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(2) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. LUDWIG SOTHMANN ZUM THEMA. EIN WAHUAHR MUSS EIN JAHR FÜR DEN NATURSCHUTZ WERDEN Wenn irgendetwas plakativ be­ nannt werden soll, sind die Trendsetter in unserer G esell­ schaft mit Superlativen schnell bei der Hand. In deren Sprach­ gebrauch werden 1994 nicht das Europaparlament, der Bayerische Landtag und der Bundestag gewählt, sondern es findet ein Superwahljahr statt. Etikett hin oder her, Wahlen ge­ hen uns an. Anders als die Bauern, die Ar­ beiter oder die Selbständigen hat der Arten- und Naturschutz (noch) keine fest in die Politik eingenetzte Lobby. Die Vertre­ ter der Nutzerverbände sind in den Parlamenten längst keine auffälligen Exoten mehr, son­ dern Normalität. Der klassi­ sche Naturschützer im Parla­ ment ist noch nicht in Sicht, er muß aber kommen. Wie wenig klassische Arten­ schutzthemen den politischen Alltag durchdrungen und politi­ sches Handeln und Entschei­ dungen beeinflußt haben, ist im Zusammenhang mit dem Wald­ sterben und dem jüngsten Waldschadensbericht auf die treffende, stark vereinfachte Formel gebracht worden: „Bäume gehen nichtzurW ahl". W ir aber können wählen. Aus unserem Selbstverständnis als Anwalt der Kreatur sollten wir unser Wahlrecht auch nutzen. Es ist selbstverständlich und durch eine lange Geschichte belegt, daß der LBV parteipoli­ tisch neutral ist; das war so, und das bleibt so. W ir sind nicht contra diese oder jene Partei wir sind mit vollem Herzen pro Natur. W ir werden deshalb auch nicht tatenlos Zusehen, wenn Politiker, ob nun aus Überzeugung oder aufgrund populistischer, wahlstrategi­ scher Überlegungen beim. 2. Wähler dadurch Punkte sam­ meln wollen, daß sie den Natur­ schutz lächerlich machen, seine Notwendigkeiten und Ziele in Frage stellen und müh­ sam erkämpfte Verbesserun­ gen im Arten- und Naturschutz dem kurzfristigen Gruppen­ profit opfern wollen. Ein w irk­ licher Demokrat - und nur die­ sen wollen wir als Volksvertre­ ter-m u ß nicht nur den Mitmen­ schen und seine Probleme ernst nehmen, er muß gleichrangig alle uns umgebenden Lebewe­ sen ernsthaft mitvertreten und ihr Überleben sichern. Nur wo die Pflanzen und Tiere überleben können, kann es für unsere Kinder eine lebens­ werte Zukunft geben. Wer die letztlich lächerlich geringen Kosten für Biotopanlagen als Ursache für sozialen Abbau oder den Arten- und Natur­ schutz als Gefährdungsmo­ ment für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Weiterent­ wicklung hinstellt, verfährtfahrlässig oder dumm. Von Wäh­ lern, die man so gewinnen kann, möchte ich nicht gewählt werden. Auch in schwierigen Zeiten steht es keinem zu, einen längst überwunden geglaubten Aus­ beutungsmaterialismus neu zu propagieren. Wer mit der öf­ fentlichen Parole „Erst der Mensch und dann die Natur" mit Frosch, Knabenkraut und Eisvogel den Wirtschaftsstand­ ort Deutschland oder Bayern sichern möchte, will offensicht­ lich von Schöpfungsethik nichts wissen, er liegt intellektuell völ­ lig falsch und gedanklich weit hinter den Industriemanagern zurück, die immer häufiger, im­ mer zahlreicher und durchaus handlungsbezogen „Fairneß gegenüber Menschen und a l­. len Formen des Lebens" zur Unternehmungsphilosophie machen. Es wäre beispielsweise eine Schande, wenn es tatsächlich dabei bliebe, daß das Natur­ schutzgebiet Lauterberg bei Coburg nur deswegen nicht Rechtskraft erlangen kann, da­ mit die Planer der Autobahn A 73 keine größeren Einschrän­ kungen in ihrem Vorhaben hin­ nehmen müssen. Der Lauter­ berg ist ein großflächiger, ar­ tenreicher und vielstrukturierter Kalkmagerrasen und in seiner Qualtität von landesweiter Be­ deutung. Die Schutzverord­ nung für dieses Gebiet liegt seit Monaten unterschriftsreif auf dem Schreibtisch des Regie­ rungspräsidenten von Ober­ franken, aber bis heute ist nichts passiert. In diesem und in allen anderen Fällen, wo Gruppen oder auch Politiker in Verfolgung ihrer Ziele Schäden an der Natur in Kauf nehmen, sind wir in unse­ rem zentralen Verbandsanlie­ gen getroffen. W ir werden M a­ chenschaften gegen die Natur deutlich und fachlich fundiert entgegentreten. W ir gehen kritisch, aber voll motiviert und nicht ohne Zuver­ sicht in das neue Jahr. Zuver­ sichtlich, weil wir für das Über­ leben von Pflanzen und Tieren etwas tun wollen und tun wer­ den. W ir sind bereit, eine die Umwelt voll einschließende Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Für 1994 haben wir den Weiß­ storch zum Vogel des Jahres er­ klärt. Dabei haben wir vor, in diesem Jahr auch für den Schutz seines fast gleichgro­ ßen, scheuen und viel versteck­ ter im Wald lebenden Bruders, den Schwarzstorch, etwas zu.

(3) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. 1•1994. Wie gut geht es dem „Vogel des Jahres" wirklich?. tun. Wegen der Störungsempfmdlichkeit des schwarzen Stor­ ches müssen das Maßnahmen ohne große Öffentlichkeit sein,, zielgerichtet, aber ohne Rum­ mel. So werden wir einen ent­ wässerten und mit Fichten zu­ gestellten Niedermoorbereich renaturieren, im Bachumfeld Nahrungsteiche anlegen und dem Schwarzstorch möglicher­ weise auch Horsthilfen an­ bieten. Bayern liegt an der westlichen Arealgrenze dieser Art. Unsere Schutzmaßnahmen sind aus zwei Gründen besonders wich­ tig. Einmal ergänzen sie Schutz­ programme in anderen Bundes­ ländern, wie beispielsweise Niedersachsen, und zum ande­ ren ist der Zeitpunkt für solche Maßnahmen jetzt besonders günstig, weil der Bruder unse­ res Jahresvogels gegenwärtig offensichtlich sein Areal nach Westen ausdehnt. Diese zum Teil kostspieligen Schutzmaßnahmen können wir auch deswegen in Angriff neh­ men, weil uns ein im Sommer verstorbenes Mitglied aus Nürnberg in seinem Testament . eine sechsstellige Summe für klassische Naturschutzmaß­ nahmen vermacht hat. Ein neues Jahr steht vor uns. So wie es gegenwärtig aussieht, wird es für den Arten- und Bio­ topschutz nicht einfach werden. Sich für die Natur zu engagie­ ren, ist trotz allem lohnend, in­ teressant und erlebnisreich. Machen Sie mit!. DER WEISSSTORCH - VOGEL DES JAHRES '94. 4. von GABRIELE KAPPES. BEGEGNUNG MIT DEM OTTER von WOLFGANG A. BAJOHR Der O ttersympathischer Bewohner naturnaher Gewässer. SCHWAMMSPINNER '93 BILANZ '93 UND AUSSICHT FÜR 1994 von ANDREAS VON LINDEINER. ABENTEUERURLAUB AUF SPANISCH von THOMAS SCHNEIDER & GUNTHER RUBIN. 24 8. BÜCHER KREISGRUPPEN. 10. JUGEND. 23. SchwammspinnerSkandalinsekt '9 3 -e in Beitrag zur Versachlichung der Diskussion von A. von Lindeiner. Arbeitsurlaub in grandioser N aturzwei Trabajadores berichten. IMPRESSUM HERAUSGEBER. Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Verband für Arten- und Biotopschutz (LBV) GESCHÄFTSSTELLE. Kirchenstraße 8, 91161 Hilpoltstein Telefon 09174/9085, Telefax 09174/1251 REDAKTION. Titelbild: Otter von Wolfgang A. Bajohr. Ludwig Sothmann, Dieter Kaus, Klaus Hübner GESTALTUNG. Bernhard Reichel, Hilpoltstein LITHOS. Repro-Chroma, Laubenweg 27, 90765 Fürth VERLAG, SATZ & DRUCK. Millizer GmbH & Co. Druck & Verlag KG Daimlerstraße 1,91161 Hilpoltstein Telefon 09174/9059, Telefax 09174/2262 ANZEIGEN Druckerei Millizer, Monika Teuchert BEILAGEN Überweisungsträger Einem Teil dieser Auflage liegt eine Beilage der Firma JAKO-O bei. REDAKTIONSSCHLUSS. Heft 3 /9 4 -3 0 . April 1994 ABONNEMENT. Herzlichst Ihr. 60,- DM jährlich, Jugendliche 30,- DM In dieser Summe ist die Mitgliedschaft im LBV enthalten. KONTEN. PostgiroamLMünchen Nr. 4603-805 (BLZ 70010080) Sparkasse Hilpoltstein Nr. 240011833 (BLZ 76450000) Raiffeisenbank Hilpoltstein eG Nr. 59005 (BLZ 76461485) AUFLAGE 40.000. M. L C tQ Z C C O. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden. Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto beiliegt. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nur die Meinung des Verfassers wieder.. I. 3.

(4) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at Noch w acht der A ltstorch am Nest. m. s= &. % rW K. '-»T- ^. -n •. Ordnung: Schreitvögel Größe: 80 bis 100 cm Gewicht: M ännchen bis zu 4,0 kg. STECKBRIEF Weißstorch (Ciconia ciconia). Flügelspannweite: Schnabellänge: Alter: Zahl der Eier: Brutzeit: Ausfliegen der Jungen: Geschlechtsreife:. W eibchen bis zu 3,5 kg bis zu 200 cm 15 bis 20 cm bis 25 Ja h re 1 bis 6, meist 3 bis 5 durchschnittlich 33Tage nach etw a 9 Wochen nach 3 bis 5 Jahren. Nach der M ah d : Störche auf Nahrungssuche. #¿2. D er W eißstorch4.

