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Seltene Metalle: Ist die Knappheit ein Problem für die Schweizer Industrie? | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Seltene Metalle – wie Neodym, Lithium, Niob, Kobalt und Tantal – sind aus der heuti- gen Welt nicht mehr wegzudecken. Aufgrund ihrer besonderen chemischen Eigenschaften sind sie für das Funktionieren von Mobiltele- fonen, Flachbildschirmen, Elektroautos, Windkraftwerken, Photovoltaikanlagen und vielem mehr unverzichtbar. Metalle gelten als selten, wenn sie in einer Konzentration von weniger als 0,01 Gewichtsprozenten in der Erdkruste vorkommen. Zusätzlich sind die geologischen Lagerstätten und bei man- chen Metallen (z.B. seltene Erden) die der-

zeitige Produktion auf einige wenige Staaten konzentriert. Das stellt ein Versorgungsrisiko dar, zumal diese Staaten oftmals politisch in- stabil sind oder ihre Wirtschaftspolitik nicht grundsätzlich nach marktwirtschaftlichen Prinzipien ausrichten.1

Preisanstieg aufgrund von natürlicher Verknappung…

Da seltene Metalle nur in wenigen Län- dern gefördert werden und die Erschliessung neuer Minen mit hohen Investitionen ver- bunden ist, stand die erhöhte weltweite Nachfrage in den letzten Jahren einem relativ starren Angebot gegenüber. Dies hatte mar- kante Preisanstiege zur Folge. So hat sich beispielsweise der Preis für Niob seit 2009 verdreifacht. Im Normalfall sind solche Preisanstiege Knappheitsindikatoren. Solan- ge alle Marktteilnehmer von den Preisanstie- gen gleichermassen betroffen sind, verzerren sie den Wettbewerb nicht.

… oder aufgrund von Marktverzerrungen Problematisch ist hingegen, wenn die Preisanstiege eine Folge von wettbewerbsver- zerrenden Massnahmen der produzierenden

Seltene Metalle: Ist die Knappheit ein Problem für die Schweizer Industrie?

Seltene Metalle haben in den letz- ten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Da die weltweiten Re- serven und Produktionstätten dieser Metalle oft nur auf wenige Länder konzentriert sind, ist die Versorgungsproblematik zuneh- mend brisant. Viele Länder, deren Industrie auf seltene und andere Metalle angewiesen ist, haben diese bereits als kritisch identifi- ziert und Strategien zur Sicherung der Rohstoffversorgung ausgear- beitet. Zur Bedeutung seltener Metalle für die Schweizer Indust- rie gibt es bislang nur wenige In- formationen. Auch eine Definiti- on der für die Schweiz kritischen Metalle liegt bislang nicht vor.

Eine empirische Studie der Berner Fachhochschule zeigt nun, dass seltene Metalle für Schweizer Unternehmen durchaus relevant sind.

Dr. Christina Seyler Projektleiterin Ressour- ceneffizienz, Ernst Basler+Partner, Zollikon Dr. Marie Brechbühler

Pešková

Dozentin für internatio- nale und nachhaltige Strategien an der Berner Fachhochschule, Fach- bereich Wirtschaft, Bern Bettina Stähli

Bachelor of Science in Business Administration, Berner Fachhochschule, Fachbereich Wirtschaft, Bern

1 Kohl (2010), S. 22.

Bei manchen Metallen (z.B. seltene Erden, im Bild) sind die geologischen Lagerstätten und die Produktion auf einige wenige Staaten konzentriert. Das stellt ein Versorgungsrisiko dar, zumal diese Staaten oftmals politisch instabil sind oder ihre Wirtschaftspolitik nicht grundsätzlich nach marktwirtschaftlichen Prinzipien ausrichten. Foto: Keystone

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brikate nicht gesenkt wurden, kann diese Be- vorteilung dazu führen, dass internationale Unternehmen ihre Produktionsstandorte nach China verlagern. Das Land könnte so- mit zusätzliche Glieder der Wertschöpfungs- kette bedienen.8

Lieferengpässe und verlängerte Liefer- fristen aufgrund von Marktverzerrungen

Eine Folge wettbewerbsverzerrender Massnahmen können – neben Preissteige- rungen – auch verlängerte Lieferfristen sein.

