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(2) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. LUDWIG SOTHMANN ZUM THEMA. DIE POLITIK MUSS HANDELN Das Superw ahljahr ist vorüber; Landtag und Bundestag haben sich konstituiert, und die M in i­ ster sind berufen worden. Par­ lament und Regierung können sich w ieder ihren eigentlichen A ufgaben zuwenden. Eine lange Liste dringender Vorhaben hat sich aufgestaut. Der Zustand unserer lebensnot­ wendigen Ressourcen duldet kein weiteres Verwalten des Mangels, sondern fo rde rt den naturschutzpolitischen G estal­ tungswillen in einer Reihe w ich­ tiger Fragen. Es d a rf nicht sein, daß unter der modischen Formel einer „schlankeren V erw altung" Ä n­ derungen und neue Ansätze im Umgang mit N atur und Land­ schaft unterbleiben oder ver­ schleppt werden.. Die Novelle des Naturschutzgesetzes ist ü berfällig Ganz oben auf der Liste der un­ erledigten Vorhaben steht die Novelle der Naturschutzge­ setze in Bund und im Land. Das nun schon über 6jährige Trauer­ spiel der immer w ieder ver­ schobenen Anpassung des Bundesgesetzes an die natur­ schutzfachlichen N otw endig­ keiten und gesellschaftspoliti­ schen Veränderungen ist um der Sache w illen nicht mehr hinnehmbar. Auch in Bayern d a rf sich nicht länger hinter den feh­ lenden Aktivitäten des Bundes­ gesetzgebers verstecken. Wenn Bonn nicht handelt, muß - Rah­ menkompetenz des Bundes hin oder her - wenigstens das Bayerische Naturschutzgesetz novelliert werden. W ichtige Eckpunkte für den LBV sind bei einem solchen Vor­ haben unter anderem: Die Streichung der sogenann­ ten Landwirtschaftsklausel. Hin­ ter diesem Schlagwort verbirgt. 2. sich die dringende N otw endig­ keit, das Verhältnis von Landund Forstwirtschaft zum Natur­ schutz neu zu regeln. Die bisher gültige gesetzliche Vermutung ist falsch, daß die moderne technisierte Landw irt­ schaft dem Naturschutz dient. Vielm ehr ist sie ein ganz w e­ sentlicher Belastungsfaktor für A rterhaltung, Natur- und Land­ schaftsschutz. Es besteht w eit­ gehend Einigkeit darüber, daß es dies zu korrigieren gilt und daß Landwirte für Nutzungs­ einschränkungen, die im Inter­ esse des Artenschutzes gew ollt sind, entschädigt werden müs­ sen. N ur keiner w ill das G eld d afür hergeben. Der Bundes­ landwirtschaftsm inister nicht, der Finanzminister nicht, und der Umweltminister hat erst g ar kein Geld.. Besserer Flächenschutz Genauso dringend ist eine Stär­ kung des Flächenschutzes. Es müssen zukünftig in der Land­ schaft ausreichend Biotope auf fachlich und rechtlich hohem Standard geschützt und m itein­ ander verbunden werden, und zw ar in einem Umfang, daß sie die Arterhaltung sichern und dam it den A uflagen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Biodiversitätskonvention gerecht werden können. W ir fordern weiterhin das Kla­ gerecht anerkannter Natur­ schutzverbände, ohne das der Rechtsschutz fü r die N atur nicht ausreichend entwickelt ist.. Landschaftsökologische Vorrangflächen Die Regierungen legen in soge­ nannten Regionalplänen lang­ fristige Gebietsnutzungen fest. Da werden Vorrang- und Vor­ behaltsflächen beispielsweise für den A bbau von Kalk, Sand oder Kies ausgewiesen. In sol­ chen Gebieten sind dann A b ­. baugenehmigungen kaum noch zu verhindern. W ir erleben ge­ genw ärtig in mehreren Regie­ rungsbezirken eine Erweite­ rungswelle dieser V orrangflä­ chen fü r den A bbau, die ein­ deutig zu Lasten von N atur und Landschaft, teilweise zu Lasten w ichtiger Biotope geht. Zu­ kunftsvorsorge kann und d a rf nicht einäugig w irtschafts­ orientiert sein. Zukunftsvor­ sorge muß auch den Lebens­ raum fü r uns Menschen in le­ benswerter Q u a lität erhalten. Dazu ist das Instrument Regio­ nalplan durchaus geeignet, aber es muß entschieden erw ei­ tert werden. W ir brauchen Regionalpläne mit flächenscharfer Festlegung von landschaftsökologischen Vorrangflächen und von Berei­ chen, in denen die Erhaltung ty­ pischer und ästhetischer Kultur­ landschaften eindeutigen Vor­ rang vor anderen Nutzungen hat.. Der Naturgebrauch muß geregelt werden Unsere Landschaft ist dem massiven D ruck unterschied­ lichster Nutzungen ausgesetzt. W ildlebende Tiere und Pflan­ zen gehen aber bei jeder A rt von Dauerbelastung zugrunde. Es sind also Regelmechanis­ men nötig, um auf möglichst großer Fläche eine schonende und die Arterhaltung sicherstel­ lende Nutzung zu garantieren. Angesichts des immensen Erho­ lungsdrucks des Freizeitbür­ gers bis in die entlegensten W inkel unserer Landschaft hin­ ein, ist ein solcher Regelungs­ b e d a rf fü r die Nutzung durch Freizeit und Sport besonders dringend.. Leitbild Ressourcenwirt Ganz wichtig w ird sein, ob es uns gelingt, neue Leitbilder zu finden, nach denen sich die.

(3) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. 4-1994. Natur im Freizeitstreß. Landwirtschaft in den nächsten 10 Jahren entwickeln soll. Ziel muß es sein, daß sich der Land­ w irt als Ressourcenwirt versteht und ihn die Gesellschaft erm u­ tigt und w irtschaftlich unter­ stützt, auch so zu handeln. In diesem Rahmen sind dringend Fachkonzepte zu entwickeln, wie die viele Steuermilliarden teueren E G -Agrarvorhaben, besonders im Bereich der Stille­ gung und Extensivierung land­ w irtschaftlicher Nutzflächen, besser für den Naturschutz und die Arterhaltung genutzt wer­ den können. Der LBV w ill die Schönheit und V ielfalt unserer Landschaft mit all unseren Mitgeschöpfen er­ halten. Dazu ist ein vielfältiges Handeln nötig. Eine unserer Aufgaben w ird es sein, die hier aufgeführten Arten- und Natur­ schutzforderungen mit N ach­ druck in die politische Debatte einzubringen und durchzuset­ zen.. VERHALTENSREGELN FÜR SPORT IN DER NATUR DRINGENDST NOTWENDIG. 4. von KLAUS HÜBNER. DER RAUBWÜRGER IN DEUTSCHLAND — WÄCHTER ODER TODGEWEIHTER?. 8. von GERHARD ROTHAUPT. Charaktervogel der offenen Landschaft. VOM VOGELBEOBACHTER ZUM PROFI vo n DR. MICHAEL LOHMANN. 11. NOSTALGIE, DIE ZUKUNFT H A T ERGEBNISSE DER LBV-STREUOBSTWIESENUNTERSUCHUNG vo n GABI KAPPES & BERND RAAB. 12 Klassische Streuobstwiese. INFORMATIONSZENTRUM LINDENHOF -E IN UMWELTSCHUTZ-PROJEKT von ROBERT PFEIFER. 16. MAUSWIESEL, WIE SIE KEINER KENNT von W OLFGANG A. BAJOHR. 20. DER FLUSSREGENPFEIFER IN BAYERN '93 BESTAND, LEBENSRAUM & GEFÄHRDUNG. H erzlichst Ihr. von Dr. ANDREAS VO N LINDEINER. 24. JUGEND. 29. LBV-INTERN. 32. KREISGRUPPEN. 36. IMPRESSUM HERAUSGEBER. Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Verband für Arten- und Biotopschutz (LBV) Titelbild: Mauswiesel von Wolfgang. A. Bajohr. GESCHÄFTSSTELLE. Kirchenstraße 8, 91161 Hilpoltstein Telefon 09174/9085, Telefax 09174/1251 REDAKTION. Ludwig Sothmann, Dieter Kaus, Klaus Hübner GESTALTUNG. Bernhard Reichel, Hilpoltstein LITHOS. Repro-Chroma, Laubenweg 27, 90765 Fürth VERLAG, SATZ & DRUCK. Millizer GmbH & Co. Druck & Verlag KG Daimlerstraße 1,91161 Hilpoltstein Telefon 09174/4701-0, Telefax 09174/4701-33 ANZEIGEN Druckerei Millizer, Monika Teuchert BEILAGE Ü b e rw e is u n g s trä g e r REDAKTIONSSCHLUSS. Heft 2/95-15. Januar 1995 ABONNEMENT. 60,- DM jährlich, Jugendliche 30,- DM In dieser Summe ist die Mitgliedschaftim LBV enthalten. KONTEN. Postbank München Nr. 4603-805 (BLZ 70010080) Sparkasse Hilpoltstein Nr. 240011833 (BLZ 76450000) Raiffeisenbank Hilpoltstein eG Nr. 59005 (BLZ 76461485) AUFLAGE 45.000. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden. Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto beiliegt. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nur die Meinung des Verfassers wieder.. 3.

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(5) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at Illustration: Robert Brandt.

