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(2) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. LUDW IG SOTHM ANN ZU M THEMA. NACHHALTIGE ENTWICKLUNGLEBENSFORM MIT ZUKUNFT Der sächsische Ministerpräsi­ dent meinte kürzlich bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Umweltpreises, daß die Konfliktstellung zwischen Kapital und Arbeit seit Beginn des 19. Jahrhunderts über eine Vielzahl innovativer sozialer Entwicklungen gelöst worden sei. Heute gelte es, die Konflikt­ stellung der gewachsenen A l­ lianz von Kapital und Arbeit auf der einen Seite gegenüber der verletzlich gewordenen Lebens­ umwelt auf der anderen Seite zu lösen. Er könne sich dies nur so vorstellen, daß unsere Pro­ duktions- und Konsumgesell­ schaft lernt, sich als Unter­ system eines übergeordneten großen Ökosystems zu begrei­ fen und ihr Handeln auf System­ verträglichkeit hin auszurichten. Es ist die Kernfrage, ob die Poli­ tik bereit und in der Lage ist, ei­ nen Rahmen zu setzen, in wel­ chem unsere Gesellschaft die notwendigen neuen Instru­ mente und Verhaltensweisen entwickeln kann, die zu einer nachhaltigen Entwicklung, zum „Sustainable Development" führen. Dieser auf dem Um­ weltgipfel in Rio erarbeitete Schlüsselbegriff für eine auf Schonung der Ressourcen aus­ gerichtete Lebens- und W irt­ schaftsweise muß zu einer vita­ len Kraft werden. Hier muß eine Umweltethik Vorrang ge­ winnen, in der die Ansprüche des Menschen kein absolutes Primat haben, sondern ihnen fair und gleichberechtigt die Ansprüche von Pflanzen und Tieren an die Seite gestellt sind. Ein Blick auf die Wahlpro­ gramme der etablierten Par­ teien und die sogenannten Kernthemen im Dauerwahl­ kampfjahr 1994 zeigt, wie er­ schreckend weit die meisten führenden Politiker in Deutsch­. 2. land von diesem notwendigen neuen Geist entfernt sind. Der Weg zum Miteinander mit der Kreatur ist steinig, wir ste­ hen erst am Anfang. Der Wider­ stand gegen naturfeindliche Entwicklungen aberwächst. W ir müssen uns einmischen ge­ gen die Vielzahl egoistischer Eigeninteressen, gegen ver­ altete Konzepte, die auf G ro ß­ strukturen und dauerndes N a­ turausbeuten setzen, gegen Ver­ nebelung von Gefährdungspo­ tentialen und gegen die un­ glaubliche Vergeßlichkeit. W ir erwarten von der deut­ schen Politik massiven Protest in Prag, weil die dortige Regie­ rung in Temelin unweit der bayerischen Grenze ein Kern­ kraftwerk vom Katastrophen­ typ Tschernobyl weiterbauen und an das Netz gehen lassen will. Wie unsere LBV-Gruppe Weiherhammer - die 16.500 Unterschriften gegen das KKW Temelin gesammelt und an den Ministerpräsidenten der Tsche­ chischen Republik Vaclav H a­ vel übergeben hat - es fordert, müssen diese Proteste von flan­ kierenden Vorschlägen zu de­ zentralen umweltverträglichen Modellen der Stromerzeugung begleitet werden. Kein A sp h alt im Wald. Die Deutsche Einheit hat vieles bewirkt. Sie hat Visionen aus­ gelöst und neue Ideen vorange­ trieben. Eine der schönsten Ideen soll gerade einasphal­ tiert werden. Der Thüringer Wald und der nördliche Teil des Oberfränkischen Frankenwal­ des sollten als grünes Herz Mit­ teleuropas erhalten werden. Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 16 in unheiliger A l­ lianz mit dem Beschleunigungs­ gesetz walzt die Vorstellung, in unserer dicht besiedelten Hei­ mat eine waldreiche, unzerstük-. kelte Zone als Lunge für Millio­ nen von Menschen zu erhalten, nieder; zwei Autobahnen (A 73 und A 81) und die ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt setzen hier ein falsches Signal. Wir brauchen eine intelligente, ökologisch ver­ trägliche Verkehrspolitik, die nicht kaputt schlägt, sondern er­ hält, die nicht auf Kosten von Natur und Landschaft, nicht auf Kosten des Erholungswertes ei­ ner ganzen Region Schneisen durch Wälder, Hochmoore, Na­ turschutzgebiete und Trocken­ rasen schlägt. Von Thüringen bis in den Raum Bayreuth zieht sich als geologi­ sche Sonderform ein Muschel­ kalkzug, auf dem sich beson­ ders artenreiche Trockenrasen­ gesellschaften entwickelt haben. Seine Arche-Noah-Funktion reicht von zahlreichen Orchi­ deenarten über Rote-Liste-Vögel bis zu seltensten Schnecken. Das Gebiet ist von gesamtstaatlicher Bedeutung für den Artenschutz. Naturschutzgebiet kann es den­ noch nicht werden, weil die Auto­ bahn- und ICE-Planer des Ver­ kehrsprojektes Deutsche Einheit 16 dies so nicht wollen. Während der Bauernverband schon jetzt um eine drastische Verringe­ rung der Ausgleichsmaßnah­ men dieser Verkehrsprojekte kämpft, werden die Natur­ schutzjugend im LBV, die Kreis­ gruppen Oberfrankens und viele andere LBVIer unter dem Motto „Kein Asphalt im Wald" gemeinsam mit den Bürgern vor Ort gegen die Vernichtung wert­ voller Lebensräume kämpfen. Was ist der Flußuferläufer w ert?. Was ist der Gesellschaft mehr wert, Kajakfahrer, die ihr Hobby vielerorts betreiben können oder die ökologische Qualität eines Abschnittes des mittleren und oberen Ammertales als Le-.

(3) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. 2 - 1 9 9 4. bensraum für Flußuferläufer, Gänsesäger, Eisvogel, Wasser­ amsel und viele Arten mehr? Die Mitglieder von SPD und CSU des Umweltausschusses des Bayerischen Landtages fa­ vorisieren die Kajakfahrer. Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß die Zahl der Flußuferläufer in ganz Oberbayern vermutlich kleiner ist als die Mitglieder ei­ nes einzigen Kajakclubs. Zur Verschleierung des eigenen Un­ vermögens, sich als Mitglied des Landtagsfachausschusses Umwelt für den klassischen Na­ turschutz einzusetzen, wird ein sogenannter Kompromiß her­ vorgezaubert, der das Kajak­ fahren von Dezember bis Ende April untersagt. Schutz also ge­ nau in der Zeit, in der Fluß­ regenpfeifer und Co. aufgrund fundamentaler biologischer Gesetzmäßigkeiten dort über­ haupt nicht brüten können und zum großen Teil dort nicht ein­ mal anwesend sind. Für viele Abgeordnete sind offensichtlich Wahlzeiten immer noch keine Naturschutzzeiten. Sie sehen, liebes Mitglied, daß die LBV-Arbeit für eine mit der Kreatur ausgesöhnte Gesell­ schaft nötiger denn je ist. Was wir heute nicht im Bewußtsein der Bürger ändern können, macht morgen Schäden an der Zukunftsfähigkeit unseres Lan­ des, und was wir heute an Bio­ topen und kulturlandschaft­ lichen Räumen nicht retten und erhalten können, werden wir morgen bitter vermissen. Wir bleiben der engagierte Anwalt für die Schöpfung.. KEIN E G N A D E FÜR DIE WALE. von PETRA DEIMER. 4. FLU R B ER EIC H ER U N G STATT FL U R B ER EIN IG U N G. von DIETER KRAUS. 10. DIE SCHILDW ACHE DER DACHFIRSTE. von HILTRUD RUNDE. 13. Im Kreuzfeuer der Naturnutzer: der Kormoran. KO RM ORANE IM B IN N EN LA N D. von DR. EINHARD BEZZEL. 14. WAS WÄCHST DENN D A ?. von RALF HOTZY. 18 Immer noch verfolgt: die größten Säugetiere der Erde. KO N ZEPT Z U R ERH ALTUN G D EA LPIN ER FLU SSLA N D SCH A FTEN. von BERND RAAB UND RALF HOTZY. 19. W ERBU N G IM PFLA N ZEN R EIC H. von RALF HOTZY. K R EISG R U PPEN. 22 8. LBV-IN TERN. 28. JU G E N D. 32 Pflanze mit erfolgreicher Werbestrategie: die Alpenküchenschelle. IMPRESSUM HERAUSGEBER. Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Verband für Arten- und Biotopschutz (LBV) GESCHÄFTSSTELLE. Kirchenstraße 8, 91161 Hilpoltstein Telefon 09174/9085, Telefax 09174/1251 Titelbild: Frauenschuh von Ralf Hotzy. REDAKTION. Ludwig Sothmann, Dieter Kaus, Klaus Hübner GESTALTUNG. Bernhard Reichel, Hilpoltstein LITHOS. Repro-Chroma, Laubenweg 27, 90765 Fürth VERLAG, SATZ & DRUCK. Millizer GmbH & Co. Druck & Verlag KG Daimlerstraße 1,91161 Hilpoltstein Telefon 09174/9059, Telefax 091 74/2262 ANZEIGEN Druckerei Millizer, Monika Teuchert BEILAGE Einem Teil dieser Auflage liegt eine Beilage der TIME-LIFE GmbH bei REDAKTIONSSCHLUSS. Heft 4/94 -1 5 . Juli 1994 ABONNEMENT. 60,- DM jährlich, Jugendliche 30,- DM In dieser Summe ist die Mitgliedschaftim LBV enthalten.. Herzlichst Ihr. KONTEN. Postgiroamt München Nr. 4603-805 (BLZ 70010080) Sparkasse Hilpoltstein Nr. 240011 833 (BLZ 76450000) Raiffeisenbank Hilpoltstein eG Nr. 59005 (BLZ 76461485) AUFLAGE 40.000. l o l Ok a a. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden. Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto beiliegt. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nur die Meinung des Verfassers wieder.. 3.

