an der steierischen Klinik nicht mehr postoperativ verwendet, dafür erlebt der Salbenverband mit Antibiotika oder Vitamin A eine Renaissance.
Die östereichischen Fallbeispiele passen in die Gesamtliteratur zur re- fraktiven Hornhautchirurgie mit dem Excimer-Laser. Ob als PRK oder als LASIK – die Komplikationsrate ist insgesamt gering. Für den einzelnen mit der hohen Erwartungshaltung ei- nes optimalen, brillenfreien Sehkom- forts den Arzt aufsuchenden Patien- ten ist eine zur Narbenbildung führen- de Infektion oder eine andere Kom- plikation jedoch ein niederschmet- terndes Ereignis.
Die Verbitterung des Fehlsichti- gen führt häufig zu einer Klage auf Schmerzensgeld. Tragisch ist bei einer Sparte der operativen Medizin, zu der die Menschen meist freiwillig kom- men, die Irreversibilität des Ergebnis- ses – was schiefgeht (vor allem im Hinblick auf das refraktive Ergebnis), ist meist nicht mehr rückgängig zu ma- chen. Lediglich eines der heute gängi- gen Verfahren ist nicht mit diesem Manko behaftet, kommt dafür aber nur für eine begrenzte Zahl von Pati- enten in Frage.
Der intrastromale corneale Ring (ICR), der in das Stroma der Horn- haut eingebaut wird, kann geringgra- dige und mittelgradige Kurzsichtig- keiten so ausgleichen (Dt Ärztebl 1998; 95: A-724 –725 [Heft 13]), daß 88 Prozent der Patienten postoperativ ohne zusätzliche Korrektur auf ein Sehvermögen von 0,8 und besser kom- men. Dies belegt eine Studie einer an- deren österreichischen Klinik, der Universitäts-Augenklinik Salzburg.
Infektionen vom Schweregrad der in Graz beobachteten vier Fälle sind nach Implantation des ICR bis- lang nicht beschrieben worden. Die hohe Zufriedenheit führt dazu, daß, wie an der Augenklinik in Neubran- denburg jetzt ermittelt wurde, 95 Pro- zent der Befragten den Eingriff auch am zweiten Auge vornehmen lassen würden. Effektiv ist das Verfahren nur bis zu einer Kurzsichtigkeit von minus 4,5 Dioptrien. Sein Vorteil: Bei Beschwerden – oder Unzufriedenheit des Patienten – kann der intrastroma- le corneale Ring einfach wieder ex- plantiert werden.
Dr. med. Dr. phil. Ronald D. Gerste
A-467
P O L I T I K MEDIZINREPORT
Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 8, 26. Februar 1999 (27)
Epithetik
Aktive Lidbewegung bei einem künstlichen Auge
Während kleinere Gesichtsde- fekte heute fast perfekt mit plastisch- rekonstruktiven Verfahren wieder- hergestellt werden können, bedürfen Patienten mit stark raumfordernden Tumoren, angeborenen Fehlbildun- gen, Verbrennungen oder Traumata der Epithetik – der individuellen An- passung eines künstlichen Gesichts- teils. In Berlin wurde jetzt am Cam- pus-Virchow-Klinikum der Charité durch Prof. Dr. Dr. Jürgen Bier der er- ste Prototyp einer aktiven Augenepi- these mit Lidschlag vorgestellt.
Die Entwicklung dieser myoelek- trisch gesteuerten Epithese, die die Bewegung des Oberlides bei einem künstlichen Auge zu simulieren ver- mag, erfolgte in Kooperation mit ei- nem Ingenieurbüro und einem auf Epithetik spezialisierten Institut für Dentaltechnik. Ein 60jähriger Pati- ent, der wegen eines Orbital-Tumors operiert werden mußte und hochgra- dig im Gesicht entstellt war, wurde als
erster mit der neu entwickelten Epi- these ausgestattet. Er trägt die Epi- these nach eigener Aussage „ohne Probleme, denn sie gibt mir Sicherheit
im täglichen Leben“. Die aktive Au- genepithese ist aus Latexmilch ge- formt und erlaubt die Faltbarkeit des Oberlides. Ein miniaturisierter Mo- tor, dessen Energie aus handelsübli- chen Hochleistungsbatterien bezogen wird, und ein motorisch angetriebenes Zugseil initiieren einen Blinkreflex des künstlichen Oberlides synchron zum Lidschlag des gesunden Auges.
Dabei wird mittels Nadelelektroden die Muskelaktivität des orbicularis oculi des natürlichen Lides zur Steue- rung des künstlichen Lides abgeleitet.
Zirka zwölf- bis 30mal pro Minute kommt es wie beim gesunden Men- schen zum Lidschlag. Die Zukunfts- entwicklung ist auf die weitere Mi- niaturisierung von Motor und Ener- gieträger abgestellt, denn noch kom- men für die neue Prothese nur Pa- tienten mit großräumigen Defekten in Frage. Der zweite Entwicklungs- schritt soll die Beweglichkeit des künstlichen Augapfels herstellen und eine zunehmende Beweglichkeit der starren Epithese bewirken, um noch natürlicher die Gesichtsmimik zu si- mulieren. Dr. Barbara Nickolaus Die Epithese in Funktion
Blick in das Innere der Epithese
Fotos: Campus-Virchow-Klinikum der Charité