(6) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Verhaltensregeln für Sport in der Natur dringendst notwendig. 1,7 Mio in:. ben sich unter dem Dach des Kuratoriums Sport und Natur zusammengeschlossen, um ei­ ne Form der Naturnutzung, den „Natursport“, vor Ein­ schränkungen durch Natur­ schutzverbände zu schützen. In der sogenannten „Mün­ chener Erklärung“ des Kura­ toriums Sport und Natur weisen die Sportfunktionäre unter Führung des CDU-Politikers Dr. Heiner Geissler darauf hin, daß auch der Mensch zur Natur gehöre, zeitliche und räumliche Nut­ zungsverbote für bestimmte Sportarten keine nennens­ werte Entlastung brächten und daß sich das Problem Sport und Naturschutz auf einzelne schwarze Schafe in­ nerhalb der Sportler reduzie­ ren ließe. Die Münchener Erklärung des Kuratoriums gipfelt in der Forderung, die Sportver­ bände zu nach § 29 Bundes­ naturschutzgesetz anerkann­ ten Verbänden zu machen. und ihnen so die Gelegenheit zu geben, bei Eingriffen in der Natur Stellungnahmen abzugeben, wie dies die aner­ kannten Naturschutzverbän­ de seit Jahren tun. Hier machen es sich die Ver­ antwortlichen des Kurato­ riums Sport und Natur zu einfach: Schon allein das Wort Natursport ist Etiket­ tenschwindel. Es soll Natur­ verträglichkeit suggerieren, dort, wo Natur oft nur als Sportgerät gebraucht und ohne Rücksicht auf ökologi­ sche Nischen als Sportgerät optimiert wird. Nach dem Motto: gleiches Recht für Mensch und Natur, verkennen d ie. „Natur Sportler“, daß nur die Möglichkeit, spn* dem die "Pflicht. auszüweich$ji $ we— sentielle Lebensfäume von Arten durch den Natur­ gebrauch ne­ gativ beein­ trächtigt werden. Besonders uner­. freulich ist in diesem Zusam­ menhang das ökologische Feigenblatt, das sich der Deutsche Skiverband vor­ hält: Zusammen mit den Seil­ bahnunternehmen wirbt er für den umweltfreundlichen Skilauf. Hier wird dann so­ gar die Schneekanone zum Instrument des Naturschut­ zes hochstilisiert, die durch ihren Einsatz die Pflanzen der Almregionen schützt. Dabei ist die Schneezement­ decke, die die Schneekano­ nenbetreiber über den Wiesen ausbreiten, tödlich für die darunter­ liegende Vege­ tation, die. 5.

(7) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. dem immensen Druck des schweren Schneezements nicht standhält und deren Ve­ getationszeit durch die künstliche Saisonverlänge­ rung durch Schneekanonen noch weiter verkürzt wird. Der LBV bleibt aus diesen Gründen bei seinem klaren Nein zu Schneekanonen und wird auch weiterhin die öko­ logisch verantwortungslose Schönrederei des Schneeka­ noneneinsatzes durch den Deutschen Skiverband oder Seilbahngesellschaften an­ prangern. FELSEN, FLÜSSE UND WÄLDER SIND IN ERSTER LINIE leb £n sr ä )u m .. Allenfalls in zweiter Linie Ku­ lisse oder Herausforderung für sportliche Aktivitäten. Diese sind nur dort zuzulas­ sen, wo sie den Naturhaus­ halt nicht beeinträchtigen. Das Entwicklungspotential unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt muß sich auf wesentlich größeren, zusam­ menhängenderen und ver­ netzten Gebieten ungestörter entwickeln können als bisher. Aus diesem Grund fordert der LBV nicht nur zeitliche und räumliche Erholungszo­ nen für die Natur, sondern auch vermehrte Wissensver­ mittlung über natürliche Zu­ sammenhänge bei der Ausbil­ dung von Sportlehrern und Übungsleitern. Wir verkennen weder den großen gesundheitlichen Aspekt des Sports, noch die 6. positiven sozialen Auswir­ kungen gemeinsamen Sport­ treibens, allerdings ist es auf­ grund der Mehrung und Aus­ differenzierung von Sportund Freizeitaktivitäten in den letzten Jahren unver­ zichtbar, grundlegende Ver­ haltensregeln einzuhalten, um auf Dauer ein Nebenein­ ander von Natur und Sport zu gewährleisten. „Mehr Wissen, weniger Bela­ sten“ könne die Devise eines solchen „Sports mit Ein­ sicht" sein. Die Beachtung der vom LBV aufgestellten Verhaltensregeln für Sportar­ ten in der freien Landschaft ermöglicht nicht nur eine bessere Entwicklung des Na­ turpotentials des jeweiligen Lebensraumes, sondern bieauch dem Sportler ein ieferes Freizeiterlebnis. Mit der Güte der natürlichen purcen wie Wasser, Luft rid Boden steigt zudem auch der Gesundheitswert der ausgeübten Sportart. VERHALTENSREGELN FÜR SPORT IN DER NATUR Prämissen aus Sicht des Naturschutzes □ Wildlebende Tiere und Pflanzen gehen bei jeder Art von Dauerbelastung zugrun­ de. Angesichts des immensen Erholungsdrucks auf Natur und Landschaft brauchen die Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen daher räumliche und zeitliche Er­ holungszonen und -fristen. Dies ist nötig, um eine opti­ male und nachhaltige Ent­ wicklung des Naturpotentials eines Raumes zu gewährlei­ sten, der auch Erholungsland­ schaften für Freizeit und Sport zur Verfügung stellen soll. □ Tiere und Pflanzen brau­ chen störungsfreie Räume. □ Der Wert des Lebensrau­ mes steigt mit der Qualität. der natürlichen Ressourcen Wasser, Luft und Boden. Prämissen aus Sicht des Sports □ Die Ausübung aller Sport­ arten in der Natur erfolgt im Lebensraum heimischer Tiere und Pflanzen. □ Der Erlebniswert der aus­ geübten Sportarten steigt mit der Qualität der Natur­ räume. □ Gesunder, erholsamer Sport in der Natur ist nur dann möglich, wenn die na­ türlichen Ressourcen Wasser, Luft und Boden nicht geschä­ digt und belastet sind. Daraus leiten sich folgende ge­ nerelle Verhaltensregeln für den Sportler in der Natur ab: □ Der Begriff Fairneß darf nicht nur den Mitsportler, sondern muß die gesamte Mitwelt der Sporttreibenden umfassen. □ Er meidet empfindliche Be­ reiche, insbesondere Schutz­ gebiete, z. B. Naturschutz­ gebiete, Nationalparks, IBAs (besonders wichtige Gebiete für die Vogelwelt), sofern kein gesondertes Lenkungs­ konzept vorliegt. Er richtet sich nach den gesetzlichen Vorschriften sowie den aner­ kannten Regeln eines verant­ wortungsbewußten Umgangs mit der Natur, die auch zeitli­ che Reglements, z.B. Blüte-, Brut- und Setzzeiten umfas­ sen. Er akzeptiert für das Überleben der Arten not­ wendige Tabuzonen. □ Der Sportler informiert sich umfassend über die Be­ sonderheiten des Naturrau­ mes und seiner Lebenswelt und stellt seine sportliche Be­ tätigung darauf ein, □ Der verantwortungsbe­ wußte Sportler wirkt durch sein Verhalten beispielhaft auf seine Sportkameraden ein und gewinnt sie für das Prin­ zip eines fairen Miteinanders von Sport und Natur.. □ Der Sportler beteiligt sich nach dem Prinzip des Ge­ bens und Nehmens an der Er­ haltung und Verbesserung natürlicher Lebensräume. □ Der Sportler nutzt alle Möglichkeiten zur Minimie­ rung der Belastung von Was­ ser, Luft und Boden (umwelt­ schonende An- und Abreise, Verzicht auf energie- und landschaftsfressende Sport­ hilfsmittel wie Schneekano­ nen, Aufstiegshilfen etc.) □ Der bewußte Sportler hin­ terläßt in der Landschaft keine Spuren seines Tuns. Es hat in diesem Jahr schon zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Sport und Na­ turschutz gegeben, sei es von den Sportverbänden, vom Umweltministerium, von Banken oder sonstigen Orga­ nisationen, die zu dem Thema Broschüren herausgeben und ein Miteinander von Sport und Umwelt fordern. Eine Entwicklung, die der LBV positiv beurteilt, die aber nicht davon ablenken darf, daß es nicht überall möglich ist, allein auf die Einsicht der Sportler zu ap­ pellieren, sondern, daß es auch ganz klare Tabuzonen für Freizeitgestaltung geben muß, in denen der Schutz der heimischen Flora und Fauna in ihren natürlichen Lebens­ räumen absoluten Vorrang hat. Dies ist sicherlich für den einen oder anderen ein Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten, für unsere Gesellschaft als Ganzes aber ein erheblicher Zugewinn. Werfen wir doch einmal einen Blick auf die gelebte Praxis: Beispiel 1: Ammerschlucht ein Kompromiß, der keiner ist Der Umweltausschuß des Bayerischen Landtages hat beschlossen, auf der Ammer das Befahrungs verbot für Boote auf die Zeit vom 1. 12..