(4) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. ■ Obwohl die „Internatio­ nale Walfang-Kommission“ (IWC) auch 1993 im japani­ schen Kioto kein „Feuer-Frei“ für die bedrohten Meeressäu­ getiere gegeben hat, lassen sich die Fangnationen noch immer nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Norwe­ gische Walfänger haben ihre Drohungen schon kurz nach den Verhandlungen wahr ge­ macht und sind - mit dem Se­ gen ihrer Regierungschefin Gro Flarlem Brundtland zum Abschlachten von 226 Zwergfurchenwalen ausgelau­ fen. „Der Bestand kann leicht die Ernte von ein paar hun­ dert Walen verkraften und dennoch zunehmen,“ meint die unnachgiebige Lady. Wie in den vergangenen Jah-. ren, mußten 69 Tiere im Na­ men von Wissenschaft und Forschung über die Klingen der Flensmesser springen. Auf dem Papier sind Wale noch immer geschützt, ist. der Walfang zu kommerziel­ len Zwecken noch immer ver­ boten. Norwegen kann sich allerdings über diesen Be­ schluß hinwegsetzen. Das Königreich hatte rechtzeitig „Vorbehalt“ eingelegt. Die Statuten der IWC machend möglich! Und so haben die Walfänger aus dem kühlen Norden denn auch in dieser Saison erstmalig wieder 157 Wale ganz offiziell für reinen Kommerz getötet und ver­ marktet. 1982 hatte sich die Mehrheit der IWC für ein „Morato­ rium“ ausgesprochen. Nach einer Anpassungsphase für die Industrie sollte der „Waf­ fenstillstand“ für zunächst fünf Jahre ab der Saison 1985/86 in Kraft treten. Die Wale sollten derweil diese Verschnaufpause für kräftige Vermehrung und die Wissenschaftler für gründli­ che Bestandshochrechnungen nutzen. Zum Ergebnis läßt. sich unterm Strich zusam­ menfassen: Die Wale haben sich nicht reichlich vermehrt. Das mag aber nur die wun­ dern, die noch immer nicht wissen, daß diese großen Säugetiere eine sehr langsame Fortpflanzungsrate haben... Mehr Verlaß war da auf die Wissenschaftler. Sie haben ihr sogenanntes „Revised Management Procedure“ oder „RMP“ verabschiedet - und mit dem „RMS“ (Revised Management Scheme) inzwi­ schen Sicherheitsfaktoren, wie Kontrollen, eingebaut. Was für den Laien nicht mehr als ein „Revidiertes Manage­ ment-Verfahren“ ist, kann für die Wale schon im kom­ menden Mai im mexikani­ schen Puerto Vallarta anläß­ lich der nächsten IWC-Tagung die Entscheidung über Leben oder Tod bedeuten. Zugegeben, Zahlen, wie 760.000 Zwergwale in antarktischen Gewässern, klingen. KEINE GNADE FÜR DIE WALE gut, zum Beispiel im Ver­ gleich mit 660 Blauwalen. Al­ lerdings sind diese 660 nur der klägliche Rest von einem Bestand von 220.000. 1965 mußten die bis 30 Meter gro­ ßen Blauwale unter Schutz gestellt werden, sonst wäre das größte Säugetier, das je die Erde besiedelte, inzwi­ schen ausgerottet. Die Bukkelwale mußten 1966 folgen. In der IWC machte man sich traditionsgemäß weniger Sorgen um die Wale als um die Industrie. Lange wurde.

(5) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. bei der Vergabe von Fang­ quoten an der „Blauwalein­ heit" (BWU) festgehalten: 1 Blauwal gleich 2 Finnwale, gleich 2,5 Buckelwale, gleich 6 Seiwale. Dieses wenig bio­ logische Maß richtete sich nach der Menge Öl, die - je nach Art - erwirtschaftet werden konnte. Und es ver­ steht sich von selbst, daß die Walfänger stets die größten Opfer aufs Korn nahmen. Erst von 1972 an wurden die Bestände Art für Art verhan­ delt. In dem ergiebigsten al­. ler Waljahre, in der Saison 1930/31, waren in der Ant­ arktis mehr als 40.000 plus außerhalb nochmals 30.000 große Wale abgeschlachtet worden. Das konnte kein Be­ stand verkraften. Doch da war ja noch die Art Balaenoptera acutorostrata. In den siebziger Jahren besannen sich besonders Japaner und Sowjets auf den unscheinba­ ren Minky. Bis dahin war der Neun-Meter-Zwerg, obwohl immer noch ergiebiger als ein Elefant, das Harpunenge­. schoß kaum wert gewesen. Nur um die 100.000 Zwerg­ wale wurden bis heute in der Antarktis gefangen. Das Mo­ ratorium hat den Minky bis­ lang davor bewahrt, den Weg der anderen Walarten - bis an den Rand der Ausrottung zu gehen. Die 300 For­ schungsfänge für die Söhne Nippons in den letzten Jah­ ren fielen da nicht allzu sehr ins Gewicht. Doch Japans Feinschmecker haben es satt, für teures Walfleisch aus der Antarktis weiterhin den Weg. über die Seziertische der La­ bors zu gehen und sich mit Forschungsfängen abspeisen zu lassen. Um die Tradition anzuheizen, hat sich das Land des Lächelns etwas ein­ fallen lassen: Den Tag des Walfleischs - einmal im Mo­ nat. Auch wenn die antarktischen Zwergwale momentan noch im Rechenmodell eine be­ stimmte Quote durchstehen könnten, birgt eine Aufhe­ bung des Moratoriums große Gefahren: Wird der Minky.

(6) Foto: Silvestris/Osmond. ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Superkompakte Spitzentechnologie zu vernünftigen Preisen für die Praxis des Naturbeobachters: klein, leicht, robust, Innenfokussierung. Mit Schräg- oder Geradeein­ blick, aber immer mit echter Gummi­ armierung. Die Optik für höchste Anfor­ derungen: 3linsige Objektive, 2/insiges Fokussiersystem, in Kombination mit CERALIN-plus-Vergütung die Garantie für brillante, farbechte Abbildungen; | große, randscharfe Sehfelder. ^ Für alle OPTOLYTH-Wechselokulare ge­ eignet, auch für das n e u e Z o o m -O k u la r 20-60 fa ch . 30 Jahre Garantie.. Æ U B V Oer Landesbund m é fürVogelschutz in Bayern e.V-Verband für Arten- und Biotopschutz (LBV) empfiehlt die Spektive und Fern­ gläser der Firma OPTOLYTH-OPTIK.. Weitere Informationen durch Ihren Fach­ händler oder direkt von OPTOLYTH.. TBS / TBG 65. Kompakt-Spektive Wechsel-Okulare. OPTOLYTH-OPTIK Walter Roth GmbH Postfach 21 VS 2 20 X. 6. 30 X. 40 X. 20 x W W. 30xW W. 70xW W. 20-60 x Zoom. & Co.. 91222 Pommelsbrunn Telefon: 0 9 1 5 4/ 4 0 11. KG.

(7) Illustration: Blanck/Stern. erst kommerziell genutzt, dann muß der Yen auch rol­ len. Bislang muß Japan sei­ nen Hunger auf Walfleisch kräftig subventionieren, ob­ wohl ein Kilo bis 800 Mark kostet. Doch allen Bemühungen, den Walfang wieder für den schnöden Mammon frei zu bekommen, stand bislang die Mehrheit der rund 40 Länder starken IWC entgegen. Aber diese Festung beginnt zu bröckeln. So sind die kleinen Inselstaaten, St. Vincent, St. Lucia, St. Kitts und Domi­ nica gern bereit, Japans groß­ zügige Entwicklungshilfe mit ihrer Stimme zu honorie­ ren. Und selbst die Seychel­ len, so muß man vermuten, stehen neuerdings unter Druck und sind von ihrer bis­ herigen Walschutz-Politik abgewichen. Andere Länder weichen aus Fürsorge für die Wale vom harten Kurs ab, so paradox das klingen mag. Sie befürchten, Norwegen und womöglich Japan könnten Is­ land folgen und die IWC ver­ lassen. Das könnte das Ende der IWC und den Beginn ei­ nes Walfangs ohne jede inter­ nationale Kontrolle bedeu­ ten. Was das heißen kann, machen nicht nur Japan, Kanada oder die dänischen Färöer bei den Kleinwalen, wie Delphinen und Tümm­ lern, vor: nationale Quoten ohne Beschränkung. An die 100.000 Kleinwale werden nach offiziellen Angaben je­ des Jahr getötet, als Beifänge, wie in Treibnetzen oder Ringwaden, sowie ganz ge­ zielt mit Harpunen oder an­ deren Mord Werkzeugen. Von illegalen oder nicht angegebe­ nen Fängen, wie sie an den meisten Küsten weltweit Vor­ kommen, an dieser Stelle ganz zu schweigen.. So geht es bei den jährlichen Verhandlungen der IWC in letzter Zeit mit schöner Re­ gelmäßigkeit aus, wie beim Hornberger Schießen. Die „Walfänger“ - und ihre An­ hänger - kriegen die notwen­ dige Dreiviertelmehrheit für den Walfang nicht durch. Die „Walschützer“ haben es bis­ lang nicht geschafft, z. B. den französischen Antrag für ein Schutzgebiet Antarktis durchzusetzen. Bleibt abzu­ warten, was die 46. IWC-Tagung in Mexiko bringt. Ja­ pans Antarktisfahrten ließen sich durchkreuzen, wenn die Antarktis zum Schutzgebiet deklariert würde. Und Nor­ wegen will der Europäischen Gemeinschaft beitreten. Für Spanien und Portugal war der EG-Beitritt Grund ge­ nug, den Walfang zu verbie­ ten. Norwegen scheint sich allerdings seiner Sache sehr sicher: Neuerdings bietet man dort sogar Walskelette an, obwohl damit auch noch ge­ gen das „Washingtoner Ar­ tenschutzübereinkommen“ (WA), das den Handel mit gefährdeten Tieren und Pflanzen kontrolliert, bzw. verbietet, verstoßen wird. In der EG ist der Handel mit Walprodukten seit 1981 ver­ boten. Norwegens Walfänger könnten nach nationalem Recht zwar Wale töten, müß­ ten das Fleisch allerdings schon unterwegs verzehren. Oder planen die coolen Nordmänner etwa, ihre Beute auf hoher See nach Ja­ pan umzuschlagen? Dann hätten sie uns allerdings mit ihren Geschichten von Tradi-, tion und ökologisch sinnvol­ ler Nutzung natürlicher Res­ sourcen ganz schön ver­ schaukelt. Petra D eim er. Foto: de Jong. ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. 1993 - ERFOLGREICHES SCHLEIEREULENJAHR ■ Seit 1966 werden in Teilen Frankens die Schleiereulenbe­ stände kontrolliert, im Land­ kreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim seit 1970. Noch nie w ar der Brutbestand in diesem Landkreis so hoch wie 1993: In 61 Brutorten wur­ den von 77 Brutpaaren minde­ stens 600 Junge flügge. In wei­ teren 19 Orten wurden Feststel­ lungen ohne Brutnachweis be­ kannt. Dieses überwältigende Ergeb­ nis für eine Vogelart der Roten Liste hat mehrere Gründe: schneearme Winter, gutes Nah­ rungsangebot seit 1989, zahl­ reiches Nistplatzangebot. Nachdem das Brutplatzange­ bot in Kirchen trotz intensiven Bemühens seit 25 Jahren we­ gen der Taubenplage nur bei ganz aufgeschlossenen Pfar­ rern noch Erfolg hatte, wurden von der LBV-Kreisgruppe seit 15 Jahren systematisch ca. 150 neue Nistplätze geschaffen. Diese kontinuierliche Arbeit hat 1993 diesen bisher größten Er­ folg erzielt. In zwei Dörfern w a­ ren sogar ¡e 3 Brutpaare nach­ w e isb a r-e in fast „koloniearti­ ges" Brüten. Der Mindestab­ stand betrug in einem Fall nur noch etwa 100 Meter. In minde­ stens 9 Orten brüteten 2 Brut­ paare. Aufgrund der erfolgrei­ chen Arbeit stellt sich die Frage, lohnt sich weiterer Aufwand. überhaupt noch? Die 1993 ge­ machten Erfahrungen lassen dies durchaus sinnvoll erschei­ nen. Es werden daher folgende Empfehlungen für das weitere Vorgehen gegeben: 1. V erfe in eru n g des B ru tp latzan g eb o tes. Die Brutkapazitäten sind für die Schleiereulen bei gutem Nah­ rungsangebot und in guten Mäusejahren noch lange nicht ausgeschöpft. Es ist daher sinn­ voll, systematisch weitere O rt­ schaften, Weiler oder Einzel­ höfe mit Nistplatzangeboten auszustatten, d. h. ausreichend Brutmöglichkeiten für „Normal­ jahre" zu schaffen. In einem zweiten Schritt können dann weitere Nistmöglichkeiten oder Ausweichbrutplätze in besetz­ ten Orten geschaffen werden. Zweite (oder dritte) Nistmög­ lichkeiten sollten innerhalb der Ortschaften möglichst weit auseinanderliegen, um auch in Normaljahren nutzbar zu sein (begrenztes Nahrungsangebot, Reviergrößen). 2. V e rb e sse ru n g e n für brüten d e S ch leiereu len. Ausweichbrutplätze in enger Nachbarschaft zu besetzten Brutplätzen verbessern die Le­ bensbedingungen vorhande­ ner Paare. So hat sich häufig gezeigt, daß die Eulen bei Zweitbruten gerne den Brut­ platz wechseln. Dies macht. 7.