So kann die Senkung der Exportquoten bei konstant bleibender Produktion die Indust- rie des exportierenden Landes nicht nur durch tiefere Preise, sondern auch durch kürzere Lieferfristen bevorteilen. Im Extrem- fall können Länder mit einem Produktions- monopol den Marktmechanismus gänzlich ausser Kraft setzen, indem sie ihre Exporte ganz stoppen. In einem solchen Fall könnten ausländische Unternehmen unabhängig von ihrer Zahlungsbereitschaft die Metalle auf dem Markt nicht mehr beschaffen. Die in- dustrielle Wertschöpfung der betroffenen Staaten wäre dadurch grundsätzlich in Frage gestellt.9

Die Nichtbelieferung von Japan durch China im Rahmen eines Territorialstreits im Jahr 201010 zeigt auf, über welche Macht Länder mit einem Quasimonopol verfügen.

Ein Quasimonopol besteht gleich bei mehre- ren seltenen Metallen. In Tabelle 1 sind alle Länder sind. Mittels solcher Massnahmen

kann beispielsweise das Angebot künstlich beschränkt oder die Nachfrage künstlich ausgedehnt werden.

Bei den seltenen Erden, die eine Unter- gruppe der seltenen Metalle bilden, deckt China zurzeit 97% des weltweiten Jahresbe- darfs ab.2 Die chinesische Regierung kündig- te im Jahr 2010 an, die Exportquoten für sel- tene Erden um einen Drittel zu reduzieren.

Dasselbe galt für Wolfram und Molybdän.3 Die Reduktion der Exporte begründete China mit «Umwelt- und Nachhaltigkeitsas- pekten»4 und einem erhöhten Versorgungs- bedarf des heimischen Marktes.5 Die Reduk- tion der Exportquoten hatte zur Folge, dass sich die Preise einzelner seltener Erden im Jahr 2011 ausserhalb Chinas versechsfach- ten.

Die USA, die EU und Japan reichten auf- grund der Senkung der Exportquoten für seltene Erden bei der WTO Klage gegen Chi- na ein. Mitte August 2012 kündigte China nun an, die Exporte wieder leicht zu erhö- hen. Gleichzeitig begann das Land, seine strategischen Reserven aufzustocken und verknappte mit der dadurch erhöhten Nach- frage die seltenen Erden erneut.6

Aufgrund der Preissteigerungen auf dem ausserchinesischen Markt können Marktteil- nehmer seltene Erden in China bis zu 50%

billiger beziehen.7 Damit sind Unternehmen mit Produktionsstandort China bevorteilt.

Da die Exportquoten für Halb- und Fertigfa-

Kritische Metalle Antimon Beryllium Bismut Niob Palladium Platin Seltene Wolfram

Erden

Hauptproduzent China USA China Brasilien Südafrika Südafrika China China

Anteil an aktueller Weltproduktion 89% 89.5% 67.1% 92% 37% 75.4% 97.3% 85.2%

Anteil an geschätzer Weltreserve 52.8% – 75% 98.3% 95.5% 95.5% 50% 65.5%

Branchen

Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt, x x x x

Verkehrstechnik

Informations- und Kommunikations- x x x x x x x

technik, optische Technologien, Mikrotechniken

Energie-, Elektro- und Antriebstechnik x x x x x x

Chemie-, Prozess-, Fertigungs- und x x x x x x

Umwelttechnik, Maschinenbau

Medizintechnik x x x

Pharmaindustrie x x x x

Optische Industrie x x

Uhrenindustrie x x

Werkstofftechnik x x x x x x x

Tabelle 1

Seltene Metalle im Überblick

Quelle: Stähli, Brechbühler Pešková, Seyler, in Anlehnung an Angerer et al. (2009) und USGS (2011) / Die Volkswirtschaft

2 USGS (2011), S. 129.

3 Hatch (2012).

4 Hellmann (2012).

5 NZZ Online (2012).

6 AFP (2012).

7 NDR (2012).

8 Bardt (2012).

9 Kohl (2010), S. 22.

10 Mildner (2011), S. 54.

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Metalle aufgeführt, bei denen sich die ge- schätzte Weltreserve und/oder die aktuelle Weltproduktion stark (zu mindestens 75%) auf ein einziges Land konzentriert. Aufgrund dieser grossen Abhängigkeit von jeweils ei- nem einzigen Land handelt es sich um be- sonders kritische Metalle. In der Tabelle ist weiter angegeben, in welchen Branchen diese kritischen Metalle am häufigsten eingesetzt werden.

