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Archiv "Weiterbildung: Wiedergeburt des Allgemein-Internisten" (20.04.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007 A1057

P O L I T I K

W

ir brauchen eine Entschei- dung“, sagt Dr. med. H. Hell- mut Koch. „Einigen wir uns nicht, wäre das eine Bankrotterklärung für die ärztliche Selbstverwaltung.“ Der Vorsitzende der Weiterbildungsgre- mien der Bundesärztekammer (BÄK) und Präsident der Bayerischen Lan- desärztekammer wird dem 110.

Deutschen Ärztetag Mitte Mai in Münster vorschlagen, den Facharzt für Innere Medizin ohne Schwer- punkt wieder einzuführen. Das The-

ma hat bereits einige Deutsche Ärz- tetage beschäftigt und für zum Teil hoch emotionale Debatten gesorgt.

Erst 2002 hatte der Deutsche Ärzte- tag in Rostock beschlossen, den All- gemein-Internisten in seiner bishe- rigen Form abzuschaffen. Die Inter- nisten sollten künftig neben ihrer Grundkompetenz in der Inneren Me- dizin immer auch eine fachärztli- che Schwerpunktkompetenz erhal- ten. Die hausärztliche Versorgung sollte der Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin übernehmen. Der Deutsche Ärztetag in Köln hat im Jahr 2003 diesen von vielen Inter- nisten als schmerzlich empfundenen Kompromiss nochmals bestätigt.

Nun erfordern veränderte europa- rechtliche Vorgaben eine erneute Än- derung der Weiterbildungsordnung.

Die EU-Kommission kritisiert zum einen, dass die vom Ärztetag be- schlossene (Muster-)Weiterbildungs- ordnung in den Landesärztekam- mern nicht einheitlich umgesetzt wurde. Denn fünf Ärztekammern hatten abweichend vom Rostocker Kompromiss beschlossen, den Fach- arzt für Innere Medizin beizubehal- ten. Kann Deutschland aber keine

einheitliche Form für die Notifikati- on der Facharztbezeichnung „Innere Medizin“ auf EU-Ebene vorlegen, droht die Denotifizierung des Fach- arztes für Innere Medizin. Für Deutschland sei im Rahmen der ge- genseitigen Anerkennung von Be- rufsqualifikationen nach wie vor die

„allgemeine“ Fachspezialisierung für Innere Medizin gelistet, heißt es vonseiten der EU-Kommission. Des- halb müsse gewährleistet sein, dass Fachärzte in Innerer Medizin unab- hängig vom Weiterbildungsangebot weiterhin in allen Bundesländern tätig sein könnten. Das gelte auch für ausländische Internisten. Koch: „Das Hauptproblem ist allerdings, dass die

EU-Kommission die Vereinbarung, wonach ein Internist mit Schwer- punkt in einem anderen Mitgliedstaat wählen kann, ob er als Internist oder in seinem Schwerpunkt tätig werden kann, nicht mehr aufrechterhält.“

An der einheitlichen Qualifikation für den Hausarzt ändere sich durch den BÄK-Vorschlag nichts, betont der Weiterbildungsexperte. „Wir ver- lassen die Grundsatzbeschlüsse von Rostock und Köln damit nicht.“ Das bezweifelt der Deutsche Hausärzte- verband. „Wir geraten erneut in eine grundsätzliche Auseinandersetzung über eine einheitliche Hausarztquali- fikation“, warnt dessen Bundesvor- sitzender Rainer Kötzle. „Ich halte den Beschluss des BÄK-Vorstandes für einen Fehler.“ Die EU-Kom- mission fordere zwar eine einheitli- che Regelung der Facharzttitel in Deutschland, sie gebe aber keine Richtung vor. „Die Konsequenz aus der EU-Kritik ist nicht, dass zwölf Ärztekammern, die die Rostocker Beschlüsse eins zu eins umgesetzt haben, jetzt den fünf Abweichlern folgen.“ Der Deutsche Ärztetag müs- se vielmehr versuchen, diese dazu zu bewegen, sich der Beschlusslage der Mehrheit der Kammern anzupassen.

Die Angst der Hausärzte vor der

„alten“ Konkurrenz zwischen Allge- meinärzten und Allgemein-Internis- ten hält BÄK-Vorstand Koch für zwar emotional verständlich, aber un- begründet. Denn der Internist ohne Schwerpunkt erwirbt nach der ge- planten Weiterbildungsnovelle im Rahmen seiner fünfjährigen Weiter- bildung keine hausärztliche Kompe- tenz. Er kann mithin auch nicht als Hausarzt tätig werden. Gebraucht werden dürfte er vor allem in Kran- kenhäusern, die nicht sämtliche Schwerpunkte vorhalten können.

Dieses Argument hatte der Berufs- verband Deutscher Internisten (BDI) WEITERBILDUNG

Wiedergeburt des Allgemein-Internisten

Der Vorstand der Bundesärztekammer wird dem 110. Deutschen Ärztetag im Mai vorschlagen, den Internisten ohne Schwerpunkt wieder einzuführen. Das EU-Recht erfordert eine Änderung der erst 2002 beschlossenen Weiterbildungsnovelle.

Karriere im Kran- kenhaus: Der künftige Allgemein- Internist dürfte vor allem in Kranken- häusern gebraucht werden, die nicht alle Schwerpunkte vorhalten können.

Foto:Eckel

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A1058 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007

P O L I T I K

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ie jährliche Analyse der Deutschen Krankenhausge- sellschaft (DKG) zur Ausstattung der Krankenhäuser mit Investi- tionsmitteln belegt einen erschre- ckenden Trend: Die Bundeslän- der kommen ihrer Verpflichtung zur Investitionsfinanzierung der 2 139 Krankenhäuser immer we- niger nach. Im Jahr 2006 gingen die bereitgestellten Mittel zum elften Mal in Folge zurück und beliefen sich auf nur noch 2,7 Mil- liarden Euro. Im Vergleich zu 1991 haben die Länder damit die Krankenhausfinanzierung im Schnitt um 44,3 Prozent zurück- gefahren. Einzig Hamburg und Hessen fallen positiv aus dem Rahmen (siehe Tabelle).

