FULDA
INFORMIERT
ViSdP: Magistrat der Stadt Fulda, vertreten durch
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Schlossstraße 1, 36037 Fulda
10. September 2019
FULDA
INFORMIERT
ViSdP: Magistrat der Stadt Fulda, vertreten durch
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Schlossstraße 1, 36037 Fulda
11. September 2019
Von André König
In seinem Tagebuch be- schreibt ein gewisser Dama- sus Gerlach die Zustände im Fuldaer Landkrankenhaus.
Der bemitleidenswerte Ger- lach berichtet darin, dass ihm ein Knochengeschwulst aus dem linken Oberschen- kel entfernt werden musste.
Seine Schilderungen lassen darauf schließen, dass er bei vollem Bewusstsein gewesen sein muss: „Mit drei bis vier tiefen, gezogenen Schnit- ten“ […] wurde „eine hand- lange Wunde geschaffen.
Das Blut wurde mit nassen Schwämmen aufgefangen.
[…] Ich konnte nicht mehr zusehen und durchbiss zwei Kissen. Nach anhaltendem Drehen tat es einen Krach und ein großes Stück der Ge- schwulst war abgedreht.“
20 Tage lange hatte Ger- lach Fieber. Man riet ihm, in der Fulda zu baden, um die Wundheilung zu fördern.
Leider ohne Erfolg. Nach neun Wochen und zahlrei- chen weiteren kleinen Ope- rationen am „blau-schwar- zen“ Bein wurde Gerlach mit 20 Gulden für „musterhaftes Verhalten“ entlassen. Wirk- lich unvorstellbar.
Einer der leitenden Ärzte dieses Krankenhauses war Dr. med. Damian Zwenger.
Zwar hatte ein Kollege die Operation an Gerlach vorge- nommen, doch sind diese Schilderungen exempla- risch für den Kummer, den das äußerst schlecht ausge- stattete Krankenhaus Dami- an Zwenger bereitete. Das Krankenhaus war mit zwölf Krankenzimmern ausgestat- tet, welche die Namen der zwölf Apostel trugen. Ein schwacher Trost für den Krankenhauschef: Als Pri- märarzt verdiente er hier 391 Gulden im Jahr, was für da- malige Verhältnisse keine schlechte Bezahlung war.
Damian Zwenger war in
erster Ehe mit Anna Josepha geb. Oswald verheiratet, wel- che die Schwester des dama- ligen Posthalters Jean Bap- tist Oswald war. Es ist nicht verwunderlich, dass der erst- geborene Sohn der beiden auch den Vornamen seines Onkels bekam: Jean Baptist Zwenger. Und wie sich he- rausstellen würde, war der Name auch wegweisend für den Werdegang ihres Soh- nes. Als Jean Baptist Oswald starb, war er kinderlos, wes- halb die Posthalterei und das Hotel zum Schwan an seinen Neffen Jean Baptist Zwenger überging. Er war der letzte Posthalter Fuldas.
Aus der Ehe mit Anna Jose- pha ging ein weiterer Sohn
hervor, der sich als bedeu- tender Wissenschaftler ei- nen Namen machen sollte:
Constantin Zwenger. Con- stantin studierte zunächst Medizin und anschließend unter Justus Liebig Chemie
und promovierte später als Arzt in Marburg. Constantin war hoch gewachsen und hatte die Angewohnheit, sei- ne Zigarren an den Kerzen der Kronleuchter in den Sa- lons zu entzünden, bevor er sich seiner liebsten Freizeit- beschäftigung zuwandte:
Dem Kartenspielen mit sei- nen Studenten.
Constantin Zwenger war ein Sturkopf und Schlitzohr, wie die folgende Geschichte belegt: Leider gab es aus Sicht von Constantin Zwen- ger kein geeignetes Chemi- sches Institut für seine Stu- denten. Doch der Senat der Universität lehnte den Bau des Instituts ab. So ließ er kurzerhand selbst ein Insti- tut bauen – das Zwengersche Institut. Da er nach eigenen Angaben aber bedauerli- cherweise kein Geld hatte, legte er die Rechnung dem Senat vor, der sie, überrum- pelt von der Frechheit Zwen- gers, tatsächlich auch be- zahlte. Das sollte sich kei- neswegs als Fehler heraus- stellen: Als Leiter und Grün- der der Chemisch-Pharma- zeutischen Fakultät erlangte
Zwenger großes Ansehen weit über die Grenzen Hes- sens hinaus.