(8) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. bis zum 30. 4. zu beschrän­ ken. Der LBV hat eine Peti­ tion zum Schutz der Lebens­ gemeinschaft Ammerschlucht an den Umweltausschuß ge­ richtet, in der eine Sperrung bis zum 15. Juli gefordert wurde. Mit der nun getroffenen Ent­ scheidung wird die Freizeit­ nutzung in einem der letzten Brutgebiete des vom Ausster­ ben bedrohten Flußuferläu­ fers während der Brutzeit ermöglicht. Dieser soge­ nannte „Kompromiß“ zwi­ schen Naturschutz und Frei­ zeitsport geht eindeutig zu Lasten der Natur. Der Zeit­ raum des Befahrungsverbo­ tes deckt «noch nicht einmal die Balz-, geschweige denn die Brutzeiten einiger hoch­ gradig bedrohter Vogelarten ab. Die Ernsthaftigkeit und Fachkompetenz, mit der im Umweltausschuß diskutiert wurde, wird durch die Äuße­ rung eines namhaften Mit­ gliedes dieses Gremiums ver­ deutlicht: „Wir sperren ja auch nicht gleich den Marien­ platz, wenn dort eine Amsel brütet.“ Ein Kommentar erübrigt sich! Hier hat sich einmal mehr ge­ zeigt, daß der Druck der so­ genannten Natursportarten auch vor hochgradig schüt­ zenswerten Landschaftstei­ len nicht haltmacht. Beispiel 2: Klettern und Na­ turschutz in den bayerischen Mittelgebirgen In jahrelanger Vortragsarbeit hat der LBV bei den Alpen­ verein-Sektionen in Mittel­ franken, Oberfranken und der Oberpfalz um Verständ­ nis für den Wanderfalken, den Uhu und die Lebensge­ meinschaften der außeralpi­ nen Felsen geworben. Zahllose Gespräche und Po­ diumsdiskussionen waren nötig, um bei den Kletterern. Verständnis für unser Anlie­ gen zu wecken. Der momen­ tane Status quo sieht eine äu­ ßerst flexibel gehandhabte zeitweilige Sperrung von Klet­ terfelsen vor, die für den Wan­ derfalken beispielsweise als Brutfelsen in Frage kommen. Taucht im zeitigen Frühjahr ein Wanderfalke auf, wird der Felsen vorübergehend ge­ sperrt, bleibt er in der Wand und beginnt mit dem Brutge­ schäft, erfolgt die Sperrung des Kletterfelsens bis zum 31. Juli. Nimmt der Wanderfalke den Felsen nicht an, wird die Sperrung umgehend wieder aufgehoben. Erfreulich ist es in diesem Zusammenhang, daß sich auch die AV-Sektionen bzw. Klettergruppen im Nürn­ berg-Erlanger Raum an der Horstbewachung des Wan­ derfalken beteiligen und auf diese Weise dokumentieren, daß die Rücksicht auf die Na­ tur bei der Ausübung ihres Sports nicht nur Lippenbe­ kenntnis ist. Man wird jetzt über eine Reihe von Felsen diskutieren müssen, in denen sehr emp­ findliche Lebensgemeinschaf­ ten anzutreffen sind, die durch Neuanlage von Rou­ ten, durch die immer häufi­ gere Begehung der Felsen in ihrem Naturpotential stark eingeschränkt werden. Anlaß zur Hoffnung gibt aber, daß der Austausch zwi­ schen den Naturschützern und Kletterern hier im frän­ kischen Mittelgebirge sehr intensiv ist und dadurch kaum Fronten entstehen können, wie sie in BadenWürttemberg leider das Bild bestimmen. Beispiel 3: Sport und Umwelt in der Hauptschule könnte es gehen Der LBV arbeitet an einem Modellversuch der Haupt­ schule Eckental, nördlich. von Nürnberg mit, bei dem Naturerlebnis in den Sport-, unterricht mit eingebaut wer­ den soll und die Schüler quasi „von der Pike auf“ lernen können, daß sich Sporttrei­ ben in der freien Natur und Rücksichtnahme auf die dor­ tige Tier- und Pflanzenwelt nicht ausschließen. Hintergrund dieses Projek­ tes ist die anstehende Ände­ rung des Lehrplanes an den Hauptschulen, bei der auch der Sportlehrplan gründlich revidiert werden soll. Die ersten Aktionen mit Schülern der Z/8. Jahrgangs­ stufe zeigten, daß die Schüler Gefallen an dieser neuen Va­ riante des Schulsports fanden und es besteht die realistische Aussicht, daß im Hauptschul­ bereich der Gedanke des Na­ tur- und Umweltschutzes besser Eingang findet, als dies im gymnasialen Lehrplan der Fall ist. Generell muß in der Diskus­ sion Umwelt und Sport die Einstellung „just for fun“ oder „Spaß gibts immer und überall“ der Einsicht wei­ chen, daß unsere Umwelt nicht grenzenlos belastbar ist. Sport in der freien Natur darf nicht nur durch die Her­ ausforderung geprägt sein, die ein Felsen, ein Berghang oder ein Fluß für den taten­ durstigen Sportler darstellt, sondern auch von der Bereit­ schaft, auf eine Tour oder Route zu verzichten, wenn davon eine Störung der Tierund Pflanzenwelt aus geht.. WILDFLÜSSE SIND EIN STÜCK NATUR N aturverschleißende S portarten ha­ ben in den letzten Jahren besorgnis­ erregende Zuwachsraten. M eist von Ausrüster-Firm en gestützt, dringen diese sogenannten E rlebnis-S portar­ ten in die bisher unerschlossenen, entlegenen W inkel vor. Die CIPRA be richtet in ihrem letzten In fo rm a ­ tio n s b la tt davon, daß 1993 in der Schweiz sage und schreibe 100.000 Rafting-Passagen durchgeführt w u r­ den. D abei entfallen rund die H älfte derTeilnehm er auf kom m erzielle A n­ bieter. Es g ib t bereits zwei größere Unternehmen im R afting-G eschäft, die sich 80% dieses M a rktes teilen. Wo sensible Bach- und W ild fluß -S y­ steme einem solchen Belastungsdruck ausgesetzt sind, sinkt die Lebens­ ra u m q u a litä t dieser G ew ässerab­ schnitte ra pide. Flußuferläufer, Eis­ vogel und W asseramsel müssen w e i­ chen und finden kaum irgendw o Asyl. Unseres Wissens fe h lt fü r Bayerns A lpen- und V oralpenflüsse eine ä h n li­ che Belastungsuntersuchung w ie die Schweizer R iver-R afting-Studie. W ir befürchten, daß hier ein N aturschutz­ problem verschlafen w ird od er ver­ schlafen werden soll. Ein Problem, das unseres Erachtens nur durch kon­ sequente Zonierung und der A usw ei­ sung von ausreichend dim ensionier­ ten Ruhezonen gelöst w erden kann. Regelungsbedarf durch den S taat ist unerläßlich, wenn w ir nicht unsere W ildflußstrecken ge rade do rt, wo sie am ursprünglichsten, am naturnähesten, am eindrucksvollsten und w ild e ­ sten sind einer Schar te ilk o m m e rz ia li­ sierter S elbstverw irklicher überlassen w ollen. Diese für eine ganze Reihe von Pflan­ zen, Pflanzengesellschaften und T ie r­ arten unersetzbaren Lebensräume brauchen also besseren Schutz und zw ar Schutz in einer Q u a litä t, die der Belastung und den dahinterstehenden W irtschaftsinteressen angemessen ist. Der LBV hat die neue S taatsregie­ rung und den Bayerischen Landtag auf dieses P roblem feld hingewiesen und gezielte M aßnahm en zum Schutze der Lebensgemeinschaften an den bayerischen W ildflüssen ein­ ge ford ert. W ir w erden Sie w eiter un­ terrichten.. Klaus H übner &. 7.

(9) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. RAUBWÜRGER? Wer ist das ? Der Name läßt Schlim­ mes vermuten. Man denkt an Jack the Ripper und bleibt lie­ ber zu Hause. Wer sich doch hinauswagt, bekommt einen anmutigen hellgrauen Vogel mit schwarzem Augenstreif und schwarzen Flügeln zu Ge­ sicht, der von der Spitze eines Baumes Ausschau nach ge­ eigneter Beute hält. Am lieb­ sten wäre ihm eine Maus, aber auch Insekten nimmt er gerne und weruTs sich anbie­ tet, Vögel bis zur Größe einer Drossel. Leider haben immer weniger Menschen die Gele­ genheit, Lanius excubitor - so der wissenschaftliche Name in der Natur zu beobachten. Dabei war er früher nicht nur in Mooren und Auenbereichen, sondern auch in der Agrarlandschaft weit verbrei­ tet. Heute hat er sich vieler­ orts auf landwirtschaftlich wenig genutzte Sonderstand­ orte v. a. in den Mittelgebirgen zurückgezogen. In Schles­ wig-Holstein ist er schon ganz verschollen, in den an­ deren Bundesländern sind die Bestände stark zurückge­ gangen. In allen Bundeslän­ dern, aus denen ausreichende Daten vorliegen, nahm der Bestand zwischen 1979 und 1990 um mindestens 50 % ab. In Baden-Württemberg brü­ teten 1973 noch ca. 500 Raub­ würgerpaare, 1990 war der Be­ stand auf gerade mal 50 Brut­. Wächter oder Todgeweihter? Der Raubwürger in Deutschland paare zusammengeschrumpft. Bei einer bayernweiten Be­ standserfassung im Jahre 1991 wurden 71 Vorkommen regi­ striert, der Bestand wird auf ca. 100 Brutpaare geschätzt. Die Schwerpunkte der Ver­ breitung liegen dabei im Landkreis Neustadt/AischBad Windsheim und in der Rhön. Auch in Bayern wur­ den viele Gegenden aufgege­ ben, so z. B. das Lechtal bei Augsburg nach Bau der Stau­ stufen und weite Teile Süd­ ostbayerns. Auch in Franken ist er großräumig verschwun­ den. Ähnlich wie in Deutsch­ land verlief die Entwicklung in weiten Teilen Europas. Woran liegt es nun, daß die Art trotz ihrer Flexibilität be­ züglich der besiedelbaren Le­ bensraum (Habitat-) typen immer seltener wird? Ganz offensichtlich spielt Habitat­ veränderung und -Zerstörung eine wichtige Rolle. Als An­ sitzjäger ist der Raubwürger auf ein ausreichendes Sitzwar­ tenangebot angewiesen. Die. Nahrung ist für ihn nur sichtund nutzbar, wenn sie sich in einem bestimmten Umkreis um die Sitzwarte aufhält. Der amselgroße Würger kann zwar auch aus dem Rüttel­ flug heraus jagen, doch ist diese Jagdart wesentlich ener­ gieaufwendiger. Deshalb muß der Lebensraum eines Raub­ würgers ausreichend mit ge­ eigneten Sitzwarten ausge­ stattet sein. Hinzu kommt, daß Lanius excubitor alles in allem ca. 200 ha als Lebens­ raum benötigt. Geeignete Flächen in dieser Größenord­ nung werden immer seltener. Eine Methode, Erkenntnisse über die Rückgangsursachen zu erhalten, ist die Luftbild­ analyse. Dazu vergleicht man Luftbilder von verlassenen Raubwürgerrevieren aus der Zeit, zu der der Raubwürger noch dort siedelte, mit Bil­ dern, die auf genommen wur­ den, nachdem der Raubwür­ ger verschwunden war. Beim Raub würger in Bayern ergibt dieser Vergleich ganz klar,. daß Habitatzerstörung und Habitatveränderung die wich­ tigste Ursache für das Ver­ schwinden der Art sind. Häufig erfolgt diese Verände­ rung schleichend und lang­ sam, so daß selbst aufmerk­ same Gebietskenner die Schwere der Eingriffe unter­ schätzen. Ein besonders gut dokumentiertes Beispiel für diese schleichende Ausräu­ mung der Landschaft zeigt die Chronologie S. 9 unten. Der Raubwürger hält in die­ sem Fall über Jahre am Brut­ revier fest. In dem bereits re­ lativ offenen Habitat werden Jahr für Jahr weitere für den Raubwürger wichtige Struk­ turen entfernt. Der hohe Akkeranteil von über 80 % wird im Laufe der Zeit auf über 90 % erhöht. All dies geschieht in kleinen Schritten. Schließ­ lich bewirken vergleichs­ weise geringe Veränderungen die Aufgabe des Brutplatzes, der in den letzten Jahren möglicherweise überwiegend aus „Tradition“ noch besetzt war. Keine einzelne Maß­ nahme reicht als Erklärung für die Aufgabe des Reviers aus. Erst die zusammenfas­ sende Betrachtung macht die Schwere der Eingriffe deut­ lich. In einigen Fällen sind aber keine Habitatveränderungen feststellbar. Hier können an­ dere Faktoren wie z .B. ein er­ höhter Freizeitdruck, der. B estan d ssitu atio n d er W ü rg er in D eutschland D e r R a u b w ü rg e r ist d e r g rö ß te V e rtre te r d e r F a m ilie d e r W ü rg e r in D e u tsch la n d . M it m a x im a l 2.000 B ru tp a a re n ist e r nach K O W ALSK I d ie z w e ith ä u fig s te W ü rg e ra rt. D a n e b e n g ib t es in Bayern nur noch den N e u n tö te r Lanius c o llu r io , dessen B ru tb e sta n d sich nach d ra s tis c h e n E inbrü chen in den S ie b z ig e r Jah ren in v ie le n R egionen w ie d e r s ta b ilis ie re n o d e r e rh o le n kon nte. A u fg ru n d d ie s e r e rfre u lic h e n E n tw ic k lu n g w ird d ie de u tsch e B ru tp o p u la tio n a u f ca. 80.000 B ru tp a a re g e s c h ä tz t, w o v o n im m e rh in ca. 12.000 in B ayern b e h e im a te t sind. Bis 1988 b rü te te in Bayern au ch noch d e r R o tk o p fw ü rg e r Lanius S enator. H eute ko m m t d iese A rt nu r noch an w e n ig e n S tellen in S ü d w e s td e u ts c h la n d m it in sg e sa m t m a x im a l 50 B ru tp a a re n vor. V o llk o m m e n v e rs c h o lle n im ge sa m te n B un d e sg e b ie t ist d e r S c h w a rz s tirn w ü rg e r Lanius m in o r, dessen le tz te B rut 1987 in B a d e n -W ü rtte m b e rg re g is trie rt w u rd e . In B ayern w a r e r bis 1980 heim isch.. 8.

