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(1)98 Eine Sammlung persischer und arabischer Hand¬ schriften in Indien

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98

Eine Sammlung persischer und arabischer Hand¬

schriften in Indien.

Von T. Bloch.

Daß es in Bankipore , der Hauptstadt der heutigen indischen

Provinz Bihar, ungefähr an der Stelle, wo früher Pätaliputra, die

alte Hauptstadt von Magadha, gestanden hat, eine außerordentlich

wertvolle und interessante Sammlung persischer und arabischer

5 Handschriften gibt, dürfte vielleicht bis vor kurzem den meisten

Lesern dieser Zeitschrift unbekannt geblieben sein. Es gab davon

bisher nur einen in Persisch oder Urdu verfaßten Katalog, von

dessen lithographierter Ausgabe schwerlich viele Exemplare ihren

Weg nach Europa gefunden haben. Um so freudiger wird es von

10 allen Freunden und Kennern persischer und arabischer Literatur

begrüßt werden, daß jetzt eine auf europäischen Grundsätzen basierte Beschreibung der Schätze der , Oriental Public Library" in Banki¬

pore, deren Grundstock jene wertvolle Sammlung bildet, im Er¬

scheinen begriffen ist , deren Entstehung und Gediegenheit nach

15 Form und Inhalt wir Dr. E. Denison Ross zu verdanken haben

Über die Entstehung der Sammlung belehrt uns das Vorwort von

Dr. Ross kurz dahin, daß sie ursprünglich von Maulavi Muhammad

Bakhsh Khan begonnen wurde, der bei seinem Tode im Jahre 1876

eine Sammlung von 1400 Bänden zurückließ. Die folgenden Jahre

20 brachten reichlichen Zuwachs. Als die Bibliothek im Jahre 1891

dem Publikum geöffnet wurde , belief sich die Zahl der Hand¬

schriften auf nahezu 4000. Jetzt hat sie das sechste Tausend

beinahe schon erreicht. Auf Veranlassung Lord Curzon's, der die

1) Der Titel des Buches lautet: Catalogue of the Arabic and Persian Miumscripts in tlie Oriental Public Librarg at Bankipore. Persian Poets:

Firdausi lo Hafiz. Prepared by Maulavi Abdul Muqtailir. Calcutta:

the Bengal Secretiiriut Book Depot. 1908. Sollte das Buch in Europa im Handel schwer aufzutreiben sein, so dürften eventuelle Interessenten am besten tun, sicli direkt zu wenden an : 'J'he Bengal Secretariat Book Depot, Writers' Building.?, Calcutta. Der Preis des Buches ist mir nicht bekannt, dürfte aber kaum hoch zu stehen liommen , da das Buch sein Erscheinen der Liberalität des Government of Bengal verdankt. (Preis im deutschen Buchhandel 32 M.

Die liediiktioii ]

(2)

Bloch, Eine Sammlung pers. und arab. Handschriften in Indien. 99

Bibliothek im Jahre 1901 in Gemeinschaft mit Dr. Ross besuchte,

ist sie jetzt staatlich geworden, insofern als die indische Regierung

ihr Fortbestehen und ihre geregelte Verwaltung garantiert. Dem¬

selben Vizekönig, dem die Wissenschaft über Indien auf allen ihren

Gebieten den größten Dank schuldet, verdanken wir auch die erste 8

Anregung zu dem beschreibenden Katalog, dessen erster Band, die

persischen Dichter von Firdausi bis Hafiz betrefi"end , den Gegen¬

stand dieser kurzen Notiz bildet.

