Liste wichtiger Stammfunktionen
Funktion Stammfunktion
xn, n∈R\ {−1} n+ 11 xn+1 1
x ln(|x|)
ln(x) xln(x)−x
ax, a >0 ax ln(a)
sin(x) −cos(x)
cos(x) sin(x)
sin2(x) 1
2(x−sin(x) cos(x))
cos2(x) 1
2(x+ sin(x) cos(x))
√ 1
1−x2 arcsin(x)
− 1
√1−x2 arccos(x) 1
1 +x2 arctan(x)
Messbarkeit
Sei (M,S)ein Messraum.
Definition.
(i) Eine Menge A⊂M heißt S-messbar, falls A∈ S.
(ii) Eine Funktion f :M →[−∞,+∞] heißtS-messbar, falls für alle c∈R die Menge
{f ≤c}={x∈M :f(x)≤c} ∈ S.
Satz. Sei{fk}∞k=1eine Folge von Funktionenfk :M →[−∞,+∞], die punktweise gegen f konvergiert. Dann ist auch f S-messbar.
Beweis. Da (fk) punktweise gegen f konvergiert, existiert für jedes n ∈ N ein Indexn0∈N derart, dass für alle k≥n0 gilt: |fk(x)−f(x)|< n1. Also gilt wegen der Messbarkeit vonfk
f(x)≤c⇔ ∀n ∈N∃n0 ∈N∀k≥n0:fk(x)< c+ 1 n. Dies ist äquivalent zu
{f(x)≤c}=
∞
\
n=1
∞
[
n0=1
∞
\
k=n0
n
fk(x)< c+ 1 n
o
.Da
fk(x)< c+n1 ∈ S für alle k, folgt f ≤c∈ S, da S eine σ-Algebra ist.
Konvergenzsätze
Sei (M,S, µ)ein Maßraum.
Satz (1. Version des Lemmas von Fatou). Sei {fk} eine Folge von nichtnegativen S-messbaren Funktionen aufM, die punkweise gegen eine Funktionf konvergieren.
Falls für ein C ≥0 und alle k ≥1 die Ungleichung
Z
M
fkdµ≤C
gilt, so folgt
Z
M
f dµ≤C.
Die erste Version des Lemmas von Fatou besagt, dass die Beschränktheit des Lebesgue-Integrals für eine Folge von nichtnegativen messbaren Funktionen impli- ziert, dass das Integral des punktweisen Grenzwertes dieser Folge durch die selbe Zahl beschränkt ist.
Satz (2. Version des Lemmas von Fatou). Sei {fk} eine Folge von nichtnegativen S-messbaren Funktionen auf M.Dann gilt
Z
M
lim inf
k→∞ fkdµ≤lim inf
k→∞
Z
M
fkdµ.
Die zweite Version des Lemmas von Fatou erlaubt es den Limes Inferior einer Funktionenfolge aus dem Lebesgue-Integral rauszuziehen, indem man nach oben abschätzt.
Satz (Satz von der monotonen Konvergenz). Sei {fk}∞k=1 eine monoton steigende Folge von nichtnegativen S-messbaren Funktionen. Dann gilt:
k→∞lim
Z
M
fkdµ=
Z
M
k→∞lim fkdµ
Beweis. Sei f := lim
k→∞fk. Dann gilt wegen der Monotonie für alle k ∈N
Z
fkdµ≤
Z
f dµ,
also insbesondere
lim sup
k→∞
Z
M
fkdµ≤
Z
M
f dµ.
Sei {fki}∞i=1 eine geeignete Teilfolge im folgenden Sinne:
i→∞lim
Z
M
fkidµ= lim inf
k→∞
Z
M
fkdµ.
(Die Existenz dieser Teilfolge ist klar, denn der Limes Inferior ist ja gerade den kleinste Grenzwert aller konvergenten Teilfolgen.)
Dann existiert für jedesε >0 ein io∈N derart, dass für alle i≥i0 gilt:
Z
M
fkidµ≤lim inf
k→∞
Z
M
fkdµ+ε
und mit dem Lemma von Fatou
Z
M
f dµ≤lim inf
k→∞
Z
M
fkdµ+ε.
Da dies für alle ε >0gilt, erhalten wir
Z
M
f dµ≤lim inf
k→∞
Z
M
fkdµ
und somit
lim sup
k→∞
Z
M
fkdµ≤
Z
M
f dµ ≤lim inf
k→∞
Z
M
fkdµ,
woraus die Behauptung folgt.
Satz(Satz von der majorisierten Konvergenz).Seien{fk}∞k=1eine Folge von mess- baren Funktionen auf M und f messbar auf M mit
fk →f f.ü.
Falls es eine integrierbare nichtnegative Funktion g gibt, die für alle k ∈ N die Ungleichung
|fk| ≤f f.ü.
erfüllt. Dann sind fn und f auch integrierbar und es gilt
Z
M
fndµ= lim
k→∞
Z
M
fkdµ.
Der Satz besagt also, dass man Lebesgue-Integral und Limes für eine Folge fast überall kovergenter Folgen vertauschen kann, wenn es eine integrierbare Majorante gibt.
Satz von Fubini
Satz(Satz von Fubini). SeiµiFüri= 1,2einσ-endliches Maß auf derσ−Algebra Si in der Grundmenge Mi. Sei µ = µ1 ×µ2 das Produktmaß auf der σ−Algebra S =σ(S1× S2) in der Grundmenge M =M1×M2. Dann:
(a) Sei f : M → [0,∞] (insbesondere nichtnegativ) eine S-messbare Funktion.
Dann gilt:
i. Die Funktion y 7→f(x, y) ist S2 messbar für jedes x∈M1, ii. die Funktion
x7→
Z
M2
f(x, y)dµ2(y)
is S1-messbar und iii.