(5) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. ■ Der Weißstorch wurde 1994 vom LBV und vom Naturschutzbund Deutsch­ land (NABU) zum Vogel des Jahres 1994 erklärt. Die Wahl fiel auf Meister Adebar, da auf seine immer noch starke Gefährdung auf­ merksam gemacht werden soll. Jahr für Jahr brüten we­ niger Störche auf unseren Dächern, bleiben mehr Hor­ ste verwaist. EIN STORCHENSOMMER IN EUROPA Der Großteil der Störche kehrt im Frühjahr zwischen Mitte März und Ende April in die europäischen Brutge­ biete zurück. Von nun an dreht sich alles um das Nest, das den Mittel­ punkt des Storchenlebens darstellt, an dem sich im Frühjahr die Partner des letz­ ten Jahres treffen oder wo sich neue Paare bilden. Stör­ che sind nämlich keineswegs so monogam, wie gemeinhin angenommen, sondern zei­ gen eher, eine ausgeprägte Horsttreue, d. h. sie kehren immer wieder zum gleichen Horst zurück. Es lassen sich darum auch an manchen Horsten erbitterte Kämpfe um den Nestbesitz beobach­ ten. Wenige Tage nach der An­ kunft werden in zweitägigem Abstand die Eier gelegt und ca. 33 Tage bebrütet. Diese Aufgabe teilen sich die Männ­ chen und Weibchen, die äu­ ßerlich nur schwer zu unter­ scheiden sind. Der jeweilige Partner geht zwischenzeit­. lich auf Nahrungssuche. Bis zu 4 kg Nahrung müssen die Altstörche täglich erbeuten, annähernd 5 Zentner wäh­ rend einer Brutsaison, um sich und ihre Jungen ernäh­ ren zu können. Das Futter wird in die Nestmulde ausge­ würgt und von den Jungen von Anfang an selbstständig aufgenommen. Bis zum Alter von 3 bis 4 Wo­ chen hält stets ein Altstorch am Horst Wache. Er vertei­ digt die Jungen gegen Fremd­ störche, schützt sie vor Re­ gen und schirmt sie gegen zu starke Sonneneinstrahlung ab. An besonders heißen Ta­ gen werden die Jungen auch mit Wasser versorgt, das die Altstörche im Schlund herbei­ schaffen. Die Jungen wachsen rasch heran, sie können mit 6 Wo­ chen erstmals aufrecht stehen und sind nach etwa 9 Wochen flugfähig. Nach dem Ausflie­ gen werden sie zwar noch täglich am Nest, ausnahms­ weise auch im Gelände gefüt­ tert, müssen sich aber den Großteil der Nahrung selbst suchen. Bis zum Wegzug in den Sü­ den lassen sich Jung- und Altstörche noch recht gut un­ terscheiden: Im Gegensatz zur tiefroten Schnabel- und Beinfarbe der Altstörche sind bei den flüggen Jungen die Beine mattorange bis aschgrau. Der schwach-rote Schnabel hat eine schwärzliche Spitze, zudem ist er wesentlich kür­ zer und stumpfer als bei den Altvögeln.. Ausgeflogene Jungvögel des W eißstorchs in Bayern von 1980 - 1993. DER STORCH BRAUCHT NASSE FÜSSE Das klassische Nahrungsge­ biet des Storches ist das land­ wirtschaftlich extensiv ge­ nutzte Feuchtgrünland. Eine Storchenfamilie benötigt min­ destens 200 ha nahrungsrei­ che Fläche in unmittelbarer Horstnähe, d. h. bis maximal 3 km Entfernung. Bis zu ei­ nem gewissen Grad kann die­ ser Lebensraum durch andere Nahrungsbiotope ersetzt werden, doch sind hinrei­ chend ausgedehnte, mög­ lichst feuchte Wiesengebiete auch heute noch unabding­ bare Voraussetzung für das langfristige Überleben der Art. Die gute Erreichbarkeit der Nahrung muß für den Storch ebenfalls gewährleistet sein. Als Schreitvogel ist er bei der Nahrungssuche auf über­ sichtliches und möglichst weitläufiges Gelände ange­ wiesen. Deshalb meidet er großflächige Röhrichte und Hochstaudenfluren. Eine mo­ saikartige Durchmischung ist im Interesse des Nahrungs­ angebots jedoch günstig. Ideal ist unregelmäßig oder zeitlich gestaffelt gemähtes. Grünland, wo der Storch ge­ eignete Nahrungsflächen fin­ det. Der Storch beschränkt sich in seiner Nahrungsaus­ wahl keineswegs auf Frö­ sche, wie vielfach angenom­ men, sondern er ist eher ein Allesfresser. Neben lebender Beute kann auch Aas einen hohen Anteil an der Nahrung einnehmen. EINMAL AFRIKA UNDZURÜCK Da die Nahrung in Europa im Winter zu knapp wird, vollbringt der Weißstorch imposante Flugleistungen, um von seinem Brutgebiet nach Afrika in sein Winter­ quartier zu ziehen. Ende Au­ gust kann man Jungstörche auf Wiesen beobachten, die gemeinsam die weite Flug­ reise antreten. Die Altvögel folgen einige Wochen später. Da die Störche vermeiden, direkt über das Mittelmeer zu fliegen, erreichen sie ihr Win­ terquartier über zwei unter­ schiedliche Zugrouten: Die weiter westlich beheimateten Störche ziehen über Gibral­ tar, die östlichen wählen den Weg über den Bosporus. Die langen Zugwege weisen bedeutsame Gefahren für die. ■Vogel des Jahres ’94 5.

(6) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. lien (Ephippiorhynchus asia.2-ticus). Im Gegensatz dazu | wird der beinahe kahlköpfige afrikanische Marabu (Leptoptilos crumeniferus) als ei­ ner der häßlichsten Vögel der Welt bezeichnet. Der europäische Verwandte des Weißstorches ist der Schwarzstorch (Ciconia ni­ gra), dessen Lebensweise je­ doch wesentlich heimlicher ist und den deshalb viele Menschen noch nie zu Ge­ sicht bekamen. GEFAHR FÜR MEISTER ADEBAR. Storchenlebensraum: Schw arzach-A ue bei Schw arzhofen. So entsteht ein Storchenbiotop: Landw irte und Vogelschützer arbeiten zusammen. Störche auf, so sterben viele Tiere an Erschöpfung oder werden in den Durchzugsländern bejagt. Da wandernde Tiere durch nationale Schutz­ maßnahmen nicht optimal zu schützen sind, da sie Gebiete verschiedener Staaten mit un­ terschiedlichen Schutzbestim­ mungen durchqueren, wurde 1979 in Bonn ein „Überein­ kommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten“ geschlossen (Bon­ ner Konvention). Viele natio­ nal auftretende Probleme des Artenschutzes sind überhaupt nur in zwischenstaatlicher Kooperation zu lösen, was durch EG-Projekte, sowie Aktionen internationaler Na­ turschutzorganisationen be­ reits verwirklicht wird.. 6. WELTWEITE VERWANDTSCHAFT Störche zählen zusammen mit den Kranichen zu den größten Vögeln der Welt und sie sind auf allen fünf Konti­ nenten mit insgesamt 20 Ar­ ten vertreten. Die meisten Vorkommen weisen Afrika und Asien auf. Anatomische Besonderheiten, aber auch manche Verhaltensweisen zeugen von der Verwandt­ schaft mit Neuweltgeiern wie dem Kondor. Einige Arten sind sehr far­ benprächtig und elegant wie der afrikanische Sattelstorch (Ephippiorhynchus senegalensis) oder der Schwarznakken-Storch, genannt Jabiru aus Asien und Austra-. -5 5CQ ^ £. Bis vor wenigen Jahrzehnten war der Weißstorch auch in Bayern in den Flußtälern und Niederungen eine zwar nicht häufige, aber doch regelmäßig verbreitete Vogelart. Er brü­ tete vor allem in den weiten Talauen der größeren Flüsse -g Donau, Main und Regnitz. ä Heute ist der Weißstorch in | Bayern auf der Roten Liste in der Gefährdungsstufe 1 ein­ gestuft, d. h. „Vom Ausster­ ben bedroht“. Sein Bestandsrückgang in Bayern verläuft drastisch wie bei kaum einer anderen hei­ mischen Vogelart: 1958 konn­ ten noch 191 Brutpaare er­ faßt werden, während 30 Jahre später nur noch etwa ein Drittel über Bayerns Wie­ sen stolzierten. Seit 1989 pen­ delte die Population um eine Größe von etwa 80 Brutpaa­ ren. Um eine Population langfristig stabil zu halten, sind zwei flügge Junge pro Brutpaar nötig. Diese Zahlen wurden in den letzten Jahren nur noch selten erreicht. Die Ursachen sind haupt­ sächlich in der Lebensraum­ veränderungen zu suchen, die zu einer wesentlichen Ver-.