(8) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. auch biologisch Sinn, da Jung­ vögel solcher Zweitbruten im Schnitt ca. 4 Wochen früher zum Ausfliegen kommen, d. h. wesentlich „fitter" für das W in­ terhalbjahr sind. Nistkästen sollten möglichst ge­ räumig sein und Entlüftungs­ möglichkeiten für Ammoniak­ dämpfe aufweisen, ohne je­ doch unerwünschten „ Durch­ zug " zu gestatten. Die zunehmend heißen Som­ mer der letzten Jahre lassen es auch sinnvoll erscheinen, die Nistkästen nicht in der aller­ obersten Giebelspitze zu pla­ zieren. Alt- und Jungvögel lei­ den ganz offensichtlich unter der dort vorhandenen enor­ men Hitze und sind völlig ap a­ thisch. 3. V erb esseru n g d er lan d w irtsch aftlich en Fluren. In mehreren Ortschaften des Landkreises haben LBV-Ortsund Jugendgruppen begon­ nen, die Vielfalt in den land­ wirtschaftlichen Fluren zu stei­ gern, so z. B. in Weigenheim, Simmershofen und Ickelheim. Meist auf Initiative engagierter „LBV-Landwirte" werden Hekken und Streuobstflächen ge­ pflanzt, Altgrasstreifen und Brachen angelegt und damit das Nahrungsangebot für den „Ansitzjäger" Schleiereule (zu­ gleich auch für weitere Arten) verbessert. Das neue bayerische Kultur­ landschaftsprogramm bietet dazu vermehrt Möglichkeiten einschließlich Ausgleichszah­ lungen für 20 Jahre. Auch durch das systematische Aufstellen (und ganzjähriges Stehenlassen) von Luzerne-, Klee- oder Heuböcken oder Ansitzpflöcken kommen die mäusefressenden Arten besser an das Nahrungsangebot (und der Landwirt vermindert mögli­ che Ernteschäden). Nur eine vielfältige, reich ge­ gliederte Landschaft mit exten­ siv genutzten (Teil-) Flächen erhöht wieder die Überlebens­ chancen der meisten Arten der Kulturlandschaft (und der Schleiereule in feldmausarmen Jahren oder schneereichen Wintern). Dieter Kous & Herbert Klein. 8. Jetzt kann der Uhu überleben - die isolierten Sitzstangen sind montiert. RASTPLATZ UNTER HOCHSPANNUNG ■ Zusammenarbeit zwischen LBV und Stromversorger: Die Überlandwerke Unterfranken markierten Leiterseile mit Fähnchen und entwickelten eine auch für den Uhu sichere Sitzstange an einem gefährli­ chen Schaltermast. 1991 wurde ein junger Schwarz­ storch verletzt unter den Leiter­ seilen einer Stromtrasse gefun­ den. Da er vermutlich gegen die Seile geprallt war, wandte sich die Kreisgruppe Würzburg an die ÜWU mit der Bitte, die Seile zu markieren. Da diese das ganze Maintal überspan­ nen, w ar die Maßnahme recht aufwendig. Ein Unfall wurde seitdem aber nicht mehr regi­ striert. Eine kleine Tragödie spielte sich 1993 im Uhurevier ab. Schon am Anfang der Brutzeit wurde der Terzei mit einer Krähe im. Fang tot am Fuß eines Schalter­ masten gefunden: Stromschlag. Ein „Stiefvater" stellte sich ein. Aber am 17.5.1993 wurde auch das Weibchen am gleichen M a­ sten durch Stromschlag getötet. Dieser Betonmast w ar schon mit einer im Storchenschutz be­ währten Sitzstange versehen. Die Uhus setzten sich aber nicht wie andere Großvögel auf die oberste Spitze des Ersatzbau­ mes, sondern vermutlich unter die Sitzstange auf die Traverse, ähnlich wie sie sich in die Mitte einer Baumkrone setzen und gerne Geäst über sich haben. Daher berührten sie beim An­ oder Abflug stromführende Teile. Der „Stiefvater" hatte nicht die nötige Bindung an die drei Jun­ gen entwickelt, um sie nun a l­ lein zu versorgen. Daher wur­ den sie mit Hilfe der Feuerwehr. MÜNCHEN. IST DIE BETONORGIE NOCH ZU VERHINDERN? ■ Die Regierung von Oberbay­ ern gab die Baugenehmigung für den nächsten Abschnitt des Autobahnrings München in Form der „Amtslösung" her­ aus. Damit wurde die unter N a­ turschutzgesichtspunkten denk­ bar schlechteste Lösung bau­ reif gemacht. Denn die jetzt ge­ nehmigte „Amtsvariante" be-. deutet einen unglaublichen ökologischen Kahlschlag im Münchner Nordwesten. Die vor­ gesehene Doppelanbindung des Autobahnrings an die Stutt­ garter Autobahn über die „Eschenrieder Spange" und den Weiterbau des Autobahn­ rings Richtung Langwied zer­ stört die Landschaft im Bereich. in einer dramatischen Gewitter­ nacht aus dem Horst geholt. Die Jungen waren schon recht spitz am Brustbein und mußten erst wieder in der GreifvogelAuffangstation aufgepäppelt werden, bevor sie zur Adoption in die Fränkische Schweiz ge­ bracht werden konnten. Um solche Tragödien künftig zu vermeiden, waren die Über­ landwerke Unterfranken sofort bereit, Abhilfe zu schaffen. So wurden drei völlig isolierte Sitz­ stangen über die stromführen­ den Teile gesetzt, und zwar in einem Abstand von 30 cm über der Traverse. Nun ist zu hoffen, daß sich der Uhu mit seiner G röße von 60 — 75 cm nicht mehr unter die Sitzstange quetscht. Sollte er aber auf der isolierten Sitzstange landen, könnte er ohne Schaden mit den Schwingen stromführende Teile berühren. Insgesamt wurden 7 Masten auf diese Weise umge­ rüstet. In vier bis fünf Jahren sol­ len alle ÜWU-Masten so aus­ gestattet sein, daß sie auch für Großvögel keine G efahr mehr darstellen. Dazu und für die schon abgeschlossenen M aß­ nahmen für den Vogelschutz werden insgesamt 750.000 DM aufgewendet. H. Schaller. Diese Markierungsfähnchen sollen vor allem Jungvögeln helfen, Leiterseile rechtzeitig zu erkennen. zwischen Langwied, Untermen­ zing und Allach vollständig und degradiert die wertvollen Bio­ tope zu Straßenbegleitgrün. Dazu kommen reihenweise un­ gelöste Probleme in den Berei­ chen Lärmschutz und Abgasbe­ lastung. Außerdem schafft sie die Voraussetzung für den Wei­ terbau des Autobahnrings im Westen bis zur Lindauer Auto­ bahn. Die Aubinger Lohe, die Moosschwaige, die Landschaft um das Gut Freiham und die Langwieder Heide lägen an ei­ ner Rennstrecke für den inter­ nationalen Kraftfahrzeugver-.