Nachdem Anna Josepha starb, ehelichte Damian Zwenger ihre Schwester Ma- ria Anna, mit der er einen weiteren Sohn hatte. Dessen Name war Ferdinand Zwen- ger. Ferdinand machte sich als Herausgeber und Grün- der verschiedener Zeitungen einen Namen. So gründete er Fuldas erste politische Zei- tung, den „Fuldaer Anzei- ger“, sowie die Zeitung für Geschichte und Politik „Bu- chonia“. Daneben trat er auch als Gründer und He- rausgeber der Zeitschrift für Geschichte und Literatur
„Hessenland“ in Erschei- nung, deren Ausgaben voll- ständig im Fuldaer Stadtar- chiv enthalten sind. Nach- dem er sieben Jahre Chefre- dakteur der Kasseler Zeitung war, übernahm er für wenige Monate die Leitung der Ful- daer Landesbibliothek, be- vor er 70-jährig starb.
Der Stammvater Damian Zwenger war indes bereits im Alter von 57 Jahren gestor- ben. Sein Grabstein auf dem Alten Städtischen Friedhof steht am Nordeingang des Friedhof – in unmittelbarer Nähe zum Grabstein seines Schwagers, des Posthalters Jean Baptist Oswald.
FULDA. Wer den Alten Städ- tischen Friedhof von seinem nördlichen Eingang an der Goethestraße/Franzosen- wäldchen aus betritt, stößt als erstes auf sein Grabmal:
Medizinalrat und Garnisons- arzt Dr. med. Damian Zwen- ger (1779-1837). Er leitete das 1805 von Wilhelm Fried- rich von Oranien gegründe- te Landkrankenhaus („Wil- helmshospital“), das zu Zwengers Zeit allerdings als massiv unterfinanziert und schlecht ausgestattet galt.
Serie (Teil 6): Was die Gräber am Alten Städtischen Friedhof erzählen / Damian Zwenger (1779-1837)
Garnisonsarzt in schwierigen Zeiten
Das Grabmal von Medizinalrat und Garnisonsarzt Dr. med. Damian Zwenger steht am Nordeingang des Al- ten Städtischen Friedhofs. Fotos: Stadt Fulda; Archiv der Stadt Fulda
Die drei Söhne machten Karriere
Stadtgeschichte erlebbar ma- chen – das wollen der Ge- schichtspfad und das soge- nannte Band der Erinnerung, das seit 2016 auf dem Alten Städtischen Friedhof Am Fran- zosenwäldchen anhand von Kurzportraits auf Bronzetafeln aufmerksam macht auf beson- dere Persönlichkeiten der Lo- kalhistorie. Wir nehmen neue
Recherchen sowie die Weiter- entwicklung des Pfads als An- lass für eine neue Artikelserie, in der am Beispiel interessanter Fuldaer Persönlichkeiten Stadt- geschichte sichtbar wird.
Im ersten Teil ging es um den langjährigen Direktor des Dom- gymnasiums, Dr. Eduard Goe- bel (Stadtseiten, 9. Oktober
2018), im zweiten Teil um den Vater des Rhönklubs: Dr. Justus Schneider ( Stadtseiten, 11. De- zember 2018). Der dritte Teil drehte sich um Jean Baptist Os- wald (Stadtseiten, 22. Januar 2019), der vierte Teil um Karl Anton Arnd (Stadtseiten, 13. Fe- bruar 2019) und der fünfte Teil um Bildhauer Gottfried Fleck (Stadtseiten, 24. April 2019).
„GESCHICHTSPFAD AM FRANZOSENWÄLDCHEN“
Das zweite Konzert dieser Reihe wird am Samstag, 21.
September, um 19.30 Uhr in der Orangerie Fulda (Stadt- saal) unter dem Titel „Ful- densie II – Musik eines Ver- gessenen“ gemeinsam mit Gesangssolisten und der Erz- gebirgischen Philharmonie Aue aufgeführt. Es ist dem aus Fulda stammenden Komponisten Hugo Staehle gewidmet. Das Konzert fin- det in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk statt.