(7) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Wiesen und Maßnahmen wie die Anlage von Nahrungs­ tümpeln und Gräben. Au­ genblicklich kann die Wie­ derherstellung von Lebens­ räumen für die Störche je­ doch die landesweiten Flä­ chenverluste nicht ausgleichen. Ergänzende Einzel­ maßnahmen wie die Horst­ platzsicherung, Sicherung voii Leitungen, aber auch die Pflege kranker und verletzter Tiere zählen u. a. zu den Auf­ gaben, die von mehreren hauptamtlichen und über 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter­ innen durchgeführt werden. In Vorträgen, Presseberich­ ten, Rundfunkinterviews und Fernsehbeiträgen wird diese Arbeit 1994 öffentlichkeits­ wirksam dargestellt werden. Daneben existieren Ausstel­ lungen, die bei Bedarf ausge­ liehen werden können und Broschüren zum Vogel des Jahres 1994. Die Koordina­ tion des bayerischen Weiß-. ERSTE HILFE FÜR DEN STORCHWAS TUT DER LBV? Ziel der Weißstorchschutzar­ beit in Bayern ist es, eine überlebensfähige und von menschlicher Hilfe mög­ lichst unbeeinflußte Weiß­ storchpopulation zu erhal­ ten. Nicht die jährliche Fort­ pflanzungsrate ist dabei der entscheidende Faktor, son­ dern die Zahl an Jungvögeln, die ein Storch im Laufe seines Lebens aufzieht sowie deren Überlebenschancen. Zu den wichtigsten Aufga­ ben des LBV zählt die Siche­ rung des Lebensraumes und dessen Ausweitung. Erfolg­ versprechend ist die Rück­ wandlung von Äckern in. erfolgt durch die Ländesgeschäftsstelle in Hilpoltstein. Für die wissenschaftliche Be­ treuung wurde eine Steuer­ gruppe eingesetzt, die sich aus Biologen, Praktikern und Vertretern des Umwelt­ ministeriums und einiger Be­ zirksregierungen zusammen­ setzt. Mit der Wahl des Storches zum Vogel des Jahres 1994 soll in erster Linie auf die Ge­ fährdung des Lebensraumes. Feuchtgebiet aufmerksam ge­ macht werden. Mit dem wirksamen Schutz von Nah­ rungsgebieten des Weiß­ storchs wird auch vielen an­ deren Mitbewohnern des Storches geholfen. Sie alle brauchen mehr als einzelne kleine Biotope und Schon­ räume, so wichtig diese. Aktivitäten auch sein mögen. Wiesenvögel brauchen groß­ flächige Feuchtgebiete, Fluß­ auen mit natürlichen Über­ flutungsbereichen und in­ takte Moore, um lang­ fristig über­ leben zu. Foto: Holynski. schlechterung der Nahrungs­ grundlage beitrugen. Die Vernichtung wechselfeuch­ ten Grünlandes durch Über­ bauung, Durchschneidung durch Verkehrswege, Um­ bruch- und Entwässerungsmaßnahmen sowie der anhal­ tende, massive Einsatz von Pestiziden in der Landwirt­ schaft entzogen dem Storch seine Lebensgrundlage. Eine weitere Gefahr stellt die Verdrahtung der Landschaft dar. 60% der bei uns tödlich verunglückten Störche sind Stromopfer. Nur ein geringer Teil der Vögel stirbt jedoch durch direkten Leitungsan­ flug, sondern in erster Linie durch Stromschlag im Mast­ bereich. Zusätzliche Gefah­ ren lauern auf dem Zug in den Süden, an den Rastplät­ zen und in den Winterquar­ tieren: hemmungsloser Pesti­ zideinsatz, Jagd auf die Vögel und Dürrekatastrophen sind nur einige Faktoren, die man hier nennen kann.. G abriele K appes. DR. WALTER WÜST IST TOT ein Standardwerk in zwei Bän­ Dr. Walter Wüst, geboren am den, erschienen 1981 und 3. 9. 1906, verstarb am 28. 11. 1986, an dem er über 50 Jahre 1993 in München. Für eine arbeitete. Hier konnte er die große Anzahl von Ornitholo­ Mitarbeit und das Wissen vie­ gen war er innerhalb und au­ ler Ornithologen einbringen. ßerhalb Bayerns über Jahr­ Er arbeitete auch an „Grzizehnte hinweg der anerkannte Altmeister der wissenschaftlich meks Tierleben" mit und las über 40 Semester am Zoologi­ fundierten Ornithologie. Für schen Institut der Universität viele w ar er Vorbild und München über allgemeine Or­ schlicht der „Vogel-Wüst". nithologie und Feldornitholo­ Von 1953 bis 1977 war Dr. gie. Stark besucht waren stets Wüst erster Vorsitzender der seine humorvollen und fun­ renommierten Ornithologidierten Vogelexkursionen. schen Gesellschaft in Bayern Seine Biologie-Schulbücher e.V , deren Ehrenvorsitzender über Wirbeltiere erreichten er bis zu seinem Tode blieb. Er stand auch der Monticola, die Millionengrenze. 1969 wurde er für seine Ver­ einem Zusammenschluß a l­ dienste um die Erforschung penländischer Ornithologen, der Vogelwelt Bayerns von der vor und war jahrzehntelang Bayerischen Akademie der Mitglied im LBV. Als Grün­ dungs- und langjähriges Vor­ Wissenschaften mit der Me­ daille „bene merenti" in Silber standsmitglied der Schutzge­ geehrt. 1985 erhielt er den Rie­ meinschaft Wemdinger Ried ser Kulturpreis für seine Aktivi­ und des Vereins für Natur­ täten im Ries. schutz und Landschaftspflege Dr. Walter Wüst, bis zuletzt vol­ im Ries unterstützte er den ler Pläne, ein zutiefst humani­ örtlichen Rieser Naturschutz. stisch geprägter G roß ist die Zahl sei­ Mensch, der reizende ner ornithologischen Gedichte verfassen Veröffentlichungen. konnte, der auch seine Hervorzuheben sind Kanten hatte, hinter­ „Die Brutvögel Mittel­ läßt eine große G e ­ europas", erschienen 1970 und sein Lebens­ meinde von Vereh­ werk, die zweibändige rern. „Avifauna Bavariae", Dr. W alter Wüst Dr. Heinrich Greiner ___________________________. 7.

(8) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Josef H. Reichhoif:. Comeback der Biber 232 Seiten, einige Fotos, C. H. Beck Verlag, München, 1993, DM 39,80 Der Biber ist nur eine der vielen Figuren in den „ökologischen Überraschungen" (Untertitel); die Bandbreite reicht von der Traubenkirsche bis zum Reh. Vögel spielen natürlich eine wichtige Rolle. Das Buch hat einfach geschrie­ ben werden müssen, denn es zeigt, wo unsere Vorstellungen von „Natur" einer gründlichen Korrektur bedürfen - und wo echte Lücken in aktuellen und anspruchsvollen Naturbüchern bestehen: Durch weit ge­ spannte und an vielen Punkten ansetzende Überlegungen müs­ sen wir versuchen, etwas Ein­ blick in die Dynamik der Vor­ gänge zu gewinnen. Dazu be­ darf es eines umfassenden Fachwissens, das der Autor vor dem Leser ausbreitet, aber auch der Würze pointierter und packender Darstellung. J. H. Reichholfs Buch ist spannend zu lesen, auch für den, der kein Fachmann ist, aber wachen Verstandes durch die Land­ schaft läuft. Für die Natur­ schutzarbeit ergeben sich hier neue Impulse, denn festgefah­ rene Meinungen haben ihr sel­ ten gut getan und manches stellt sich nach einigen Jahren anders dar, als man es voraus­ sagte. Dr. Einhard Bezzel Wolfgang Epple:. Die Eulen — geheimnisvolle Vögel der Nacht 127 Seiten mit zahlreichen farbigen und SW-Abbildungen, Gräfe und Unzer Verlag, München, 1. Auffl., 1993, DM 29,80 Wolfgang Epple, als Autor der Artmonographie „Schleiereule" bereits positiv hervorgetreten, versteht es, fundiertes Fachwis­ sen über unsere 13 heimischen Eulenarten, über ihre Biologie und die anatonomischen und physiologischen Besonderhei­ ten, die sie zu ihrer heimlichen, meist nachtaktiven Lebensweise befähigen, in eine anschauliche Sprache zu kleiden und über­. 1 8. sichtlich darzustellen. Alle we­ sentlichen Aspekte des Eulenle­ bens - von den verschiedenen Jagdtechniken über Balz, Brut und Jungenaufzucht bis hin zu den vielfältigen Beziehungen zwischen dem Menschen und den Nachtgreifen-werden ein­ gehend beleuchtet, und mit der eingegliederten Geschichte vom alten Uhu Wittjuk und sei­ nem Weibchen Huori ist auch an den Nachwuchs gedacht. Ulrich Lanz Rudolf L. Schreiber (Hrsg.):. Tiere auf Wohnungssuche: Ratgeber für mehr Natur am Haus 352 Seiten, 380 Farbfotos, 170 farbige Zeichnungen, gebunden, Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin, 1993, DM 49,80 Ein Buch, das sich nicht nur in Punkto Umfang von üblichen Gartenratgebern abhebt: Auf zahlreichen, reich bebilderten Seiten werden nicht nur die kfassischen und auch ander­ weitig beschriebenen Metho­ den der naturnahen G estal­ tung von Haus und Garten er­ läutert. Auch die meisten potentiellen Bewohner solcher neu geschaf­ fenen Lebensräume - von den Säugetieren über Vögel, Am­ phibien und Reptilien bis hin zu den Spinnen und Insekten wer­ den eingehend beschrieben und selbst vor rechtlichen Fra­ gen drücken sich die Autoren nicht. Ein empfehlenswertes Buch für jeden Haus-, G arten­ oder Balkonbesitzer! Ulrich Lanz Anzeige. MELALEUKA® Heilpflanzenöl (k.b.A.) Gerne senden wir Ihnen (Kostenlos und unverbindlich) entsprechendes Informationsmaterial, Preisliste etc... zu oder fragen Sie einfach Ihren Apotheker.. MELALEUKA G m b H Im Flürchen 28 • D-66133 Scheidt Postfach 20 • D-66067 Scheidt Telefon 06 81 - 0 8 1 74 33 Telefax 06 81 - 81 13 85. Christian Gubitz & Robert Pfeifer (1993):. Die Vogelwelt Ost-Oberfrankens 568 Seiten, Beifi. zu den Ber. der Natwiss. Ges. Bayreuth Heft 3 Im Anschluß an ein ausführli­ ches einleitendes Kapitel zur Einordnung des Untersuchungs­ gebietes werden die vorkom­ menden Arten übersichtlich dargestellt. Es werden u. a. In­ formationen zu historischer und aktueller Verbreitung mit Kar­ ten, Beobachtungen zu Lebens­ raum und Bruterfolg sowie D ia­ gramme zum jahreszeitlichen Auftreten gegeben. Schöne Fe­ derzeichnungen illustrieren den Band. Hervorzuheben ist ein sehr umfangreiches Literatur­ verzeichnis. Mit diesem Werk wurde ein weiterer gewichtiger Grundstein zu einer umfassen­ den, aktualisierten Avifauna Bayerns vorgelegt, der auch für Bearbeiter anderer Gebiete in­ teressant sein dürfte. Dr. A. von Lindeiner F. Pölking & N. Rösing (1993):. Geparde Die schnellsten Katzen der Welt 128 Seiten, 142 Farbbilder, Techlenborg Verlag, Steinfurt, DM 68,— Ein einmaliger Bildband, mit faszinierenden Farbfotos, er­ gänzt durch sachkundige Er­ läuterungen, die sowohl ökolo­ gische Abhängigkeiten als auch das Verhalten erläutern. Wertvolle Foto- und Exkur­ sionstyps runden den gelunge­ nen Bildband ab. Dieter Kaus.

