebracht werben. (Es werbe noch an ber Derftärl‘ung ber junbamente ge:

arbeitet. über {chen wenige (Zuge fpäter, am 22. juni, berichtet ber als Statthalter 3urücfgelafiene marfgraf philipp IDilhelm {einem Stiefbruber, bein im f)an befinblichen Könige, bat} ihm am Eage vorher hinterbrachi werben fei, ber Schloßthurm befinbe lich in ichabhaftem 5uftanbe. Zluf Befragen hatte Schlüter bie ®efahr 5u vertufchen verfucht, ba erft vor einigen Eugen etliche Riffe entftanben feien unb es „feine Z'(oth habe”. 5u gleicher 5eit aber hatte bie Dernehmung ber f)anbmerfmeifter am Schloßbau ergeben, baä ber Q'hurm an mehreren Stellen geborften fei, bat}; fchon feit 5mei jahren ftarl’e Hilfe ftattgefunben hätten, lo bag brei ber ftarfen Zlnfer platgten, baß ferner Schlüter fchon bie Senfung bes @hurmes bemerft unb habe mefien [alien — Pur5, bat} ber Baumeifter {ehr wohl bie ®e;

fahr erfannt habe, in ber ber gan5e Bau {ich befanb.

Die Suche machte natürlich Zluffehen. Ein E)ofrath Zliieg unb

<Z'ofcmber bemiihten fich, bie 1Dahrheit 5u ergrünben, wohl ebent'o {ehr in ber llbficht, Schlüter 3u fchaben als ber Suche su nütgen.

Zinn ftellte fich heraus, bat? Schlüter felbft ein iofortiges llnheil fürchtete; hatte er boch mit bem 2lbbruch ber oberen Churmtheile am 25. juni Nachts I llhr — alfo in aller (Eile —— begonnen, nach:

bem er fich burch jene Zlbmefiung flar geworben war, bafi; ber ganse @hurm fich fenfe. Ilm 26. juni fchrieb ZWarfgraf Dhilipp milhelm nochmals nach bem f)aag, bienftbeflifiene Berichte ZHieg’s famen noch hin5u‚ burd) welche 5chlüier‘s llnficherheit unb ber IDiber;

ipruch in {einen unb {einer Seute Zlusfagen geflifientlich flar gelegt wurben. Diefer felbft er1'rheint um fo mehr im llnred7t, als er bie

<5efahr su vertufchen fuchte, über bie er fich ielbit fal1'che Dorftellungen faum noch machen fonnte.

®egen Schlüter fpricht auch bie ‚form, in ber er fich weiter vertheibigte. QSunächft fchrieb er in höchfter (Erregung — man {ah ihn hänberingenb im Dor5immer bes ll'earf'grafen auf: unb ab:

gehen — an ben König, um befien llngnabe von fich ab3uwenben.

(Er berief fich auf {einen jleifi, auf {eine Zlbficht, bem Könige burch ben Churm Dergnügen 511 bereiten, unb legte einen in ber (Eile ffi53enhaft gefertigten Rig vor, wie er nun bieten 5u geftalten gebenl‘e (Sig. 5x).

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186 Neuer (Entwurf.

G.;) d Der plan ift fehr merf:

;__u_ “c” mürbig baöurch, baß Schlüter

/(‘7\\ faft bis ins Detail auf Re:

S:. \ ring’s alten (Entwurf 5uriicf:

ging. Z'cur bei: £)elm erfuhr eine 3eitgemäfäe Zlenberung, bie Derhältniffe eine llmbil=

bung. Die mauermaffen wurben leichter geformt.

Dielleicht hoffte Schlüter fo:

mit, bie Derantwortung von

fich felbft ab5ulenfen.

Schon am 29. juni

richtete er an ben beim Hö:

nige weilenben freiherrn v.

prin5en‚ ben Schloßhaupb mann un?) feinen umnitteb baren Dorgefetgten, bie Bitte, ihm mitsutheilen, wie ber König öie Sachlage auffaffe.

Üie Zlufregung hatte ihn franf ins Bett geworfen, er

litt an 5ittern in ben häm

ben, fo öaß er feinen Strich 5eichnén unö ben Zluftrag öes Königs, einen €hurm für öie Deter55itche 3u Berlin 311 entwerfen, nicht ausführen fonnte. Ba eine Zlntwort nicht erfolgte, mieöetholte Schlüter amao. juli feine Bitte um üachrid;t.

21m felben Cage war öie fönigliche Derorbnung in biefer 2Ingelegenheit in Bern lin eingetroffen. Sie befahl,

jig„z,x. mün3thurmgu Berlin. Eimer (Entwurf(5dylüterf. einen 21usfchuß eingufet5en,

(8)

%

Die prüfungséommiffion. 18 7

welcher ben Bau unb Schlüter’s llenberungspläne prüfen follte.

Dringen, welchem ber in feinem 21mtsfreife fich ereignenbe Unfall gewiß auch wenig willfommen war, fcheint bie ruhige Behanb:

lung ber 2Ingelegenheit burch ben König erwirft 5u haben, ja er fchrieb an Schlüter felbft einen wohlwolIenb gehaltenen Brief, wel:

cher biefem „recht wie ein himmlifches (ßefchenf“ erfchien‚ 3umal nun, ba bie allgemein erwartete fönigliche llngnabe ausgeblieben

war, bie Beftürmung bes unglücflichen E)ofbaubireftors burch bie

noch nicht be5ahlten £)anbwerfer, eine „nicht menfchliche, fonbern f)öllenqual unb matter", beenbet war. 5ugleich bat Schlüter, bem 2Iusfchuffe einige £)erren vom E)ofe unb vom (ßeheimrathe bei3u:

geben, fichtlich, um fo gegen bie ihm mißgünftigen jachleute, welche ber König berufen hatte, fich ein (ßegengewicht 3u fchaffen.

