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Archiv "Bewertung serologischer Ergebnisse: Schlußwort" (27.03.1992)

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Nach unseren Erfahrungen ist mit Hilfe der Chlamydienserologie auch etwas über die Aktualität und Ausheilungsgeschwindigkeit einer genitalen Chlamydieninfektion zu sagen. Bei frischen Chlamydienin- fektionen kommt es nach der Thera- pie zu einem raschen Absinken der Antikörpertiter, während bei chroni- schen Infektionen die Antikörperti- ter trotz Therapie nur sehr zögerlich absinken. Das völlige Verschwinden von Chlamydien-Antikörpertitern nach der Therapie spricht für ein ebenso völliges Ausheilen der Infek- tion.

Natürlich sind spezifischere Te- ste gegen die einzelnen Chlamydi- enarten wünschenswert. Solange wir diese aber nicht haben, ist ein Test wie der Ipazym-Test eine gute Ergänzung unserer diagnostischen Möglichkei- ten, um Patienten mit Beschwerden und Verdacht auf diese Infektion bes- ser betreuen zu können.

Prof. Dr. med. Eiko E. Petersen Universitäts-Frauenklinik Hugstetter Straße 55

W-7800 Freiburg im Breisgau

Schlußwort

Professor Petersen führt in sei- ner Zuschrift mehrere mögliche Be- reiche für eine nach seiner Ansicht sinnvolle Anwendung der unspezifi- schen „Chlamydia-Serologie" auf.

Um es noch einmal deutlich zu ma- chen: Die mit den hier diskutierten Methoden (meist sogenannte „single inclusion tests") erhobenen Titer un- terscheiden nicht zwischen Antikör- pern gegen C. trachomatis, C. pneu- moniae oder C. psittaci. Wie bereits gezeigt, waren in eigenen Untersu- chungen — wie auch in der Literatur (1) — etwa die Hälfte dieser Titer C. pneumoniae-bedingt, nur etwa 25 Prozent der IgG-Titer erwiesen sich als spezifisch für C. trachomatis. Bei IgA war der Prozentsatz mit 4 von 16 ähnlich niedrig. Bei derartigen Zah- len kann ich Herrn Kollegen Peter- sen mit wenigen Ausnahmen

—nicht zustimmen, wenn er in solchen Tests eine gute Ergänzung der dia- gnostischen Möglichkeiten sieht.

Aussagen über die Intensität der Infektion und die Aktualität des In- fektionsgeschehens sind beim einzel- nen Patienten so nicht möglich. Risi- kogruppen weisen zwar statistisch insgesamt häufiger erhöhte Titer auf, diese Aussage ist jedoch für den einzelnen Patienten ohne Wert, ein- mal wegen der falsch positiven Titer durch C. pneumoniae, zum anderen wegen der möglichen Persistenz der Titer über viele Jahre (3). Hinzu kommt, daß gerade wegen der häufig erhöhten Titer in Risikopopulatio- nen ein eventuell beweisender Titer- anstieg nur selten beobachtet wird (4). Aus den gleichen Gründen kann auch über die Dauer der Infektion nichts ausgesagt werden.

Der Ausschluß einer Infektion ist mit einiger Wahrscheinlichkeit nur möglich, wenn spezifische Anti- körper gegen C. trachomatis fehlen.

Die entsprechende Bewertung un- spezifischer Titer, von denen viele durch C. pneumoniae verursacht sind, würde jedoch zu zahlreichen

„falsch positiven" und damit infekti- onsverdächtigen Befunden mit allen Konsequenzen einer Fehldiagnose führen. Umgekehrt fanden sich auch vereinzelt „Chlamydiatiter-negative"

Patienten mit deutlichen Antikör- pertitern gegen C. trachomatis. Da- mit ist das Verfahren ungeeignet.

Als Hinweis auf ein Infektions- geschehen, wenn der Antigentest ne- gativ ist, darf ein solcher Titer aus den genannten Gründen ebenfalls nicht gewertet werden. Einmal ist ja nicht sicher, ob er überhaupt durch C. trachomatis verursacht ist. Zum anderen sagt wegen der höheren An- tikörper-Frequenz in einer Risikopo- pulation und der möglichen Persi- stenz von Antikörpern früherer In- fektionen sogar ein spezifischer Titer nichts über die aktuelle Situation im Einzelfall aus (4).

Auch zur Kontrolle des Thera- pieerfolges ist der Nachweis von un- spezifischen Chlamydia-Antikörpern nicht geeignet, solange unklar bleibt, von welchen Erregern sie überhaupt hervorgerufen wurden. Sogar spezifi- sche Titer sind für diesen Zweck in ihrer Bewertung außerordentlich problematisch (2, 4).

Lediglich der Wert der Serologie für den Infektionsnachweis beim

Neugeborenen mit C. trachomatis- Pneumonie ist unumstritten. Der Nachweis auch von nur genusspezifi- schem IgM ist hier beweisend, da ei- ne andere Infektion kaum erfolgen kann. Entsprechende Aussagen beim Kleinkind müssen angesichts unserer neuen Kenntnisse über C. pneumo- niae noch einmal überprüft werden.

Der Wunsch des Klinikers nach Hilfestellung in einer unklaren Si- tuation ist verständlich, er darf je- doch nicht zur Anwendung oder Bei- behaltung ungeeigneter Methoden führen. Nach der einhelligen Mei- nung der neuesten Literatur, die die- ses Problem sehr ausführlich disku- tiert, ist sogar die spezifische C.-tra- chomatis-Serologie nur mit großer Zurückhaltung zu beurteilen, sie kann „bestenfalls als bestätigender diagnostischer Test angesehen" wer- den (5). Um so weniger ist gerade bei Verdachtspatienten („Patienten mit Beschwerden und Verdacht auf die- se Infektion" [Petersen]) eine Dia- gnose vertretbar, die auf einem un- spezifischen und möglicherweise falsch positiven Antikörpernachweis basiert. In den Fällen, in denen die Serologie eine gewisse Hilfestellung geben könnte (zum Beispiel reaktive Arthritis), sollten auf jeden Fall Ver- fahren angewendet werden, die er- regerspezifische Antikörper erfassen.

Dies ist derzeit schwierig, aber bei gezielter Indikation möglich.

Literatur

1. Barnes, R. C.: Laboratory diagnosis of hu- man chlamydial infections. Clin. Microbiol.

Rev. 2 (1989) 119-136

2. Miettinen, A., Heinonen, P. K., Teisala, K., Punnonen, R., Paavonen, J.: Antigen specific serum antibody response to Chlamydia tra- chomatis in patients with acute pelvic inflam- matory disease. J. Clin. Pathol. 43, (1990) 758-761

3. Puolakkainen, M., Vesterinen, E., Puola, E., Saikku, P., Paavonen, J.: Persistence of chla- mydial antibodies after pelvic inflammatory disease. J. Clin. Microbiol. 23, (1986) 924-928 4. Taylor-Robinson, D., Thomas B. J.: Labora-

tory techniques for the diagnosis of chlamy- dial infections. Genitourin. Med. 67, (1991) 256-266

5. Treharne, J. D., Ballard, R. C.: The expan- ding spectrum of the Chlamydia — a microbi- ological and clinical appraisal. Rev. Med. Mi- crobiol. 1, (1990) 10-18

Prof. Dr. med. Wolfgang Bredt Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Hermann-Herder-Straße 11 W-7800 Freiburg

Dt. Ärztebl. 89, Heft 13, 27. März 1992 (81) A1-1149

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