(9) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Europas größter Elektro-Fachmarkt Vide.

(10) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Heimatpreis 1993 verliehen ■ Erstmals hat die VolksbankRaiffeisenbank Dachau den Heimatpreis 1993 verliehen. 23 Initiativen aus dem Landkreis haben sich um den mit 9000 M ark dotierten Preis bewor­ ben. Acht wurden ausgezeich­ net. Wie Franz Folk, Direktor der Volksband-Raiffeisenbank, bei der Preisverleihung sagte, wolle man mit der Aktion „Ver­ ständnis für die Heimat wekken". Es solle auch gezeigt wer­ den, daß, wenn man etwas be­ wegen will, nicht immer der Ruf. nach dem Staat notwendig sei. Ferner wolle man Anstöße ge­ ben und die Identifikation mit der Heimat fördern. Lobend äußerte sich auch der Schirm­ herr der Veranstaltung, Landrat Hansjörg Christmann, der die Aktion als „unterstützenswerte Idee" bezeichnete. Christmann: „Der Preis ist ein gut angeleg­ tes Geld. Außerdem fördert er die Gemeinschaft." Der Bay­ erische Heimatpreis wurde in folgenden Sparten vergeben: „Ökonomie und Ökologie", „Architektur und O rtspla­ nung" und „Kultur und G e ­ meinschaft". Die ersten Sieger der jeweiligen Sparte nahmen am Landesentscheid teil.. MÜNCHEN. LBV und Kultur ■ Im Spätsommer '93 rief beim LBV München der Chefdramaturg des Staats­ theaters am Gärtnerplatz (München) an, um zu er­ fragen, ob jemand sich bei uns mit Elstern aus­ kenne und einen Kurzvor­ trag über sie halten könne. Auch wenn ich mir eigent­ lich keine neuen Arbeiten und Termine mehr auferlegen wollte (Ausland-Umzugsvorbe­ reitungen und Mutterschutz), reizte mich diese Anfrage, da ich ja meine Diplomarbeit über die Elstern geschrieben hatte. Es sollte um folgendes gehen: Das Theater macht am Sonntag vor jeder neuen Opern-, O pe­ retten- und Ballettpremiere eine Matinee, das „O perncafe", bei dem der Presse und interessier­ tem Publikum Hintergründe zu dem Stück, seinen Mitwirken­ den, seiner Geschichte usw. er­ läutert werden. Dazu wird dann auch immer ^ine völlig außen­ stehende Person geladen, die zum Inhalt einen Kurzvortrag hält (z. B. für den „Liebestrank" ein Apotheker über Aphrodi­ siaka, für „Eine heimliche Ehe" eine Heiratsvermittlerin usw.). Und ab dem 16. Oktober ha­ ben sie nun die O per von Ros­ sini „Die diebische Elster" im Programm.... 10. W ir wurden uns schnell einig: Ich hielt einen Kurzvortrag („Ornithologische Aspekte zur diebischen Elster") bei der M a­ tinee am 10. 10. '93, durfte in diesem auch „ordentlich" LBVWerbung unterbringen, und schrieb größte Teile aus dem Vortrags-Inhalt als Beitrag für die Programmzeitschrift. Auf meinen Vorschlag hin gestal­ tete ich noch eine Ausstellungs­ tafel über Elstern, Rabenvögel und den LBV, die jetzt zu jeder Elster-Aufführung im Foyer zu sehen ist und neben der kosten­ loses LBV-Material um einen völlig neuen „Kundenkreis" wirbt. Das Honorar wurde in diesem Fall in „Naturalien" (= Theaterkarten) gezahlt. Da diese Art der Reklame völlig neu, aber wahrscheinlich (hof­ fentlich!!) wirkungsvoll ist, soll­ ten sich alle LBVIer einmal über­ legen, ob, wo und wie man ähn­ liche Werbemöglichkeiten fin­ den kann! Franziska Clauss. GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Aus für Gipfellicht ■ Der LBV schließt sich voll der Forderung der Unteren Natur­ schutzbehörde in GarmischPartenkirchen an, die Gipfelbe­ leuchtungen von Seilbahnen auszuschalten. Gründe dafür gibt es genug: da ist zum einen die sinnlose Stromverschwen­ dung. Allenfalls Fremdenver­ kehrsdirektoren, die nächtliche Idylle vorgaukeln wollen, kön­ nen sich an derartigen Lichter­ ketten erfreuen. Nachts ist es halt nun mal dun­ kel und dies gilt besonders für Naturräume außerhalb von Bal­ lungszentren. Weit schwerer wiegend ist aller­ dings die Tatsache, daß durch solche „light pollution" - Luft­ verschmutzung durch das Licht - alljährlich im Alpenraum tau­ sende von Zugvögeln getötet werden. Was die Zugspitze beispiels­ weise anbelangt, so gibt es be­ reits seit 1958 eine Publikation, die nachweist, daß in einzelnen Nächten mit tiefer Wolken­ decke hunderte von Zugvögeln einen einzigen Scheinwerfer anfliegen und die meisten da­ durch auch zu Tode kommen oder sich verletzen. Ähnliches gilt auch für Nacht-. falter und andere Insekten. A l­ lein die Wanderfalter wie z. B. Gamma-Eule, der Winden- oder der Wolfsmilchschwärmer, die jährlich über die Alpen zu uns kommen bzw. im Herbst nach Süden ziehen, haben Verluste in Millionenhöhe an solchen sinnlosen Lichtgirlanden. Allein diese beiden Beispiele zeigen, daß jede unnötige Lichtquelle in größeren Höhen, an Pässen oder Berggipfeln vor allem im Frühjahr und Herbst vermieden werden sollte. Der LBV wird diese Forderung massiv an den Verband der Deutschen Seilbahnen heran­ tragen, um eine völlig sinnlose und mit einem Knopfdruck ab ­ zustellende G efahr für wan­ dernde Tierarten zu beseitigen. Foto: LBV-Archiv. DACHAU. Beleuchtungsopfer: Trauerschnäpper. BAYREUTH. Partnerschaft im Naturschutz ■ Die Baustoffirma Werner Zapf KG ist schon oft als Spon­ sor der Kreisgruppe Bayreuth hervorgetreten. Aber die Fir­ menleitung ließ es nicht beim fi­ nanziellen Engagement bewen­ den. Tatort: Ein 7,6 Hektar gro­ ßer Komplex aus stillgelegten Weihern, Wald und mageren Wiesen nördlich von Bayreuth.. Zap f-M itarb eiter packen mit an. Die Kreisgruppe konnte das Biotop „Pechgraben", das sich nicht nur durch botanische Kost­ barkeiten, sondern auch als Brutplatz von Waldschnepfe, Neuntöter und Braunkehlchen auszeichnet, bereits 1984 durch Pacht sicherstellen. Die Firma Zapf trägt nicht nur den Pacht­ zins, sondern unterstützte im September erstmals den LBV auch noch mit mehreren Mitar­ beitern und 29 Lehrlingen ei­ nen Nachmittag lang tatkräftig bei der Biotoppflege. Derartige Aktionen sollen keine Eintags­ fliegen bleiben: Die Firma will - s o der Personalleiter Lutz Kol­ ler-Zeichen setzen und zeigen, daß Ökologie und Ökonomie zusammengehören..