Z
M
f dµ=
Z
M1
Z
M2
f(x, y)dµ2(y)dµ1(y).
(b) Seif :M →R eine µ−integrierbare Funktion. Dann gilt:
i. y7→f(x, y) ist µ2-integrierbar für µ1-fast alle x∈M1, ii. x7→
Z
M2
f(x, y)dµ2(y) ist µ1-integrierbar und
iii.
Z
M
f dµ=
Z
M1
Z
M2
f(x, y)dµ2(y)dµ1(y).
Bemerkung. Analog gilt die Identität
Z
M
f dµ=
Z
M2
Z
M1
f(x, y)dµ2(y)dµ1(y).
Anwendung:
Berechne
∞
Z
−∞
e−x2dx.
∞
Z
0
e−x2dx
=
∞
Z
0
e−x2dx
∞
Z
0
e−y2dy
=
∞
Z
0
∞
Z
0
e−(x2+x2)dxdy
y=xs=
∞
Z
0
∞
Z
0
xe−(x2+x2s2)dsdx
=
∞
Z
0
∞
Z
0
xe−(x2(1+s2))dsdx
=
∞
Z
0
∞
Z
0
xe−(x2(1+s2))dxds
= 1 2
∞
Z
0
−1 1 +s2
h
e−x2(1+s2)
i
∞0
ds
= 1 2
∞
Z
0
1 1 +s2ds
= [arctan]∞0 = π 4 Somit gilt:
∞
Z
0
e−x2dx=
√π
2 ⇒
∞
Z
−∞
e−x2dx=√ π
Transformationssatz
Satz (Transformationssatz). Seien U, V ⊂ Rn offen und φ : U → V ein C1- Diffeomorphismus, d.hφ ist bijektiv undφ undφ−1 sind stetig differenzierbar. Für jede nichtnegative Borel-Funktion f :V →R gilt
Z
V
f dλn =
Z
U
(f ◦φ)|detφ0|dλn.
Dieselbe Identität gilt für jede integrierbare Borel-Funktionf :V →R.
Bemerkung.Diese Formel verallgemeinert die eindimensionale Substitutionsregel
φ(a)
Z
φ(b)
f(y)dy=
b
Z
a
f(φ(x))φ0(x)dx.
Beachte, dass diese Integrale eine Orientierung besitzen, d.h.
R
ba =−
R
ab und des- halb die Ableitung ohne Betrag auftaucht.
Beispiel. Sei V ={(x, y)∈R2 :x >0, y >0,0< xy < 3, x < y <2x}. Berechne λ2(V).
Lösung: Es bieten sich die Substitutionen
u=xy und v =y/x an. Es ergibt sich:x=
p
uv und y=√
uv. Wir betrachten also die Transformation
(x, y) =φ : (u, v) := (
r
uv,√ uv).
AlsoU =φ−1(V) ={(u, v)∈R2 : 0< u <3,1< v <2}. Die Funktionaldetermi- nante vonφ ist
detφ0 = det
12√
uv −12
p
uv3 1
2
p
vu 1 2
p
uv
= 1 2v 6= 0,
sodass φ ein Diffeomorphismus ist. Somit erhalten wir:
λ2(V) =
Z
U
|detφ0|dλ2(u, v)
=
3
Z
0 2
Z
1
1 2vdvdu
=
3
Z
0
1
2ln(2)du
= 3 2ln(2).
Oberflächenmaß
Definition. Die Menge M ⊂Rn heißtk−dimensionale Karte, falls es eine offene Menge U ∈Rk und eine Abbildung φ :U →Rn gibt, sodass:
i. M =φ(U), ii. φ ist injektiv,
iii. φ ist steig differenzierbar,
iv. φ ist nichtsingulär, d.h. ∀u∈U hat φ0(u) maximalen Rang.
(U, φ) heißt Parametrisierung von M und (M, U, φ) heißt parametrisierte Karte.
Definition. Sei (M, U, φ) eine k−dimensionale parametrisierte Karte. Für jede Teilmenge A ∈ B(M)(= B(Rn)∩2M definieren wir das k-dimensionale Oberflä- chenmaß σM,U,φ(A) mit
σM,U,φ(A) =
Z
φ−1(A)
p
det ((φ0)Tφ0)dλk.gramφ := det (φ0)T)φ0
heißt Gramsche Determinante von φ.
Beispiel. Bestimme die Länge σ1(M) für die folgende 1−dimensionale Karte M in R2.
M ist die Funktion y= 2x auf dem Intervall (0,1).
Wir haben die Parametrisierung φ(x) = (x,2x). Dann gilt: φ0(x) = (1,2). Also ist die Gramsche Determinante gram(φ) = 12+ 22= 5 und somit erhalten wir
σ1(M) =
1
Z
0
√1 + 5dx=√ 5.
Beispiel. Betrachte die Oberfläche der Einheitskugel im R3 S2 ={(x, y, z)∈R3:x2+y2+z2 = 1}.
Sei U = (−π, π)×(0, π) und
φ :U →R3, φ(t, s) = (sin(t)cos(s),sin(t) sin(s),cos(t)).
Dann gilt:
−sin(t) sin(s) cos(t) cos(s) sin(t) cos(s) cos(t) sin(s)
0 −sin(t)
.Also:
gramφ(t, s) = det
cos(s)2sin2(t) + sin2(s) sin2(t) 00 cos2(s) cos2(t) + sin2(s) cos2(t) + sin2(t)
= sin(t)2. Somit gilt:
σS2(φ(U)) =
π
Z
−π
Z
0
π|sin(t)|dtds= 4π.