(10) Foto: Pollin/Silvestris. ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Z erstö run g e in e s R aub w ü rg erh a b ita ts D a rg e s te llt an einem B e ispiel aus dem L a n d kre is N e u s ta d t/A is c h -B a d W in d sh e im. 1975 Erster B ru tn a c h w e is ; Fä lle n w e n ig e r E in ze lb ä u m e ; ein W e in b e rg w ird a n g e le g t. 1976 19 ä lte re O b s tb ä u m e g e ro d e t; 3 N u ß b ä u m e g e p fla n z t; B ra c h flä c h e w ird W e in b e rg . 1978 M e h re re W e in g ä rte n w e rd e n neu a n g e le g t. 1979 F e ld z u s a m m e n le g u n g ; A u sb a u eines W irts c h a fts w e g e s ; R odung von m e h re re n H ecken und 12 O b s tb ä u m e n . 1980 A u s b a u m e h re re r W e g e ; U m w a n d lu n g von ca. 1.800 m2 B ra c h flä c h e ; A n la g e eines P a rk p la tz e s ; m in d . 23 O b s tb ä u m e b e s e itig t. 1981 W e n ig e O b s tb ä u m e g e ro d e t; zw e i W e in g ä rte n a n g e le g t. 1982 W e ite re W e in g ä rte n e n ts te h e n ; m e h re re O b s tb ä u m e , d a ru n te r ein m ä c h tig e r B irn b a u m w e rd e n g e ro d e t.. 1983 A b s c h lu ß d e r F e ld e rz u s a m m e n le g u n g ; s ta rk e E in g riffe in den v e rb lie b e n e n S tre u o b s tb e s ta n d ; N e u p fla n z u n g von 4 k le in e re n F e ld g e h ö lz e n und 3 Eichen.. 1988 L e tz te r B rutn achw eis des R a u b w ü rg e rs; d e r m e is tg e n u tz te O b s tg a rte n w ird um d ie H ä lfte v e rk le in e rt, ein M a s ts ta ll e rric h te t.. 9.

(11) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. AT 80 HD. Beobachtungsfernrohr mit optimaler Farbwiedergabe, Helligkeit, Schärfe und Klarheit der Bilder durch Einsatz von „High Definition“ Spezialglas. Absolut wasserdicht und robust. Okulare einfachst wechselbar durch Bajonettverschluß, bei allen SwarovskiBeobachtungsgeräten und Ausziehfernrohren verwendbar. Kameraanschlußadapter. Weitere Produktinformation im weltweiten Fachhandel. SWAROVSKI OPTIK, A-6060 ABSAM/AUSTRIA Generalvertretung für Deutschland: Manfred Alberts, GmbH., Bielsteiner Straße 66 • D-51674 Wiehl • Telefon 0 22 62/30 74 • Telefax: 0 22 62/50 20 • Lieferung nur über den Fachhandel.. Rückgang der Nahrung durch Intensivierung der landwirt­ schaftlichen Flächen oder auch harte Winter eine Rolle spielen. Wichtig ist es, die verschiedenen Faktoren ge­ meinsam zu betrachten. Erst dann wird es erklärbar, wie innerhalb weniger Jahre ganze Landstriche „raubwürger­ frei“ werden können. Zu­ nächst werden einzelne Ha­ bitate zerstört, andere so ver10. ändert, daß sie dem Raub­ würger immer schlechtere Lebensbedingungen bieten. Dies hat eine verringerte Zahl von Nachkommen zur Folge. Wird die Population in dieser Situation durch einen harten Winter stark reduziert, so können die noch vorhande­ nen Habitate kaum mehr be­ siedelt werden. Hinzu kom­ men Schwierigkeiten bei der Partnerfindung.. Jetzt kann es „rein zufällig“ zum Aussterben des Raub­ würgers in der betreffenden Region kommen - auch wenn die Landschaft nicht weiter verändert wird. Oft sind die einzelnen Vor­ kommen so weit voneinander entfernt, daß die Wiederbe­ siedlung einer einmal verlas­ senen Region - wenn über­ haupt - sehr zögerlich er­ folgt.. Die oben genannten Zahlen machen es mehr als deutlich: Für den Raubwürger muß et­ was getan werden und zwar rasch. Bei unveränderten Ab­ wärtstrend wäre der Raub­ würger bis zum Jahre 2010 in nahezu allen mitteleuropäi­ schen Staaten ausgestorben. Die Frage ist jetzt, was muß getan werden ? Sicherlich liegt der Schlüssel zum Über­ leben im Verhindern weiterer Habitatzerstörungen und in der (Wieder-)Schaffung neuer Lebensräume. Diese Erkennt­ nis ist alt. Wirksame Schutz­ maßnahmen erfordern ein sehr viel detaillierteres Wis­ sen. Wie müssen geeignete Habitate aussehen? Welche „Ausstattung“ ist nötig? Wie nahe müssen die Habitate beieinanderliegen ? Darüberhinaus zeigen Beispiele von ausgestorbenen Populatio­ nen, daß für ein langfristiges Überleben eine sehr viel grö­ ßere Anzahl von Tieren nötig ist als landläufig angenom­ men wird. Nur - wieviele müssen es mindestens sein? Um diese Fragen geht es bei einem Forschungsprojekt an der Ökologischen Station der Universität Würzburg. In Zusammenarbeit mit einer Reihe weiterer Universitäten werden im Auftrag des Bun­ desministeriums für For­ schung und Technologie am Raubwürger und weiteren Arten (u. a. der Heidelerche) sogenannte Gefährdungs­ gradanalysen durchgeführt. Neben der Analyse des Sta­ tus quo und der Zukunfts­ aussichten der Art, sollen in diesem Rahmen auch Richtli­ nien für einen wirksamen Schutz erarbeitet werden, da­ mit der Wächter — so die Übertragung des lateinischen Namens - wieder zum Cha­ raktervogel der offenen Landschaft wird. Gerhard Rothhaupt.

