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(1)

403

Aus dem Geistesleben persischer Frauen.

Von H. Vambery.

Unter den jüngst in meinen Besitz gelangten Handschriften

befindet sich ein persisches Werk, das aus so manchen Rücksichten

der Aufmerksamkeit der Freunde orientalischer Literatur würdig

ist. Der Autor, ein Mitglied der heute in Persien regierenden

Dynastie, Mahmud Ka^,ar, wie er sich selber nennt, ist im Jahre

1214 am 12. Safar (17. Juli 1799) an einem Dienstag geboren.

Zwölf Jahre lang lebte er im Hause des Grossveziers und hatte

während dieser Zeit im Gefolge des Königs mehrere Provinzen

des Reiches besucht. Seine erste Anstellung fand er in Nihawend;

später bekleidete er das Amt eines Gouverneurs auch an anderen

Orten, und obwohl er zu allen Zeiten den ritterlichen Künsten, als

der Uebung im Reiten und Pfeilschiessen, eifrigst oblag, hatte sich

doch sein Sinn schon früh der Poesie und der poetischen Literatur

zugewendet. Aus diesem Anlasse ist er zum Melik eS Suara (Hof¬

dichter) ernannt worden und hat in dieser Eigenschaft mit den

dichterischen Werken der Mitglieder des königlichen Hauses und

anderer zeitgenössischer Poeten sich beschäftigt. Sein uns vor¬

liegendes Hauptwerk, ein grosses Manuscript in Folio, nennt er selbst

Maimai Mahmud (die Miscellaneen Mahmud's),

welches er in folgende Abschnitte getheilt (hat) :

1) Oj.»ioit »JuÄm Sefineial Mahmud, das Mahmud'sche

Schifi'; eine Besprechung der zeitgenössischen Poeten.

2) ci'^_»_^LÄ.Ä.j« Muntahabat al Mahmud, die

ausgewählten Schriften Mahmud's ; enthaltend die Begebenheiten und

Wunder des Propheten.

3) j^-ÄjLi' GulSeni Mahmud, der Rosenhain

Mahmud's; ein ausführlicher Bericht über die Kinder, Enkel und

sonstigen Familienmitglieder des königlichen Hauses, sowie auch

über ihre gegenwärtige Anstellung und ihren Aufenthalt.

(2)

404 Vämhiry, Alis dem Geistesleben persischer F'rauen.

4) Nyt-gi-tl -g^ ■« Mahzan ul Mahmud, die Schatz¬

kammer Mahmud's; Darstellung der Gelehrten und Edlen, sowie

deren ausgezeichneter Thaten und Sitten.

5) Jjü Nakli MeHis, Gesellschaftsbericht , d. h.

eine Beschreibung der Person und Dichtung der vergangenen und

gegenwärtig lebenden Dichterinnen.

6) jjIjCaJLä*» Sunbulistan, die Hyancinthenflur , d. h.

die Sprüche geistig begabter Frauen.

7) jLkS» ^jijri Perwerdei Chijal, Zöglinge der Phan¬

tasie , d. h. Schriften verscbiedener Orte rmd Gesinnung , die sich

auf einzelne Geschehnisse beziehen.

8) ^^l^ CtyaÜA Maksudi^ihan, Weltenwunsch ; welches

von der Bevölkerung Luristans und von Begebenheiten spricht, die

sich seit der Zeit Kajumerth's bis auf unsere Tage zugetragen,

namentlich die Schilderung einiger Könige Persiens und der Merk¬

würdigkeiten ihrer Zeit.

9) x/«ü 0^».;!=^ Mahmudnameh, die Mahmudiade , ent¬

haltend liebliche Erzählungen, Scherze und Rathscbläge.

10) ^yju*>X\ gjUaj Nasaih ul Mas'üd, Mas'ud'sche Mahn¬

worte, d. h. Rathschläge an seinen Sohn Mas'üd Mirza, auch

c>y.t.^\i\ jj:> Durrar ul Mahmud, die Kleinodien Mahmud's ge¬

nannt, in der Form von Ghazelen, Kaside's, Quatrains, Satyren u. s. w.