(11) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. # 3 C. C. ^. L J. I ^. L J. |. E. So w ird ein Stück typische O b e rp fä lz e r Landschaft gnadenlos ausgeräum t. EINES GOLFPLATZES Drama in 2 Akten mit einem Vorspiel und einem Nachsatz Vorspiel ■ Es w ar im Jahre 1975, da fiel es dem Versicherungskaufmann Max Loichinger aus Neumarkt ein, daß es höchste Zeit sei, für den Motorsport in Bayern et­ was zu tun. Flugs gründete er im M ärz dieses Jahres den Ver­ ein „Bayernring e. V " , mit dem Ziel, im Landkreis Neumarkt eine Rennstrecke a la Nürburg­ ring zu errichten. Nachdem das Projekt in den Ortschaften Möning und Sengenthal von der Bevölkerung abgelehnt wor­ den war, kaufte der Verein in der Gemeinde Lauterhofen klammheimlich Grundstücke auf und trat 1977 wieder an die Öffentlichkeit. Das Vorhaben, eine Rennstrecke in einem un­ berührten Tal mit „überwie­ gend nicht nutzbarem Ödland" am Rande des 1.600 Einwoh­ nerortes zu errichten, entzweite die Bürgerschaft. Es kam bei Veranstaltungen zu tumultarti­ gen Szenen, die überregionale Presse und Rennfahrer (z. B. ein gewisser Herr Stuck) wurden mobilisiert, der ADAC setzte sich vehement dafür ein, und die Gegner wurden in übelster Weise diffamiert. Schließlich lehnte der Gemeinderat das Vorhaben ab, und der „Bayern­ ring e. V." hörte alsbald auf zu existieren. Im Dorf kehrte wie­ der Ruhe ein, und der Versiche­ rungskaufmann wurde Neben­ erwerbslandwirt, um Traber auf die bayerischen Rennbah-. nen zu schicken, allerdings nicht ohne weiterhin Grund aufzukaufen. Gut Ding braucht eben Weile. 1. Akt Etwa im Jahre 1987 gelang es dem ehemaligen Bayernring­ vorsitzenden und Rennstallbe­ sitzer, seine Grundstücke in das Tal zusammenzulegen, das einst als Autorennstrecke vor­ gesehen war. Allerdings hatten sich nun die Interessen gewan­ delt: Dem Trend der Zeit fol­ gend w ar aus dem Rennfahrer­ mäzen ein Golffan geworden. Es entstand der „Golfclub Neu­ markt e. V " , und der Vorsit­ zende hieß —M. Loichinger. Da es sich um den ersten Golfplatz im Landkreis handelte, der An­ teil landwirtschaftlicher Flä­ chen ca. 70% ausmachte und nur eine 9-Loch-Anlage ge­ plant war, gab es auch von Sei­ ten des LBV keine größeren W i­ derstände. Die landesplaneri­ sche Beurteilung ging ohne größere Auflagen durch, und ebenso rasch wurde mit dem Bau begonnen. Das einzige, was hierzu fehlte, war die Bau­ genehmigung durch das Land­ ratsamt Neumarkt. Schon 1988 erfolgte mit großem Zeremo­ niell die Einweihung. Als Ehren­ gäste ließen sich sowohl der Landrat Bauer, als auch der da­ malige Umweltstaatssekretär Spitzner (dieser wohl ohne Kenntnis der Sachlage) das Festmahl im „Schwarzbau". schmecken, die nachträglich er­ teilte Baugenehmigung im Juni 1991 (!!) w ar ja schließlich nur eine Formsache. Zu erwähnen, daß die Auflagen der Unteren Naturschutzbehörde, wertvolle Magerrasen innerhalb des Platzes zu schonen, kaum be­ achtet wurden, erübrigt sich fast. Im selben Jahr stellte der Club unter der bewährten Leitung von M. Loichinger den Antrag auf ein Raumordnungsverfah­ ren zur Erweiterung des Platzes zu einer 18-Loch-Anlage. Es überraschte kaum noch, daß die LBV-Mitarbeiter bei der Ortsbegehung feststellen muß­ ten, daß zu diesem Zeitpunkt nahezu alle Erdarbeiten mit Planierungen, Beseitigungen von Hecken, Verlegung von Drainagen und Bewässerungs­ systemen, abgeschlossen w a­ ren. Die Flurbereinigung habe diese Arbeiten durchgeführt, war die blauäugige Auskunft der Betreiber (Einsatz von Steu­ ermitteln für Golfplatzbau?). Zwischenzeitlich durch die Be-. M odesportart G o lf zerstört solche Strukturen. hörden veranlaßte Baustops hatten nur kurz aufschiebende Wirkung. Trotz erheblicher Bedenken bzw. Ablehnung durch die N a­ turschutzbehörden, den Natur­ schutzbeirat, den LBV und BN, ging die landesplanerische Be­ urteilung wieder zu Gunsten des Golfclubs aus. Dem 18-LochGolfplatz Lauterhofen stand somit nichts mehr im Wege, die Wühlarbeit w ar getan, und so änderte sich auch unter dem Druck der vielen Mitglieder aus dem Nürnberger Raum die Führung; der bisherige Motor hatte ausgedient, M. Loichin­ ger wurde abgewählt und trat ob solcher Ungnade aüs dem Club aus. 2. Akt Zwar hatte den rührigen Unter-.

(12) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. nehmer die Gunst seines Clubs verlassen, nicht aber die Idee, endlich dauerhaft Chef eines Golfunternehmens zu werden. In ca. 15 km Entfernung vom bisherigen Platz wurde er fün­ dig. In dem 100-Einwohnerdorf Hilzhofen hatte die Flurbereini­ gung in einem moderaten Ver­ fahren ein Stück typischer Ober­ pfälzer Landschaft aus der in­ tensiven Bewirtschaftung her­ ausgenommen. Ca. 70 ha kleinstrukturierter Ackerflächen, durchzogen und eingesäumt von mächtigen Heckenstreifen, dazwischen hügelige Juraflä­ chen mit Magerrasen und Dolo­ mitfelsen waren ausgespart worden. Dieses Areal schien somit wie geschaffen für einen neuen Golfplatz. Durch Über­ bietung der Flächenstillegungs­ prämien war es anscheinend leicht, den Landwirten diese Grenzertragsböden abzupach­ ten. Der Gemeinderat begrüßte das Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur einstimmig. Wieder einmal wurde ein ROV Anzeige. zur Errichtung eines Golfplat­ zes bei der offensichtlich wohl­ gesonnenen Regierung der Oberpfalz beantragt. Daß diese Sachlage die Kreis­ gruppe des LBV auf den Plan rief, versteht sich von selbst. Nach ausführlichen, sorgfälti­ gen Kartierungen wurde ein un­ gewöhnlich hohes Brutvorkom­ men von Heckenbrütern, allen voran von Dorngrasmücken festgestellt, daneben viele Reb­ hühner, rufende Wachteln, Neuntöter, Baumfalken, Wes­ penbussarde, um nur die wich­ tigsten zu nennen. 38 Tagfalter­ arten, davon 11 gefährdet, und zahlreiche seltene Pflanzen von der Küchenschelle über Orchi­ deen bis zur Silberdistel konn­ ten kartiert werden. Der Auftraggeber ließ seinen Plan durch einen Landschafts­ planer einreichen, nach dessen Aussagen der Anteil der bereits im Rahmen der Biotopkartie­ rung festgestellten 6d(l)-Flächen durch den Golfplatzbau sogar erhöht würde. Insgesamt. waren die Grundlagenerhe­ bungen des Planers über Flora und Fauna so dürftig, daß sie von sämtlichen Fachstellen und vom Naturschutzbeirat als schlichtweg unzureichend ab ­ gelehnt wurden. Für die geolo­ gische Beurteilung wurde so­ gar das falsche Kartenblatt ver­ wendet. Die Liste der Unge­ reimtheiten - so wurde z. B. ein nicht vorhandener SchneeheideKiefernwald kartiert (oder ir­ gendwo abgeschrieben?) ließe sich noch lange fortset­ zen. Für den LBV stand ange­ sichts dieser Planung fest, die­ ses Vorhaben strikt abzuleh­ nen. Über die Presse wurde auch die breite Bevölkerung in­ formiert. Heftige Diffamierun­ gen der Planer sowie einiger engstirniger Landwirte beleb­ ten daraufhin den Lokalteil der Tageszeitungen. Die Planer zeigten sich erwartungsgemäß auch wenig beeindruckt von der ablehnenden Haltung der Fachstellen. Sicher aufgrund der guten Erfahrungen in Lauter­. hofen wurde ungeachtet des lau­ fenden Verfahrens sofort mit den Bauarbeiten begonnen; Hecken wurden gerodet, Mager­ rasen beseitigt, Flächen aufge­ schottert und großflächig G o l­ frasenmischung ausgebracht. In aller Öffentlichkeit erklärte M. Loichinger, daß er Dank sei­ ner „guten Drähte" diesen Platz sicher bauen werde. Buß­ geldbescheide des Landrats­ amtes konnten nur einige Land­ wirte treffen, der G olf rasen wuchs auch nach Baueinstel­ lungsverfügung weiter. Auf Intervention bei Umweltmi­ nister Gauweiler wurde zwar durch Prof. Dr. Goppel zuge­ sagt, daß der Entwurf zur lan­ desplanerischen Beurteilung dem Minister persönlich vorge­ legt würde, doch letztendlich hielt sich der Herr Minister ebenso wie die um die Wähler­ stimmen der Landwirte besorg­ ten Stimmkreisabgeordneten bedeckt. Eigentümlich mutet es allerdings an, daß der Wortlaut des nichtöffentlichen Briefes an. Superkompakte Spitzentechnologie zu vernünftigen Preisen für die Praxis des Naturbeobachters: klein, leicht, robust, Innenfokussierung. Mit Schräg- oder Geradeein­ blick, aber immer mit echter Gummi­ armierung. Die Optik für höchste Anfor­ derungen: 3linsige Objektive, Hinsiges Fokussiersystem, in Kombination mit CERAUN-plus-Vergütung die Garantie für brillante, farbechte Abbildungen; große, randscharfe Sehfelder. Für alle OPTOLYTH-Wechselokulare ge­ eignet, auch für das neue Zoom-Okula r 20-60fa ch . 30 Jahre Garantie. Weitere Informationen durch Ihren Fach händler oder direkt von OPTOLYTH.. Kompakt-Spe. J S r t B V Der Landesbund W k0 fü r Vogelschutz in Bayern e.V.—Verband für Arten- und Biotopschutz (LBV) empfiehlt die Spektive und Fern­ gläser der Firma OPTOLYTH-OPTIK.. T B S /T B G 65. Wechsel-Okulare OPTOLYTH -OPTIK Walter Roth GmbH & Co. KG Postfach 21 VS 1 91222 Pommelsbrunn Telefon: 0 9 1 5 4 / 4 0 11. 12.