(9) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. kehr. Am meisten würde vom Bau des Autobahnrings die Großbauindustrie und der in­ ternationale LKW-Verkehr pro­ fitieren, am wenigsten die Münchner Bürger. Deshalb werden viele Ver­ bände und Organisationen ge­ gen die Verwirklichung dieser Betonorgie aktiv: Mehrere Bür­ gerinitiativen und alle Umwelt­ verbände, vom LBV bis zum Bund Naturschutz über den VCD setzen sich gegen den Weiterbau des Autobahnrings und für eine umweltgerechte Lösung der Verkehrsprobleme ein. Unterstützt werden sie da­ bei neuerdings auch von der Stadt München. Der Stadtrat beschloß mit den Stimmen von SPD und G RÜ N EN , gegen den Genehmigungsbescheid Klage einzureichen. Alternativen zum Weiterbau des Autobahnrings gibt es genug: Sie reichen von einer stadtfernen Bundesstra­ ßenvariante zur Verbindung der Lindauer Autobahn mit der Stuttgarter bis zur Verlagerung des Verkehrs auf M W und Bahn. Doch davon will der Bun­ desverkehrsminister und die bayerische Staatsregierung nichts wissen. Auch über die schwerwiegenden Bedenken aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes setzt sich die der bayerischen Regierung unter­ stellte Genehmigungsbehörde in ihrem Genehmigungsbe­ scheid großzügig hinweg. Schließlich drängt die Zeit: Ei­ nerseits werden die Finanzmit­ tel immer knapper und werden bald nicht mehr für solch unsin­ nige Straßenplanungen zur Ver­ fügung stehen, andererseits wächst in der Bevölkerung das Umweltbewußtsein, immer we­ niger Bürger sind bereit, ihre Heimat und ihren Lebensraum für eine Autobahn zu opfern. Ziel der Naturschutzverbände muß es daher sein, eine breite Allianz von Umweltschützern, Naturliebhabern, Kommunal­ politikern und allen Menschen aufzubauen, denen intakte Le­ bensgrundlagen und stadtnahe Lebensräume wichtiger sind als die Befriedigung der Be­ dürfnisse des Autoverkehrs. Clous Oberm eier. HASSBERGE. LBV gegen Ausbau des Ebelsbaches ■ Wenn man vom Schönberg auf den Altort von Ebelsbach schaut, dominieren Schloß und Kirche. Durch den Altort zieht sich der Ebelsbach mit seinem dichten Baumbestand wie eine grüne Insel. Nach dem Willen der Planer und einiger Befür­ worter soll diese gewachsene Struktur unter dem Vorwand der Hochwasserfreilegung zer­ stört werden. Während andern­ orts eine ökologisch orientierte Fließgewässergestaltung bei Dorferneuerungen immer mehr. an Bedeutung gewinnt, schei­ nen in Ebelsbach die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu sein. Neben dem ökologischen Schaden (negative Auswirkun­ gen auf vorhandene Vogelar­ ten wie Wasseramsel und Bunt­ specht) wird das gesamte Dorfund Landschaftsbild verschan­ delt. Der LBV setzt sich dafür ein, den Bach mit seinem vitalen und wertvollen Baumbestand in Gänze zu erhalten. Hermonn Bürgin. TRAUNSTEIN. Naturschutzpavillon Übersee ■ Vor 3 Jahren wurde an die LBV-Kreisgruppe Traunstein eine neue Aufgabe herangetragen: die Betreuung des Naturschutz­ pavillons Übersee, einem N a­ turschutzzentrum in der Nähe der Mündung der Tiroler Achen in den Chiemsee. Für den Pavil­ lon mußteein neues Konzept ent­ wickelt und verwirklicht werden: Wichtigste Zielgruppen sollten neben den Gästen der Frem­ denverkehrsregion Chiemgau Kinder und Jugendliche sein. Während Gäste und Einheimi­ sche durch Ausstellungen, N a­ turführungen (zusammen mit dem Verkehrsverein) und Vor­ träge erreicht wurden, mußte für Kinder und Jugendliche ein spezielles Angebot ausgear­ beitet werden: □ Veranstaltungen im Rahmen des Ferienprogrammes (naturkundl. Ausflüge, Zeltlager etc.) □ Veranstaltungen und Exkur­ sionen für Schulklassen (z. B. zu. den Themen Teich, Moor, Son­ nenenergie, ...), sowie □ Mitwirken bei Fortbildungs­ veranstaltungen für Lehrer. Der Schwerpunkt Jugendarbeit wird finanziell vom Kreisju­ gendring unterstützt. Daneben ergab sich eine enge Zusam­ menarbeit mit den Schulen der Umgebung und dem Lehrer­ arbeitskreis Umwelterziehung (Landkreis Traunstein). Außerdem werden vom Pavil­ lon aus den Chiemsee betref­ fende Probleme in Zusammen­ arbeit mit der LBV-Geschäftsstelle Traunstein aufgegriffen und bearbeitet. Wie andere Umweltzentren auch, leidet der Naturschutz­ pavillon unter der allgemeinen Finanznot. Voraussichtlich kann 1994 nur noch eine halbe Stelle finanziert werden, so daß ein Teil der vielfältigen Aufgaben nicht mehr wahrgenommen werden kann..

(10) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. ie Vorgaben einer inzwischen über­ holten Landwirt­ schaftspolitik zwangen die Flurbereini­ gungsverwaltung, ihre Plan­ ungen unter dem Gesichts­ punkt einer Intensivierung auszuführen. Dies war oft mit der Ausräumung der Land­ schaft und mit einer Ver­ armung des Landschaftsbil­ des verbunden. Ökologische Nachteile waren nicht zu ver­ meiden. Aufgrund von geän­ derten Rahmenbedingungen fand jedoch inzwischen ein Umdenkungsprozeß statt und die betroffenen Grundstücks­ eigentümer konnten in stei­ gendem Umfang dafür gewon­ nen werden. Es wurde ver­ sucht eine Flurordnung zu schaffen, die nicht nur den ökonomischen Belangen, son­ dern auch den ökologischen Flerausforderungen, die an eine zeitgemäße Flurbereini­. D. gung gestellt werden, gerecht wird. Die ökologischen Schä­ den sollten nicht nur mini­ miert bzw. vermieden wer­ den, man versucht auch den Biotopverbund in der Land­ schaft zu erhalten und zu si­ chern sowie durch Biotop­ neuschaffungen bzw. -ergänzungen wie Heckenpflanzung und Tümpelanlage zu verbes­ sern. Das wird bei Natur­ schützern aber vielfach als Landschaftskosmetik gehan­ delt. Einen ganz neuen, radi­ kalen Ansatz hat die Direk­ tion für Ländliche Entwick­ lung im Verfahren Marchetsreut, Gemeinde Perlesreut, Lkrs. Freyung-Grafenau er­ probt und ist sehr erfolgreich damit. Baudirektor P. G. Fi­ scher und die beteiligten Landwirte haben dabei die bisherige Vorgehensweise auf den Kopf gestellt. Bisher wurden die landwirtschaftli­ chen Flächen neu verteilt und. dann an den übriggebliebe­ nen Flächen Hecken, Feld­ raine und Feuchtbiotope ge­ schaffen. Man spricht deshalb zu Recht von einer Art „Zwikkelökologie". Diesmal wurde zuerst ein Biotopverbundsy­ stem geplant und dann im Einvernehmen mit den be­ troffenen Grundstückseigen­ tümern die Neueinteilung ge­ schaffen. Wer jetzt denkt, die Landwirte würden bei dieser Vorgehensweise benachtei­ ligt, liegt falsch. Es wurden trotz der neu angelegten Biotope alle erforderlichen, landwirtschaftlichen Wege ge­ baut, und nach der Neuvertei­ lung sind die landwirtschaft­ lichen Grundstücke besser zu bewirtschaften. Baudirek­ tor Fischer meinte dazu: „Wir haben innerhalb der Maschen der ökologischen Vernetzung eine großzügige Neuvertei­ lung vorgenommen". Ein Be­. weis dafür, daß die Land­ wirte mit ihrer Flurbereini­ gung zufrieden sind, ist, daß es keinen Einspruch gegen die Neuverteilung gegeben hat. Diese Zustimmung durch die Bauern gibt es nur in ganz wenigen Verfahren, und dies ist ein untrügliches Zeichen, daß von seiten der Beteiligten die Akzeptanz gegeben war. Ein Beispiel dafür, daß es möglich ist, „Ökologie und Ökonomie" zu verbinden. Die Flurbereinigungdirek­ tionen wurden 1992 in „Di­ rektionen für Ländliche Ent­ wicklung" umbenannt. Der neue Name „Ländliche Ent­ wicklung" war für das Ver­ fahren Marchetsreut auch gleich Programm. Die Teil­ nehmergemeinschaft ist nicht bei der Neuverteilung der Grundstücke stehengeblie­ ben, sondern sie hat mit der Ländlichen Entwicklung be­ gonnen.. Flurbereicherung DIE PROBLEME IN MARCHETSREUT Im Rahmen des Verfahrens wurden aufgrund einer Bio-topverbundplanung durch die Neuordnung folgende Flächen gesichert: 24,1 ha für den Biotopverbund in der Flur, 30,8 ha für den Gewäs­ serschutz; die Bilanz der Kleinstrukturen: vorher 59,8 ha, nachher 73,1 ha (Verbes­ serung durch ein Mehr an Magerwiesen und Gehölzen/ Hecken). Wer nun sollte diese Flächen nach der Neu­ verteilung bewirtschaften bzw. pflegen? Steile und an­ dere schwierig zu bewirt­. 10. schaftende Flächen wurden in den letzten Jahren ver­ mehrt aufgeforstet. In einem Fall wäre eine Orchideen­ wiese von Aufforstung fast vollständig eingekreist. Wenn sich das Mikroklima durch die Aufforstung ändert, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Orchideen verschwin­ den. Viele Steilflächen wer­ den nicht mehr bewirtschaf­ tet, weil sich kein Landwirt mehr findet, der diese Wie­ sen oder Weiden bewirtschaf­ ten will. Der Arbeitsaufwand ist einfach zu hoch. Es rechnet sich betriebswirtschaftlich nicht. Viele Nebenerwerbs­ landwirte, die in der Regel. kleinere Flächen bewirtschaf­ ten, geben die Landwirt­ schaft ganz auf, weil die Ar­ beit zu beschwerlich ist und bei den Preisen der EGAgrarwirtschaft nichts mehr zu verdienen ist. Der LBV hat in seiner Grünland-Kam­ pagne darauf hingewiesen, daß immer mehr Wiesen und Weiden unter dem Pflug oder unter Fichtenäckern ver­ schwinden. Damit wird die Rote Liste der Grünlandspe­ zialisten unter den Pflanzen und Tieren länger. Diese Ten­ denz gilt es zu stoppen. Um die Probleme grundle­ gend zu lösen, wurden frei­ beruflich arbeitende Agrarin-.