An diesen schliesst sich noch ein Abschnitt an, den der Autor

mit ■ t -c^ t! (^)W-? Bejan u 1 Mahmud, die Mahmud'sche Er¬

klärung betitelt und welcher auf etwaige Rectificationen seines

Gesammtwerkes Bezug hat.

Dem Plane gemäss, den der Autor sich vorgeschrieben, hätte

jeder dieser Abschnitte in einzelne Unterahtheilungen zerfallen müssen,

doch scheint er hier nicht mit Consequenz vorgegangen zu sein,

denn wir finden nur den ersten Abschnitt in vier meMis

getheilt, von welchen a über die Gedichte des Königs und der

Prinzen aus dem Hause Feth Ali Sah's, b über die Gedichte der

Weziere und Gelehrten, c über die Dichter Irans im Allgemeinen

spricht, welch' letztes Mehlis der Autor wieder in folgende

Mertebe, Klassen eintheilt: 1) die Diehter Iraks,' 2) die Dichter

von Fars, 3) die Dichter Chorasans, 4) die Dichter Gilans und

(3)

Vambiry, Aim dem Geistesleben persischer Fratten. 405

Tabaristans , 5) die Dichter Azerbaijans. Im Meilis d giebt der

Autor seine eigene Biographie mit einer überaus reichen Auswahl

seiner eigenen Dichtungen.

Das Gesammtwerk Mahmud Katars besitzt , wie der Leser

sieht , so manche interessante Theile , die einerseits auf die bisher wenig bekannten inneren Familienverhältnisse Feth Ali Sah's, anderer¬

seits auf die Regierungszeit dieses seiner Prachtliebe halber be¬

rühmten Perserkönigs ein Licht werfen. Es füllt namentlich eine

bedeutende Lücke in der modemen Literaturgeschichte Persiens

aus, denn obgleich das Dichten als ein Postulat der allgemeinen

Eildung im moslimisehen Osten betrachtet imd von Jedermann

gepflegt wird, so mag der Freund der persischen Literatur in der

von unserem Autor gebrachten Liste doch mitunter auf einen

solchen Namen stossen, der bisher ganz unbekannt gewesen. Auch

mögen einzelne Dichtungen ihres Inhaltes wegen einer grösseren

Beachtung werth sein.

Mich hat zur vorliegenden Arbeit zumeist jener Umstand an¬

geregt, dass ich zum ersten Male auf eine eingehende Besprechung

der literarischen Thätigkeit persischer Frauen gestossen bin. Wer

längere Zeit in der moslimisehen Gesellschaft Asiens gelebt, und

die Scheu und ängstliche Behutsamkeit kennt, mit welcher man

jede leiseste Andeutung auf die Frauenwelt im öffentlichen Leben ver¬

meidet — indem man solche nicht nur für anstandverletzend, sondern

sogar als ein Vergehen gegen die Religion betrachtet —, der wird

sich gar nicht wundern, wenn meine Aufmerksamkeit im M a i m a i

Mahmudi sich in erster Reihe auf den die persischen Dichterinnen

besprechenden Theil gelenkt hat. Soweit ich in meinem Verkehr

mit den verschiedenen Ständen Persiens, namentlich während meines

Aufenthaltes in Isfahan und Schiraz Gelegenheit gefunden mir einen

Einblick in das Leben der persischen Frauen zu verschaffen, hat

mich stets die Aufgewecktheit und Geistesfrische der Mitglieder

des Enderuns in Iran besonders überrascht. So wie die Perser

im Allgemeinen an Scharfsinn und Schlagfertigkeit den Arabem,

Türken , Mittelasiaten und Hindustanem bedeutend überlegen sind,

so kann dies auch bezüglich der Perserinnen behauptet werden.