Was diesem Katalog in meinen Augen eine besondere Be¬

deutung verleiht, ist der Umstand, daß er im wesentlichen die lo

Arbeit eines indischen , muhammedanischen Gelehrten darstellt,

Maulavi Abdul Muqtadir, dessen Name auch allein auf dem Titelblatt

erscheint. Wer selbst einige Erfahrungen mit indischen Maulavis,

oder mit ihren .Kollegen von der anderen Fakultät", den Pandits,

gemacht hat , der weiß auch davon zu berichten , wie schwer es i5

hält , diese gelehrten Herren dazu abzurichten , Arbeiten wie einen

Handschriften-Katalog, einen Index und dergleichen, so zu leisten,

daß wirklich etwas Brauchbares dabei herauskommt, und daß der

beaufsichtigende Leiter nicht schließlich die ganze Arbeit noch ein

Mal neu zu verrichten hat. Es ist oft viel mühsamer und stellt 20

meist bei weitem höhere Anforderungen an Zeit und Geduld , die

Rolle solch eines Aufsichtsrats zu spielen , als selbst Hand ans

Werk zu legen. Im gegenwärtigen Falle zweifle ich nicht daran,

daß keiner Dr. Ross die wohlverdiente Anerkennung für die Art

und Weise versagen wird, wie er sich seiner Rolle als „Aufsichts- 25

rat' erledigt hat. Es ist nur zu bedauern, daß Dr. Ross infolge

seiner zeitweiligen Abwesenheit aus Indien die letzte Hand bei der

Durchsicht der Druckbogen einem andern überlassen mußte ; das

Buch würde weniger Druckfehler aufzuweisen haben, wenn er selbst

sein Imprimatur auf jeden Bogen hätte setzen können^). m.

1) Siehe Preface, Seite VII. Nur ein paar Druclifehler möchte ich hier kurz anfuhren. Seite 38 und 237 lies Mdndu für Mandä; im persischen Text auf Seite 238 steht richtig .tXiLo. Seite 50 wird Nizämi's Gedicht als „Shirin lihusrü" zitiert; aber so nannte AmTr Khusrü seine dichterische Bearbeitung desselben Stoffes, um sie von Nizäml zu unterscheiden, wie wir auf Seite 188 lesen. Seite 67, Nr. VII, wird Farld ud-din 'AttSr's Gedicht als Khiyät Nämah angeführt; aber, wie das Metrum des auf der niichsten Seite mitgeteilten Verses ergibt, lautete der Titel Khayyät Nämah. Seite 77: die Umschreibung des indischen Königsnamens fTT'ft^T *'s Pithaurä ist zu monieren. Seite 82:

die richtige Namensform des bekannten Mongolenfürsten ist doch Hulägü Khän, und nicht linläkü Khän. Wenn dieser Fürst aucli schließlich den Weg alles Fleisches gegangen ist, so ist sein Name sicher doch nicht vom arabischen haläk iibzuleiten , woran der Maulavi möglicherweise gedacht haben mag, als er jene Schreibung wählte. Seite 183 sollte es statt Nawal-Ki.ihwur press : Nowal Kifjiör lauten. Der Name des Eigentümers oder Begründers dieser Druckerei in Lucknow, bekanntlich eine der besten in Indien für persische und arabische Drucke, ist mit dem Sauskritwort f^lft"^ „Fohlen" gebildet, das im Persischen

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100 Bloeh, Eine Sammlung pers. und arab. Handschriften in Indien.

Die Saromlriiig enthält als ihren Grundstock einen Teil der

Bibliothek der Moghul-Kaiser, die wohl schon vor dem gänzlichen

Verfall dioBes Pürstenhauses im indischen Aufstand des Jahres 1857

unter d«n Hammer gekommen sein mag. Es ist sehr erfreulich,

5 hier einmal wenigstens einen Teil einer solchen fürstlichen Bibliothek

gerettet ru sehen. -Wenn doch andere fürstliche Bibliotheken und

Archive in älterer Zeit in Indien das gleiche Schicksal gehabt

hätten, als die betreffenden Dynastien ihren Bankerott erklären

mußten! Wie viel wertvolles Material, namentlich für die innere

10 Geschichte. . des Landes; ist bei solchen Gelegenheiten unrettbar ver¬

nichtet oder, aferstreut worden! Dies tritt uns sofort recht klar

vor die Augen, wenn wir die Notizen über die Handschrift No. 151

auf Seite 281—269 des Katalogs lesen. Es ist eine Handschrift

des Diwän-i-Safifi, die lange, von Humäyün bis Jahänglr, im

15 Besitz der Moghul-Kaiser gewesen ist. Ihr Wert besteht darin,

daß jene Fürsten bei den verschiedensten Anlässen Orakel daraus

genommen haben, und daß sie alsdann den Vers und die Ver¬

anlassung, die zur Befragung des Orakels führte, durch eigenhändige

Notizen am Rande der Handschrift hervorhoben. Leider ist ein

«0 gut Teil dieser außerordentlich interessanten Randglossen durch die

Ungeschicklichkeit des Buchbinders arg verstümmelt worden. Im

Katalog werden neun solcher Notizen mitgeteilt und ausführlich

besprochen. . Es sind ihrer im ganzen jedoch wohl mehr, und wenn

auch die Arbeit außerordentlich mühevoll und zeitraubend sein

«6 wird und ^ine sehr gründliche Kenntnis der Geschichte des Moghul -

Reiches in Indien erfordert, so scheint es mir doch ein absolutes Desideratum zu sein, diese Bandbemerkungen vollständig, womöglich