(11) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. statt Flurbereinigung genieure beauftragt, die an­ stehenden Nutzungs- bzw. Pflegeprobleme zu lösen. Es sollten neue Perspektiven für und mit den Landwirten ent­ wickelt und die Landschafts­ pflegeflächen in den land­ wirtschaftlichen Betriebs­ kreislauf integriert werden. Die Zusammenhänge in der Landwirtschaft und in all den Bereichen, die mit der Natur zu tun haben, sind vernetzt wie in einem Ökosystem. Deshalb haben die Berater das gesamte Verfahrensgebiet als System aufgefaßt und ana­ lysiert. Zu Beginn der Arbeit wur­ den mit allen Landwirten des. Breitblättriges Knabenkraut. Verfahrens Beratungsgespräche geführt. Dabei erreichten die Berater, daß die meisten Landschaftspflegeflächen von den Landwirten zur Bewirt­ schaftung gepachtet wurden. Die Landwirte bekamen Auf­ lagen, betreffend u. a. Schnitt­ zeitpunkt und Düngung (meist Düngeverbot). Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, das bayerische Kulturlandschaftsprogramm in Anspruch zu nehmen und mit „Naturschutz Geld zu verdienen“. Ein Teil der Leuchtflächen wird über Landschaftspflegemittel des Umweltministeriums bezuschußt.. NEUE PERSPEKTIVEN IN DER LANDWIRTSCHAFT Um die enorme Arbeitsbela­ stung zu senken, haben zwei Betriebe ihre Milchviehhal­ tung auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Damit sinkt die Arbeitsbelastung um siebzig Prozent. Die Landwirte be­ treiben jetzt diese arbeitsex­ tensive Form der Grünland­ bewirtschaftung statt den Be­ trieb ganz aufzugeben und letztendlich dann die frei ge­ wordenen Flächen aufzufor­ sten. Zusätzlich wurde ein neuer Stall gebaut, in dem im Winter die Kühe unterge­ bracht sind. Der Stall ist so. 11.

(12) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. ¡2 die Selbstvermarktung wird. Feuchtbereich östlich Prombach (Frühjahrsaspekt). Althecken und Neupflanzungen. konzipiert, daß der Arbeits­ aufwand gering ist. Ganz au­ ßergewöhnlich ist, daß zwei Bauern gemeinsam den Stall nutzen und ihre Tiere auch gemeinsam auf der Weide ha­ ben. Die Betreuungs- und Kontrollarbeit halbiert sich damit. Das erhöht die W irt­ schaftlichkeit der Mutter­ kuhhaltung enorm. Dieselbe Arbeitsteilung, die die Land­ wirte in Form von Maschi­ nenringen bereits seit Jahr­ zehnten erfolgreich prakti­ zieren, ist auch in der Tier­ haltung der Zukunft eine Möglichkeit, die Betriebe zu erhalten. In dem neuen Stall, in dem die Tiere frei herum­ laufen können und nicht mehr angebunden werden, kann ne­ ben Stroh auch die Streu von den Feucht- und Extensiv­ wiesen verwertet werden. Die Verwertung des Grünma­ terials, die auch LBV-Gruppen oft Probleme bereitet, wurde hier elegant gelöst. Die Weidehaltung in der Mutterkuhhaltung beschränkt sich in der Regel auf steilere Flächen. Flachere Grund­ stücke werden gemäht und als Wiese genutzt. An den Steilflächen gibt es immer wieder Probleme mit Tritt­ schäden. In Marchetsreut ha­ ben die Berater in Zusammen­ arbeit mit dem Amt für Land­ wirtschaft in Waldkirchen die. Rinderrasse der Pinzgauer eingeführt. Diese Rasse war vor 50 Jahren noch im Bayeri­ schen Wald zu finden, wurde aber vom Fleckvieh vollstän­ dig verdrängt. Mit den Pinzgauerkühen wurden gleich mehrere Ziele erreicht. Die Pinzgauer haben breitere Klauen als Fleckviehkühe und verursachen deshalb we­ niger Trittschäden. Bei den Pinzgauern handelt es sich um eine seltene und vom Aussterben bedrohte Rinder­ rasse. Mit dem Einsatz in Marchetsreut wurde ein Bei­ trag zum Erhalt dieser Rasse geleistet. Durch den Selten­ heitswert der Tiere wird auch versucht, das Fleisch der Jungtiere etwas teurer als das Fleisch der Fleckviehtiere zu verkaufen. Wenn dies ge­ lingt, ist der Artenschutz von alten Haustierrassen auch noch wirtschaftlich interes­ sant. Für einen Nebenerwerbsbe­ trieb, der keine Lust mehr hatte Schafe zu halten, wur­ den Auerochsen besorgt, die aus der Rückzüchtung des Tierparks Hellabrunn stam­ men. Die ganze Bauersfami­ lie ist stolz auf ihre schönen Tiere. Mit den seltenen Auer­ ochsen macht ihnen die Land­ wirtschaft wieder Spaß. Nicht jede Beratungsempfehlung ist betriebswirtschaftlich zu be­. 12. gründen. Viel wichtiger als Geld ist manchmal, daß der Bauer und die Bäuerin wie­ der Spaß und Freude an der Arbeit haben. Wenn heute Manager oder Ärzte einen Hof kaufen und schottische Hochlandrinder züchten, warum sollen dann nicht auch Nebenerwerbs­ landwirte ihren Hof als Frei­ zeitbeschäftigung sehen, die nicht nur Geld kostet, son­ dern auch wirtschaftlich ist. Mit den Auerochsen ist es auf jeden Fall gelungen, die Be­ wirtschaftung einer Rodungs­ insel langfristig sicherzustel­ len. Ein Vorteil für die aktiven Naturschützer: Die Pflege ei­ ner Orchideenwiese ist damit auch mitgeregelt, weil die Auerochsen das Heu fressen. Um die Landwirtschaft lang­ fristig in benachteiligten Ge­ bieten wie dem Bayerischen Wald gegen die Konkurrenz der neuen Bundesländer und anderer bevorzugter Gebiete in der EG zu erhalten, genügt es nicht, nur die Produktion zu optimieren. Es müssen grundsätzlich neue Einkommensmöglichkeiteu gefun­ den werden, die flächen- und ertragsunabhängig sind. In Marchetsreut wird als solche Möglichkeit die Selbstver­ marktung von Fleisch aus der Mutterkuhhaltung und der Kälbermast gesehen. Uber. ein höheres Einkommen erg zielt, und damit können auch £ kleinere Betriebe wirtschaft­ lich überleben und weiterbe­ stehen. Ein Landwirt in Mar­ chetsreut baut einen Kühl-, Zerlege- und Verkaufsraum für die Fleischvermarktung, damit alle hygienischen An­ forderungen erfüllt sind. Dort können dann Verbrau­ cher das Fleisch aus extensi­ ver Tierhaltung direkt vom Bauern kaufen. Das Fleisch ist in der Qualität besser und im Preis günstiger als beim Metzger. Naturschutz bedeutet in die­ sem Fall nicht mehr nur Mit­ glied beim LBV zu sein oder eine Hecke zu pflanzen, son­ dern auch bei den Bauern eini zukaufen und so mit dem Einkaufskorb einen Beitrag zu leisten zur Erhaltung öko­ logisch wertvoller Flächen. Jeder Einkauf beim Bauern direkt sichert hier ein Stück Natur mehr. Das kostet nicht mehr, ist aber manchmal mit mehr zeitlichem Aufwand verbunden. In Marchetsreut wird man aber damit entschä­ digt, daß etwa 200 Meter vom Verkaufsraum entfernt das Braunkehlchen und der Neuntöter brüten. Und noch 100 Meter weiter gibt es noch Wiesen voller Orchideen. So kann - hoffentlich - in Mar­ chetsreut auf dem Wege über die moderne Ländliche Ent­ wicklung, ergänzt und gekop­ pelt mit einer intensiven ganz­ heitlichen, landwirtschaftli­ chen Beratung und Konzep­ tion, typische Bayerwaldkleinstlandschaft erhalten und gepflegt werden: langfri­ stiges „Kapital" für Natur­ schutz und Landschaftspflege, „Kapital" auch für Freizeit und Erholung, ak­ zeptierter Lebens- und Wirt­ schaftsraum für die ansässige B evölkerung. D ieter Kraus.