(12) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Eine n eu e W ü rg e ra rt in E u ro p a ? D ie B estim m u n g sb ü ch e r sind sich e in ig . In E uro pa b rü te n v ie r W ü rg e ­ ra rte n . N e b e n dem R a u b w ü rg e r. VOM VOGELBEOBACHTER ZUM PROFI. noch N e u n tö te r, R o tk o p fw ü rg e r und S c h w a rz s tirn w ü rg e r. D och je tz t m e ld e n sich n a m h a fte fra n z ö ­ sische O rn ith o lo g e n zu W o rt und b e h a u p te n , d a ß d ie b is la n g als U n te ra rt b e tra c h te te n R a u b w ü rg e r in S ü d fra n k re ic h und a u f d e r ib e r i­ schen H a lb in s e l e ine e ig e n e A rt (Lanius m e rid io n a lis ) d a rs te lle n . D a fü r fü h re n sie e in e Reihe g u te r G rü n d e ins Feld. N e b e n d e r r ö t li­ chen B rust un tl w e ite re n m o rp h o lo ­ gische n U n te rs c h ie d e n sprechen auch sehr u n te rs c h ie d lic h e H a b i­ ta ta n s p rü c h e fü r d ie These d e r Franzosen. Zu dem e x is tie rt keine Ü b e rla p p u n g s z o n e d e r b e id e n (U n te r-? )A rte n . W as z u n ä ch s t au ssie ht w ie ein S tre it um des K aisers B a rt, kann en o rm e B ede utun g fü r den Schutz des R a u b w ü rg e rs auch in D e u ts c h ­ la n d ha ben. S panien und P o rtu g a l m e ld en die m it A b s ta n d höchsten B ru td ic h te n des R a u b w ü rg e rs in g a n z E uropa. D e sh a lb ko n n te m an b e i e in e r m o ­ b ile n A rt w ie dem R a u b w ü rg e r im ­ m er noch h o ffe n , d a ß im F a lle eines P o p u la tio n sz u s a m m e n b ru c h e s in M itte le u ro p a eine W ie d e rb e s ie d ­ lung von F ra n k re ic h und von d e r ib e risch e n H a lb in s e l her e rfo lg t. H a n d e lt es sich be i den M itte l­ m e e rw ü rg e rn nun um eine e ige ne A rt, so fin d e t kein g e n e tis c h e r A u s ­ tau sch m it unseren R a u b w ü rg e rn s ta tt. Eine W ie d e rb e s ie d lu n g ist a n g e sich ts d e r g e netisch fix ie rte n u n te rs c h ie d lic h e n H a b ita ta n s p rü ­ che sehr u n w a h rs c h e in lic h . So ist d e r g e s a m te u ro p ä is c h e R a u b w ü r­ g e rb e s ta n d e rh e b lic h k le in e r als b is h e r a n g e n o m m e n . A ll diese F a k­ to re n v e rrin g e rn in d ire k t auch d ie Ü b e rle b e n s c h a n c e n unserer R aub­ w ü rg e r. D ie F rage , o b es sich nun um eine o d e r zw e i A rte n h a n d e lt, lä ß t sich nu r m it a u fw e n d ig e n Z u c h te x p e ri­ m e nten o d e r m it H ilfe g e n e tis c h e r M e th o d e n k lä re n . L e tzte re so lle n je tz t a n g e w a n d t w e rd e n - a u c h um d ie Z u ku n ftsc h a n c e n des R a u b w ü r­ ge rs in D e u ts c h la n d besser a b ­ schä tzen zu kön nen.. ■ Es gibt viele Hobbys, denen man im Freien nachgehen kann. Einige davon sind in Verruf ge­ raten, weil sie ohne gravierende Eingriffe in Natur und Land­ schaft nicht auskommen (Ski­ pisten, Segelhäfen, Golfplätze usw.), oder weil sie zu Massen­ veranstaltungen geworden sind. Naturbeobachtung gehört mit Wandern und Radwandern zu den sanfteren Formen der outdoor activities. Sie erfreuen sich nicht nur bleibender, son­ dern steigender Beliebtheit, so daß da und dort auch schon Probleme auftreten. Grundsätzlich sind Naturbeob­ achter aber schon aus Eigen­ nutz daran interessiert, „ihre" Gebiete vor Störung und Zer­ störung zu bewahren, ¡a, mög­ lichst ihr Erlebnispotential (Landschaftsvielfalt, Arten­ reichtum) zu fördern. Das Beobachten von Vögeln ist seit langem, besonders in den angelsächsischen und skandi­ navischen Ländern, eines der leidenschaftlich betriebenen Hobbys im Freien. In England gehört es mit Cricket und Garteln zu den Nationalleiden­ schaften. Und die Engländer haben auch bewiesen, daß Vo­ gelbeobachtungen selbst in hel­ len Scharen nicht stört und scha­ det, wenn für professionelle Be­ sucherlenkung gesorgt ist. Im Gegenteil: die vielen M itglie­ der der britischen birder-Vereine machen es möglich, daß in großem Umfang Gebiete ge­ kauft oder gepachtet und fach­ kundig gemanagt werden. Bei uns haben da immer noch Jäger und Angler die Nase weit vorn. Spezielle Beobachtungs­ reservate für Ornis (wie sich die Ornithologen ironisch selbst nennen) gibt es in Deutschland erst relativ wenige. Gute Bei­ spiele in Süddeutschland sind das Wollmatinger Ried bei Kon­ stanz und der Altmühlsee. An der Küste gibt es so etwas schon länger und in etwas größerer Zahl.. Aller Anfang ist leicht Das Beobachten von Vögeln setzt nicht viel voraus. Ein Fern­ glas mit 7 - lOfacher Vergröße­ rung (weniger ist mehr!) und ein gutes Bestimmungsbuch (z. B. Pareys Vogelbuch) reichen für viele Jahre. Später wird man sich dann viel­ leicht noch ein „Rohr" mit Stativ kaufen, ein Spektiv mit 20 40facher Vergrößerung - zu­ mindest, wenn man oft am Was­ ser oder in offenen Landschaf­ ten beobachtet. Alles in allem eine Ausrüstung, die weit weni­ ger kostet, als die meisten ande­ ren Freizeitausrüstungen. Und Eintritt wird auch nicht ver­ langt. Das Wichtigste beim bird watching sind Geduld und Übung. Das gilt besonders auch für das Erlernen der Vo­ gelstimmen -w a s mit Tonband­ gerät und Parabolspiegel eben­ falls zur Leidenschaft werden kann. Die Artenkenntnis kommt mit der Zeit ganz von allein. Zuerst lernt man Höckerschwäne von Bleßhühnern zu unterscheiden (pardon), dann Singdrosseln von Amseln oder Reiherenten von Tafelenten (erst die Männ­ chen, später die Weibchen). Bei jeder neuen Art ist man ja ge­ spannt, was das sein könnte. Und die mühsam selbst be­ stimmten Arten bleiben einem viel besser in Erinnerung, als wenn man sie von einem Ken­ ner benannt bekommt. Neue Ar­ ten werden bald zur Leiden­ s c h a ft-w ie beim Briefmarken­ sammeln. Und wenn dann immer mehr Raritäten dazukommen und schwer zu bestimmende Arten (Watvögel im Schlichtkleid), dann gehört man schon zu den Kennern.. Die höheren Weihen So mancher Orni bleibt auf die­ ser frühen Stufe des „Jägers und Sammlers" stehen. Manche sausen auf der Jagd nach neuen Arten auf dem ganzen Globus herum. Das fördert. zwar die Umsätze der Flug­ linien, belastet aber Gebiete, die auf den Ansturm artengieri­ ger birders nicht vorbereitet sind, und kostet einen Haufen Geld. Kein Wunder, daß Sportfischer und Jäger, die das Geld für die Pacht von Gebieten im Lande ausgeben, den flatterhaften Vo­ gelliebhabern im harten Wett­ kampf um Natur meist das Was­ ser abgraben. Als ob die weit über 400 Vogel­ arten, die man auch hierzu­ lande beobachten kann, nicht genug wären! Die Kunst und wahre Lust liegt auch hier nicht in der Masse. Interessant wird es ja erst, wenn man anfängt, den Vogel als Teil seines Le­ bensraumes zu begreifen. Und dazu braucht man kein Flug­ ticket, sondern Ausdauer - und man hat auf Jahrzehnte zu tun. Je mehr man dazulernt, desto spannender wird es. Ich wage zu behaupten: Wer sich auf ein Gebiet beschränkt und hier in aller Ruhe intensiv beobachtet, der lernt die Reize der Naturbeobachtung erst wirklich kennen. Man erhält Einblicke in die Wunder des Balz- und Brutverhaltens, der Revierverteidigung (oft allein durch Gesang), der Nahrungs­ suche, des Gefiederwechsels, des Vogelzuges. Und was vor­ her unzusammenhängendes Stückwerk war, setzt sich a ll­ mählich zu einem Mosaik von überwältigender Schönheit zu­ sammen.. M it System geht alles besser Man kann das ganz unsystema­ tisch betreiben und trotzdem viel lernen und viel Freude ha­ ben. Mit etwas System kommt man aber rascher voran. Darum sollte man sich - auch wenn man eher zu den Eigen­ brötlern gehört - einer Gruppe Gleichgesinnter anschließen. Allein das Austauschen von Neuigkeiten machtSpaß.. Dr. Michael Loh mann. 11.

(13) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. ERGEBNISSE DER LBV-STREUOBSTWIESEN UNTERSUCHUNG. ■ Bereits im „Vogelschutz“ Heft 4/1992 unterrichteten wir Sie über die Untersu­ chung mit dem etwas um­ ständlichen Titel „Lebens­ raum Streuobstflächen - Vor­ schläge zur Umsetzung von Artenschutzzielen bei der Ländlichen Entwicklung“, das der LBV auf Veranlassung des Landwirtschaftsministe­ riums und den zuständigen Direktionen für Ländliche Entwicklung (früher: Flur­ bereinigungdirektionen) durchführte. Mittlerweile wurde das umfangreiche Großprojekt zum Abschluß gebracht.. Landwirtschaft, die Auswei­ tung des menschlichen Sied­ lungsraumes und geänderte Ansprüche der Verbraucher haben den Streuobstbau in den ab 1930 einsetzenden Neuordnungsverfahren nach und nach verdrängt. In den mittelfränkischen Teiluntersuchungsgebieten herrscht heute Ackerbau mit etwa 85% als landwirtschaft­ liche Nutzungsform vor. Der Streuobstbau im Untersu­ chungsgebiet erreicht mit ei­ nem Flächenanteil von 0,27% nur noch ein Zehntel der noch 1965 bestehenden An­ baufläche.. DAS LBV-PROJEKT UND SEINE ZIELSETZUNG Die vorliegende Untersu­ chung gibt anhand faunistischer und nahrungsökologi­ scher Erhebungen im Rahmen eines laufenden Neu­ ordnungsverfahrens (früher: Flurbereinigungsverfahren). STREUOBSTWIESEN UND IHRE GEFÄHRDUNG Streuobstwiesen und -felder stellen eine jahrhundertealte Form der Bodennutzung dar. Die meist extensive Bewirt­ schaftung macht sie nicht nur unter dem kulturhistorischen Aspekt, sondern aufgrund ih­ res Artenreichtums auch aus der Sicht des Naturschutzes besonders wertvoll. Strukturveränderungen in der. Schafbeweidung - eine uralte Form der Landnutzung in M itte lfran ken. Vorschläge und Planungshin­ weise für Schutz und Erhal­ tung der bedrohten Streu­ obstlebensgemeinschaften . Vorschläge, die besonders in der ländlichen Entwicklung umsetzbar sind. Die beiden Untersuchungs­ gebiete am Fuße der Steigerwaldvorberge in den Land­ kreisen Neustadt Aisch/Bad Windsheim und Kitzingen wurden aufgrund ihrer Be­ deutung für die Restvorkom­ men der beiden Charakterar­ ten Steinkauz bzw. Ortolan in Mittel- bzw. Unterfranken ausgewählt. Sie sind gekenn­ zeichnet durch intensive landwirtschaftliche Nutzung mit bislang schon ausgedehn­ ten Flurstücken, die durch die Zusammenlegung und neue Wegesysteme noch grö­ ßer werden sollen..