Durch die strenge Haremsitte von der Männerwelt geschieden, sind

es zumeist einzelne Worte, kurze Bemerkungen und nicht selten

auch ein witziges Couplet , welches , leicht hingeworfen , von ihrer

geistigen Begabung Zeugniss ablegt. Es ist eine irrige Ansicht,

dass die Perserinnen sich ausschliesslich mit der Lecture des Adab

en Nisa (Frauenethik), kurzweg auch Kulzum Nene, nach der

Auslegerin dieses Buches so genannt, beschäftigen und dass sie

fiir die reiche Literatur ihres Landes keinen Sinn haben. Obiges

Buch, eine Art Frauen-Koran, wird allerdings stark gelesen, doch

hat es immer zahlreiche Frauen unter den bessereu Ständen gegeben,

die in der Literatur bewandert, mitunter auf dem Gebiete der

Ghazel-Rubai — und Kasidedichtung mit ziemlichem Erfolge auftraten.

3 0 *

(4)

406 Vambery, Aus dem Geistesleben persischer Frauen.

Die einzelnen Tezkerei eS Suara liefern zahlreiche Beweise

hiervon, und was der Hofdichter Feth Ali Sahs in seinem vor¬

liegendem Werke berichtet, das berechtigt nur unsere diesbezügliche Annahme.

Hinsichtlich des poetischen Werthes dieser literarischen Pro¬

ducte dürfen wir allerdings keinen hohen Erwartungen Raum geben.

Es sind die stereotypen Bilder, die üblichen Metaphern und Redens¬

arten der Dichter zweiten und dritten Ranges , denen wir in den

Compositionen der persischen Dichterinnen begegnen. Eine speciell

weibliche Sinn- und Denkungsart tritt nur selten zum Vorschein,

aber dennoch öfter und in einer prägnanteren Form als z. B. bei

den türkischen Dichterinnen Fitnat Hanym und Leila Hanym, deren

Diwan bekanntermassen für das Product jedwelcben , beliebigen

türkischen Dichters genommen werden könnte, wenn uns nicht der

Name an das Genus femininum erinnern würde. In der Türkei hat

nur die Neuzeit in dieser Beziehung eine Veränderung hervorgerufen,

deren Ausdruck sich in der kleinen Gedichtsammlung (j^_i«_5t

Afsus von Nigiar Hanym offenbart. Diese Dame, eine Tochter

Osman Pascha's (des ehemaligen ungarischen Emigrantenhauptmanns

Farkas) ist auch in der französisehen und deutschen Literatur so

ziemlich bewandert, und hat einer specieU weihlichen Sinnesart sich

ebenso wenig zu erwehren vermocht, als die übrigen modernen

Dichter der Türkei, so z. B. Kemal Bey, Abdul Hakk Hamid Bey

und namentlich Raschid Bey in Form und Gedanken sich stark

dem Abendlande angelehnt haben. In Persien ist von alldem bisher

noch nicht die leiseste Spur anzutreffen, und da dies am Anfang

uuseres Jahrhunderts noch weniger der Fall sein konnte, so ge¬

währt uns die Dichtung dor persischen Frauen einen Einblick in

die zeitweilige FrauenbUdung Irans, und macht uns im Allgemeinen

mit einem solchen Zuge des moslimisch asiatischen Lebens vertraut,

von dem bisher im Abendlande noch wenig bekannt gewesen.

Was nun den in Bezug auf die persischen Dichterinnen ge¬

schriebenen Theil des Maimai Mahmudi anbelangt, so erzählt der

Autor, dass unter der glorreichen JRegierung des Feth Ali Sah

die aUgemeine Bildung und Aufklärung von der Männerwelt auch

auf die Frauen übergegangen, und dass er demzufolge das geistige

Streben und Trachten der Letzteren nicht unbeachtet lassen kounte.

Er hat seine diesbezügliche Abhandlung im Jahre 1241 (1825) in

Nihawend verfasst und in drei Abschnitte eingetheilt: a) die

Prinzessinnen aus dem königlichen Hause, b) die Frauen des könig¬

lichen Harem, c) die Dichterinnen der iranischen Länder. Schliess¬

lich ein Appendix über die Dichterinnen vergangener Zeiten. Wir

theilen hier nur Auszüge aus den betreffenden Angaben des Dichters

mit, da eine vollständige Reproduction dem Rahmen dieser Zeit¬

schrift nicht entsprechen würde.