mit photographischer Wiedergabe, zu veröffentlichen. Jedoch allein

schon da6 hier gegebene ist von dem größten Interesse. So läßt

»0 uns eine Notiz , wie die auf Seite 242 f. mitgeteilte Bemerkung

natürlich j^JmS geschrieben wird. Seite 239: wie wir aus den KägarT-Legenden seiner MUnzen und aus Hindi- nnd Sanskrit-Inschriften wissen, sprach man den Namen des bekannten indischen Königs als Sher Shäh aus, also mit ^^^.^j^ L?^*

Auf den Mfinien steht %4^^lf^- D'^ Schreibung Shtr Shäh ist also falsch.

Das gleiche gilt von der Schreibung GUrakhpür (Seite 259). Der Ort heißt bis auf den heatigen Tag Oorakhpür. Warum bemUht man sich im Übrigen, solche wohlbekannte indische Sttdtenamen anders als in der ofBziellen modernen Form anzuführen? Das will mir als übertriebene Pedanterie erscheinen. Man sollte dann wenigstens konsequent bleiben nnd Bänkipür, DhüM, KaVcätä, Mumbal usw. achreiben. Lähür (Seite 211 u. 248), für Lahore oäeT Lahor, ist ebenso schlecht, trotzdem sieh in einem der baits auf den HUnzen JahtngTr's das arabische Wort nür darauf reimte. Der Vers lautet:

^ £

jji »Li ^jSJl^ bLä |.Lj| jj^"^ ^S)

Solche Reime besagen jedoch garnichts. Die Verfasser dieser Verse waren sicher keine großen Dichter und nahmen es mit der Grammatik nicht allzu genau.

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Bloch, Eine Sammlung pert, und arab. Handschriften m Indien. 101

Jahänglr s, su i-ecni einen Einblick in das Denken nnd FvUilen dieses

Fürsten werfen. Er konsultierte das Häfi?-Orakel, als sr auf der

Jagd in der Nähe von Ajmer^) einen wertvollen Diamanten ver¬

loren hatte, den er als Amulett am Halse oder am Arme zu tragen

pflegte. Wie schmerzlich dieser Verlust für Jahänglr gewesen sein 5

muß, kann man daraus ersehen, daß er die Geschichte in seinem

offiziellen Regierungsbericht, dem Tuzuk-i-Jahängiri, erwähnen läßt;

nur die Orakelbefragung wird dort verschwiegen. Jahänglr war ja

zweifelsohne ein arger Zecher, der mehrere Anfälle von delirium

tremens durchgemacht hat , wie , nebenbei bemerkt , alle seine lo

Brüder. Wenn jedoch seine Handschrift etwas zitteriges an sich

hat, so tut Maulavi Abdul Muqtadir ihm doch wohl Unrecht, wenn

er sagt, Jahänglr habe alle diese Notizen im Rausch geschrieben

(Seite 245). Allerdings war das Zittern seiner Hand zweifelsohne

eine Folge seines unmäßigen Trinkens. Jahänglr erzählt uns ja 15

selbst in seinem Tuzuk, daß es schließlich so schlimm damit wurde,

daß er nicht einmal das Weinglas zum Munde führen konnte, ohne

einen Teil seines Inhalts zu verschütten.

Es könnte auffallen , daß unter den Randbemerkungen dieser

, Familienbibel der Moghul-Kaiser' der größte — abgesehen natürlich 20

von Babar — und bekannteste Name dieses Hauses gänzlich 'fehlt.

