gensreiche Wirkungen einer
„Schulkluft“ nachzudenken.
Highlights aus der letzten Zeit: 1997 versprach sich der Stuttgarter CDU-Fraktions- chef Günther Oettinger von der freiwilligen Einführung
„gestärktes Gemeinschaftsge- fühl und gebremsten Konsum- wettlauf“. 1998 warb der CSU- Bundestagsabgeordete Johan- nes Singhammer, die Uni- form lasse „soziale Unter- schiede in den Hintergrund treten“. Im vergangenen Jahr war es der Hamburgische SPD-Abgeordnete Thomas Böwer, der sich von Unifor- men Abhilfe gegen „Klamot- tendiktatur und Egoismus“ er- hoffte. Und im März diesen Jahres gab gar PDS-Star Gre- gor Gysi an, in Sachen Schul- uniform „schwankend zu wer- den“. Er sei ein Gegner gewe- sen – jetzt „denke ich neu dar- über nach“.
Für Dr. Hartmut Feren- schild, Sprecher des Elite- Internats Schloss Salem, ist das eine „Stellvertreterde- batte, bei der es im Kern um die Sekundärtugenden an den Schulen geht“. Poli- tiker, die vor mühsamen, substanziellen Verbesserun- gen der Schullandschaft zu- rückschreckten, flüchteten sich lieber in die kostenlose, aber spektakuläre Forderung nach der Uniform. Feren- schild selbst kann mit Salem auf das einzige deutsche Insti- tut verweisen, an dem es tatsächlich einheitliche Schul- kleidung gibt: Die Unterstu- fenschüler tragen vormittags den blauen Schulpullover, den sie nach Bestehen der Probe- zeit als „durch Leistung er- worbenes Signum der Zu- gehörigkeit“ feierlich über- reicht bekommen haben, wie Salem-Leiter Dr. Bernhard Bueb schreibt. Und zu fest- lichen Anlässen erscheinen die Mittel- und Oberstufen- schüler im dunklen Schulan- zug. Bueb berichtet von einem zunehmenden Bedürfnis sei- ner Schüler nach Ritualen und Identifikation, wodurch beide Bräuche keineswegs als lästige Pflichtübung erlebt würden.
Das Projekt erfreue sich zu- nehmender Beliebtheit.
Auch Sprecher Feren- schild bestätigt: „Unsere Schüler selbst wünschen sich eine alltagstaugliche Schul- kleidung, manche Eltern da- gegen eher etwas Offizielles nach britischem Vorbild“.
Doch derart Unpraktisches wollten sich auch die Salemer nicht aufs Auge drücken las- sen: „Wir haben inzwischen Prototypen von Textilien ge- ordert, die auch im Chemie- unterricht mal einen Spritzer abkriegen dürfen.“ Dazu gehören Sweatshirts, Polo- hemden oder Trainingsanzü- ge in Dunkelblau und mit ein- gewebtem Salem-Logo. Und, als Trick Siebzehn für alle noch nicht überzeugten Kon- sum-Kids anderswo: „Wir wollen bei solchen Herstel- lern ordern, deren Marken auch bei den Kindern hoch im Kurs stehen.“ Peter Tuch
Birklehof wird rundum vernetzt
Das Internat Birklehof in Hinterzarten soll bis zum Be- ginn des Schuljahrs 2001/02 vollständig digital vernetzt werden. In jedem Klassen- raum, Internats-Wohnplatz und Personalwohnbereich sei ein eigener Internet- und In- tranet-Zugang geplant, teilte der Schulvorstand mit. In der Caféteria des Internats wird zusätzlich ein Internet-Cafe eingerichtet. Bereits jetzt ar- beiten zwei Drittel der pä- dagogischen Mitarbeiter am Computer und setzen ihn im Unterricht ein. Unterrichts- leiter Wolfgang Wagner will parallel zum technischen Ausbau einen durchgehen- den PC-Lehrplan für alle Klassen erstellen. Ein umfas- sendes Medienkonzept soll neben den neuen auch alte Medien wie das Buch oder das handschrifliche Arbeiten einbeziehen. Das direkte Ge- spräch und die unmittelbare Betreuung dürfe durch das verstärkte dezentrale Arbei- ten am Birklehof nicht an Be- deutung verlieren. PT A-1839 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000
V A R I A BILDUNG UND ERZIEHUNG