ten darstellt, weil sie den positiven Nut- zen der CEA-Bestimmung signifikant verschlechtert. Wer die Notwendigkeit der CEA-Bestimmung in der Nachsor- ge bei kolorektalen Karzinomen aner- kennt, kann ihren optimalen und für die Patienten segensreichen Einsatz nicht alleiniger und vordergründiger Kostenersparnis opfern.
Literatur
1. Bruinvels D, Stiggelbort A, Kievit J, van Houwelingen HC, Habbema JDF, van de Velde CJH: Follow-up of patients with colo- rectal cancer. A meta-analysis. Ann Surg 1994; 219: 174–182.
2. Graham RA, Wang S, Catalano PJ, Haller DG: Postsurgical surveillance of colon can- cer. Preliminary cost analysis of physical ex- amination, carcinoembryonic antigen testing, chest X-ray, and colonoscopy. Ann Surg 1998;
228: 59–63.
3. Pietra N, Sarli L, Costi R, Ouchemi C, Grat- tarola M, Peracchia A: Role of follow-up in management of local recurrences of colorec- tal cancer – a prospective randomized study.
Dis Colon Rectum 1998; 41: 1127–1133.
4. Rosen M, Chan L, Beart RW, Vukasin P, Ant- hone G: Follow-up of colorectal cancer. A metaanalysis. Dis Colon Rectum 1998; 41:
1116–1126.
Prof. Dr. med. Andreas Schalhorn Medizinische Klinik III
Dr. med. Petra Stieber Institut für Klinische Chemie Prof. Dr. med. Rolf Lamerz Medizinische Klinik II Klinikum Großhadern
Ludwig-Maximilians-Universität Marchioninistraße 15
81377 München
Der Leserbrief enthält eine we- sentliche Kernaussage, der niemand widersprechen wird, nämlich daß weit- reichende Empfehlungen zur Tumor- nachsorge der wissenschaftlichen Da- tenlage, und nicht wie bisher, der per- sönlichen Meinung oder gar dem Ge- fühl zu entsprechen habe. Die Frage stellt sich allerdings, was unter wissen- schaftlichem Beweis zu verstehen ist und ob es legitim ist, zur Verteidigung bestimmter Positionen einzelnen Stu- dien mit ungewöhnlichen Resultaten unter Ignorierung aller übrigen Daten einen besonderen Stellenwert ein- zuräumen. Die Autoren führen bei- spielsweise zur Verteidigung ihrer An- schauung eine äußerst ungewöhnliche Studie an, die im Vergleich zu allen an-
deren bisher publizierten Untersu- chungen durch eine dreifach höhere Rate kurativer Reoperationen bei in- tensiv nachbeobachteten Patienten ge- kennzeichnet war. Kein noch so ambi- tioniertes Nachsorgeprogramm, dessen Effektivität in retrospektiven und pro- spektiven Studien analysiert wurde, hat diese bewundernswerten Zahlen je er- reicht. Es ist daher aus unserer Sicht nicht zulässig, die Ergebnisse aller übri- gen prospektiv randomisierten Studien (2, 4, 5, 6) zu ignorieren und sich allein auf diese Studie zu berufen, es sei denn, man lebt in Parma, wo Tumorrezidive des kolorektalen Karzinoms eine ex- trem günstige Prognose zu haben schei- nen. Ähnlich problematisch erscheint die Beweisführung durch den Hinweis auf die Metaanalyse von Rosen et al.
Ganz abgesehen davon, daß die Be- weiskraft von Metaanalysen aus bio- metrischer Sicht zumindest umstritten ist (1, 3), ist die zitierte Literatur be- sonders fragwürdig. Hier werden gra- vierende Schlußfolgerungen aus einer Mixtur von retrospektiv und prospek- tiv erhobenen Daten gezogen, die we- der vergleichbar noch vollständig sind.
Nicht jeder wird daher der Aussage zu- stimmen, daß die Untersuchung „auf statistisch eindeutig belegbare Weise“
den Wert der engmaschigen CEA-Be- stimmung in der Nachsorge des kolo- rektalen Karzinoms belegt.
Im Zeitalter von „evidence based medicine“ sollten wir äußerst zurück- haltend sein, weitreichende Empfeh- lungen auf Grund wenig aussagekräfti- ger Studien zu geben, insbesondere dann, wenn eine Fülle von Literatur vorliegt, die derartige Schlußfolgerun- gen nicht zulassen. Was die engmaschi- ge CEA-Bestimmung angeht, bleibt ihr Wert solange unklar bis größere pro- spektiv randomisierte Untersuchungen an nicht selektionierten Patientenkol- lektiven ihre Effektivität erwiesen ha- ben. Die Nachsorge-Empfehlungen der Deutschen Krebsgesellschaft sind ein vorläufiger Versuch, kostenintensi- ve Maßnahmen der wissenschaftlichen Datenlage anzupassen. Sie sind damit kein starres Diktum, sondern werden modifiziert werden, sobald valide neue Erkenntnisse vorliegen. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht unseres Erachtens aber, auch nach den Ausführungen von Schalhorn et al., kein dringender Hand- lungsbedarf.
Literatur
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2. Kjeldsen BJ, Kronborg O, Fenger C, Jor- gensen OD: A prospective randomized study of follow-up after radical surgery for colo- rectal cancer. Br J Surg 1997; 84: 666–669.
3. LeLorier J, Grégoire G, Benhaddad A, La- pierre J, Derderian F: Discrepancies be- tween meta-analysis and subsequent large randomized, controlled trials. N Engl J Med 1997; 337: 536–542.
4. Mäkelä J, Laitinen S, Kairaluoma MI:
Five-year follow-up after radical resection for colorectal cancer. Results of a prospec- tive randomized trial. Arch Surg 1995; 130:
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5. Ohlsson B, Brehland U, Ekberg H, Graff- ner H, Tranberg KG: Follow-up after cura- tive surgery for colorectal carcinoma. Ran- domized comparison with no follow-up. Dis Colon Rectum 1995; 38: 619–626.
6. Schoemaker D, Black R, Giles L, Toouli J:
Yearly colonoscopy, liver CT, and chest ra- diography do not influence 5-year survival of colorectal cancer patients. Gastroenterol- ogy 1998; 114: 7–14.
Prof. Dr. med. Paul Hermanek Deutsche Krebsgesellschaft/ISTO Paul-Ehrlich-Straße 41
60596 Frankfurt
Prof. Dr. med. Theodor Junginger Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Onkologie (CAO) der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Klinikum der Johannes-Gutenberg- Universität Mainz
Langenbeckstraße 1 · 55131 Mainz Prof. Dr. med. Dieter Kurt Hossfeld Arbeitsgemeinschaft für
Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft Universitätskrankenhaus Eppendorf Martinistraße 52
20246 Hamburg
Prof. Dr. med. Rolf-Peter Müller Arbeitsgemeinschaft für
Radiologische Onkologie (ARO) der Deutschen Krebsgesellschaft Strahlentherapeutische Klinik der Universität zu Köln
Joseph-Stelzmann-Straße 9 50924 Köln
Prof. Dr. med. Ulrich Robert Fölsch Deutsche Gesellschaft für
Verdauungs- und Stoffwechsel- krankheiten
Klinik für Allgemeine Innere Medizin
I. Medizinische Universitätsklinik Schittenhelmstraße 12 · 24105 Kiel A-3312
M E D I Z I N DISKUSSION
(44) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999