Ich meine Akbar. Aber wie wir aus Abul-Fazl wissen, war die

Jugenderziehung dieses Monarchen arg vernachlässigt worden, meist

infolge der wechselnden Schicksale seines Hauses, in die seine Kind¬

heit fiel, und es ist wohl so gut wie sicher, daß er nicht schreiben, 85

vielleicht nicht einmal lesen konnte. Ich kann mich auch nicht

entsinnen, irgendwo in Indien von einem Dokument mit einer eigen¬

händigen Unterschrift Akbar's irgend etwas gesehen oder gehört

zu haben, und das eine oder andre der Art müßte doch sicher auf

uns gekommen sein , wenn es überhaupt so etwas gegeben hätte, so

Man darf daher zur Erklärung dieses auffallenden Fehlens einer

Randglosse Akbar's kaum seine aufgeklärte Gesinnung anführen,

die solches Orakelwesen verabscheute. Er stand, so will es mir

immer erscheinen, viel mehr unter dem Banne der Vorurteile seiner

Zeit , als seine europäischen Biographen zuzugeben geneigt sind. 35

Höchstens seine grenzenlose Eitelkeit hätte ihn meiner Ansicht nach

von der Befragung eines Orakels abhalten können. Er war sich

selbst das höchste Orakel, die höchste Off'enbarung. Dem Volke

zeigte er sich in der Haupt-Moschee Agra's als Insän-i-kämil, als

„den Übermenschen', wie man den Ausdruck recht zutreffend über- 40

setzen könnte. Und auf seinen Münzen ersetzte er die Kalima

durch den Spruch: Allähu akbar, jalla jaläluhü , dessen Doppel¬

sinn (sc. „Gott ist groß' und »Gott ist Akbar') sicher beabsichtigt

1) Der Name bedeutet, wie BUhler gezeigt bat, „den Heru Aja's'; die Stadt liegt auf einem Berge, dem man den Namen Meru beigelegt batte. Ich wUrde daher nicht mit dem Verfasser des Katalogs Ajmlr schreiben.

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102 Bloch, Eine Sammlung pers. und arab. Handschriften in Indien.

war, zumal wenn man in Hinsicht des zweiten Teils dieser Formel

(jalla jaläluhü) bedenkt, daß Akbar den Namen Jaläl-ud-din

führte. Also auch hier wieder der Nebensinn: „groß ist sein

(sc. Gottes) Jaläl'', d. h. eben „Seine Majestät, Kaiser Akbar' >).

5 Die Sammlung enthält auch mancherlei neues. Eines davon

(No. 66, Seite 82), die Rubä'Iyät-i-Saif-ud-din BäkharzI, sind vor

kurzem in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden. Eine weitere

Neuigkeit sind die Masnawls von Sultän Walad, eine Handschrift,

die unter Dr. Ross' Leitung der Bibliothek der Asiatic Society of

10 Bengal einverleibt wurde, und deren Beschreibung im Zusammen¬

hang mit dem Werke des größten Masnawi-Dichters , Jaläl-ud-dTn

ROmi, (Seite 90 f.) mir sehr zweckmäßig und dankenswert erseheint.

Auch die ausführlichen biographischen Notizen und literar-historischen Verweise zu jedem Dichter werden vielen, nicht nur in Indien, will-

is kommen sein, die das Studium der neupersischen Literatur nur im

Nebenamte betreiben können. Aus seinen Bemerkungen auf Seite VI

der Vorrede möchte es fast so scheinen , als ob Dr. Ross glaubte,

sich wegen dieser ausführlichen Zitate entschuldigen zu müssen.