(14) Foto: F. Pachtner. ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Noch in den 5 0er J a h ­ ren ein g ä n g ig e s B ild: Der Bauer zieht mit seinem Ochsengespann an einer Obstbaumallee bei Weigenheim vorbei. Die Bearbeitung der Streuobstflächen erfolgte mit Zugtieren, was bedeutend einfacher war als mit M aschi­ nen, für die die Bäume Hin­ dernisse darstellten. Da Obstbau als relativ si­ chere Einnahmequelle galt, wurde er in großem Umfang betrieben und hatte um die Jahrhundertwende seine Blü­ tezeit. Den Grundstücksan­ rainern wurde damals auch das Recht eingeräumt, O bst­ bäume entlang von Straßen zu pflanzen und das Obst für den eigenen Gebrauch zu verwerten. Früher gab es in vielen Dörfern eine O bstan­ nahmestelle, wo das Obst zu Saft, Most und Schnaps verar­ beitet wurde.. ERGEBNISSE Die Analyse der Vegetation und die Nutzungskartierung brachten folgendes Ergebnis: Auf den insgesamt etwa 10 ha umfassenden sechs Probeflä­ chen im mittelfränkischen Gollachgau sind innerhalb der Streuobstflächen statt „magerer“ Grünländer vor­ wiegend „fette“ Glatthafer­ wiesen anzutreffen. Halb­ trockenrasen mit einer hohen Zahl gefährdeter Pflanzenar­ ten und -gesellschaften sind lediglich auf einer Probeflä­ che am Steigerwaldtrauf zu finden. Die Probefläche im Land­ kreis Kitzingen repräsentiert den Typus der früher weitver­ breiteten Streuobstäcker. Da Vögel als Endglieder der Nahrungskette empfindliche. Bioindikatoren für Verände­ rungen in ihrer Umwelt sind, wurde eine Brutvogelbe­ standskartierung durchge­ führt. In dieser umfangreichen Er­ fassung wurden auf den mit­ telfränkischen Probeflächen 56 Brutvogelarten, darunter 14 Rote-Liste-Arten, nachge­ wiesen. Das beste Artenspek­ trum aller untersuchten Teil­ gebiete weist aufgrund seines Strukturreichtums und des guten Nahrungsangebotes mit 40 nachgewiesenen Arten der sogenannte „Untere Schim­ mel“- auf, eine Probefläche am Steigerwaldrand. Arten wie Raubwürger, Neuntöter, Wendehals, Rebhuhn, Dornund Sperbergrasmücke wa­ ren vertreten. Wie die Be­ stände anderer streuobstge­ bundener Vogelarten, sind. auch die der näher untersuch­ ten „Charakterarten“ Stein­ kauz und Ortolan als Folge von Habitatveränderungen in weiten Teilen ihres Verbrei­ tungsgebietes sehr stark zu­ rückgegangen. Auf dem Speisezettel der mei­ sten streuobstgebundenen Vögel spielen Insekten, be­ sonders Laufkäfer, Ameisen und Heuschrecken, eine we­ sentliche Rolle. Die Nah­ rungsgrundlage dieser Vogel­ arten ist durch kleinräumige, extensive Bewirtschaftung sowie die Vermehrung von Saum- und Randstrukturen zu verbessern. Durch die vor­ geschlagenen Maßnahmen wird daneben auch die Er­ reichbarkeit der Nahrung er­ höht. In Gewölleuntersuchungen wurden mittelgroße Laufkä­. ferarten als bevorzugte Nah­ rung von Steinkauz und Raubwürger nachgewiesen, die überwiegend an Wegund Ackerrändern sowie auf Wiesen und Ödland erbeutet werden. Große Laufkäfer tauchen in Folge der Intensi­ vierung der Landwirtschaft kaum noch in untersuchten Gewöllen auf. Heuschrecken, beliebte Nah­ rungstiere des Steinkauzes und der Würger (Neuntöter, Raubwürger) sowie Amei­ sen, die vor allem durch Wen­ dehals und Grünspecht ge­ nutzt werden, finden im In­ tensivgrünland und Acker­ fluren der meisten Probeflä­ chen fast nur noch randlich in Hecken- und Böschungs­ bereichen, in Gräben oder auf Ödland günstige Lebens­ bedingungen. ► 13.

(15) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Zielvorgabe für die Verbesse- J rung des Nahrungsangebotes J für verschiedene bedrohte, in “ Streuobstbeständen heimi- 1 sche Vogelarten muß somit die Extensivierung der Streu­ obstwiesen und die Siche­ rung bzw. Neuschaffung re­ levanter Kleinstrukturen sein. Die Minimalgröße geeigneter Biotope für streuobstbewoh­ nende Vogelarten wird in er­ ster Linie durch das verfüg­ bare Nahrungs- und Nist­ platzangebot - und damit in­ direkt wieder durch Habitat­ strukturen und Bewirtschaf­ tung - bestimmt. Aber auch eine ausreichende Minimal­ größe eines Biotops sichert nur dann das Überleben ei­ ner Population, wenn die Vernetzung mit anderen Biotopen und Populationen in ausreichendem Maße gege­ ben ist, um einer Verinselung - insbesondere durch die iso-. Foto: Klein. Li­. N eugierige S treuobstbew ohner: Diese jungen Steinkäuze sind etw a 4 Wochen a it. lierende Wirkung intensiv landwirtschaftlich genutzter Flächen, Wege, Straßen etc. entgegenzuwirken. Entspre­ chende Vernetzungsstruktu­ ren fehlen in weiten Teilen des Untersuchungsgebietes bisher. Die Teiluntersuchungsgebie­ te werden anhand ihrer Ar­ tenvielfalt, des Vorkommens gefährdeter Arten, ihrer strukturellen Ausstattung so­ wie ihrer Einbindung in grö­ ßere Biotopverbundsysteme beurteilt: Auf der Basis eines Mindestareals - sogenannte 14. „räumliche Gegebenheit“ für eine Streuobstlebens­ gemeinschaft von etwa 20 ha - entsprechend dem mittle­ ren Aktionsraum der Leitart „Steinkauz“ - und unter Be­ rücksichtigung der traditio­ nellen Dorfrandbindung der Streuobstflächen wurde ein landschaftsplanerisches Kon­ zept für Erhalt, Neuansiedlung und Vernetzung der Le­ bensgemeinschaften der Streu­ obstflächen im Rahmen des laufenden Neuordnungsver­ fahrens in Geckenheim ent­ wickelt.. Was nötig ist, weiß man längst (siehe Grafik rechts): Der Steinkauz benötigt bezo­ gen auf diese Raumeinheit mindestens 20 % chemiefreier Landwirtschaftsfläche. Hier­ von sollte ein Fünftel Streuobstflächen, ein Fünftel Grünland mit hohem Beute­ angebot, je 5 % Hecken und Feldgehölze sein. Die andere Hälfte der Fläche würde auch die gängige Landwirt­ schaft verkraften. Mit dem vorgeschlagenen Verfahren wurden erstmals neue Wege gegangen: Das an­ hand der Lebensrauman­ sprüche von Leitarten ange­ nommene Minimumareal, als „räumliche Gegebenheit“ definiert, ermöglicht in der Regel auch im „Vereinfachten oder Beschleunigten Neu­ ordnungsverfahren“ ohne umfangreiche Zusatzunter­ suchungen auf der Grundla­ ge notwendiger Landschafts­ planung die Berücksichti­. gung und Umsetzung von Ar­ tenschutzzielen. Dieser me­ thodische Ansatz, der weg von der Einzelartenbetrach­ tung hin zu funktionalen Ge­ fügen mit Flächenansprü­ chen weist, ist in der Lage, die räumlichen Bedürfnisse der gesamten StreuobstLebensgemeinschaft zu be-. Ackerflächen Streuobstflächen Feldgehölze Wiesen und Brachflächen Siedlungsflächen, Straßen usw..

(16) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Leitbild „extensive, magere Wiese" mit altem Streuobstbestand: Auch außerhalb der Blütezeit bieten Streuobstwiesen eine erhebliche Bereicherung für das Land­ schaftsbild und die Erholungswirkung. Bestandssituation am „Unteren Schimmel", ei­ nem Halbtrockenrasen am Steigerwaldtrauf mit hoher Artenvielfalt und Strukturreichtum. m m. schreiben und letztendlich zu befriedigen. Aus den erar­ beiteten Grundlagen ergibt sich, daß eine sinnvolle räumliche Plazierung der landschaftspflegerischen Flä­ chen im näheren Dorfumfeld erfolgen muß. Bei der Planung der Leit­ bilder wurde insbesondere darauf geachtet, daß eine Orientierung an spezifischem Grundmuster stattfand: Kul­ turhistorisch bedingte Be­ wirtschaftungsformen wur­ den in Verbindung gebracht mit geologischen Gegeben­ heiten des Gebietes, d.h. es wurde von einem typischen Dorf am Steigerwaldanstieg ausgegangen. Als wesentli­ che Bestandteile für derartige Leitbilder gelten z.B. streu­ obstgeprägte Kulturland­ schaft, Kleinräumigkeit der Nutzung, Strukturreichtum, Vernetzung und Benachbarung. Zentrales Ziel des Pro­ jektes war natürlich die Rea­. W ie d e h o p f- nur noch gelegentlich w ährend der Z ugzeit beobachtet. lisierung der genannten Leit­ bilder, d.h. die Umsetzung der vom LBV gemachten Vor­ schläge im laufenden Neu­ ordnungsverfahren. Tatsäch­ lich erreicht wurde bislang, daß der aktuelle Streuobstbe­ stand im Dorfumfeld fast völ­ lig erhalten werden konnte. Allerdings stehen nach Ver­ fahrensende im Bereich des Dorfes Geckenheim für land­ schaftspflegerische Maßnah­ men nur etwa acht Hektar Fläche zur Verfügung, somit deutlich weniger als aus Ar­ tenschutzgründen erforder­. lich wäre. Verbesserungen in der Anwendung der erarbei­ teten Planungshinweise sind somit wünschenswert. Im unterfränkischen Ortolangebiet war, ausgehend von den Lebensraumansprüchen dieser Vogelart, neben einer Sicherung des derzeit aktuel­ len Schwerpunktvorkom­ mens eine Flächenerweite­ rung und -Optimierung nur in unmittelbaren Wald­ randlagen möglich. Weitere wesentliche Erkenntnisse die­ ser Untersüchung: Vor al­ lem die Dorfränder sind äußerst wichtige Be­ reiche aufgrund ih­ rer Verzahnungs­ funktion zwischen. Singendes O rtolan-M änn chen. Dorf und Landschaft. Die Verwirklichung dieser Ziele erfordert eine noch intensi­ vere Zusammenarbeit bei den Ländlichen Entwicklungsver­ fahren, hier insbesondere bei der Dorfneuordnung, zwi­ schen Bauleitplanung und Naturschutz. Gabriele Kappes & Bernd Raab.