3 0*

(5)

Vämhiry, Aus dem Geistesleben persischer FVauen. 407

Erster Abschnitt.

Prinzessinnen aus dem königlichen Hause.

Helal, eine Tochter des Newab Mehdikuli Chan, die später

die Frau des Grossvezir Allahjar Chan KaXar geworden , und ihr^

von der Haushaltimg freien Stunden der Poesie gewidmet hat.

Folgende Verse stammen aus ihrer Feder.

„W^egen des Leides, das du mir angethan, o Theurer!

Ist Flur und Feld vom Rauche meiner Liebesgluth erfüllt.

Mich, du Schatz, den Wein und die Existenz

Alles hast du nun auf offenen Markt gebracht.

Seitdem mir verboten wurde dir zu nahen.

Seitdem zu dir der Zutritt mir verboten, ist mein Auge

Unablässig auf die Spur deiner Existenz gerichtet.

Wohl verbietet des Weisen Rath deine Liebe mir.

Doch von der Leidenschaft umsomehr zur Ergebenheit angefacht

Hab' in Hoflfnung auf deiuem Wege ich mich niedergelassen.

0, entsage mir nicht die Gunst eines Tadelwortes."

Taübe eine Tochter Feth Ali Sah's, unter ihren Zeitgenossen

unvergleichlich in der süssen Redekunst. Sie ist eine leibliche

Schwester des Fermanfermaj Hasan Ali Mirza, und hat vorzüglich

in ethischen Gedichten und in Elegien sieh ausgezeichnet. Sie hat

auch einige Ghazels gedichtet und dem Schah vorgezeigt. Folgendes

ist eines ihrer Gedichte:

Bd. XLV. 2T

(6)

408 Vambiry, Aus dem Geistesleben persischer Frauen.

JiUij ^J'^ /

Jj^JJj jT^**^ xi^O

^öjA ^^L> ;t Ojj c5;lJÖ

LXi^^iC; j^y« j! Li' f^MiJi ^.y\ j\

^LSxsl^.jj.^ qjI OjL» qLa£ fki'

lXjUj j^iwi ^

j' '■^' »-r^jV^^

J>jy V'-:^.;^ '^y>

,Wenn aus Leichtsinn du auf mein Herzensleid nicht achtest,

So will ich vor deiner Thür' als ein von dir erlegtes Wild mich legen.

Und weil selbst im Tode du meine Liebe nicht gewahrst.

So fühl' ich, dass man selbst dann mich noch von dir trennt.

Nachdem mein bluttriefendes Aug' alles geoffenbart,

So bleibt der Trennungsschmerz im Herzen wohl kaum verborgen.

Es kam der Arzt, doch seine Arznei vermochte das Herz nicht zu heilen.

Denn meinen Schmerz kann nur die Arznei der Liebe heilen."

Melik ist eine Tochter des Newab Mohammed Taki Mirza

und ihre poetischen Erzeugnisse sind mir in Buruiird unter die

Augen gekommen. Als Probe derselben gelte:

(^^_J v_A-*-c j-fJ ^^./iXJ! |.lX_jJ Oy_J ^.Ji X-i'Lj li^-i-^ xi 't-J j-*JO Q-it

gvAp L_w_i' Vi;*._«_v« _»_J l_5jl-J

f ^ l>A—r> jS j^j_)t

il tli» ii^^JLx j—^ ,,i5^>Jux ^JCJIJ^.:;^

^_^_>Lj' iixJi_/« i,^"*""*' ~

,Ich sah den Helden aller Fehler bar.

Ob er wohl ein Engel oder eine Peri ist.

Ob deiner Liebe hat mich Niemand zu Dank verpflichtet;

Es geschah nur um Gottes und niemand anderes Willen.

So wie Melik ') von rechtswegen dem Sultan gehört.

So ist auch Prinz Taki Eigenthum des gekrönten Fürsten."

1) Wortspiel zu Melili in Mulle.