(13) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. NÜRNBERG. DER HAINBERG Unsichere Zukunft der bedeutendsten Heidelandschaft in Mittelfranken ■ Nur wenigen Nürnbergern ist sen" Flächen aus. Wohn- und der Hainberg ein Begriff. Noch Gewerbegebiete, Sportflächen weniger sind je dort gewesen. und Freizeitparks sind im G e ­ Dies verwundert nicht, denn spräch. Eines steht fest: Nur ein der zwischen Nürnberg und Gesamtkonzept, das die Erho­ Oberasbach gelegene Natur­ lungsinteressen der Bevölke­ raum ist seit fast hundert Jahren rung miteinbezieht, wird sich Truppenübungsplatz. Unberührt durchsetzen können. Voraus­ von der Intensivierung der Land­ setzung dafür ist allerdings, wirtschaft in den letzten Jahr­ daß die Freiflächen in ihrem jet­ zehnten hat hier eine einmalige zigen Zustand weitgehend er­ Heidelandschaft überdauert. halten bleiben. Entlang des Talweges im Red­ Der LBV hat bei der Regierung nitzgrund trifft man auf Sand­ von Mittelfranken Antrag auf magerrasen in einer für unser Ausweisung des Gebietes als Land außergewöhnlichen Aus­ Naturschutzgebiet gestellt und dehnung. Grasnelke, Kleines gefordert, das Gebiet einstwei­ Habichtskraut, Rapunzelgloklig sicherzustellen. Eine solche kenblume, Ochsenzunge, NikSicherstellung per Rechtsver­ kende Distel und viele andere ordnung würde verhindern, Blumen überziehen die früh­ daß sonstige Interessenten kei­ sommerlichen Wiesen mit einer nen Zugriff zu dem schutzwür­ bunten Farbenpracht. Am Weg­ digen Gebiet haben. rand sieht man überall die Es ist erforderlich, ein ausge­ blauen Blütenrispen des Nat­ wogenes Gesamtkonzept für ternkopfes. Sie werden von den Hainberg zu erstellen. zahlreichen Schmetterlingen Darin müssen alle Interessen angeflogen, unter ihnen Distel­ einfließen, wobei die Erforder­ falter und zahlreiche Bläulinge. nisse des Naturschutzes ange­ Bemerkenswert an dem Gebiet sichts der Einmaligkeit dieses ist das Vorkommen der Heide­ Naturraumes eindeutig im Vor­ lerche. Ihrem im Fluge vorge­ dergrund stehen müssen. Dies tragenen melodisch-flötenden würde die Bevölkerung sicher­ Gesang zu lauschen, gehört zu lich akzeptieren, wenn man ent­ den beeindruckendsten Erleb­ sprechende Aufklärungs- und nissen, die ein Naturspazier­ Informationsarbeit leisten wür­ gang am Hainberg zu bieten de. Der LBV hat mit mehreren hat. Ungewöhnlich häufig ist Führungen am Hainberg bereits den Anfang gemacht. In dieser der Grünspecht, der von den Richtung werden wir konse­ zahlreichen Nestern der W ie­ quent Weiterarbeiten, in der senameisen profitiert. Diese In­ sekten ermöglichen auch dem Hoffnung, daß sich bei allen Verantwortlichen die Einsicht Wendehals das Überleben am durchsetzt, daß der Hainberg Hainberg. als Natur- und Kulturerbe im Ob der Hainberg weiterhin Städtedreieck unbedingter un­ eine Überlebensinsel für viele sere Nachkommen erhalten bedrohte Tier- und Pflanzenar­ werden muß. Bernd Söhnlein ten bleibt, hängt davon ab, wie das Gelände nach dem Rückzug der Bundeswehr im kommenden Jahr genutzt wird. Schon strecken verschiede­ ne Interessengrup­ pen ihre Hände nach den „nutzlo­ Ehern. Übungsplatz muß Überlebensinsel bleiben. Foto: Söhnlein. den Minister dem Betreiber sehr rasch bekannt war. Auch eine schriftliche Beschwerde durch Ludwig Sothmann beim Regierungspräsidenten Kram­ pol sowie bei Ministerialdiri­ gent Prof. Dr. Büchner blieb ohne Erfolg. Mit Datum vom 14. 12. 1992 wurde die landesplanerische Beurteilung unter der bewähr­ ten Regie von Oberregierungs­ rat Germann wieder zu Gun­ sten des Betreibers entschieden mit relativ unverbindlichen Soll- und Kannbestimmungen und der treuherzigen Auflage, die Magerrasen als Tabuflä­ chen zu schonen. Die ausführliche Stellung­ nahme des LBV, die auf -zig Stunden Kartierungs- und Be­ obachtungszeit fußte, wurde in dem Bescheid mit ganzen drei Zeilen erwähnt. Neben dem LBV hatten sich das Landrats­ amt Neumarkt —Untere Natur­ schutzbehörde - , der Bund Na­ turschutz, der Landesjagdver­ band und die Schutzgemein­ schaft Deutscher Wald gegen das Vorhaben ausgesprochen, also alles Behörden und Ver­ bände, die wohl die fachlich fundiertesten Kenntnisse über Naturschutzfragen besitzen. Die Genehmigung eines dritten Golfplatzes am Rande der Stadt Neumarkt in nur 12 km Entfernung von Hilzhofen, vier Wochen später durch dieselbe Behörde, soll noch am Rande erwähnt werden. Epilog Es soll im Landkreis Neumarkt und sicher im ganzen Lande Bürger geben, die aus solchen Entscheidungen Schlüsse auf das Verhältnis dieses Staates zu Umwelt, Natur- und Arten­ schutz ziehen. Wie sieht es mit der Ausführung der auf dem Papier hervorragenden Natur­ schutzgesetze in der Praxis aus? Scheint es nicht langsam überflüssig, sich an formellen Verfahren zu beteiligen, deren Ausgang entsprechend den je­ weiligen politischen oder wirt­ schaftlichen „Zwängen" oder den gerade populären Ansich­ ten einer starken Lobby offen­ sichtlich vorprogrammiert ist? Dr Christian Grohmann.

(14) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. BEGEGNUNG. MIT DEM. Ein Gewässer-RandstreifenProgramm, das eigentlich für den Biber gedacht war, wird auch vielen Vögeln helfen. Viel mehr aber hilft es auch dem Otter. Man plant beider­ seits aller Bäche 10 m des Grundbesitzes vom Bauern zu pachten und aus der Nut­ zung herauszunehmen. Der auf diesen Flächen neu zu schaffene Auwald soll die Ge­ wässer von Düngereintrag von den Feldern schützen, noch mehr aber vor der che­ mischen Keule. Davon profi­ tieren auch die Fische, denn ohne sauberes Wasser keine Fische. Ohne sauberes Was­ ser plus Fische plus Deckung plus Verzicht der Jäger auf Schlagfallen, kann es keine Otter geben. Naturschützer, Vogelschützer, Jäger und Fi­ scher haben jahrelang mitein­ ander gestritten. Sie sagen jetzt dem Zwist Ade und be­ schließen gemeinsam ein Ot­ terschutzprogramm. Denn der Otter hütet einsam Platz 1 auf der Roten Liste der be­ drohten Arten. Auch heute noch gibt es Teichwirtschaf­ ten, in die seine Spur zwar hinein- aber nicht wieder 14. herausführt. Zu lange wurde er rund um die Uhr verfolgt. Gründe dafür gab es viele: die Pelzmode, daß Menschen Fische selber essen wollten, aber auch, weil Otter als „Fi­ sche“ galten und für die Fa­ stenspeise erlaubt waren. In VernichtungsOrgien hat man die bezaubernden Tiere in Tellereisen zerquetscht und zugleich noch durch Ersäu­ fen einen doppelten Tod ster­ ben lassen. Mit dem Drei­ zack hat man sie lebendig aufgespießt und mit Hunde­ meuten gehetzt. Aus dem ta­ gaktiven Otter ist daraufhin ein heimliches Nachttier ge­ worden. Nur die im Dunklen jagenden Otter haben über­ lebt. Nachts zu jagen ist aber schwieriger für ihn und auch gefährlicher. Vor 100 Jahren waren Otter noch tagsüber unterwegs, und selbst auf Gewässern inmitten von Großstädten hat man ihnen gerne zugeschaut. VOM LEBEN UND SPIELEN DER OTTER Es lohnt sich wahrhaftig ih­ nen zuzuschauen, denn wie kaum ein anderes Tier verste­. hen sie es, einen Bach oder Waldteich mit anmutigem Leben anzufüllen und die Menschen zu verzaubern. Wie auch der Seehund, sind sie ausgesprochene Streichel­ tiere. Mit großen Knopf äu­ gen und der hohen Stirn ent­ sprechen sie dem KindchenSchema, das nach dem Wis­ sen der Psychologen ein Streicheltier ausmacht. Seine schwarze Knopfnase erin­ nert an einen Clown. Daß aus den plüschigen Pustebakken beiderseits davon auch noch ein tieftrauriger, ab­ wärts gebogener Seehunds­ bart sprießt, rundet das pos­ sierlich rührende Gesamtbild ab. Hinzu kommt seine Fä­ higkeit, sich menschenähn­ lich auf die Hinterbeine auf­ zurichten und die Vordertat­ zen wie Hände einzusetzen. Sie führen auch die Nahrung mit diesen Patschhändchen zum Munde und essen ihre Beute mit einem wahren Feu­ erwerk ausdrucksvoller Gri­ massen, denen jedermann an­ sieht, wann es schmeckt, und wann nicht. Sie pfeifen wie die Gemsen, keckem und schreien schrill. Sie jagen sich gegenseitig, balgen, oder flit­ zen hintereinander und auch alleine wie lebendige aufge­ zogene Spielzeuge durch das Wasser. Selten war es selbst einem Naturbeobachter vergönnt, Zeuge beim Spiel verliebter Otter zu sein, wenn sie einan­ der umarmen und dabei Pur­ zelbäume zu Lande und im Wasser schlagen, sich an den Händen halten, küssen und elegant ins Wasser rutschen, um schlängelnd mit einer Bugwelle vor der Nase wie ein Dampfer, dahinzuschie.ßen und sich scheinbar schwerelos in den Fluten zu verfolgen. Der ganze Körper wird zusammen mit dem dikken Schwanz zum Schwim-.

