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Archiv "Klinische Erfahrungen mit Atosiban: Schlusswort" (15.06.2001)

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Atosiban deutlich teurer als Fenoterol

Eine Frauenklinik mit 2 200 Geburten im Jahr und benachbartem Neonatalzen- trum verbraucht Fenoterol zur Wehen- hemmung jährlich für 6 500 DM. Würde die Hälfte der Tokolysen zum Beispiel zur 48-stündigen Lungenreifung bei Frühgeburtsbestrebungen durch Atosi- ban als Oxytocin-Rezeptorantagonist er- setzt, so ergäbe dies jährlich 156 000 DM Mehrkosten. Jede geburtshilfliche Ab- teilung kann die Mehrkosten wie folgt abschätzen: Für Fenoterol über 48 h zur fetalen Celestan-Lungenreifung werden bei 30 ml/h über Infusion 12 Ampullen à 0,5 mg verabreicht: Kosten 39 DM. Er- folgt mit Atosiban eine 48-Stunden-We- henhemmung, so werden 330 mg bezie- hungsweise eine Bolus-Ampulle für je 62 DM plus 9 Ampullen à 37,5 mg für je 203 DM verbraucht: Kosten 1 889 DM.

Damit liegen die Kosten beim Einsatz des Oxytocin-Rezeptorantagonisten fast 50-mal höher als von Betasympathomi- metika.

Wird Magnesium i.v. als Alternative gewählt, so sind die Kosten von 1 g Ma- gnesium pro Stunde hochzurechnen: Für 48 h werden 10 Ampullen à 5 g ver- braucht: Kosten 8 DM. Dieses Zusatzto- kolytikum ist bei ausgeprägter Gestose und damit verbundener Hyperreflexie sowie hoher Krampfbereitschaft ange- zeigt. Beim Wechsel von Betasympatho- mimetika zu Oxytocin-Rezeptorantago- nisten, sollte Folgendes bedacht werden.

Fenoterol wurde vor 25 Jahren einge-

führt. In den ersten Anwendungsjahren wurden schwerwiegende Lungenkompli- kationen, zum Beispiel Lungenödem mit Todesfolge, beschrieben. Seit über zehn Jahren gibt es durch strikte Indikations- beziehungsweise Therapieanweisungen nicht mehr so fatale Verläufe. Atosi- ban ist vom wehenhemmenden Wirkme- chanismus her theoretisch sinnvoll in der Wehenregulationskaskade. Es wird gleich die Wehenstimulation blockiert mittels Oxytocin-Rezeptorantagonisie- rung. Betasympathomimetika hemmen

„später“: Sie hemmen die Myometri- umkontraktion. Überraschend ist die Tractocile-Limitierung auf die 24. bis 33. Schwangerschaftswoche bei Mutter- munderöffnung nicht über 3 cm. Kom- pliziert sind bei Tractocile drei verschie- dene Infusionskonzentrationen. Warum mit Tractocile keine Infusionsdauer über 48 h hinaus erfolgen soll, wird nicht be- gründet. Danach sollen Alternativen er- wogen werden – also Fenoterol? Überra- schend ist, wie viele Kontraindikationen zu Tractocile angegeben werden, die ge- burtshilflicher Art sind. Fenoterol gibt mehr ärztliche Entscheidungsmöglich- keiten. Tractocile wirkt nicht nur auf den Uterus. Das machen die Nebenwirkun- gen bei circa der Hälfte der Anwen- dungsfälle deutlich. Die Symptome sind nicht so typisch wie bei Fenoterol. Trac- tocile-Tokolyse sollte lange genug vor ei- ner eventuellen Geburt erfolgen und nicht wiederholt werden für sieben Tage nach Tokolyse-Beginn. Eine generelle Umstellung der Wehenhemmung von Fenoterol auf Atosiban ist nicht gegeben.

Zur gezielten Alternativanwendung der neuen Substanz Atosiban gegenüber Fe- noterol fehlen derzeit klinische Studien.

Prof. Dr. med. Matthias Wenderlein Universitäts-Frauenklinik

Prittwitzstraße 43, 89075 Ulm

Schlusswort

Wir danken Herrn Wenderlein für die Darstellung des „Kostenfaktors“ bei der Behandlung mit dem neuen Oxytocin- Rezeptorantagonisten im Vergleich zu den etablierten Medikamenten zur We- henhemmung. Diesen wichtigen Punkt ließen wir bewusst unberücksichtigt. Wir zielten vor allem darauf ab, dass seit Jah- ren erstmalig ein neues Medikament aus

einer neuen Gruppe zur Behandlung vor- zeitiger Wehen zur Verfügung steht, das ungeachtet der Kosten möglichst vorur- teilsfrei vorgestellt werden sollte. Ko- sten allein können und dürfen – auch bei angespannter Kassenlage im Gesund- heitswesen – nicht unser einziges Ent- scheidungskriterium sein. Sehr viel kriti- scher scheint uns die eher „dünne“ Da- tenlage, die bezüglich der neuen Substanz bei deren Zulassung bestand – eine Pro- blematik, auf die unsere Arbeit ausdrück- lich eingeht.

Herrn Wenderleins Frage nach der Li- mitierung der Anwendung von Tractocile zum Beispiel auf die 24. bis 33. Schwan- gerschaftswoche und einer Muttermund- öffnung nicht über 3 cm, geht auf die bis- her durchgeführten internationalen Stu- dien mit diesem Medikament zurück, bei denen diese Anwendungsbeschränkun- gen Eingang fanden. Sie stellen neben der detaillierten Aufführung eher allgemei- ner, jedoch beobachteter Nebenwirkun- gen eine Vorsichtsmaßnahme dar, die beim Einsatz eines neuen Medikaments in der Schwangerschaft durchaus ange- bracht ist.

Ähnliches trifft für die Anwendung von Tractocile über maximal 48 h zu – ein Zeitraum, der in Anlehnung an die zur Tokolyse mit Betasympathomimeti- ka durchgeführten Metaanalysen (in de- nen gezeigt wurde, dass diese Therapie der drohenden Frühgeburt nur bis zu ei- ner Therapiedauer von 48 h einen positi- ven Effekt auf den Fetus hat) gewählt wurde. Wir stimmen Herrn Wenderlein in seinen Bedenken und Kritikpunkten gegenüber der Anwendung von Tracto- cile grundsätzlich zu. Aufgrund der nur geringen Zahl vergleichender Untersu- chungen mit dieser Substanz ist in Deutschland eine Multicenterstudie zur Anwendung von Tractocile beziehungs- weise Fenoterol zur Wehenhemmung in Vorbereitung. An dieser Stelle noch ei- ne Berichtigung: In der Tabelle 2 in der Spalte „Kontraindikationen“ muss es heißen: „Vor 24. oder nach 33. abge- schlossener Schwangerschaftswoche.“

Dr. med. Holger Maul

Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Winkler Prof. Dr. med. Werner Rath

Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Universitätsklinikum der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen M E D I Z I N

A

A1628 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 24½½15. Juni 2001

zu dem Beitrag

Klinische Erfahrungen mit Atosiban

Neuer Oxytocin-Rezeptor- antagonist zur Wehenhemmung von

Dr. med. Holger Maul Priv.-Doz. Dr. med.

Matthias Winkler

Prof. Dr. med. Werner Rath in Heft 50/2000

DISKUSSION

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