(7)

Vambiry, Atis dem Geistesleben persischer Frauen. 409

Machfi, eine Enkelin Ewrengzib's, des Kaisers von Indien,

deren eigentlicher Name Zib en Nisa (Frauenzier) ist und die

eine Gedichtsammlung von 15,000 Versen zurückgelassen, die

vor 15 Jahren dem Schreiber dieses unter die Augen gekommen.

Damals hatte er die Erwähnimg der Frauendichter nicht für nöthig

gehalten, doch ist ihm glücklicherweise Einiges im Sinne geblieben,

das er uun heute verwerthen kann.

Ghazel.

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J.S' jO AäjLo O"^^

jO cji.XjO J-y« O3I0 JULi

3^

.Kommt die Liebe, so beraubt sie den Tapfersten der Sinne;

Als geschickte Diebin löscht sie das Licht des Hauses aus.

Was ich mir selber angethan, das hat kein Blinder je vermocht:

Inmitten des Hauses ist der Hausherr mir verloren gegangen.

Die Nachtigall verlässt den Rosenhain, wird sie meiner ansichtig,

Der Brahmin wird zum Götzenanbeter, sobald er mich gewahrt.

0 Herz ! Huldige der Liebe du, denn die Kaaba ist verborgen ');

Diese hat Abraham erbaut, jene hat Gott selbst gemacht.

Gebrochenen Herzens, wie kann die Lippen zum Lachen ich öffnen ?

Ich gleiche einer lautlosen Glocke und kann nicht ertönen.

Verborgen bin ich im Worte '^), wie der Duft im Rosenblatte.

Wer nach mir sich sehnt, sehe im Worte mich ;

1) Kann auch: die Kaaba Machfi's iibersetzt werden.

2) Wörtlich heisse ich Machfi (verborgen),

27*

(8)

410 Vambiri/, Aus dem Geistesleben persischer Frauen,

Und dermaassen will von der Bekanntschaft der Welt ich fliehen,

Dass ich mein Aug' nur vor dem Antlitz des Spiegels öflFne. '

„Die Liebe kam und hat mein Glück der Leidenschaft verkauft.

Meine Lust und Wonne hat sie für einen halben Schmerz verkauft.

Diese Seele, die für hundert Welten nicht wäre feil gewesen.

Hat mein wüstes Herz für einen einzigen Blick verkauft".

Iffet eine Schwester des Fermanfermaj von Fars und Hasan

Ali Mirza's, des Statthalters von Chorasan, die im Arabischen, in

der Geometrie, in der Astronomie und in der Kalligraphie sich

besonders hervorthat. Aus ihren Dichtungen sei folgendes angeführt :

Quatrain.

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v,aA*<! *wiL_w_j e?jL-^ jl—J-J

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L-ft. »ll. Ig tj_s >!o Q.—AM.-.^

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^pMfcj lX—mt } Ij iJ> *r> <.'<«

(9)

Vambiry, Aus detn Geistesleben persischer Frauen. 411

OÜ öy4^^A ^^t «„»-»05 Oy *-«■■:•!• ^_5_)

oL.»_«fljXAj j-j/e iXiLj o'—^

„Der Durstende findet nur im Wasser Gescbmack,

Den Kranken labet nur der Schlaf,

Der Ertrinkende sehnt sich nach dem Ufer,

Im Winter wünscht sich Jeder den Lenz;

Und wenn der Welt der Frühling zu Theil geworden.

Dann fUllt die Liebe, der Prühling der Liebenden zu.

Ja wohl, ja wohl dieser Frühling ist voll der Vergänglichkeit

Und nur Kummer und Trübsal ist sein Vermächtniss.

Dieser Lenz ist frei von Schande und Schmach

Und bildet eine stete Verkettrmg der schönen Jahreszeit.

Jener Prühling ist voU der Blüthen und Tulpen,

Stets von Reichthum und Wonne strotzend.

Während dieser Lenz, von dem — o Theurer — ich dir spreche

Mit Geist und Seele eng verknüpft (ist).

Der Geist ist eine Schilderung jenes Glorreichen, Die Seele nichts, als ein Strahl jenes Erhabenen."

