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O – wie orale Rehydratationslösung

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iarrhö ist keine Krankheit, son- dern ein Symp- tom, dessen Ätio- logie durch Nahrungsmittel- gifte, bakterielle und andere mi- krobielle Infektionen hervorge- rufen wird und tödlich enden kann. Mitte der 1920er-Jahre wurde erstmals die Dehydrata- tion – der Verlust von Elektroly- ten – als Ursache der hohen Todesrate bei der gefürchteten Cholera erkannt. Mittels intra- venöser Infusionen wurde eine effektive Rehydratationstherapie entwickelt. Wegen fehlender In- frastruktur war diese aber in den stark von Cholera- und Ruhr- epidemien betroffenen Entwick- lungsländern praktisch undurch- führbar. So lag die Mortalitäts- rate Erkrankter bei etwa 50 Pro- zent, viele hiervon Kleinkinder.

In den1940er-Jahren erforschte

der Kinderarzt Dr. Daniel C.

Darrow (1895 bis 1965) von der Yale-Universität die Elektrolyt- verluste bei Diarrhö und ent- wickelte die physiologischen Grundlagen der Rehydratation.

Seine Forschungen führten schon zu Rehydratationslösun- gen, die im Wesentlichen Na- trium, Kalium und Glukose enthielten. Auch zog Darrow schon den Schluss, dass eine solche Lösung, oral verabreicht, womöglich helfen könne, den Wasser- und Elektrolytverlust auszugleichen und damit die lange Infusionstherapie zu ver- kürzen. Seine intravenös-orale Kombinationstherapie senkte die Letalität schwerer Diarrhöen bei Säuglingen auf unter fünf Prozent – ein Rekord! Der Ge- danke an eine alleinige orale Therapieform kam ihm aber noch nicht.

Die gezielte Suche Der schwedische Arzt Per Selander postulierte in den 1950er-Jahren Karottensuppe als mögliche ef- fektive Therapie, andere schwo- ren auf Bananen oder wollten der Diarrhö nicht symptoma- tisch auf den Grund zu gehen, sondern mittels Antibiotikathe- rapie die mögliche Ursache be- kämpfen.

1961/62 versuchte Dr. Robert Allan Phillips (1906 bis 1976), der viel Erfahrung mit einer von ihm entwickelten intravenös- oralen Kombinationstherapie hat- te, im Rahmen einer Cholera- pandemie auf den Philippinen erstmals die alleinige orale Re- hydratation. Leider scheiterte er durch die Gabe zu hoch konzen- trierter Lösungen, was zum Herz- tod der Versuchspersonen führte.

1962 begann eine Gruppe von Ärzten und Medizinstudenten

in Dhaka/Ost-Pakistan, und Kal- kutta/Indien, an einer effektiven Therapie der Cholera-induzier- ten Diarrhö zu arbeiten. Ziel war es, eine einfache Lösung aus Zucker, Salz und Wasser zu ent- wickeln, um das Leben von Tau- senden dehydrierter Erwachse- ner, Jugendlicher und Kindern während saisonaler Choleraepi- demien zu retten. Innerhalb von sechs Jahren wurde der physio- logische Wirksamkeitsnachweis erbracht. Die etablierten Para- digmen zur Diarrhötherapie wurden dabei auf den Kopf ge- stellt. Insbesondere wurde die bis dahin gültige Hypothese, eine „Vergiftung“ der Natrium- Kalium-Pumpe in den Zell- membranen der Darmschleim- haut sei Ursache der hohen Elektrolytverluste, widerlegt.

Zudem wurde bewiesen, dass Glukose die Natriumaufnahme in die Zellen verbessert.

1968 führten Dr. David Nalin und Dr. Richard Cash (beide geb.

1941) einen ersten großen Feld- versuch in Matlab/Ost-Pakistan, unter den realen Bedingungen eines Entwicklungslandes erfolg- reich durch. Sie bewiesen die Ef- fizienz der Oralen Rehydratati- onstherapie (ORT) sowohl hin- sichtlich Letalität als auch Prak- tikabiliät unter widrigen infra- strukturellen Bedingungen.

Die Massenanwendung Ab den frühen 1970er-Jahren pro- duzierten UNICEF und die WHO riesige Mengen Orale Re- hydratationssachets und verteil- ten sie in den Endemiegebieten.

Der Anteil tödlicher gemeldeter Cholerafälle liegt mittlerweile unter drei Prozent. Auch bei den meisten anderen Diarrhöformen wurde die gute ORT-Wirksam- keit nachgewiesen.

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Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

PRAXIS O WIE ORALE REHYDRATATIONSLÖSUNG

20 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2012 | www.pta-aktuell.de

Wirkstoffe von A bis Z – historisch beleuchtet

In ausreichender Menge getrunken, kann die einfache und kostengünstige Lösung selbst bei schweren Durchfallerkrankungen Leben retten.

© Andrey Maltsev / www.fotolia.com

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