Relevanz für die Schweizer Industrie Die Betroffenheit der Schweizer Industrie von Verknappungen bei seltenen Metallen wurde bisher einzig vom Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall- industrie (Swissmem) in einer Umfrage bei seinen Verbandsmitgliedern erhoben. Diese zeigt auf, dass 75% der antwortenden Unter- nehmen mindestens ein seltenes Metall in ihren Produkten einsetzen. Swissmem schliesst daraus, dass die Schweizer MEM- Industrie in hohem Masse von der Proble- matik betroffen ist. Die Tabelle bestätigt die- sen Befund: Alle acht aufgeführten Metalle werden in Branchen verwendet, in welchen auch viele Schweizer Unternehmen tätig sind. Seltene Metalle sind folglich für Schweizer Unternehmen durchaus von Be- deutung.

Empirische Untersuchung

In einer empirischen Studie der Berner Fachhochschule wurde untersucht, welche Bedeutung seltene Metalle für die befragten Unternehmen haben. Insbesondere wurde analysiert, ob die Verknappung des Ange- bots, der Preisanstieg und die wettbewerbs- verzerrenden Massnahmen der letzten Jahre die Wettbewerbsfähigkeit der befragten Un- ternehmen beeinträchtigt haben. Weiter wurde untersucht, wie die Unternehmen die Gefahr einer künftigen Beeinträchtigung einschätzen.

Im Rahmen der Untersuchung wurden vier Unternehmen aus der deutschsprachi- gen Schweiz in qualitativen Interviews be- fragt. Da alle Unternehmen aus unterschied- lichen Branchen stammen, wird der nicht repräsentativen Untersuchung eine erhöhte Aussagekraft beigemessen.

Resultate der qualitativen Interviews

Die Untersuchung zeigt, dass seltene Me- talle für Schweizer Unternehmen von grosser Bedeutung sind. Diese werden mehrheitlich indirekt über Zulieferteile, teilweise aber auch direkt – z.B. als Teil einer Metall-Legie- rung – verarbeitet. Zwar werden die Metalle

Chinesische Minen Seltenerd-Abbau, Raffination des

Neodyms

Fünf chinesische Unternehmen

Herstellung der magnetischen Neodym-Eisen-Bor-Mischung und der Magnetstäbe

Ein Schweizer, ein holländischer und drei deutsche Magnet-Händler (allenfalls in chinesischem Joint Venture) Herstellung von Magnetstäben in China und Import

Unternehmen 1 Einbau der Magnetstäbe in die Motoren

Hersteller von Transportanlagen Einbau der Motoren in die Anlagen Schweizerische und europäische Endkunden Nutzung der Transportanlagen (Post, Flughafen, Migros usw.) Rohstoffe

Magnete

Motoren und Generatoren

Transport- anlagen

Australische, brasilianische, chinesische, indische oder russische Minen

Eisen-Abbau, Raffination

Türkische,argentinische, chilenische, russiche Minen

Bor-Abbau, Raffination

Rohstoffe Rohstoffe

Magnete

Motoren

Kabel

Elektr.

Geräte

Chinesische Minen Raffination des

Neodyms

Australische, brasilianische, chinesische, indische

Eisen-Abbau Raffination

Türkische, argentinische, chilenische, russische

Minen Bor-Abbau Raffination

Chinesische Unternehmen Herstellung der magnetischen Neodym-Eisen-Bor-Mischung und

der Magnete

Deutsche und Schweizer Magnet-Händler Import der Magnete

Internationale Kabelkonfektionäre Kabelverarbeitung 5 deutsche und Schweizer Motorenhersteller

Einbau der Magneten in die Motoren

Schweizer Zwischenhändler Motorenvertrieb in der Schweiz

Hersteller von elektronischen Geräten Einbau der Kabel in die Geräte

Endkunde Kauf des elektrischen Geräts

Unternehmen 2

Einbau der Motoren, mechanischen Teilchen und Messer in die Kabelkonfektionierungsmaschinen Maschi-

nen

Chrom- stahl

Hart- metall

Messer Mechanik

Südafrikanische, kasachische, indische Minen

Chrom-Abbau Raffination

Chinesische Minen Wolfram-Abbau

Raffination

Diverse Unternehmen Herstellung von Chromstahl, Halb-

fabrikaten

Unter- nehmen 1 Herstellung Hartmetall- messer

3 Schweizer Messerher- steller Herstellung Hartmetall- messer(Halb-

und Fertig- fabrikate) Schweizer Hartmetallhändler (eingekauft in Mine) Herstellung des Hartmetall-

