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Metrum und Rhythmus - Lyrik analysieren Sek II

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Academic year: 2022

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1 Unter Metrum (vom griechischen metron „Maß“) versteht man mit Blick auf die deutsche Dichtung

die regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben. Der Zusatz „mit Blick auf die deutsche Dichtung“ ist deshalb von Belang, weil nicht alle Sprachen prosodisch gleich strukturiert sind: So war in der antiken Dichtung nicht die Betonung maßgebend, sondern der Silbenumfang und in der romani- schen Dichtung die Silbenzahl.

Unter Rhythmus (abgeleitet vom griechischen rhein „fließen“) versteht man dagegen die harmoni- sche Gliederung des prosodischen Sprachbereiches insgesamt. Neben der Betonung zählen hierzu auch die Merkmale Tempo, Klangfarbe und Pausen. Zur Charakterisierung des Rhythmus’ haben sich zwar eine Reihe von Begriffen etabliert (z. B. steigend, fallend, drängend, gemessen, wogend), doch ist der Rhythmus zugleich eine subjektive und interpretatorische Kategorie. Es kommt hinzu, dass das Verhält- nis von Rhythmus und Metrum wissenschaftlich nicht unumstritten ist.

In jedem Fall ist Rhythmus dort eine sinnvolle Beschreibungskategorie, wo einem Gedicht entweder kein Metrum zugrunde liegt (freier Rhythmus) oder andere klangliche Mittel das Metrum in den Hintergrund drängen (vgl. Aufgabe 4 ).

Das Metrum ergibt sich aus Takten, d. h. den kleinsten Einheiten einer regelmäßigen Abfolge von Hebungen (betonten Silben) und Senkungen (unbetonten Silben). Diese Takte bilden dabei die Verse.

Entsprechend der Taktzahl wird ein Vers dann als ein-, zwei-, drei-, vierhebig (usw.) bezeichnet.

Folgende vier Taktarten lassen sich unterscheiden:

Jambus (unbetont, betont = x X): wirkt aufsteigend, beschleunigend, z. B. im Vers Der Mond ist aufgegangen

Trochäus (betont, unbetont = X x): wirkt abfallend, beruhigend, z. B. im Vers Abend wird es wieder

Daktylus (betont, unbetont, unbetont = X x x): wirkt fallend, z. B. im Vers Wenn nun der silberne Mond

Anapäst (unbetont, unbetont, betont = x x X): wirkt steigend, z. B. im Vers Wie mein Glück, ist mein Lied.

Zur Beschreibung von Versanfängen und -enden haben sich die Begriffe Auftakt und Kadenz etabliert:

Auftakt: Der Vers beginnt mit einer oder mehreren unbetonten Silben, z. B.: Es (= unbetont) schlug mein Herz, geschwind zu Pferde. Jambische und anapästische Verse sind somit auftaktisch, trochäische und daktylische dagegen auftaktlos.

Kadenz: Mit dem Begriff beschreibt man die metrische Struktur des Versendes: Bei Versen, in denen auf die letzte betonte noch eine unbetonte Silbe folgt, spricht man von einer klingenden oder weibli- chen Kadenz (z. B.: Festgemauert in der Érden …); Verse, die mit einer Betonung enden, haben eine stumpfe oder männliche Kadenz (z. B.: Steht die Form, aus Lehm gebránnt.).

Einschnitte im Versinneren werden als Zäsur bezeichnet, z. B.: Was aber schön ist, // selig scheint es in ihm selbst.

Auch einzelne Wörter lassen sich den Taktschemata zuordnen. Markieren Sie in den folgenden Wörtern jeweils zunächst den betonten Vokal und schreiben Sie dann die Wörter in die richtigen Spalten der Tabelle.

Verbot § Jambus § Betrug § Paradies § Daktylus § gesagt § verliebt § Liebende § Anapäst § Liebe § Heilige § Königin § König § Malerei § Sympathie § sagen

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Stefan Schäfer: Abiturvorbereitung Deutsch: Lyrik analysieren und interpretieren © Auer Verlag

Metrum und Rhythmus

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3 Markieren Sie in den folgenden Gedichtauszügen die betonten Silben und kreuzen Sie anschließend

an, um welches Versmaß es sich handelt.

a) In einem kühlen Grunde / Da steht ein Mühlenrad

Jambus Anapäst Trochäus Daktylus

b) Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen / Gleitet wie Schwäne der wankende Kahn

Jambus Anapäst Trochäus Daktylus

c) Und es wallet und siedet und brauset und zischt, / Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt

Jambus Anapäst Trochäus Daktylus

d) Bunt sind schon die Wälder, / Gelb die Stoppelfelder

Jambus Anapäst Trochäus Daktylus

Benennen Sie jeweils das Metrum, das den Versen zugrunde liegt. Begründen Sie für jedes Beispiel, ob Sie den Text bei lautem Vortrag auch streng metrisch lesen würden.

a)

Gottfried Keller: Sommernacht Es wallt das Korn weit in die Runde Und wie ein Meer dehnt es sich aus;

zugrunde liegendes Metrum:

wie gelesen werden könnte und warum:

b)

Clemens Brentano: Der Spinnerin Nachtlied Es sang vor langen Jahren

Wohl auch die Nachtigall,

zugrunde liegendes Metrum:

wie gelesen werden könnte und warum:

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