(13) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. ■ Störche genießen seit tau­ senden von Jahren die be­ sondere Aufmerksamkeit der Menschheit. Bereits vor über 16.000 Jahren bemalten die Aurignac-Menschen in Süd­ frankreich und Spanien ihre Höhlenwände mit Abbildun­ gen von Störchen, da sie diese Vögel für Boten der Götter hielten. Die starke Verbundenheit der Menschen zu einer Vogel­ art wie dem Storch ist wohl. einzigartig. Doch beruht diese enge Beziehung auf Gegenseitigkeit. Als einzi­ ger Großvogel hat sich der Weißstorch freiwillig dem Menschen angeschlossen und die vom Mensch künst­ lich geschaffenen Lebens­ räume, die Wiesen besie­ delt. Erst der Mensch öffnete dem Storch die Landschaft durch ausgedehnte Waldro­ dungen und eine primitive Landbewirtschaftung.. L2LL£ S e L lL L b W / U r K L i \2\lll l2/^CL-i.L: LU.SVli ■ Die Entstehung der ersten einschürigen Wiesen wird in der Eisenzeit angenommen, da erstmals das Material für ent­ sprechendes Mähwerkzeug (Sicheln) zur Verfügung stand. Der Storch gliederte sich nicht nur in den neu geschaffenen Lebensraum ein, sondern nutz­ te zudem die Siedlungen für seinen Neststandort. Aus dem ehemaligen Baumbrüter wird ein auf Dächern höherer Häu­ ser thronender Wachtposten. Der Vogel verwurzelte sich in das Leben und in die Brauchtümer der Landbevölkerung. Die Ankunft der Störche im Frühling ist für die Dorfbe­ wohner ein besonderes Ereig­ nis und wird zum Tagesge­ spräch. In Zürich wurde einstmals durch Blasen mit dem Horn vom Turm die Ankunft der Frühlingsboten bekanntgege­ ben. Im Herzogtum Baden wurde demjenigen, der dem Vogt den ersten Storch mel­ dete, ein Laib Brot geschenkt. In Mazedonien und Thürin­ gen fungiert der Storch als Osterhase und bringt den Kindern Eier und Osterge­ schenke. Viele volkstümliche Vorstellungen sind von Gene­ ration zu Generation weiter­ gegeben worden und sind so­ mit immer noch lebendig. Wenn der Storch weiß zurück­ kommt, soll ein trockenes Jahr bevorstehen, kommt er je­ doch schmutzig an, gibt es Re­ gen. Sieht ein Mädchen den ersten Storch nach der An­. kunft fliegend, kommt es noch im gleichen Jahr auf den Brautwagen und wenn sie den Storch nur stehend sieht, wird sie zu Gevatter geladen. Jene Jungfrau, die im Frühling den ersten Storch erblickt und die Störchin gleich nicht mit, muß noch ein weiteres Jahr auf den Ehemann warten. Dem Weißstorch werden aus­ schließlich positive Attribute zugeschrieben, er ist G lücks­ bringer, Frühlingsbote und Fruchtbarkeitssymbol. Diese Funktionen des Vogels spie­ geln sich in Städten und O rt­ schaften, an Straßen, Brun­ nen, Türmen, Apotheken und Gaststätten wieder. Ein be­ kannteres Beispiel ist der ei­. nen Storch tragende Queckbrunnen in Dresden, dessen Wasser kinderlosen Frauen zur Fruchtbarkeit verhelfen soll. Nicht nur bei uns ranken sich Sagen und Mythen um Mei­ ster Adebar. Schon im G rie ­ chenland der Antike wurde ein Gesetz, das die Bürger verpflichtet, für ihre Eltern zu sorgen, nach pelargos, dem Storch benannt. Die Griechen glaubten daran, daß die jun­ gen Störche ihre alten und schwachen Eltern pflegen. Hadschi-Laklak heißt der Storch in den Arabischen Län­ dern. Dieser Name zeigt an, daß es sich um einen M ekka­ pilger handelt, und der Zweit­ name ahmt lautmalerisch das Klappern nach. Bewohner fer­ ner Inseln hätten demnach Storchengestalt angenom­ men, um Mekka besuchen zu können. Eine andere Deutung besagt, daß jeder Storch die Seele eines Muselmannes be­ herbergt, der in seinem Leben niemals die vorgeschriebene. Pilgerfahrt zum G rabe Mohameds unternommen hat und darum in einen Storch ver­ wandelt wurde. Jeder, der ei­ nen Storch tötet, ist somit ein Mörder. Nach indischem Glauben wird der Storch zum Seelen­ vogel, denn die Seelen der Verstorbenen sollen die G e ­ stalt der großen Schreitvögel annehmen. Störche wurden nicht nur an­ gebetet und verehrt, sondern auch als Heilmittel benutzt. Von Plinius wissen wir „Bauch­ grimmen heilet eines ohne Fe­ dern gebratenen ägyptischen Storches Asche getrunken". Harte Beulen werden er­ weicht durch einen in Wein ge­ sottenen Storchenmagen. Die heilige Hildegard bereitete eine Salbe gegen Gicht: „Man nehme einen gerupf­ ten, ausgeweideten Storch, brate ihn in einem neuen, mit einem kleinen Loch versehe­ nen Topf am Feuer und fange das unter dem Topf ausflie­ ßende Fett ab und gebe es weiteren Tinkturen bei". In Nordalbanien hilft der Storch bei schwer schließen­ den Fontanellen eines Kindes. Die Mutter legt ihrem Säug­ ling einen Stein auf den Kopf, wenn sie den ersten Storch sieht und spricht einige Be­ schwörungsworte. Da der Storch in vielen G e ­ sellschaften Glück bedeutet, ist es wohl klar, daß man mit dem, was man dem Vogel an­ tut, auch sein eigenes Glück zerstört. Dieser Überliefe­ rung wird in der Gegenwart nicht viel Beachtung ge­ schenkt. Das Einzelindividuum Storch wird durchaus verehrt und vor Schlimmem bewahrt, doch der Art helfen wir nur wenig, wenn weiterhin ihr Le­ bensraum derart beschnitten wird. Eines Tages weinen wohl die letzten Störche in Bayern große Tränen, wie die auf Rügen verwundeten Stör­ che es einer Sage nach tun. Schenkt man der Legende Glauben, bringen diese Un­ glück. Hiltrud Runde. 13.

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(16) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. A u s d er B a y erisch e n L a n d e sa n sta lt für B o d en ku ltu r und P fla n ze n b a u , Institut für V o g elk u n d e G arm isch -P a rte n k irch e n. Kormorane im Binnenland „ÜBERVERMEHRUNG" ODER „EINREGULIERTE" BESTÄNDE? ■ Der Kormoran als Fisch­ jäger ist immer noch ein hei­ ßes Thema, nicht nur für die Tagespresse. „Übervermeh­ rung" ist eines der Schlag­ wörter, mit denen in vielen Ländern versucht wird, be­ stehende Schutzvorschriften zu ändern, um eine Dezimie­ rung der nach Ansicht der Fischer viel zu hohen Bestän­ de zu erreichen. Dabei wird nicht nur mit Nachdruck auf Rückgang der Erträge für Sportangler und Berufsfischer hingewiesen: Fischereiver­ bände befürchten auch - so jedenfalls nach ihren Verlaut­ barungen - einen Zusammen­ bruch der Ökologie der Ge­ wässer durch den „gefräßi­ gen" Vogel. Mit solchen weit ausholenden Behauptungen möchte man natürlich mit et­ was Naturschutz die eigenen Hobbyinteressen „begrün­ den". Das ist legitim. Auch der uneigennützige Arten­ schutz muß übrigens fragen, ob durch die starke Vermeh­ rung eines Fischjägers der Bestand gefährdeter Fischar­ ten in unseren Flüssen und Seen zusätzlich bedroht wird. Hier soll es nicht um die Frage bei Einwirkungen des. Kormorans auf die Fischbe­ stände gehen - das ist derzeit Gegenstand eines ministe­ riellen Forschungsauftrages an der Landesanstalt für Fi­ scherei in Starnberg. Wir wollen vielmehr einmal kurz die Frage untersuchen, was es denn mit der „Überver­ mehrung" bzw. der explosi­ ven Zunahme auf sich hat und ob ein Zusammenbruch der Lebensgemeinschaften unserer Binnengewässer zu befürchten ist. Zu diesem Thema ist soeben in der Schweiz eine hervorragend aufgemachte Broschüre „Kormoran und Fische" er­ schienen, verfaßt von Werner Suter, der mehrjährige um­ fassende wissenschaftliche Untersuchungen an Kormoranen in der Schweiz durch­ führte. Wie nicht anders zu erwarten war: Kormoran und Fische sind ein sehr komplexes Thema. Wieder einmal bestä­ tigt sich nach umfassenden Forschungen, daß wir es uns meist zu leicht machen, die. Rolle einer Tierart in seiner Umwelt zu beurteilen. Insbe­ sondere zur Frage der Ent­ wicklung der Kormoranbe­ stände sind auch für uns in Bayern die Schweizer Ergeb­ nisse von größtem Interesse. Brutbestände in Europa und Winterbestand in der Schweiz: Nährstoffanreicherung in Gewässern spielt eine wichtige Rolle Die Brutbestände in Europa, vor allem im Dreieck zwi­ schen Holland, Schweden und Polen, haben seit 1975 fast explosiv zugenommen, nämlich von rund 5.000 Paa­ ren (1975) bis etwa 70.000 Paare (1991). Zusammen mit noch nicht geschlechtsreifen Vögeln umfaßte dieser Be­ stand anfangs 1992 schät­ zungsweise 300.000 Vögel. Wie viele Ringfunde nachweisen, stammen Kormorane im Alpenvorland von Bayern bis in die Schweiz z. T. aus diesen Populationen. Vor al­ lem Vögel aus den Niederlan­ den und aus Dänemark sind als Durchzügler und Winter­. gäste vom Inn bis zum Gen­ fer See zu erwarten. Die Ur­ sachen dieser Bestandsver­ mehrung in den Brutbestän­ den von Nord- und Ostsee sind nicht nur Ergebnisse des gezielten Schutzes des noch bis weit in die Mitte unseres Jahrhunderts gnadenlos ver­ folgten Fischjägers. Der Schutz der Brutkolonien war zunächst sogar von geringem Erfolg, denn wahrscheinlich haben Umwelt gifte auch den Fischjäger Kormoran sehr belastet. Untersuchungen, vor allem in den Niederlanden, haben gezeigt, daß gravierende Um­ weltveränderungen an der Zunahme der Bestände mit­ wirkten, vor allem die Nähr­ stoffanreicherung im Süß­ wasser, in den Niederlanden ganz speziell noch die Ein­ deichung der ehemaligen Zuidersee zum heutigen Ijsselmer, also die Umwand­ lung von Salz- zu Süßwasser. Nährstoffanreicherung der Gewässer fördert vor allem bestimmte Fische, insbeson­ dere aus der Verwandtschaft der Karpfenfamilie, die der Kormoran besonders inten­ siv als Nahrung nutzt. Der Bestand der sich im. 15.