Halbfabrikats in China und Import

10 spanische, italienische, pol- nische, türkische, chinesische Unter-

nehmen Produktion von mechanischen Teilchen

Rohstoffe

Quelle: Stähli (2012) / Die Volkswirtschaft

Quelle: Stähli (2012) / Die Volkswirtschaft Grafik 1

Magnetstäbe für Transversalflussmotoren

Grafik 2

Wolframcarbid-Messer

Anmerkung: Das erste befragte Unternehmen stellt Transversalfluss- motoren her, welche kein herkömmliches Getriebe haben; die Dreh- bewegung kommt anhand eines Magnetfeldes zustande. Das Unter- nehmen verwendet hierfür Neodym-Eisen-Bor-Magnetstäbe.

Anmerkung: Das zweite befragte Unternehmen produziert Maschinen für die Kabelverarbeitung sowie Ersatzmesser aus Wolframcarbid als Komplementärgüter zur Maschine.

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oftmals nur in sehr kleinen Mengen benö- tigt; dennoch sind sie häufig für das Funktio- nieren des Produkts unverzichtbar. So ist es beispielsweise derzeit nur mit Magneten aus einer Neodym-Fer-Bor- oder aus einer Sa- marium-Kobalt-Mischung möglich, sehr kleine Motoren mit hohem Wirkungsgrad herzustellen.

Aus der Untersuchung geht weiter hervor, dass die Verknappungen der letzten Jahre auch für Schweizer Unternehmen spürbar waren. Aufgrund geeigneter Absicherungs- massnahmen – wie z.B. langfristiger Liefer- verträge oder Erweiterung des Lagerbestan- des – wurde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen bislang jedoch nicht beeinträchtigt. Zudem befinden sich Schwei- zer Unternehmen in den Wertschöpfungsket- ten meist relativ weit hinten (siehe Grafiken 1-4), sodass der Preiseffekt – auch aufgrund von Absicherungsmassnahmen vorgelagerter Unternehmen – abgedämpft ist.11

Mit ihren qualitativ hochstehenden, hoch präzisen und innovativen Produkten können sich die untersuchten Schweizer Unterneh- men im Wettbewerb mit anderen, ebenfalls von Preisanstiegen bei seltenen Metallen be- troffenen Unternehmen durchsetzen. Quali- tät, Präzision und Innovation erlauben der Schweizer Industrie zum Teil auch hohe Mar- gen, mit denen Preisanstiege aufgefangen werden können. Auch der in der Schweiz im Vergleich zum Ausland relativ tiefe Material- kostenanteil12 erweist sich diesbezüglich als Vorteil. Preisanstiege bei seltenen Metallen waren daher für die Endkunden der Schwei- zer Unternehmen bisher kaum spürbar.

Schweizer Industrie gelassen

Da es in jenen Ländern, die über Quasi- monopole von seltenen Metallen verfügen, derzeit keine ebenbürtige Konkurrenz gibt, sehen Schweizer Unternehmen ihre Wettbe- werbsfähigkeit auch künftig nicht gefährdet.

Weitreichendere Folgen als Wettbewerbs- verzerrungen hätten für Schweizer Unter- nehmen Exportembargos. Diese könnten im schlimmsten Fall dazu führen, dass Schwei- zer Unternehmen ihre Produkte nicht mehr herstellen können. Gemäss Kohl (2010) wäre in diesem Fall die hiesige industrielle Wert- schöpfung grundsätzlich in Frage gestellt.13 Da es bislang keine derartigen Anzeichen gab, schätzen die Unternehmen dieses Risiko jedoch als klein ein.