Ismet, eine jüngere Schwester des Prinzen Mehemmed Ali

Mirza , eine vorzügliche Kennerin der Dichtkunst , und von ihren

Dichtungen stehe hier folgendes Klagelied, das sie gelegentlich des

Todes eines ihrer Söhne verfasst hat:

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(10)

412 Vambei-y, Aua dem Geistesleben persischer Frauen.

,0 grausamer Himmel, was hast du gethan!

Du ruhest keinen Augenblick von Groll und Pein,

Nur Tyrannei ist das Grundelement deines Naturells,

Nur Hass und Groll hast du in deiner Vorrathskammer aufgespeichert.

Du lässt den Mond nicht am Firmament erglänzen,

Du lässt die Sonne nicht am Himmel erstrahlen.

Viel Qual hast du in kranke Herzen gelegt,

Viel Schmerz in die Brust der Ohnmächtigen.

Keine Rose hat in des Glückes Flur sich je erhoben.

Deren Lebensfrühling du nicht gleich vernichtet.

So wie ich, wird deine Seele stets in Wehmuth weilen.

So wie ich, wird dein Geist fortwährend in Klagen bleiben.'

Fachri, eine ältere Schwester des Prinzen Feth ullah Mirza,

die in der Dichtkunst sich besonders ausgezeichnet. Von ihr stammt

folgendes Ghazel:

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^^L^ ^ ^yi ^\yS> ^ ^

s5j.i^JAj J.J' j9 j-^*^ *^ |.JL.ii

,Ein Unglück nennt man die Liebe, o Gott!

Niemand bleibe von diesem Unglücke verschont!

Er sagte : „Vertreibe aus deinem Sinne die Hoffnung der Vereinigung."

Ich sagte: ,Es ist schwer dem Leben selbst zu entsagen."

Warum sollte ich me^p Herz für die Liebe nicht hergeben?

Stammt doch all' mein Unglück vom Herzen her.

Mein Leben hängt von deiner Liebe und von deinen Lippen ab.

Welche Freude! Dass all' mein Streben nur von ihm abhängt.

Tai-ed-Dowle, stammt aus einer vornehmen Familie Is¬

fahans, die durch Vermittlung der dortigen Prinzen der Gunst

Feth Ali Schah's theilhaftig geworden und von diesem den Bei¬

namen Tai-ed-Dowle erhalten hat. Ihr eigener Name wird nicht

genannt, und der Autor berichtet, dass der prachtvolle Palast, den

der König für sie erbaute, zum Sammelpunkt der geistigen Welt

Teherans wurde.

(11)

Vambiry, Alis dem Geistesleben persischer Frauen. 413 Ghazel.

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iXXj^jläXJ^ ^Mj.i yriy-^ ^ jiXJ!

^jLj >.jb> jt _jj >_s.k! v>._jLi;

.Der Wind vermag über dein Heim nicht wegzuziehen,

Wer soll von meinem liebetrunkenen Herzen dir Nachricht bringen?

Wie lang soll mit Geduld ich mein Herz noch täuschen.

Mein armes Herz, das zu dulden nicht länger vermag.

Viel Unbill und Elend hab' ich zu ertragen, von deinem Pförtner

und Haushund,

Die lang Gewanderte hat den Weg zu dir verrammt gefuuden.

Der Wimpern Schaar hat ihren Anschlag gen mich gerichtet.

Wie soll ich allein mit dem ganzen Heere den Kampf aufnehmen?

Der Vogel, den in deinem Netze du gefangen.

Wird fernerhin der Rosenflur sich nicht freuen können.

Er sagte: ,Ich höre, du beklagst über mein Betragen dich

Und trachtest meinem Anschlage zu entrinnen. —'

(12)

414 Vambirp, Aus dem Geistesleben persischer Frauen.

Ich antwortete: ,0 holder, reiche den Becher mir, denn es ist der

Rosen Zeit.'

Und er sprach: .Erwähne der Rose nicht wegen meiner Farbe

nnd Duft(?)

Denn viele harren an deinen Pforten,

Und es geziemt dir nun huldreich heranzutreten.'

Quatrain zum Andenken eines königlichen Besuches.