(17) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. INFORMATIONSZENTRUM. Scheune Sem inargebäude. O G : S c h la fr ä u m e ^ fü r 2 0 S e m inarteilneiiiiiW. O G : N atu rkund l. Museum. EG: M ehrzw ecksaal W erkstatt £ G : S em inare/ M edien [o, B ibliothe k, Büros, Bezirksgeschäftssteil«. Leitung U niversitgtsräum e Schlafräum e fü r Zivis. Seminare und Besprechungen. 16. ■ Was schon seit Jahren als Idee in den Köpfen der Mit­ arbeiter der LBV-Kreisgruppe Bayreuth existierte, wird jetzt Wirklichkeit: mit der Förderbewilligung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück (DBU), wurde nun auch die finan­ zielle Hürde zum Aufbau eines Umweltschutz-Informationszentrums des LBV in Bayreuth überwunden (s. Vogelschutz Heft 2/94). Als Ort für dieses Zentrum, das künftig als Informa­ tions- und Bildungsstätte für den oberfränkischen Raum und angrenzende Ge­ biete fungieren soll, steht der Lindenhof im Süden von Bayreuth zur Verfü­ gung. Es handelt sich dabei um einen in städtischem Be­ sitz befindlichen ehemali­ gen Aussiedlerhof, dem vier prächtige Linden seinen Namen gaben. Die Stadt Bayreuth als Grundstücks­ eigentümer hat das Anwe­ sen einschließlich den um­ gebenden rund 15 ha land­ wirtschaftlicher Nutzfläche dem LBV ab 1994 für 25 Jahre miet- und pachtfrei überlassen. Die Planungen sehen drei Teilbereiche vor: Zum einen den Umbau der Gebäude in das Umweltschutz-Infor­ mationszentrum, zum an­ deren die Gestaltung des en­ geren Gebäudeumgriffs als Natur-Erlebnisraum. Als dritte Komponente dieses Projektes kommt die Renaturierung des ehemals in­ tensiv als Maisanbaufläche genutzten Umlandes hinzu, wo extensiv genutztes Feuchtgrünland mit einem abwechslungsreichen Mi­ krorelief dem in unmittel­ barer Nachbarschaft brü­ tenden Oberkonnersreuther Weißstorch neue Nah­ rungsgründe schaffen wird..

(18) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. DIE VORGESCHICHTE Im Februar 1989 richtete die LBV-Kreisgruppe Bayreuth ein erstes Schreiben an die Stadt Bayreuth, in dem die Errichtung eines Umweltschutz-Informationszentrums mit angegliederter Feuchtbiotopgestaltung auf dem Gelände des Lindenho­ fes vorgeschlagen wurde. Er­ ste skizzenhafte Vorplanun­ gen wurden erstellt. Noch im gleichen Jahr sprachen sich die Bayreuther UniversitätsProfessoren Klautke (Didak­ tik der Biologie), MüllerHohenstein (Biogeografie), Dettner und Zwölfer (Tier­ ökologie) in den „Überle­ gungen zum Biotop-Gestal­ tungsprojekt Lindenhof£Cein­ deutig zugunsten des Projekts aus und sicherten die wissen­ schaftliche Begleitung zu. Nach langen, mühevollen Behördenwegen und zahllo­ sen Briefwechseln fiel am 19. 6. 91 in der Hauptaus­ schußsitzung des Bayreuther Stadtrates die Entscheidung, den Hof und die umgeben­ den Flächen an den LBV zu verpachten. Nun konnten die Vorstellungen konkretisiert, Planungen über Umbaumaß­ nahmen in den Gebäuden und den Einsatz innovativer Technologien zur Energieein­ sparung sowie Konzepte für den „Naturerlebnisraum“ und die Feuchtbiotopgestal­ tung erarbeitet werden. Den Startschuß für die Umset­ zung gab die Deutsche Bun­ desstiftung Umwelt mit der Bewilligung des Zuschusses im Spätsommer 1993.. sein und Bauherren wie Ar­ chitekten Anregungen und Hinweise auf baubiologisch einwandfreie Materialien und deren Verwendung geben. Großen Wert legen wir auf eine optimale Wärmedäm­ mung der Gebäude zur Ener­ gieeinsparung (z. B. Schaf­ wolle, Kork, Perlite) und auf die weitgehende Nutzung re­ generativer Energien wie Sonnen- oder Erdwärme. Eine über 30 m2 große ther­ mische Solaranlage wurde bereits in diesem Sommer in­ stalliert und wird zusammen mit der von der Energiever­ sorgung Oberfranken AG (EVO) zur Verfügung gestell­ ten Wärmepumpenanlage die Heizung übernehmen. Zur Einsparung von Trink­ wasser dient - neben der ge­ nerell sparsamen Verwen­ dung der Ressource Wasser die Nutzung von Regenwas­ ser für Toilettenspülungen und Gartenbewässerung. In größerem Umfang wird auch die Verwendung von re­ cyclingfähigen Altmaterialien im Bau angestrebt. Klinker­ steine und Dachziegel wur­ den aus anderweitigen Gebäudeabbrüchen gewonnen und sind für den Einbau als. Fußbodenbeläge im Seminar­ gebäude und in der „Scheune“ vorgesehen. Auch das neu er­ richtete Satteldach auf dem Seminargebäude - dem ehe­ maligen Schweinestall konnte ausschließlich mit so gewonnenen Falzziegeln ge­ deckt werden. Bei der Umwandlung der Scheune in ein Mehrzweck­ gebäude mit Museumsräu­ men und Vortragssaal wur­ den Wände aus Holzleicht­ lehm gewählt, die in Zusam­ menhang mit einer Wand-Boden-Temperierung für ein ausgeglichenes und gesundes Raumklima sorgen werden. Dabei bleibt der Scheunen­ charakter des Gebäudes be­ wußt erhalten. Zum The­ menbereich „Lehmbau“ sind in der Bauphase bereits erste Seminare durchgeführt wor­ den, die den Teilnehmern In­ formationen über diese Tech­ niken und auch die Möglich­ keit der praktischen Anwen­ dung boten. Damit sollen be­ reits während der Bauphase die Maßnahmen transparent gemacht und umweltbildend dargestellt werden. Zudem macht der Lehmbau aber auch viel Spaß! Nach dem Umbau sollen die Gebäude. Museums- und Seminar­ räume, einen Vortragssaal, die Räume für die Bezirksge­ schäftsstelle, eine Bibliothek und einfachste Übernach­ tungsmöglichkeiten für 20 Se­ minarteilnehmer aufnehmen. INFORMATIONS­ AUSSTELLUNGEN UND MUSEUM Der Ausstellungs- und Mu­ seumsteil wird vorwiegend in der ehemaligen Scheune untergebracht werden. Hier entsteht im Dachgeschoß mit maßgebender Unterstützung durch die Oberfrankenstif­ tung ein Naturkunde-Mu­ seum mit spezieller Ausrich­ tung auf Naturschutzpro­ bleme, Dioramen von cha­ rakteristischen Lebensräu­ men Nordbayerns und die Darstellung ökologischer Wechselbeziehungen zwi­ schen dem Vorkommen von Organismen und den Zu­ stand der Landschaft. Neu­ ere naturschutzfachliche An­ sätze (z. B. Leitartenkon­ zepte, Dynamik von Flora und .Fauna) sollen hier in ver­ ständlicher Form einem brei­ ten Publikum zugänglich ge­ macht werden. Darüberhinaus soll - als Verbindungs-. DER GEBÄUDE-UMBAU Bereits beim Umbau der Ge­ bäude kommen so weit als möglich umweltverträgliche Technologien zum Einsatz. Damit soll schon das Gebäude an sich Anschauungsobjekt 17.