Handlungsoptionen für Schweizer Unternehmen Die Untersuchung zeigt, dass Schweizer Unternehmen in den Wertschöpfungsketten relativ weit hinten liegen und seltene Metalle hauptsächlich indirekt verwenden. Daher sind für sie Massnahmen wie eine Verkür-

Medizinal- produkte Rohstoffe

Kongolesische oder sambische Minen Kobalt-Abbau, Raffination

Südafrikanische, kasachische, indische Minen

Chrom-Abbau, Raffination

Chinesische, amerikanische, chilenische Minen

Molybdän-Abbau, Raffination

Amerikanisches Unternehmen Mischung der Titanlegierung, Verkauf in Stangenform

Unternehmen 4

Verarbeitung der Rohlinge zu Medizinalprodukten Nationale und internationale Spitäler Einsetzung des Medizinalprodukts in den Patienten

Patient Gesundheitswesen Tragung der Kosten Rohlinge

Zwei französische und eine schweizerische Giesserei/en Herstellung der Rohlinge in Grobform

der Medizinalprodukte

Je eine französische, britische und deutsche Giesserei Herstellung

der Feinrohlinge Legierung

Quelle: Stähli (2012) / Die Volkswirtschaft Grafik 4

Kobalt-Chrom-Legierung für Implantate

Anmerkung: Beim vierten befragten Unternehmen handelt es sich um einen Hersteller im Bereich Medizinaltechnik. Für die Medizinalpro- dukte werden Speziallegierungen (unter anderem eine Kobalt-Chrom- Legierung) eingesetzt.

11 Stähli (2012), S. 66.

12 Kunz (2012), S. 8.

13 Kohl (2010), S. 22.

14 Kohl (2010), S. 23.

15 Seco (2011), S. 9.

16 Seco (2011), S. 7.

17 Seco (2011), S.10.

18 Kohl (2010), S. 21.

Kongolesische oder sambische Minen Kobalt-Abbau, Raffination

Deutscher Magnet-Händler ! Import und Herstellung von Samarium-Kobalt-Blöcken/

-Pulver in Deutschland

Unternehmen 3

Herstellung von Dauermagneten in der benötigten Grösse und mit Laserlochung Rohstoffe

Magnete

Uhrwerke

Chinesische Minen Seltenerd-Abbau, Raffination des

Samariums

Ausländisches Tochterunternehmen von Unternehmen 3 Weiterbearbeitung der Rohlinge

Unternehmen 3 Veredelung der Magneten

Uhrwerkhersteller des Konzerns Einbau des Magneten ins Uhrwerk

Uhren

Chinesische Unternehmen Herstellung der magnetischen Samarium-

Kobalt-Mischung und -Magneten

Marken des Konzerns und externe Uhrenmarken Einbau des Uhrwerks in die Uhr

Endkunden Uhrenträger

Patient Gesundheitswesen

Träger der Kosten Uhren

Unternehmen 3 Weiterverkauf an Uhrwerkhersteller des Konzerns

Medizinaltechnik Einbau in verschiedene

Anwendungen der Medizinaltechnik

Quelle: Stähli (2012) / Die Volkswirtschaft Grafik 3

Permanentmagnete aus Samarium-Kobalt

Anmerkung: Das dritte befragte Unternehmen stellt mittels eines speziellen Verfahrens Dauermagnete aus Samarium- Kobalt her.

(5)

Aufgrund der indirekten Betroffenheit sind finanzielle Garantien für Explorations- vorhaben, wie sie andere Staaten sprechen, für die Schweiz nicht sinnvoll.16 Es gilt aber zu bedenken, dass letztlich auch Schweizer Unternehmen von Massnahmen profitieren, die von vorgelagerten Unternehmen imple- mentiert wurden. Wenn diese Massnahmen aufgrund staatlicher Absicherung ergriffen wurden, könnte es sich als fair erweisen, wenn sich die Schweiz an den Strategien an- derer Länder beteiligt.

Da die Schweiz die Mehrheit ihrer Roh- stoffe aus der EU importiert, besteht gemäss Seco (2011) eine hohe Abhängigkeit vom Vorhandensein der Rohstoffe in der EU und damit von der Rohstoffstrategie der EU. Des- halb sollte eine «Möglichkeit der Zusam- menarbeit mit der EU im Rahmen der Schweizer Rohstoffstrategie» geprüft wer- den.17 Des Weiteren sollte die Schweiz durch geeignete Massnahmen das Recycling selte- ner Metalle unterstützen. Als internationaler Forschungsstandort könnte die Schweiz zu- dem die Forschung für die Substitution von seltenen Metallen und für deren effizienteren Einsatz vorantreiben.