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(16) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. men und Steuern eingesetzt, und die kurzen Beine mit Schwimmhäuten zwischen den kräftigen Zehen sorgen für zusätzlichen Vortrieb und geschickte Wendungen. Wenn zwei Otter mit beachtlichem Tempo dahinzischen und ei­ nen Fisch von oben und un­ ten in die Zange nehmen, ja­ gen sie ihn, bis er müde ist und sich mit dem starken Ge­ biß greifen läßt. Miteinander ist ihr Ringen Spiel im Wasser, das oft weit­ hin spritzt, wenn sie herum­ wirbeln und ihre nach Schlangenart geschmeidig biegsame Wirbelsäule sie umeinanderquirlen läßt, daß sich Strudel bilden. Das alles ist ein Leistungssport mit al­ lerhöchster Belastung, und doch können sie ihn unter Wasser 5 Minuten lang be­ herrschen, ohne auch nur einmal Luft zu schöpfen. Zu­ weilen jagen sie im Zickzack flach an der Oberfläche da­ hin und nur die Nase vor der Bugwelle und die Augen ra­ gen über das Wasser. Sie sind eins mit der Flut und nicht minder virtuos im Umgang mit dem Wasser als ein See­ hund. Am Überlauf der Staumauer klettern zwei zugleich her­ aus, verharren einen Mo­ ment, mustern einander aus den Augenwinkeln und wir­ beln dann nacheinander in ei­ nem Salto rückwärts durch die Luft, klatschen vorwärts 16. ins Wasser um gleich wieder herauszuschwimmen und an Land zu klettern, um das Spiel mit dem Salto rück­ wärts noch einmal zu ma­ chen. Schier endlos wieder­ holt sich das Zirkusspiel, bis sie, dessen überdrüssig, auf dem Lande davonhopsen, ei­ genartig bucklig, wie es ihre Art ist. Aber dann nahen sie aus dem Gewirr von Pest­ wurz und Unterholz wieder, überkugeln sich ringend und hopsen erneut ins Dickicht davon und lassen einen ver­ zauberten Beobachter zu­ rück, enttäuscht nur, weil das Spiel zu Ende scheint. Aber sie kommen auch wie­ der und lassen sich auf ihrer Rutsche blitzschnell ins Was­ ser gleiten, rinnen mit einer mitgebrachten Beute an un­ ser Ufer herüber. Jetzt sitzt einer auf einem Felsbrocken im Wasser. Wie ein Kind seine Eiswaffel, so hält er den Leckerbissen in einer Hand und knautscht davon heftig zerrend und mit einer M i­ mik, die anzeigt, daß es ihm vorzüglich schmeckt. Der zweite schaut ihm zu. Und dann gleiten sie abermals ins Wasser, schlagen kräftig mit dem Schwänze klatschend auf, und die spielerische Hetzjagd geht weiter. Eigent­ lich spielen sie immer und überall. Der Rüde spielt mit der Fähe und den Jungen, und die spielen miteinander und mit den Alten.. Bedauernd wird sich die Mehrheit der Jäger und Fi­ scher heute erinnern, daß noch kurz vor dem ersten Weltkrieg demjenigen ein Kopfgeld winkte, der einen Otter tötete. Im Jahr soll man damals noch 10.000 er­ legt haben und um 1930 wa­ ren es noch runde 3.000. Da offizielle Jagdstatistiken ne­ ben aufgeführten Arten noch „sonstiges Haar-Raubwild“ nennen, in das auch Iltis und Wiesel integriert sind, bin ich gegenüber solchen Zahlen­ spielen sehr skeptisch. Aber der Mensch macht den Otter moralisch zum Dieb und zum Opfer der eigenen Be­ gierde. Er schrie: „Haltet den Dieb! “, um von den eige­ nen Schandtaten abzulen­ ken, die schon damals durch Eingriffe in die Gewässer und ihre Umgestaltung in ausbaubedingte Verödungs­ rinne, auch vielen Fischarten die Existenz gekostet haben. In einem Aufruf aus dem Jahr 1912 heißt es: „Wo noch zahl­ reiche Otter unsere Gewäs­ ser gefährden, vereine Jäger, Fischer und Fänger die Pa­ role: Tod dem Otter. “ Und so geschah es. Das Reichs­ jagdgesetz hat dem Treiben schließlich Einhalt geboren, das noch einmal von 1950 1968 vorübergehend aktuell geworden ist. Aber trotz der Schonung sind sie immer wieder vorsätzlich hinwegge­ wildert worden, wo sie mit. Fischerei-Interessen kollidiert -5 haben. Sie verunglücken in Totschlagfallen, die eigentJ lieh anderer Beute gelten und | verheddern sich in Fischreu| sen. Sicher frißt der Otter zu | 60% Fische, aber dafür gibt es | im Otter-Revier keine Fisch5 krankheiten. Zu 40% frißt er vor allem Mäuse und Wühlä mäuse, Bisam- und Wander­ in ratten, Vögel, Molche, Frö­ sche, Schnecken, Krebse und auch Obst. Der amerikanische Wildbio­ loge Prof. Errington hat in Schweden die Losung von 8299 Ottern unter dem Mi­ kroskop untersucht, und so weiß man jetzt, was man auch vorher anhand der vie­ len Schuppen in der Losung schon früher hätte wissen können, daß die vom Men­ schen wenig begehrten schup­ pigen Weißfischarten den Lö­ wenanteil seiner Beute stel­ len. Mit genauen Prozentsät­ zen sind die einzelnen Fisch­ arten aufgeführt, vor allem kleine Brachsen, Plötzen und Barsche, ganz minimal auch Hecht und Aal und Quappen. Sie jagen, was sie am einfach­ sten bekommen können. Nur sind sie damit ein Endglied der Nahrungskette und neh­ men auch alle Schadstoffe auf. So fand man im Muskel­ fleisch von totgefahrenen Ot­ tern mit 2,8 mg die dreißigfa­ che Übermenge Quecksilber. Im Muskelfett waren 4,1 mg DDT und 120 mg PCB. Man weiß aus Amerika, daß der nahe verwandte Wildnerz schon bei 50 mg steril wird. Damit bekommt die ausster­ bende Tierart Otter eine In­ dikator-Funktion. Wo der Otter nicht mehr vorkommt, ist langfristig auch der Mensch gefährdet. Denn die Rückstände der Chemie und Schwermetalle erreichen auch uns. Diese Umstände, die Le­ bensraumzerstörung und die.

(17) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Totschlagfallen, sind die Hauptursachen für einen Rückgang, der den Fortbe­ stand der Art in Frage stellt. Der Mensch hat mit dem Geld der Steuerzahler die Wasserlebensräume „korri­ giert“. Das Wurzelgewirr der Schwarzerlen als Uferbefesti­ gung ist dem Draht, Beton und Bauschutt gewichen. Am Ufer gibt es weder natür­ liche Höhlen, noch die Chance, welche zu graben. Auch Fischen und Amphi­ bien wurde die Heimat zer­ stört. Es gibt kaum mehr mäandrierende Bäche und Flüsse, dafür nur noch Grä­ ben, Kanäle und ausbaube­ dingte Verödungsgerinne. Nur noch 10% der Ufer ha­ ben einen Gehölzsaum. Nir­ gends mehr findet die Otter­ familie jene 15 km durchge­ henden Waldbach oder we­ nigstens Hecken am Ufer, die sie als Lebensraum braucht. Wenn sie dann ihre Wande­ rung über Land machen, um einen anderen Bach zu su­ chen, gefährden sie sich im Straßenverkehr, und etwa lh der Otter wird totgefahren. Einst haben sie auf ihren kur­ zen Beinen sogar 1.500 m hohe Bergrücken im 2 m tie­ fen Schnee überwunden, und bergab sind sie auf dem Bauch gerodelt. Die sich schlängelnde Schleifspur im Schnee hat dann in den Alpen zur Sage vom Tatzelwurm ge­ führt. UNBEKANNTE BIOLOGIE Deutsche haben den Ruf, al­ les gründlich zu machen. We­ gen der Seltenheit der Tiere versagt die Gründlichkeit. Uber die Tiere Afrikas wis­ sen wir heute mehr. Auch der Versuch im Bayerischen Wald, mehr zu erforschen, brachte neben einigen neuen Befunden nur die Erkennt­. nis, daß man sie in Gefangen­ schaft kaum nachzüchten kann, um sie wieder einzu­ bürgern. So leben denn die letzten ih­ res Stammes im Bayerischen Wald, am Nordrand der Lü­ neburger Heide, in Mecklen­ burg und in Holstein. Mit 1,2 - 1,3 m sind es Riesenkerle, auch wenn man dem Schwanz davon x/y überläßt. Die Rü­ den wiegen 11 - 14 kg und die Fähen etwa 7,5 Kilo. Sie tau­ chen bis zu 18 m Tiefe und können es 5 Minuten ohne Luft aushalten. Sie sind re­ viertreu und grenzen das Re­ vier mit Duftmarken ab. Das Revier der Rüden hat bis 15 km, das der Fähen bis 7 km im Durchmesser. Sie wandern nachts oft 30, 40, ja 50 km weit. Wir wissen zwar, daß sie, wie alle Marderarten mit 15 - 20 Jahren sehr alt werden können, aber nicht genau wie alt und wie der Zuwachs ist. Sie ranzen das ganze Jahr über, und immer kann es Junge geben. Man weiß von einer Eiruhe, wie beim Reh oder Steinmarder, aber Ge­ naues eben noch nicht. Daß ein Wurf meist 2 - 3 Junge hat, ist bekannt, aber nicht wie der Zuwachs ist. Man vermutet nur, daß sie die Jun­ gen zwei Jahre führen und diese mit der eigenen Ge­ schlechtsreife das Revier der Mutter verlassen müssen, wie auch bei anderen Mar­ derarten. Der Rüde scheint sich auch an der Führung der Jungen zu beteiligen, denn sie sind tolerant untereinan­ der und immer zum Spiel auf­ gelegt. Ob die bezaubernden Wassermarder Otter noch ge­ nau erforscht werden kön­ nen, ehe sie aussterben, ist zweifelhaft. Ein schnelles Verbot aller tötenden Schlag­ fallen ist daher das dringende Gebot der Stunde. W olfgangA . B ajohr 17.

