S C H L U S S P U N K T
FF
ür Militärmusik empfehle ich die Generalpause.Pfeife auf die, die dir die Flötentöne beibringen wol- len.
Die erste Geige spielen kann nur der, der auf andere hört.
Kriegstrommeln sind Los- trommeln.
Tonangebenden sollte nie der gute Ton fehlen.
Bei mitreißenden Liedern frage: Wohin?
Böse Kritiker-Zunge: Das Handy-Läuten im Zuschau- erraum sei das einzige High- light der Aufführung gewe- sen.
Wo bleibt der Gefallenen- Chor aus der Operette „Der lustige Krieg“?
Der Dirigent hebt den Stab.
Prompt setzen im Publikum drei Räusperer, eine Alleinun- terhalterin im Mezzo-forte und fünf paukenstarke Huster ein.
Für manche Operninsze- nierungen sind neben den Stehplätzen auch Versteh- plätze zu empfehlen.
Das Schöne an den Patzern des Dirigenten: die sind un- hörbar.
Wagner und Beethoven?
Viel zu laut – sprach er und ging in die Disco.
Herrschers Wunschkon- zert: Eine kleine Machtmusik.
Bei Sirenenklängen ist die antike Bedeutung vorzuzie- hen.
Diktaturen: Das Ende vom Lied ist hier oft ein da capo.
Die Himmlischen Chöre unserer
Politgötter sind die Wähler- stimmen.
Wahlen: erst freiwillige Stimmabgabe, dann keine Töne mehr haben.
Bernd Juds
Musicarium – piano und forte
Post Scriptum
[[7766]] Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003
Zeichnung: Reinhold Löffler
W
enn es neben den unsäglichen Kaba- rettstückchen aus dem rot-grünen Regie- rungstheater noch eines Be- weises bedurfte, wie dreckig es uns im Moment in Deutschland geht, musste man sich dieser Tage bloß bei der Commerzbank um- sehen. Die Nummer vier der Deutschen Privatbanken gab kund und zu wissen, sie habe im abgelaufenen Geschäfts- jahr einen Nachsteuerverlust von 298 Millionen Euro „er- wirtschaftet“.Das ist nicht bloß eine Zahl, sondern das erste Mal seit fünfzig Jahren, dass die Commerzbank dem staunen- den Volk überhaupt einen Verlust präsentieren muss.
Normalerweise schaffen es die Geldinstitute allemal, der- artige Betriebsunfälle durch Beteiligungsverkäufe oder andere Bilanztricks (Window
Dressing) unter dem Teppich zu halten.
Es ist also in der Tat durch- aus bedenklich, wenn eine Branche mit dem eigentlich einfachen und durchschla- genden Geschäftsmodell „gib mir dein Geld, ich gebe dir wenig Zinsen, dafür leihe ich jemand anderem das gleiche Geld für viel Zinsen“
nicht mehr über die Runden kommt. Darüber kann, wer will, Schadenfreude ver- sprühen. Weitsichtig ist derlei Gehabe allerdings nicht. Nur dann, wenn es der Finanz- branche besser geht, kann die übrige Wirtschaft gesunden.
Zurück zur gelben Bank.
Der Kurs der Commerzbank
reagierte auf die Schreckens- meldung nur deswegen bloß leicht nach unten auf 6,50 Euro, weil die Börsennotiz oh- nehin seit Monaten steil nach Süden tendiert. Vor knapp ei- nem Jahr war der Titel noch fast 18 Euro wert. Ein beispiel-
loser Niedergang. Dennoch.
Kurz vor der Dämmerung ist die Nacht wohl am dunkelsten.
Wer sich die vorgelegten Zah- len genauer anschaut, erkennt durchaus, dass die Commerz- bank zaghafte Erholungschan- cen hat. Das zeigt sich beson- ders an der verbesserten Kapi- talausstattung. So schlimm die Vergangenheit, so vielverspre- chend das zarte Pflänzchen der Gesundung. Der Aktienkurs singt diese hoffnungsfrohe Weise noch lange nicht. )
zur Commerzbank
Verschlimmbessert
Börsebius
Leserinfo: Cobank-Genüsse genießbar
Trotz des enormen Nachsteuerverlustes müssen Inhaber von Commerzbank- Genussscheinen keine schlaflosen Nächte verbringen. Die Ausschüttung ist nämlich an die Bilanz gekoppelt, und da wird die Bank – aus guten Gründen des Vertrauensschutzes – einen kleinen Gewinn ausweisen. Auch für Neuein- steiger können die Cobank-Genüsse interessant sein. Risikobewusste können sich hier eine Rendite von gut neun Prozent holen. Die Papiere bedürfen aller-
dings der gründlichen Beobachtung. )