Staehle (1826 – 1848) war zu Lebzeiten ein sehr erfolg- reicher Musiker. Trotzdem geriet sein Werk, vielleicht aufgrund seines frühen To- des, zunehmend in Verges- senheit. Doch inzwischen wird die Musikforschung auf den weithin unbekannten Sohn der Stadt Fulda auf- merksam. Der Musikwissen- schaftler Dr. Johannes Vol- ker Schmidt hat sich mit
dem Werk Staehles intensiv beschäftigt. Ihm ist die Editi- on des gesamten Auffüh- rungsmaterials dieses Kon- zertes zu verdanken. Auf- grund der Forschungen von Dr. Schmidt konnte auch das frühere Fuldaer Wohn- haus der Familie Staehle identifiziert werden.
Auf dem Programm dieses Konzertes stehen Szenen aus der großen heroischen Oper
„Arria“, die nach 175 Jahren
zum ersten Mal wieder er- klingen, sowie die Sympho- nie Nr. 1 c-Moll. Sie wurde 1844 uraufgeführt und im Jahr 2001 vom Orchester des Staatstheaters Kassel für eine CD-Einspielung aus dem Ar- chiv geholt. Dieses Fuldaer Konzert wird unter der Ge- samtleitung von Carsten Rupp (Chordirektor BDC) die erste öffentliche Auffüh- rung dieser Symphonie seit langer Zeit sein.
FULDA (jo). „Fuldensie“ – so lautet eine Konzertreihe, die der Städtische Konzertchor Winfridia Fulda aus Anlass des Fuldaer Stadtjubiläums in diesem Jahr präsentiert.
Winfridia widmet Konzert Komponisten Hugo Staehle
Musik eines Vergessenen
Der Konzertchor Winfridia präsentiert Szenen aus der Oper „Arria“ von Hugo Staehle (1826-1848). Archivfoto: Stadt Fulda
Nicht nur lukullisch sind Ful- das Partnerstädte beim Jubi- läum „1275 Jahre Fulda“ in Erscheinung getreten, son- dern auch in vielerlei Hin- sicht kulturell: So gestalteten Künstlerinnen und Künstler aus Dokkum eine viel beach- tete Ausstellung in den Räu- men des Kunstvereins in der Habsburgergasse, und die
Musikerinnen des Streichor- chesters aus Sergiew Posad (Foto) verzauberten mit ih- ren klassischen Streicher- klängen ihr Publikum beim Stadt- und Bürgerfest auf den beiden Bühnen in der Karlstraße und auf dem Platz Unterm Hl. Kreuz. / Foto:
Freundeskreis Fulda-Sergiew Posad
Gäste musizierten beim Fest
FULDA (ol). Wer sich für Unter- richt an der Musikschule der Stadt Fulda interessiert, kann sich ab sofort für das dem- nächst beginnende Schulhalb- jahr anmelden. Schon ab 33 Eu- ro monatlich werden folgende Instrumente angeboten: Block- flöte, Querflöte, Oboe, Fagott, Gesang (alle Stilrichtungen), Kontrabass, Harfe, Zither und natürlich Dauerbrenner wie Gi- tarre, Klavier, Klarinette, Trom- pete und viele mehr. Die Musik- schule bietet auf allen Leis- tungsstufen mehrere Ergän- zungsfächer, eine Fülle von Auf- trittsmöglichkeiten und unter- stützt beim Ensemblemusizie- ren. Für die Teilnehmenden der
„Studienvorbereitenden Aus- bildung“ gibt es ein attraktives Paket zum monatlichen Pau- schalpreis, bestehend aus Hauptfachunterricht, einem Nebenfach, einer Ensembleteil- nahme sowie Theorieunter- richt. Auskunft (auch über Fa- milien- und Sozialermäßigun- gen sowie Schnupperstunden) erteilt das Sekretariat der Mu- sikschule unter (0661) 102- 1412. Unter www.musik-ful- da.de findet man ebenfalls nä- here Informationen.