Fazit

Die empirische Untersuchung der Berner Fachhochschule zeigt, dass wettbewerbsver- zerrende Massnahmen und Exportembargos für Schweizer Unternehmen gravierende Folgen (Produktionsstopp) hätten. Den- noch schätzen Schweizer Unternehmen das Risiko durch wettbewerbsverzerrende Mass- nahmen oder durch Exportembargos be- nachteiligt zu werden, als klein ein. Da die Metalle für die Produkte von zentraler Be- deutung sind und valable Alternativen der- zeit fehlen, sind Schweizer Unternehmen auf eine sichere Versorgung mit seltenen Metallen zu fairen Preisen angewiesen18 und damit in hohem Masse von wirtschaftspoli- tischen Entscheidungen der produzierenden

Länder abhängig. m

zung der Wertschöpfungskette mit einer Be- teiligung an rohstoffproduzierenden Unter- nehmen ungeeignet. Da seltene Metalle für die Funktionalität von Schweizer Produkten oftmals unverzichtbar sind, ist es für die Un- ternehmen wichtig, über einen Lagerbestand zu verfügen, der die Zeit bis zur Realisierung von Handlungsalternativen zu überbrücken vermag. Des Weiteren könnten Schweizer Unternehmen auf den Recyclingkreislauf setzen und für die Kunden Anreize schaffen, die Produkte zu retournieren.

Die Handlungsoptionen der Schweizer Unternehmen sind aber häufig beschränkt.

Damit gewinnt eine sichere Rohstoffversor- gung zusätzlich an Bedeutung. Letztlich wird die Abhängigkeit von seltenen Metallen da- her zu einer Abhängigkeit von der Roh- stoffstrategie der Lieferanten.

Handlungsoptionen für die Schweiz

Für Schweizer Unternehmen ist wichtig, dass der Staat die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen schafft, die ausserhalb ihres unternehmerischen Gestaltungsspiel- raums liegen.14 Wenn diese Rahmenbedin- gungen verhindern, dass wettbewerbsverzer- rende Massnahmen implementiert werden können, sind auch die Schweizer Unterneh- men vor Benachteiligungen auf dem interna- tionalen Markt geschützt, und die Versor- gung mit den Vorprodukten und den Metallen ist gewährleistet. Konkret bedeutet dies, dass sich die Schweiz bei der Organisa- tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und bei der WTO für einen offenen und diskriminierungsfrei- en Zugang zu den Rohstoffmärkten einset- zen sollte.15

Kasten 1

Quellenverzeichnis

− Achzet, Benjamin et al. (2011b): Unterneh- mensstrategien zur Sicherung von Rohstoffen, in: Pusch Thema Umwelt, 2011 (2), S. 10-11.

− AFP (2012): Seltene Erden: China will Reserven aufstocken, 24.8.2012.

− Bardt, Hubertus (2010): Rohstoffe für die In- dustrie, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.12.2010.

− Hatch, Gareth (2012): The WTO Rare Earths Trade Dispute: An Initial Analysis.

− Hellmann, Norbert (2012): Seltene Erdmetalle vor der WTO. Die USA, Europa und Japan gehen gegen Exportbeschränkungen Chinas vor, in:

NZZ Online, 23.3.2012.

− Kohl, Jean-Philippe (2010): Eine Rohstoffstra- tegie für den Werkplatz Schweiz, in: Die Volks- wirtschaft 11-2010, S. 21-23.

− Kunz, Andreas (2012): Die Relevanz seltener Metalle für die Optikindustrie, Präsentation am Technology Briefing Seltene Metalle für Zukunftstechnologien der Empa, Dübendorf, 9.1.2012.

− Mildner, Stormy-Annika et al. (2011):

Machtressource Metalle. Achilles der alten Wirtschaftsnationen, in: IP, Mai/Juni 2011, S.

53-59.

− NZZ Online (2012): Streit um Hightech-Roh- stoffe spitzt sich zu. USA und EU klagen gegen die Exportbeschränkungen Chinas, 13.3.2012.

− NDR-Hörfunkstudio Brüssel (NDR) (2012): Sel- tene Erden: EU klagt gegen China, 13.3.2012.

− Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) (2011): Rohstoffstrategie des EVD im Bereich der kritischen Rohstoffe. Version vom 11. Au- gust 2011 zu Handen der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrates, Bern.

− Stähli, Bettina (2012): Die Bedeutung seltener Metalle für Schweizer Unternehmen. Bachelor- arbeit, Bern: Fachbereich Wirtschaft der Ber- ner Fachhochschule.

− U.S. Geological Survey (USGS) (2011): Mineral Commodity Summaries 2011, U.S. Geological Survey.

Referenzen

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