(17) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. rso ren im Mittelmeer durch das ? Alpenvorland wandern. Die o Winterbestände der Schweiz sind dann wieder niedriger. Aber auch jetzt findet noch dauernd Zuzug und Abwan­ derung statt. Die Kormorane sind also fast das ganze Win­ terhalbjahr hindurch in Be­ wegung. Das läßt natürlich den Erfolg von immer wieder geforderten Dezimierungs­ maßnahmen mit der Flinte von vorneherein sehr fraglich werden. Seit 1967 werden im Januar die Schweizer Bestände ge­ zählt. Diese Januarzahlen spiegeln nur zwischen 1978 und 1988 das allgemeine Bild der Zunahme von Kolonien im Nord-Ostseeraum wieder. Schon vorher, als die genann­ ten Brutbestände noch ganz konstant blieben, fanden sich an den schweizer Seen im Winterhalbjahr gegenüber früheren Jahrzehnten mehr Kormoran^ brüten in Kolonien. >ie bauen ihre N eiteräu f Bäume und mehr Kormorane ein. eBswS L ■-M+&j ^ . Diese Zunahme fällt exakt w sm m zusammen mit der Zeit, in Individuen Oktober I H November 3500 der an den großen schweizer Seen die Nährstoffanreiche­ 3000 Kormoran rung wuchs. Also sind die 2500 Kormorane nicht einfach Südbayern p 2000 über die Schweiz hereinge­ brochen, um die dortigen 1500 Seen leer zu fischen, sondern 1000 als Folge des zunehmenden 500 Reichtums an Weißfischen eingetroffen: die wichtigste 0 -H—i—i—°\—i—h-Br-asr 1 1970 1975 1980 1990 1985 Nahrung des Kormorans in der Schweiz bildet das Rot­ Durchziehende Kormorane Herbst und Winter in der auge. Nach diesen ersten Zu­ an 25 Gewässern Südbayerns. Schweiz aufhaltenden Kor­ nahmen erfolgt der expon­ Ausgewertet sind die Zählungen morane hat in den letzten entielle Anstieg des Bestan­ an den Stichtagen der Inter­ nationalen Wasservogelforschung Jahrzehnten stark zugenom­ des parallel der Brutpopula­ Mitte Oktober und Mitte November. men. Ähnlich wie in Bayern tionen in Nordeuropa. Aber Von größtenteils ehrenamtlichen Vogelkundlern wurden in diese ist auch in der Schweiz ab in den letzten Jahren hat die Zählung mehr als 1.000 Arbeitstage Spätsommer eine Zunahme Entwicklung in der Schweiz (an Wochenenden) „investiert". der einwandernden Zugvö­ stagniert. gel zu beobachten, die im Die Januarzahlen sind nicht Oktober bzw. November ih­ weiter angewachsen, ja sogar ren Höhepunkt erreicht. Hier z. T. zurückgegangen. Das handelt es sich wohl größten­ deutet an, daß auch bei weite­ teils um nordische Brutvögel, rem Anwachsen der Brut­ die zu ihren Winterquartie­ bestände im Nord-Ostsee­ 16. bereich „die Bäume nicht in den Himmel wachsen“. Der schweizer Winterbestand scheint sich an der vorhande­ nen Kapazitäts grenze der zur Verfügung stehenden Gewäs­ ser einzupendeln. Man hat errechnet, daß diese Grenze bei etwa 8.800 bis 9.400 Kormoranen erreicht ist. Mehr können sich an schweizer Gewässern nicht mehr ernäh­ ren. Die Befürchtungen eines Zusammenbruchs der Le­ bensgemeinschaften an Bin­ nengewässern durch „Über­ vermehrung“ haben sich also nicht bestätigt; die Zunahme stößt an natürliche Grenzen. Durchzügler in Südbayern: Hausgemachte und überregionale Einflüsse Die Entwicklung in Bayern scheint ganz ähnlich verlau­ fen zu sein wie in der Schweiz, sieht man von der Bildung einiger kleiner Brut­ kolonien ab, deren Vögel aber gemessen an der Zahl der Durchzügler nur lokal ins Gewicht fallen. In Süd­ bayern, südlich der Donau bis zum Alpenrand, zählen seit Mitte der 60er Jahre viele ehrenamtliche Vogelkundige an festgesetzten Tagen im Winterhalbjahr die Tagesbe­ stände von Wasservögeln an Seen, Stauseen und Flußab­ schnitten, darunter auch Kormorane. Teile dieser Zäh­ lergebnisse sind bereits in mehreren Veröffentlichun­ gen aus gewertet, vor allem für den Ammersee (J. Strehlow) oder das Ismaninger Teichgebiet (E. von Kro­ sigk). Das Institut für Vogel­ kunde hat in mehreren zu­ sammenfassenden Auswer­ tungen schon seit 1980 eine exponentielle Vermehrung der Durchzügler im Alpen­ vorland vorhergesagt. Bis ins Detail parallel zur Schweiz ist die seitherige Entwick­ lung verlaufen: Der Anstieg.

(18) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. 1970 zusammen. Man darf die in solchen Zählreihen steckende Arbeit - hier über 1.000 ehrenamtliche Arbeits­ tage! - nicht gering schätzen. Aber nur solche langfristigen Zählungen vermitteln uns ein Verständnis für die Bestandsentwicklungen von freileben­ den Tierarten, die von vielen Zeitgenossen oft so falsch ge­ sehen wird. Was folgt aus unserer Grafik? Die Durchzügler, die im Ok­ tober auf südbayerischen Ge­ wässern Rast machten, stieg exponentiell bis etwa 1990 an, sank 1991, um dann 1992 mit über 3.000 Vögeln ein neues Hoch zu erhalten. Aber offenbar verweilen der­ zeit die im Herbst einfliegen­ den Kormorane nicht mehr so lange an bayerischen Ge­ wässern, denn die Novem­ berzahlen sind seit 1989 rück­ läufig. Oder anders ausge­ drückt: Große Konzentra­ tionen werden offenbar nur noch kurzfristig festgestellt. Da in jedem Monat nur an ei­ nem einzigen Stichtag ge­ zählt werden kann, läßt sich Näheres über die Ursachen dieser Bestandsveränderung nur vermuten. Wie dem auch sei: Die langjährigen Zählun­ gen zeigen eindeutig, daß von einer ungebremsten Zu­ nahme der Kormorane, wie immer noch behauptet, keine Rede mehr sein kann. Möglicherweise deuten sich auch großräumige Verlage­ rungen an. Die Zahlen der in den eigentlichen Wintermo­ naten Dezember bis Fe­ bruar am Alpen­ rand anzutref fenden Kor morane schwankt von Jahr zu Jahr beträchtlich. Sie hängt in erster Linie von der Härte des Winters und damit von der Vereisung der Gewässer ab.. Auch hier zeigt sich übrigens: Die lokalen Kormoranbestän­ de regeln sich nach den lebens­ wichtigen Ressourcen ein. Manchmal erscheinen kurz­ fristig vor allem zu den Hauptflugzeiten auch grö­ ßere Trupps an Gewässern, an denen sich normalerweise keine Kormorane aufzuhal­ ten pflegen. Auch das deutet darauf hin, daß die Kapazi­ tätsgrenzen unserer Gewäs­ ser keine weitere Vermeh­ rung mehr zulassen und da­ her viele Vögel zum Weiter­ wandern gezwungen wer­ den. Aber gerade solche gelegent­ lich irgendwo auftauchenden Kormorantrupps, die gleich wieder weiterfliegen, führen immer wieder zu Vermutun­ gen einer „Übervermeh­ rung“ . Kormoran und Fische Die Bestandsentwicklung ei­ ner Vogelart zu verfolgen, der wirtschaftliche Schäden nachgesagt werden, ist eine wichtige Voraussetzung zur Beurteilung der Situation. Aber sie beantwortet natür­ lich nicht alle Fragen. Ge­ naue Untersuchungen, wel­ che Fischarten und welche Fischmengen die bei uns brü­ tenden und rastenden Kor­ morane verzehren, sind der­ zeit im Gange. In der Schweiz hat sich, wie nicht anders zu erwarten, her-. ausgestellt, daß das Problem des Fischjägers auch ein Pro­ blem der Gewässer und ihres Fischbesatzes ist. Nicht al­ les, was in der Fischfauna der Gewässer nicht stimmt, ist dem Kormoran anzulasten. Dort wo viele Fische leben, gibt es auch viele Kormo­ rane. Einseitige Fischvernichtung in großen Naturseen und na­ turnahen Fluß ab schnitten konnten dem Kormoran in der Schweiz nicht nachgewie­ sen werden. Er ist selbst ein Glied der sich unter dem Druck der Verhältnisse än­ dernden Lebensgemeinschaf­ ten am Wasser. Die Probleme sind äußerst vielschichtig. Sollte die Vermehrung des Kormorans, die in den letz­ ten Jahren so viel Unruhe in die Fischerei- und Arten­ schutzszene gebracht haben, dazu führen, daß man den ökologischen Verhältnissen am Wasser mehr Aufmerk­ samkeit schenkt, dann hat sich die jahrelange Auseinan­ dersetzung sicherlich ge­ lohnt. Aber noch ist die Ent­ wicklung wohl nicht zu Ende: Wir sind gespannt, wie sich die Bestände Euro­ pas in den nächsten Jahren entwickeln und vor allem, ob sich die Vorhersagen von Ka­ pazitätsgrenzen der Biologen bestätigen. Dr. Einhard B ezzel Foto: Silvestris/Arndt. der Durchzügler war schon vor der Zunahme der Brutvö­ gel im Ostseeraum zu beob­ achten - wiederum ein Hin­ weis auf Gewässereutrophie­ rung im Binnenland, die er­ giebige Nahrungs gründe schuf. Dann erst wurde die Zunahme der europäischen Brutpopulationen im Alpen­ raum sichtbar. Um 1990 wurde die Entwick­ lung abgebremst, also paral­ lel der Schweiz auch im baye­ rischen Alpenvorland offen­ bar die Kapazitätsgrenze fast erreicht. Freilich verläuft die Entwicklung an einzelnen Gewässern ganz unterschied­ lich ; auch sind in der Auswer­ tung des Instituts lange nicht alle bayerischen Gewässer er­ faßt, sondern nur eine reprä­ sentative Stichprobe. Aber auch die vom Landesbund für Vogelschutz für ganz Bay­ ern aus gewerteten Schlaf­ platzzählungen für die Win­ ter 1988/89 und 1989/90 in ganz Bayern (Franz & Sombrutzki 1991) deuten mög­ licherweise schon eine Abfla­ chung der Zunahme an, wie sie sich aus den bisher veröf­ fentlichen Zahlen aus dem bayerischen Alpenvorland ganz eindeutig ergibt (Bezzel 1992). Im Winter 1992/93 haben nun wieder viele Wasservo­ gelzähler zu festgelegten Ter­ minen an südbayerischen Ge­ wässern ihre Zählungen fort­ geführt und die Ergebnisse der internationalen Wasser­ vogelforschung zur Verfü­ gung gestellt. Wie in der Schweiz, ist auch im bayerischen Alpenvor­ land die Zahl der durchzie­ henden Kormorane im Okto­ ber und November am höch­ sten. Von rund 25 Zählge­ bieten im bayerischen Alpen­ vorland faßt unsere Grafik die Ergebnisse der Oktoberund Novemberzählungen seit. 17.