?

Der König hatte (Eofanber, ®rüneberg unb Sturm in jenen llusfchuß berufen. Sie follten gemeinfam mit Schlüter über bie Suche berichten. 21m 14. juli ging Schlüter ber Befehl 5u, fich mit jenen „fofort3ufammen3uthun“. 21m 17. fchrieb er wieber an Drin5en, bem er nun erft, angefichts ber ®ewif5heit, ba3 bie IDahv heit balb an ben (tag fommen werbe, 3ugeftanb, baf3 ber gan5e

€hurm abgebrochen werben müffe ober, baß man mit bem üieber=

reißen wenigftens foweit gehen nn'iffe, bis ber Reft „von fich felbft ftehen müßte“. 3er Dorfchlag, ben er machte, auf biefen Reft ein leichtes Belvebere su bauen, Uhr unb ®lod’enfpiel aber auf einem alten Churme an ber Spreefeite bes Schloffes su errichten unb bies womöglich in einem jahre fertig 511 ftellen, 3eigt, wie wenig auch jet5t noch Schlüter ben 63rnft ber £age begriff.

21m 18. juli i‘am Sturm von ;franl’furt a. Q., wo er an ber

11niverfität lehrte, nach Berlin. I)er 2lusfchuf5 befichtigte ben Bau.

Sd)on hier geigte fich Schlüter‘s Rei5barl‘eit unb ber unverfennbarc f)ohn ber theoretifch gebilbeten Baumeiftcr gegen ben Bilbhauer.

2115 man vom „babylonifchen Churmbau“ fprach, fchlud’te Schlüter noch ben 21erger hinunter. 21l5 man ihn aber bann einem förm:

lichen Derhör unterg‚og ober ihn boch mit fragen fo beftiirmte, bat?

er in einem Derhör über Sehen unb Sterben 5u fein glaubte, über:

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188 Barocl unb Klafficismus.

fam ihn mit 65ewalt öas ®efühl feiner fünftlerifchen Größe, feiner Heberlegenheit als Baroclmeifter über öie Klafficiften, bie ohne Bücher fich nicht 5u behelfen müßten uni) ihn, ben „rechten meifter", wie einen „unvernünftigen jungen traftiren”, fo baß er

„von 50m ent5ünöet” feiner IDege ging.

Sichtlich waren bie beiben großen Strömungen in ber Bau;

funft vor5ugsweife in Schlüter unö Sturm heftig aneinanöer ge;

ftoßen. Der Kampf 5wifchen Barocl uni) Klafftcismus, 5wifchen Künftlerthum unö (6elehrtenthum, welcher 20 jahre früher 5wiquen Bernini uni) öem vom 21r5t sum 2lrchiteften geworbenen Derrault beim Bau öes frangöftfchen Königsfchloffes, öes £ouvre, sum erften Zl”[ale sum Siege ber Regelrichtigfeit über öas freie Sch bes Künftlers geführt hatte, jener Kampf, welcher anberthalb 3ahrhunöerte früher fich fchon in ber Derfchiebenheit bes Schaffens von 2Tiichelangelo uni) Dallaöio geäußert unö feitbem nie geruht hatte, ber Kampf 3wifchen Können uni) IDiffen, 5wifchen Schule unö phantafie, Syftem unö 3nbivibualität führte hier wie ba:

mals uni) faft in ber gan5en IDelt 5um Siege ber antifen Regel.

Das Barocf wurbe in Schlüter gefdflagen, fo baß es halb aus Berlin wieber verfchwanö, wohin es erft ber Schloßbau getragen hatte. wohl war man fich in weiteren Kreifen öes letgten 3nhalts jenes Streites nicht bewußt, ben man für einen rein perfönlichen hielt. Z'(ur öie Betheiligten felbft mögen ihn geahnt haben.

Die Berichte von Schlüter’s (5egnern finb burchaus fach:

gemäß, ruhig in ber äußeren ;}orm, aber vernichtenb im 3nhalte.

Sie beantragten völligen Zlbbruch öes Churmes unb verwarfen öie let5ten Dorfchlc'ige Schlüter‘s, 5u welchen nicht einmal 5eichnungen vorlagen. Schlüter’s (Bebahren am Bau, feine Sorgloftgleit, fein 2Tiangel an flarem, praftifchem 1Dollen richtete ihn als ausführen;

ben erchitelten. Seine eigene Ziielbung über bie llusfchußfitgung, bie er am 27. juli an Drin5en erftattete, ein Schreiben voller 2lnflagen unb ohne fachlichen 3nhalt, verfchlimmert noch öas 1‚Irtheil über ihn. llls Kinb feiner 5eit unb ber 1nerl’antiliftifdyen llnfchauung bes Staatslebens wagte er am Schluß feines Briefes 3u fagen: „(Es leiöen Seine Königliche majeftät unter oem Zitißlingen öes 1Derfes feinen fo großen Schatten, öenn bie 2Tiaterialien finb alle 5u ge:

brauchen, uni) ber 2T‘iacherlohn ift meift in ber 2lccife wieber ein:

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