Für indische muhammedanische Gelehrte gab es ja bisher so gut

sowie keinen Catalogue raisonne der neupersischen Literatur,

der ihnen bei der Arbeit des Bestimmens und Katalogisierens

persischer Handschriften als Anleitung und Hilfe hätte dienen

können. Die vorhandenen wichtigen Kataloge von Ethe und anderen

waren ihnen teils unzugänglich, teils, soweit sie nicht in englischer

26 Sprache abgefaßt waren , unverständlich. Der vorliegende Katalog

bietet ihnen die beste Anleitung, die sie sich hätten wünschen

können. Hoffen wir, daß recht viele von ihnen dem Beispiele

Maulavi Abdul Muqtadir's folgen möchten, und sich die nötige

Ausdauer und Genauigkeit aneignen , die für solche Arbeiten die

so unumgängliche Voraussetzung bilden. Wünschen wir zum Schluß

jedoch auch dem Katalog von Bankipore guten und schnellen Fort¬

gang; er wird es im ganzen auf fünf Bände bringen, wovon zwei

den arabischen Handschriften gewidmet sein werden, die, soviel ich

weiß, für die medizinische Literatur besonders wichtig und reich-

86 haltig sind. Und wenn ich zum Schluß noch einen weiteren Wunsch

beifügen darf, so ist es der, daß Dr. Ross in der Lage sein möge,

die Drucklegung der weiteren Bände dieses bedeutsamen Werkes

persönlich zu überwachen ; sie werden alsdann von jenen kleinen

„Sonnenflecken' befreit erscheinen, deren Existenz der moderne

40 Aberglaube dem Druckfehlerteufel zuzuschreiben pflegt.

1) Andere Handschriften, die sich durch Siegelabdrücke oder Marginal- Glossen als aus der Bibliothek der Moghul-Fürsten stammend zu erkennen geben, sind die Nummern 1 (ein Shühnämah, das 'All Mordän Khän im Jahre 1637 n.Chr.

Shähjahän in Delhi zum Geschenk machte); 20; 54 und 127. Nr. 115 (Haft- band-i-KäsJü) gehörte einst zur Bibliothek der Könige von Oudh (so, nicht Oude, ist der Name richtig zu schreiben). Nr. 153 ist ein Exemplar des Dmün- i-Häfix, das aus der Bibliothek der Fürsten von Golconda stammt.

(6)

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Ursprung und Bedeutung der Propheten-Lektionen.

Von Ludwig Venetianer.

Vorwurf und Bedauern klingen aus den Worten AdolfHarnack's

(Die Mission und Ausbreitung etc. p. 208, Note) hervor, daß wir

„eine gründliche Dai'stellung der Bedeutung und des Gebrauchs des

Alten Testaments in der alten Kirche noch immer nicht besitzen".

Dieses Bedauern fühlt ein jeder mit, der sich des Studiums der 5

neutestamentlichen Zeitgeschichte befleißigt, denn trotz allen Strebens

und Forschens sind wir noch nicht über das hinausgekommen, was

Theodor Harnack behauptet hat, daß, da „die neue Gemeinde

eine aus Israel gesammelte war und auch ihren Tempel- und

Synagogal-Verband noch keineswegs gelöst hatte, so lag es in der lo

Natur der Sache, daß sie auch in ihrem Kultus von dieser Voraus¬

setzung der apostolischen Verkündigung und Lehre nicht Umgang

nehmen konnte, sondern die althergebrachte und gewohnte Vor¬

lesung biblischer Abschnitte beibehielt" (Der christl. Gemeinde¬

gottesdienst im apost. und altkath. Zeitalter. Erlangen 1854, p. 80). is

Weder die Einzeluntersuchungen, noch die Gesamtdarstellungen haben

bierin Wandel geschaffen i), und nachdem ich durch das Studium

der Quellen zur Einsicht gekommen bin, daß eine genaue Kenntnis

über den Gebrauch des Alten Testaments in der ürgemeinde bloß

aus den Quellen der ersten drei Jahrhunderte nicht zu erreichen so

sei, da ging ich direkt an die Untersuchung des heutigen Me߬

buches der römischen und griechisch-katholischen Kirche, und zwar

mit der berechtigten Voraussetzung, daß, wenn ich gerade in den

heutigen Liturgien der Kirche, welche einer zersetzenden

Umgestaltung der geschichtlichen Entwickelung am 25

meisten Unterworfen waren, Ubereinstimmungen finden werde

mit den Mitteilungen der jüdischen Quellen aus den ersten drei

Jahrhunderten , diese Ubereinstimmungen die Spuren jener gottes¬

dienstlichen Ordnung enthalten müssen, welche in der Synagoge

und Ürgemeinde bis zur Mitte des zweiten Jahrhunderts, bis zur so

völligen Scheidung der beiden Gemeinden, stattgefunden hat.

1) Leider liat aucli Beissei in seiner Entstehung der Perikopen des römischen Meßbuches (Freiburg im Br. 1907) nur die Evangelien, nicht aber die Lektionen aus dem Alten Testament berücksichtigt.

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