(18) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. Die gefürchtete „F re ß ra u p e " des Schwam m spinners ►. 18. Foto: von Lindeiner. BILANZ 9 3 UND AUSSICHT FÜR 1994. Foto: Holynski. M ittelw ald am Kehrenberg bei Ergersheim Ende Ju li 9 3 : Ü b erhö lzer und Unterholz haben weitgehend B lätter nachgetrieben ►. ■ Das Jahr 1993 hatte ein großes schlagzeilenträchtiges Thema, das sogar die politi­ schen Tagesthemen von den Titelseiten der Boulevard­ presse verdrängte: die Killer­ raupen. Nachdem sie den Meldungen zufolge zuerst einige tausend, am nächsten Tag 100.000 Hektar und einen Tag später schließlich halb Deutschland kahlgefressen hatten, griffen sie auch Men­ schen an. Dem Naturschutz wurde mit derartigen Panik­ meldungen nach einhelliger Meinung der Verbände und Experten ein kaum zu repa­ rierender psychologischer Schaden zugefügt. Im Zuge einer regelrechten Raupen­ hysterie wurden auch weit außerhalb der Schwammspin­ nerbefallsgebiete Salweiden gefällt und verbrannt, auf de­ nen die Raupen des seltenen Großen Fuchses fraßen. An anderer Stelle wurden Bir­ ken, an denen Raupen des nicht minder gefährdeten Trauermantels saßen, mit In­ sektiziden besprüht. Hier soll ein kurzer Abriß über das Geschehen im ver­ gangenen Jahr erfolgen, das Für und Wider des Spritzein­ satzes diskutiert und schließ­ lich ein Ausblick für das Jahr 1994 gegeben werden. Im zeitigen Frühjahr 1993 ha­ ben die Forstämter bayernweit nach einem standardisierten System die Wälder kontrol­ liert und festgestellt, daß etwa 30.000 ha flächig vom Schwammspinner befallen waren. Von einem flächigen Befall spricht man, wenn pro 10 Bäume mindestens ein Ge­ lege gefunden wird. Aller­ dings wurden auch Eichen­ waldinseln in großen Kie­ fernforsten befallen, die in der Aufstellung nicht berück­ sichtigt wurden. Es gab Be­ reiche, in denen an einzelnen Bäumen bis zu 500 Gelege.

(19) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. gezählt wurden. Wenn man berücksichtigt, daß ein bis zwei Gelege mit einer Eizahl von 500 -1000 ausreichen, bei einer 70jährigen Eiche Kahl­ fraß zu verursachen, wird deutlich, welches Ausmaß der Befall angenommen hatte. Im März 1993 wurde eine Be­ kanntmachung der Regierun­ gen Mittel- und Unterfran­ ken veröffentlicht, worin die Eichenwälder in den Land­ kreisen Haßberge, Kitzin­ gen, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Schweinfurt und Würzburg zu Gefährdungs­ und Befallsgebieten erklärt wurden. Die für notwendig erachteten Bekämpfungsmaß­ nahmen wurden von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Weihenstephan in Zusammen­ arbeit mit den Forstbehörden koordiniert. Für die Bekämp­ fung wurden folgende Richt­ linien erlassen: □ Sie soll nach guter fachli­ cher Praxis und sachgemäß nach dem Stand der Technik unverzüglich wirksam durch­ geführt werden. □ Sie erfolgt aus der Luft mit Hubschraubern. □ Der Zeitpunkt ist kurzfri­ stig in Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen zu wählen. Insbesondere ist auf Windstille und anhaltend trockene Witterung zu ach­ ten. □ Alle Fließ- und stehenden Gewässer und deren Ein­ zugsgebiet sowie ein Umfeld von 50 m sollen nicht durch den Spritzmitteleinsatz be­ einträchtigt werden. □ Eine mehrmalige Anwen­ dung auf den gleichen Flä­ chen innerhalb von 3 Jahren ist nur zulässig, wenn sie un­ umgänglich ist. Besonders der erste und der letzte Punkt lassen natürlich einen großen Ermessens­ spielraum zu.. Gegen diese Bekanntma­ Entscheidung für eine Be­ chung wurde im April Wider­ kämpfung nicht im Vorder­ spruch bei den Regierungen grund stünden. eingelegt. Insbesondere wur­ Seitens der Forstbehörden de darauf verwiesen, daß in wurde betont, daß bereits den betroffenen Gebieten die eine Vorschädigung der wertvollsten Schmetterlings­ Bäume durch Eichenwickler biotope Bayerns liegen. Hier und Frostspanner vorlag, die kommen von den bislang ca. trotz massiven Auftretens in 1300 in Deutschland festge­ den vergangenen Jahren stellten Großschmetterlings­ nicht bekämpft worden arten 950 vor! Außerdem o wurde bemängelt, daß diese -8 Anordnung offenbar ohne ^ Beteiligung der Naturschutz- ~ fachbehörden erfolgte. £ Zudem wurde eine Liste mit 22 Schmetterlingsarten vor­ gelegt, für die die betroffe­ nen Wälder die einzigen nen­ Auch alte Huteichen am Fuße des nenswerten Vorkommen in Kehrenbergs treiben langsam nach ganz Bayern darstellen, dar­ seien. Außerdem stand zu er­ unter 5-Rote-Liste-O-Arten. warten, daß die Schwamm­ Es wurde insbesondere darauf spinnerraupen so lange auf verwiesen, daß u. U. eine irre­ den Eichen verbleiben, daß versible Schädigung der ge­ auch die Junitriebe Johannis­ samten phytophagen (pflan­ trieb) abgefressen werden. zenfressenden) Fauna eintre- Geschwächte Bäume würden ten könne. Die aufgelisteten zudem durch Sekundär­ Schmetterlingsarten besiedeln schädlinge wie Eichenmehl­ die Kronenbreiche alter Mit­ tau und Eichenprachtkäfer telwaldeichen, die geschütz­ befallen. Weiterhin wurden ten und warmen Stockaus­ die Vorschädigungen durch schlagsbereiche oder die mi­ die „Neuartigen Waldschä­ kroklimatisch günstigen den" (gemeint sind hier die Strukturen der Mittel- und Waldschäden durch Luft­ Niederwälder allgemein und schadstoffe) ins Feld geführt. wären von den Bekämpfungs­ Die Forstbehörden argumen­ maßnahmen besonders ge­ tierten, daß alle Schmetter­ troffen. lingsarten betroffen würden, Nachdem das Thema in der ganz egal, welches Mittel Öffentlichkeit Fuß zu fassen man verwende. „In solch begann, sah sich das Ministe­ wertvollen Schmetterlings ge­ rium für Ernährung, Land­ bieten wie sie hier z. T. gege­ wirtschaft und Forsten veran­ ben sind, zweifellos ein bitte­ laßt, eine Pressemitteilung rer Eingriff. Allerdings ist zu zu veröffentlichen, in der be­ berücksichtigen, daß auch tont wurde, daß auch dem bei Unterbleiben einer Be­ Ministerium an dem Erhalt kämpfung alle Schmetter­ einer artenreichen Fauna ge­ lingsarten beeinträchtigt wür­ legen sei und man die vom den, da auch deren Raupen Hersteller empfohlene Dosis bei Kahlfraß durch den früh­ von 300 g Dimilin pro ha auf zeitig und so ziemlich alles ein Drittel reduzieren wolle. fressenden Schwammspinner Es wurde ausdrücklich dar­ eingehen.“ (Nach dem Motto: auf verwiesen, daß wirt­ Einen Tod müssen schließlich schaftliche Interessen bei der alle sterben!) ►. STICHWORT Nieder- und Mittelwald­ bewirtschaftung Die am stärksten vom Schwamm­ spinner befallenen Flächen sind Mittel- und Niederwälder. Die Bewirtschaftung dieser Wälder läßt sich nur in sehr zeitaufwen­ diger Handarbeit durchführen. Man rechnet beispielsweise al­ lein für die Ausgrasung der Be­ stände 90 Stunden/ha. Bei die­ ser traditionellen Bewirtschaf­ tungsform werden im 30jährigen Turnus die Bäume geschlagen, die bis zu diesem Alter einen kräftigen Stockausschlag durch­ führen können. Bei älteren Bäu­ men ist dieser wesentlich schwä­ cher. Deshalb ist es sehr wichtig, die Umtriebszeiten einzuhalten. Je 350 m2 bleiben 2 Überhälter stehen. Zur Zeit gibt es in Mittelfranken noch 1500-2000 ha dieser W äl­ der, die auf diese ursprüngliche Weise bewirtschaftet werden. Das größte zusammenhängende Gebiet mit 350 ha liegt am Dachsberg bei Ergersheim. Da die Waldbauern durch ihre Ar­ beit einen sehr wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten, müssen unbedingt Fördermittel für den Erhalt dieser alten Kulturland­ schaftsform bereitgestellt wer­ den.. 19.

(20) ©Landesbund für Vogelschutz, download https://www.lbv.de/vogelschutz/ oder www.zobodat.at. M ännchen (links) und W eibchen des Schwam m spinners ►. Außerdem habe man sich ent­ schlossen, eine geringere Konzentration anzuwenden, was einen durchaus nicht leichtgefallenen Mut zum Ri­ siko darstelle, da die Herstel­ lerfirma in diesem Fall für den Erfolg nicht mehr garan­ tiere. Zusätzlich zu den auszuspa­ renden Flächen (s. o.) sollten auch Wegränder nicht ge­ spritzt werden. Um den Mo­ natswechsel April/Mai (13. 4. - 12. 5.) erfolgten also auf mit blauen Ballons ab ge­ grenzten Flächen diverse Spritzaktionen aus der Luft. Da der Eichenwickler stel­ lenweise schon für einen Kahlfraß gesorgt hatte, wurde das Gift dort auf das Unterholz ausgebracht. Diese Bekämpfungsflächen verteilen sich auf die Regie­ rungsbezirke bzw. Forst­ amtsbereiche wie folgt: (FA=Forstamt) MITTELFRANKEN FA Uffenheim FA Neustadt/Aisch davon: Staatswald Kommunalwald Privatwald. UNTERFRANKEN FA Arnstein FA Gerolzhofen FA Miltenberg FA Münnerstadt FA Wiesentheid FA Würzburg FA Schweinfurt. Im Ju li heften die W eibchen des Schwam m spinners ihre G e le g e an Baum stäm m e. Spalten in der Rinde werden als E ia b la g e ­ p lätze bevorzugt ►. 20. 1847 ha 1445 ha 402 ha 1 ha ? ha c a.1846 ha. 6173 ha 381ha 1633ha 32ha 65ha 2340ha 598ha 1126 ha. In Mittelfranken wurde auf 36 Einzelflächen gespritzt. Auf den bekämpften Flächen war die Aktion insofern er­ folgreich, als kein Kahlfraß stattfand und die Bäume folglich noch die ersten Blät­ ter besaßen. In den Naturschutzgebieten kam es mancherorts zu flä­ chendeckendem Kahlfraß an zahlreichen Pflanzenarten. Verschont wurden weitge­ hend Esche, Feldahorn, Birne und Holunder. Bei der Els­ beere und der Linde wurde.

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