(19) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. glied zum Naturerlebnis­ raum - eine gesonderte Mu­ seumsabteilung Kindern die Möglichkeit zur spielerischen Erkundung von Tieren und Pflanzen sowie ökologischen Zusammenhängen geben. Durch den Aufbau einer grö­ ßeren Sammlung sowie durch Kooperation mit dem Jäger­ verein Bayreuth und anderen an der Natur interessierten Verbänden wird auch die Durchführung von wechseln­ den Sonderausstellungen zu aktuellen Themen des Naturund Artenschutzes ermög­ licht. Kontrovers diskutierte Themen können hier ange­ sprochen werden und wir hoffen, daß die Gelegenheit zum gegenseitigen Gespräch zu einer Versachlichung emo­ tionsgeladener Themen bei­ tragen kann. Zusätzlich bietet der Mehr­ zwecksaal im Erdgeschoß Gelegenheit für größere Vor­ tragsveranstaltungen sowie kulturelle Veranstaltungen wie Konzerten oder Ausstel­ lungen unter dem Motto „Kunst in der Scheune". DER NATURERLEBNISRAUM Der nähere Umgriff der Ge­ bäude wird zur Zeit als Na­ turerlebnisraum gestaltet, der neben viel Information im Freien auch die Möglichkeit zur direkten Naturerfahrung bieten soll. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Didaktik der Bio­ logie der Universität Bay­ reuth werden hier Konzepte erarbeitet, um aktives Natur­ erleben zu fördern und sich ansonsten im Verborgenen abspielende Vorgänge und Zusammenhänge sichtbar zu machen. Beim Lernen in der Natur sollen Kinder und Er­ wachsene Natur „be-greifen" und so die Umwelt als etwas Liebens- und Schützenswer­ 18. tes einschätzen. Gute Er­ folge wurden hier bereits im ersten Jahr im Rahmen einer Zulassungsarbeit mit Wild­ bienen erzielt, wo in einer neu errichteten Anlage Soli­ tärbienen und -wespen wäh­ rend ihres gesamten Ent­ wicklungszyklus beobachtet werden können. Die Glas­ röhrchen mit eingetragenem Pollen oder - bei den räube­ risch lebenden Arten - ge­ lähmten Insekten und den sich darin entwickelnden Larven stehen bei Führungen mit Kindern und Erwachse­ nen gleichermaßen im Mittel­ punkt des Interesses. Als weitere Gestaltungsele­ mente entstehen zur Zeit ein Teich mit der Möglichkeit der vergleichenden Beobach­ tung des Lebens im Fließund Stillgewässer, Lesesteinund Totholzhaufen, verschie­ dene Mauern, Flächen mit Spontan Vegetation, ein Schau­ bienenhaus und viele weitere Details. Diese Gestaltungs­ elemente sollen zugleich An­ schauungsmodelle für Maß­ nahmen sein, die von Einzel­ nen im täglichen Lebensum­ feld durchgeführt werden können, wie beispielsweise die naturnahe Gestaltung von Schulen und Kindergär­ ten oder das an der Umwelt orientierte Bewirtschaften des eigenen Hausgartens. Die Entwicklung umweltver­ träglichen Verhaltens soll hier im Rahmen einer flächenübergreifenden Umwelterzie­ hung vor allem bei Kindern und Jugendlichen, insbeson­ dere Schülern, gefördert wer­ den. Darüber hinaus wird im Rahmen der Ausbildung von Lehramtsstudenten praxis­ orientiertes fachdidaktisches Arbeiten am Lindenhof er­ möglicht. Hierfür stehen auch gesonderte Räume so­ wie ein kleines Labor zur Verfügung.. DIE FEUCHTBIOTOP­ GESTALTUNG Auf den rund 15 ha bisher in­ tensiv bewirtschafteter land­ wirtschaftlicher Nutzfläche, die den Lindenhof umgeben, werden in nächster Zeit in ei­ nem Gemeinschaftsprojekt von Stadt Bayreuth, Wasser­ wirtschaftsamt und LBV Ge­ staltungsmaßnahmen durch­ geführt, die die Rahmenbe­ dingungen für die Entwick­ lung von artenreichem, na­ turnahen Grünland mit ephe­ meren und dauerhaften Was­ serflächen herstellen soll. Die Maßnahmen gehen auf erste Konzepte des LBV aus dem Jahr 1989 zurück und sind eng verbunden mit der Renaturierung des Aubachs durch die Stadt Bayreuth, der das Gebiet hier durchfließt. Die Planungen sehen bei Hochwassersituationen eine seitliche Überleitung von Aubachwasser in die LBVPachtflächen vor. Hier soll bei gleichzeitiger Demontage des bestehenden Drainagen­ systems eine teilweise Entfer­ nung des nährstoffreichen Oberbodens und Aushub von flachen Wiesenmulden die Struktur des Bodenreliefs so verändern, daß ein räum­ lich und zeitlich wechselndes Mosaik von unterschiedli­ chen Feuchteverhältnissen entsteht. Diese Maßnahmen sind vor allem auf die Verbes­ serung der Nahrungssitua­ tion unserer Zielart Weiß­ storch abgestimmt, die im nahegelegenen Oberkonners­ reuth regelmäßig brütet, je­ doch auch einer Reihe weite­ rer Arten des wechselfeuchten Grünlandes zugute kommt. Als zusätzliche Bestandteile sollen eine Dauerwasserflä­ che und ein Wall aus Aushub­ material mit Heckenvegeta­ tion die Strukturvielfalt he­ ben. Bis zur Durchführung. der Gestaltungsmaßnahmen wurden die Grünlandanteile von einem Landwirt in Nut­ zungsvereinbarung mit dem LBV gemäht und die Dün­ gung eingestellt. Die Maisan­ bauflächen - der weitaus grö­ ßere Anteil - wurden stillge­ legt. Bereits im ersten Jahr entwickelte sich hier eine üp­ pige Vegetation mit Korn­ blume, Kamille, Windhalm und anderen Ackerwildkräu­ tern. Als sicher brütend oder brutverdächtig konnten als „Rote-Liste-Arten" Reb­ huhn, Wachtel und Kiebitz festgestellt werden. Sicher stellen die weiten Fluren mit Spontanvegetation nur ein Übergangsstadium dar, das bei entsprechender Pflege und Entwicklung des Gebie­ tes wieder verschwinden wird. Die Flächen um den Lindenhof schaffen damit aber auch die Möglichkeit, anhand von Dauerbeobach­ tungsflächen „vom Punkt Null an" langfristig ein Mo­ nitoring der Entwicklung von Artenzahlen und - Z u ­ sammensetzungen, Einwan­ derung und natürliches Aus­ sterben von Arten auf derar­ tigen Renaturierungsflächen vom artenarmen Maisacker bis hin zu einem - zugegebe­ nermaßen - derzeit noch nicht klar definierbaren Ent­ wicklungszustand in einigen Jahrzehnten durchzuführen. Vegetationskundliche und zoologische Untersuchun­ gen hierzu und zur Situation von Tierpopulationen in der.

(20) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Zusammenarbeit mit Hoch­ schulen vorgesehen oder be­ reits in Durchführung. Da­ neben bietet der auf dem Ge­ lände befindliche Trinkwas­ serbrunnen die Möglichkeit, Meßreihen über den Einfluß von Flächenextensivierungen auf die Trinkwasserqualität in kleinräumigen Einzugsge­ bieten durchzuführen.. den Durchblick kommt es an!. AUSBLICK Der Anfang ist also gemacht, für das Projekt „Umweltschutz-Informationszentrum Lindenhof". Viele Dinge exi­ stieren allerdings bis dato nur „auf dem Papier" und sollen, was die Baumaßnahmen an­ belangt, bis zum Jahreswech­ sel 1995/96 realisiert sein. Die weitere Entwicklung wird sowohl davon abhängen, wie gut es uns gelingt, die Gebäude mit Leben zu er­ füllen als auch von der Ak­ zeptanz des neuen Zentrums in der Bevölkerung. Der Lin­ denhof, auf dem letzten Stor­ chenfest als „Schnittstelle zwischen Theorie und Pra­ xis" bezeichnet, ist ein ein­ maliges Gemeinschaftsprojekt vieler Planungsbeteiligter. Er steht allen am Umwelt- und Naturschutz Interessierten offen - für Sie als LBV-Mitglied ist es auch Ihr Projekt! Auskünfte über zur Zeit lau­ fende Seminare gibt Ihnen gerne die LBV-Projektleitung in Bayreuth (R. Pfeifer, Tel. 0921-515278), Führun­ gen sind bereits während der Bauphase nach telefonischer Anmeldung möglich.. OPTOLYTH-Spektive! Seit 1856 beschäftigen wir uns mit dieser Materie. Wie sonst hätten wir es geschafft, Ihnen echte HD Fluorit Linsen anzubieten? Höchste Bildauf­ lösung und 100% Farbechtheit wer­ den durch die außergewöhnlichen Brechungseigenschaften dieses wert­ vollen optischen Werkstoffes erzielt. OPTOLYTH-Spektive sind •100% made in Germany •mit Stickstoff gefüllt und druck­ wasserdicht (die Modelle TBS/TBG 80/65) •geschützt durch Öl- und Säure­ beständige Vollgummiarmierung •lichtstark durch 80mm Objektive •unübertroffen brillant durch Ceralinplus-Vollvergütung auf computer­ berechneten Optiken.. 080m m \. LBV getestet:. • Hervorragend, £ für ornithologische 4? . Zwecke unelngeP schränkt zu empfehlen.. 20xWW. 30xWW. 40 x. 70xWW. 20-60x. Ornithologen und Naturbeobachter haben 9 Spektive mit 7 Wechselokularen zur Auswahl. (20x und 30x ohne Abb.). Der neue OPTOLYTH FotoVorsatz verwandelt die Modelle TBS und TBG 80/85 In hoch­ wertige Tele-Objektive mit 850mm Brennweite. 0PT0LYTH-0PTIK Walter Roth GmbH&Co. KG, Postfach 2. Wer m ehr sehen will, h ö rt sich um: Info-Telefon. 09154-4013. D-91222 Pommelsbrunn.

(21) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. issenschaftler auch schmatzend die rosafar­ zählen Mauswie­ benen Jungen, um danach sel zu den Raub­gleich selbst im Nest zu tieren, aber sie ja­ schlafen. Sitzt so ein Wiesel­ gen, um zu leben, nicht aus mädchen bucklig da, ist sie Blutrausch. Sie sind unsere selber nicht größer als eine kleinsten Marder, nur 17 - 23 Maus, und streckt sie sich, cm lang. Ein Rüde wiegt 75 wird sie gerade um die Hälfte 130, eine Fähe 45 - 75 g. Von länger. Zuweilen habe ich ihren Beutetieren bringen es mich gewundert, daß die Feldmaus, Schneemaus oder Mäuse vor der Nase der Wie­ Gelbhalsmaus auf 45 g, die sel tanzen und zu ihnen in große Wühlmaus auf 180 g den Bau schauen, ohne daß und Wanderratten gar auf 250 sie zugreifen. Ob sie nun satt waren oder ein wenig kurz­ bis 500 g. Beim Luchs im Bayerischen sichtig, ist schwer zu sagen. Wald habe ich Waldmäuse pa­ Vielleicht sind sie auch nur nisch nach allen Seiten flie­ müde und rasten für die hen sehen, aber nicht vor nächste Jagd. Dann sind die dem Luchs, sondern ein kleinen Beutegreifer anmutig Mauswiesel hetzte hinterher. und flink, aber für viele blei­ Im Bau aber, wo das Maus­ ben sie auch dann noch un­ wiesel bevorzugt jagt, hat sichtbar, selbst, wenn sie kein Beutetier eine Chance. draußen jagen. Doch sie ja­ Im Mäusenest verzehrt es gen gar nicht so heimlich und. W. 20. nur bei der Nacht oder unter der Erde, sondern auch tags­ über. Das Mauswiesel ist durch die langgestreckte Körperform in so hohem Maße auf die Jagd nach Feldund Rötelmäusen speziali­ siert, daß sie der Beute bis in die entlegensten Gänge fol­ gen können. Ich habe sie durch Löcher von knapp 18 mm schlüpfen sehen. Der da­ für erforderliche Körper hat eine im Verhältnis zum Ge­ wicht der Tiere ungünstige Oberfläche, die viel Wärme abstrahlt. Darum würden sie eigentlich dicke Fettpolster brauchen, aber die können sie sich nicht leisten, weil sie dann nicht mehr in die Mäu­ segänge passen. Um Energie­ verluste auszugleichen, muß das Mauswiesel darum fres­ sen, fressen und nochmals. fressen (täglich 30 - 35% des eigenen Körpergewichtes). Das bedeutet also einen ho­ hen Grundumsatz, und der zwingt sie Sommer wie Win­ ter, tagsüber und nachts, zu jagen. Unter ihren Beutetie­ ren können Vögel, je nach Gebiet und Jahreszeit, bis zu 25% ausmachen. Meist sind es Bodenbrüter und deren Junge, denn gute Kletterer sind Mauswiesel trotz ihrer nadelspitzen Krallen nicht. Alle Mäusearten sind mit 80% ihre Hauptbeute. Wan-.

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