„Die Krankenhäuser stehen mit dem Rücken zur Wand“, kom-

mentiert DKG-Hauptgeschäfts- führer Georg Baum die Zahlen.

Jedes Jahr fehlten in den Kliniken vier Milliarden Euro, um not- wendige Investitionen vorzuneh- men und Gebäude zu modernisie- ren. Durch die mit der Gesund- heitsreform beschlossenen erneu- ten Kürzungen in Höhe von 380 Millionen Euro würden den Klini- ken die Eigenfinanzierungsmög- lichkeiten gänzlich genommen.

Die DKG fordert, die Kürzun- gen für 2008 auszusetzen. Um den Investitionsstau abzuarbeiten, sei zudem ein nationaler Kraftakt von Bund und Ländern notwendig – ähnlich dem Aufbauprogramm für die Krankenhäuser in den neu- en Bundesländern nach der Wie-

dervereinigung. I

Jens Flintrop

TABELLE

Investitionsförderung nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG)

in Millionen Euro reale Veränderung

gegenüber (in Prozent)

1991 2004 2005 2006 Vorjahr 1991

Baden-Württemberg 325,80 322,30 281,20 296,70 3,88 –32,20

Bayern 664,68 452,55 452,55 452,55 –1,55 –49,31

Berlin 319,40 144,68 114,88 99,60 –14,64 –76,78

Brandenburg 210,50 127,04 113,61 113,61 –1,55 –59,82

Bremen 37,17 34,10 34,24 34,31 –1,34 –31,27

Hamburg 70,05 70,73 86,83 110,01 24,74 16,93

Hessen 182,02 230,10 247,35 258,19 2,77 5,61

Meckl.-Vorpommern 121,99 127,80 83,00 80,58 –4,42 –50,82

Niedersachsen 207,99 87,39 97,27 121,39 22,87 –56,55

Nordrh.-Westfalen 649,44 485,82 485,82 472,00 –4,35 –45,89

Rheinland-Pfalz 133,65 118,80 120,30 118,80 –2,77 –33,82

Saarland 39,63 38,18 23,49 26,17 9,69 –50,83

Sachsen 306,78 154,25 166,50 167,40 –1,01 –59,37

Sachsen-Anhalt 173,84 172,51 179,40 154,27 –15,34 –33,93

Schleswig-Holstein 69,02 86,40 83,49 88,58 4,46 –4,45

Thüringen 129,00 134,08 127,10 127,90 –0,93 –26,18

Gesamt 3 640,96 2 786,73 2 697,03 2 722,06 –0,63 –44,34

Quelle: DKG

KRANKENHÄUSER

Kein Geld für überfällige Investionen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm. Seit 1991 haben die Länder die Krankenhausfinanzierung um 44,3 Prozent reduziert.

schon zu Beginn der Diskussion um die Verschmelzung der Fächer Innere und Allgemeinmedizin ins Feld ge- führt. Der Verband hatte bis zuletzt erbitterten Widerstand gegen die Ab- schaffung des internistischen Gene- ralisten geleistet. Entsprechend er- leichtert ist man dort über die neue Entwicklung. „Die Vorlage des BÄK-Vorstandes findet unsere unge- teilte Zustimmung“, sagt BDI-Präsi- dent Dr. med. Wolfgang Wesiack. Er hoffe beim Ärztetag in Münster auf eine kurze, zielorientierte Diskussi- on. Das Weiterbildungsmodell beste- che durch seine Vielseitigkeit, denn auch der Allgemein-Internist habe ja immer noch die Möglichkeit, eine zu- sätzliche hausärztliche Qualifikation oder eine Schwerpunktkompetenz zu erwerben. Selbst als Allgemein-Inter- nist habe er als Oberarzt im Kranken- haus seine Karrierechance. Das be- zweifelt der BDA-Vorsitzende Kötz- le: „Für die jüngeren Kollegen ist der neue Facharzt für Innere Medizin ei- ne Sackgasse.“ Für die Arbeitgeber in den Krankenhäusern sei der in fünf Jahren weitergebildete Generalist at- traktiv, um die Versorgung aufrecht- zuerhalten. Die betroffenen Ärzte da- gegen könnten weder auf eine spätere Niederlassung hoffen noch auf eine erfolgreiche Karriere im Kranken- haus. Die bleibe den Schwerpunktin- ternisten vorbehalten. „Das Problem wird sich beim Ärztetag sicher nicht formal lösen lassen. Das Thema ist so wichtig, dass sich eine grundsätzliche Auseinandersetzung lohnt.“

Eine weitere Grundsatzdebatte hat es noch nicht auf die Tagesordnung des Deutschen Ärztetages geschafft.

Dabei geht es um die Frage, wie bindend dessen Beschlüsse für die Landesärztekammern sind. Denn der Ärger mit der EU-Kommission wä- re vermeidbar gewesen, wenn alle die (Muster-)Weiterbildungsordnung bundesweit einheitlich umgesetzt hätten. „Wir brauchen eine Diskussi- on über den Föderalismus“, sagt des- halb H. Hellmut Koch. „Föderalis- mus bedeutet nicht, dass jeder macht, was er will.“ Es gehe vielmehr dar- um, eine gemeinsame Entscheidung zu vertreten. Eine Kommission, die sich mit dem Thema beschäftigt, hat die BÄK bereits eingerichtet. I Heike Korzilius

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