(19) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. W AS WACHST DENN D A ? ■ Der Markt an botanischer Be­ stimmungsliteratur explodierte in den letzten Jahren, es gibt kaum einen Verlag, der nicht eine Naturführerreihe in sei­ nem Repertoire hat. Nachfol­ gende Liste soll einen Über­ blick über empfehlenswerte Bücher geben. Dabei wurden sowohl Anfängerbücher (A), als auch Bücher für den Fortge­ schrittenen (F) berücksichtigt. Die Wertungen ergeben sich aus der Anzahl der Symbole, also 3=weniger gut, 2=mittel, 1=sehr gut. Es sind auch einige Bücher für das Mittelmeerge­ biet aufgeführt, was ¡a noch im­ mer Reiseziel Nummer eins in Deutschland ist. RalfH otzy. o. © O -O / © T <5? s? J. / *7. H ö h e r e P f la n z e n. / O©. Aichele: Was blüht denn da? Fotoband. A. 1. Aichele/Bechtle: Was blüht denn da?. A. 1. Fitter/ Fitter / Blarney: Pareys Blumenbuch. A. 2. 3. 3. 2. 2. 2. Aichele/Schwegler: Unsere Gräser. A. 2. 3. 1. 2. 2. 2. Schmeil/Fitschen: Flora von Deutsch­ land und angrenzender Länder. A /F. 1. Oberdörfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. F. 2. Rothmaler: Exkursionsflora Bd. 3 Atlas der Gefäßpflanzen. A /F. 1. Rothmaler: Exkursionsflora Bd. 4 Kritischer Band. A /F. 1. —. A. 2. 2. Grau u. a.: Steinbachs Naturführer Gräser. 2. 1. —. 2. Pflanzen nach Fotos zu bestimmen, ist immer problem atisch, doch als erster Einstieg durchaus geeignet. (Franckh-Kosm os, 448 S., 489 A b b ., ISBN 3-440-06227-9,28,—DM). 2. Ein Bilderbestimmungsbuch nach Blütenfarben geordnet und gegenüberfrüheren Auflagen um einen 2. -. 2. 1. 2. Früchteschlüssel ergänzt. (Franckh-Kosm os,4 2 8 S „ 777 A b b., ISBN 3-440-06637-1,28,- D M ) Neben den farbigen Abbildungen ergänzen Bestimmungsschlüssel dieses Buch. (Paul Parey, 336 S., 3120 A b b., ISBN 3-4 90-22 418 -3,32,-DM) Gräserbestim m ungen ist für den A nfänger nicht leicht. Dieses Einsteigerbuch hilft mit übersichtlichen Schlüsseln und vielen Abbildungen. (Franckh-Kosm os, 216 S., 350 Abb., ISBN 3-440-06201-5,49,80 DM) Der K la ssike r: Für Einsteiger besonders geeignetes Bestimmungsbuch mit ausführlichem einleitenden. -. 1. 2. 1. 1. Allgem einen Teil. (89. A ufl., Q uelle & Meyer, 802 S., 1241 A b b., ISBN 3-494-01210-5,45,--D M ) Die Standortansprüche sowie Verbreitung werden detailliert geschildert. Für den A nfänger weniger. 1. —. 1. 1. 1. geeignet. Für den Fortgeschrittenen ein M uß. (Ulmer, 1054 S ., 58 A bb., ISBN 3-8001-3454-3,64,-D M ). 1. 1. erleichtern die Bestimmung. (Volk und W issen, 756 S., ISBN 3-06-012536-8). Als Zusatzbuch zu einem Bestimmungsbuch geeignet. Detaillierte Zeichnungen von M erkm alen 1. —. 2. G e e ig n e te r A nfänger wie für Fortgeschrittene. Mit Angaben zu Verbreitung und Ö kologie der. 1. 2. 1 1. einzelnen Arten. (Volk und W issen, 814 S., ISBN 3-06-012526-0) Übersichtliche gelungene Abbildungen erleichtern hier den Einstieg in diese schwierige Gruppe.. 1. -. 2. 2. (M osaik Verlag, 288 S., 870 A b b., ISBN 3-570-03695-2,29,80 DM). G e h ö lz e Natürlich vorkommende G ehölze werden beschrieben sowie forstlich kultivierte oder im Park ange­. 18. Fitschen: Gehölzflora. A /F. 2. Aichele/Schwegler: Welcher Baum ist das?. A /F. 1. Mitchell/Wilkinson: Pareys Buch der Bäume. A. 2. 1. 2. 1. 1. pflanzte. Ein Vegetativ- und ein Früchteschlüssel erleichtern die Bestimmung. (9. A u fl., Q uelle & Meyer, 792 S „ 975 A b b., ISBN 3-494-01195-8,54,- DM) In Aufmachung und Abbildungsqualität sehr gelungen.. l. 1. 2. 2. 1. 2. 2. 1. 2. 2. (Franckh-Kosm os, 286 S „ 785 A b b., ISBN 3 -440-06570-7,36,-DM). (Paul Parey, 271 S., 2440 A b b., ISBN 3-490-19518-3,34,- DM).

(20) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. KONZEPT ZUR ERHALTUNG DEALPINER FLUSSLANDSCHAFTEN ■ 1993 wurde der Flußregen­ pfeifer zum Vogel des Jahres gewählt. In Kürze entschei­ det sich in Bayern auch das Schicksal der Donau zwischen Straubing und Vilshofen. Der Vogel und der Fluß sind nicht nur im Namen, sondern mehr noch im Schicksal miteinan­ der verbunden. Beide sind sie heute mehr denn je bedroht. Mit dem Vogel der offenen, ständig in Umlagerung be­ findlichen Kiesinseln und -bänke gehen aber auch viele Pflanzen und ihre Vergesell­ schaftungen verloren. Der Arbeitskreis BOTANIK des LBV hat diese Bedrohung analysiert und leitet daraus Forderungen ab, die in den folgenden Seiten begründet und dargestellt werden. Flußtäler waren bis in dieses Jahrhundert die Hauptachsen eines großräumigen Ver­ bundsystems zwischen den unterschiedlichsten Natur­ räumen. Die floristische und zu großen Teilen faunistische Besiedelung des Raumes er­ folgte über die Ausbreitungs­ wege in den Flußtälern. Ein­ drucksvoll belegen dies Punktkarten von Pflanzenar­ ten, wie dies die Auszüge aus den Verbreitungsatlanten der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands und Bayerns in den Kartenauszügen zeigen. Flußtäler sind sehr artenrei­ che Lebensräume, besonders Talräume von Wildflußland­. schaften wie sie einst an Lech, Isar, Inn und Salzach fast in der gesamten Lauf­ strecke zu finden waren. Diese Lebensräume zeich­ nen sich durch hohe Dy­ namik und damit durch hohe Strukturvielfalt aus. Daher stellen sich vor al­ lem die Trockenstandorte sowohl innerhalb als auch außerhalb der Aue als be­ sonders wertvoll dar. Auf den Flußalluvionen konnten sich Pflanzengesellschaften etablieren, die im äuße­ ren Erscheinungsbild an Magerrasen trocke­ ner Hangbereiche, z. B. der Frankenalb erinnern. Bei näherer Betrachtung zeigen sich jedoch, bei vielen Übereinstimmungen in der floristischen Zusam­ mensetzung, einige Eigen­ heiten und Besonderhei­ ten, die gerade diese Ge­ sellschaften so wertvoll ma­ chen. An der Artenzusam­ mensetzung der Pflanzenge meinschaften der Flußauen sind Arten betei­ ligt, die ihren Verbreitungs­ schwerpunkt in den Al­ pen haben. Sie konn­ ten sich entlang der Flußtäler durch DiaSilberwurz. Sporentransport durch Hoch­ wässer ausbreiten und wer­ den deshalb als Schwemmlinge bezeichnet. Andere Arten, wie etwa die kontinentalen Florenele­ mente, wurden postglazial durch aufkommende Be­ waldung auf diese Schot­ terstandorte zurückge­ drängt. Nicht zuletzt spie­ len, wie es Dr. Norbert Müller, Mitglied im Ar­ beitskreis BOTANIK, für das Lechtal aufweist, eine Reihe von Endemiten, also Arten, die ihr ein­ ziges Vorkommen in diesem Raum haben, bei der naturschutz­ fachlichen Bewertung dieses Lebensraumes, eine wichtige Rolle. Das Lechtal ist be­ sonders hervorzuheben, denn es stellt die kürzeste Verbindung zwischen zwei Kalkstandorten, den Al­ pen und der Alb, dar. Der Lech spielte deshalb eine zentrale Rolle als Ausbrei­ tungsbrücke für eine Reihe von Arten. Der Lech nimmt für das Verbreitungs­ muster von 150 Arten eine herausra­ gende Stel­ lung ein. 60% dieser „Brücken­ arten sind. Arten der Trocken- und Halb trockenrasen. Auf älteren Standorten brei­ ten sich wärmeliebende Ge­ hölze, hauptsächlich Schneeheide-Kiefern-Wälder, aus. Nicht zu vernachlässigen sind außerdem Feuchtwie­ sen, nährstoffarme Moore, Feucht- und Nasswälder, die sich flußbegleitend auf älte­ ren Terrassen gebildet haben. Die Bedeutung der Talräume von Lech, Isar, Inn und Sal­ zach sind also gar nicht hoch genug einzuschätzen. WAS IST ÜBRIG GEBLIEBEN? Die Flüsse wurden alle schon früh, beim Lech ab 1910, aus­ gebaut, so daß die ehemalige Flußdynamik nicht mehr ge­ geben ist. Sie ist jedoch für die verschiedenen Standort­ verhältnisse notwendig. Durch die reißenden Hoch­ wässer bei der Schnee­ schmelze entstehen immer wieder offene Schotterflä­ chen, die für Rohbodenpio­ niere so wichtig sind. Dabei wird der Feinerdeanteil mini­ miert, so daß für die meisten Pflanzen konkurrenzschädi­ gende Verhältnisse vorherr­ schen. An diesen Stellen kön­ nen dann Pflanzen der deal­ pinen Fels- und Schotterve­ getation als Schwemmlinge, aus den Alpen hierhergekom­ men, gedeihen. Durch den Ausbau der Flüsse mit Stau19.

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