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Archiv "Hormonsubstitution in der Postmenopause nach Mammakarzinom" (12.04.1990)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Hormonsubstitution

in der Postmenopause nach Mammakarzinom

Heinrich Maass

D

ie folgenden Überlegungen ba- sieren auf unserer gegenwärti- gen Kenntnis der Tumorbiologie, der bekannten Wirkungsmechanismen von Östrogenen und Gestagenen so- wie auf den Ergebnissen von pro- spektiven und retrospektiven Studi- en über Östrogen-Langzeitsubstituti- on in der Postmenopause. Sie be- rücksichtigen auch die Empfehlun- gen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Endokrinologie-In- formationen 2/1988, S. 49). Studien an Patientinnen nach behandeltem Mammakarzinom liegen leider nicht vor. Die Arbeitsgruppe empfiehlt da- her dringend, derartige Untersu- chungen zu planen und durchzufüh- ren. Die GABG-BMFT-Studien- gruppe erstellt derzeit ein entspre- chendes Protokoll. Die Überlegun- gen müssen daher als vorläufig gel- ten, solange Ergebnisse prospektiver Studien über Ostrogen-Gestagen- Substitution nach Mammakarzinom noch nicht vorliegen. Die Vorschläge gelten für postmenopausale Patien- tinnen beziehungsweise prämeno- pausale Frauen, die einen perma- nenten Ausfall der Ovarialfunktion als Folge operativer, strahlenthera- peutischer oder medikamentöser Maßnahmen aufweisen. Für die Vor- schläge werden in besonderem Maße Rezeptorstatus und der metastati- sche Befall axillärer Lymphknoten berücksichtigt.

1. Tumorgewebe rezeptornegativ, fehlender Lymphknotenbefall

In dieser Situation besteht keine Kontraindikation gegen eine Substi- tutionsbehandlung mit Östrogenen und Gestagenen. Eine laufende Sub- stitutionstherapie muß nicht abge- setzt werden. Es ist der monophasi- schen, kontinuierlichen Östrogen- Gestagen-Gabe gegenüber sequenti- ellen, biphasischen Ostrogen-Gesta- gen-Applikationsformen der Vorzug

zu geben. Hiermit wird eine bessere Nutzung der antiproliferativen Ge- stagenwirkung erwartet.

2. Tumorgewebe rezeptornegativ, axilläre Lymphknoten metastatisch befallen

In dieser Gruppe kann unter oder nach der Chemotherapie eine Substitutionsbehandlung mit Gesta- genen (zum Beispiel 10 mg Medro- xyprogesteronacetat täglich) beden- kenlos empfohlen werden. Aber auch eine monophasische, kontinu- ierliche Ostrogen-Gestagen-Medika- tion wird derzeit nicht als kontraindi- ziert angesehen.

3. Tumorgewebe rezeptorpositiv, fehlender axillärer Lymphknotenbe- fall

Diese Patientinnengruppe wird zur Zeit nach den geltenden Vorschlä- gen nicht adjuvant mit Tamoxifen be- handelt. Zur Behandlung der klimak- terischen Beschwerden können Ge- stagene in kontinuierlicher Therapie (zum Beispiel 10 mg Medroxyproge- steronacetat täglich) verabreicht wer- den. Es handelt sich bei diesen Patien- tinnen um eine prognostisch beson- ders günstige Gruppe. Da sich das Schicksal der Patientinnen, das heißt der Krankheitsverlauf, zu einem über- wiegenden Teil innerhalb der ersten fünf Jahre entscheidet, bestehen fünf Jahre nach Primärtherapie keine Be- denken gegen die Einleitung oder Wiederaufnahme einer Substituti- onstherapie mit Östrogen-Gest- agen-Kombinationen. Auch hier wird die Verwendung Gestagen-betonter Präparate empfohlen.

Soweit diese Patientinnen aber bereits mit Tamoxifen adjuvant be- handelt werden, sollte diese Behand- lungmindestens zvveiJahrevorgenom- men werden, entsprechend der unter 4 aufgeführten Patientinnengruppe.

4. Tumorgewebe rezeptorpositiv, metastatischer Befall der axillären Lymphknoten

Die Patientinnen erhalten eine adjuvante endokrine Therapie mit Tamoxifen für die Dauer von minde- stens zwei, gegebenenfalls fünf Jah- ren. Diese Therapie ist geeignet, kli- makterische Beschwerden und die Entwicklung einer Osteoporose prä- ventiv zu beeinflussen. Nach anfäng- licher Zunahme von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und anderen ve- getativen Erscheinungen verlieren sich diese Symptome nach einiger Zeit. Insofern ist Tamoxifen nach dieser Phase durchaus zur Behebung klimakterischer Beschwerden geeig- net. In der Initialphase der Tamoxi- fen-Therapie, in der noch vegetative Beschwerden existent sind, können Gestagene in kontinuierlicher The- rapie (zum Beispiel 10 mg Medro- xyprogesteronacetat täglich) verab- reicht werden.

Abschließend sei darauf hinge- wiesen, daß der Zustand der Postme- nopause nicht allein durch das Aus- bleiben der Menstruation definiert ist. Dieses gilt insbesondere für die ersten drei Jahre nach Ausbleiben der Menstruation. Hier kann für die Indikation zur Einleitung einer Sub- stitutionstherapie die FSH-Bestim- mung im Serum herangezogen wer- den. Erhöhte FSH-Werte im hyper- gonadotropen Bereich weisen auf ein Sistieren der Ovarialfunktion hin.

Die Durchführbarkeit einer hor- monalen Kontrazeption bei präme- nopausalen Patientinnen ist nicht Gegenstand dieser Vorschläge. Sie werden derzeit von einer Kommissi- on der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie bearbeitet.

Mitglieder der Arbeitsgruppe:

Prof. Dr. med. Wilhelm Brändle Prof. Dr. med. Dietrich v. Fournier Prof. Dr. med. Christian Lauritzen Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Schulz

Professor Dr. med.

Heinrich Maass

1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Senologie Geschäftsführender Direktor der Universitäts-Frauenklinik

Martinistraße 52 2000 Hamburg 20 A-1194 (52) Dt. Ärztebl. 87, Heft 15, 12. April 1990

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