Jo«l ijä'-st >^ »J' Li" L« sAf jj

Jo«! jj u5Lä^ Ik*? |.k\Ä

j-}_A« ,JOj_* »j-"^ ri"^-* j iJw«! ^ ^-yjj^ kXLs" L/« xJi' ^^!

,Als der Weltenfurst zu meiner ärmlichen Hütte trat.

War vom Staube seines Fusses der ganze Weg mit Moschus erfüllt.

Und durch die Herrlichkeit des hohen fürstlichen Besuches

Hat diese ärmliche Hütte in Paradiesesflur sich verwandelt.

Zia, eine der beliebtesten und geehrtesten Frauen im Harem

Feth Ali Schah's, eine jüngere Schwester Humajrm Mirza's und

ältere Schwester der Prinzen Ahmed Ali Mirza und Zihanschah

Mirza, die in mannigfachem Wissen sich hervorthat. Von ihren

Werken sei folgendes Mesnewi angeführt.

Mesnewi.

^ j jJi _j.JUio lA— 1_aJ__5» y,. iri 'i JwjsL_c

^j!^_^L-j iL^ c;«„*»,li. *, "o ^_5jLi g u^iyjc i^'"^ ciN*.l_oo

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(13)

Vambiry, Aua dem Geistesleben persischer Prauen. 415

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,0 Weiser, Kluger und Ausgezeichneter du!

Hör' mich an, ich will einigen Rath dir geben.

Diese Welt ist nicht der Ort der Freuden und der Wonne,

Sie ist nur der Ort des Unheils und des Elends.

Jeder, der dieser Zauberin sich anvertraut,

Hat den wahren Freuden auf ewig entsagt.

0 hüte dich vor dieser Zauberin, hüte dich.

Vor ihren vielen Ränken hüte dich.

Jeder der mit ihr ein Bündniss geschlossen,

Hat als Lösegeld Glaube und Seelenheil hingegeben.

Jeder der dieser Hexe sich angeschlossen.

Hat mit dem eigenen Blute seine Hand und Finger gefUrbt.

Sie hat schon Hunderte deinesgleichen gesehen,

Ihren eigenen Schleier hat sie jedoch vor Niemandem gelüftet.

Ueberall tritt sie mit List und Trug nur auf.

Und ihre Zauberkunst kostet dein theures Blut.

Sei auf Erdengüter und Weltenglanz nicht stolz,

Vor Allem sehne dich nicht nach ihr (der Welt).

Diese alte Hexe gleicht einer Schlange,

Die schöne Farben, zierliche Male, aher auch Gift hat.

(14)

416 Vambiry, Aus dem Geistesleben persischer Frauen.

Besonders gieb auf ihr Ränkespiel Acht

Und geize nie nach ihren Gütern.

Ich selbst bin wohl eine Königstochter

Meiner Krone Glanz reicht bis zum Mond,

Was ich wünsche und verlange, ist sofort bereit.

Ich habe kostbare Kleider, Schmuck und Juwelen,

Ich habe Pferde, Kameele, Dienerin und Sklaven,

Ich habe Gestüte und ganze Heerden von Schafen ;

Ich habe Edelsteine in solcher Menge,

Dass man sie nie zusammenzählen könnte.

Und sieh ! Mein Herz hab' ich keinem dieser Sehätze gegeben.

Denn das Hei-z loszureissen, fällt äusserst schwer.

O Choia! Bewahre auch du dein Hei'z

Und gieb es in dieser Welt für gar nichts hin,

Und sollte es willenlos dir entschlüpfen.

So musst du geflissentlich sofort seiner entsagen ;

Wenn du nach Edlem und nicht Gemeinem strebst.

So wirst des erhabenen Paradieses du theilhaftig werden.

Obwohl der Schah mir ehrenthalben

Den Naraen Zia es Sultanat (Glanz des Sultanats) verliehen:

Was frommt der pomphafte Titel rair.

Mir, die allera Irdischen ihr Herz entzogen ?

Und sollte das Schicksal es mir bescheeren.

Bin mit grobem Kleide und schwarzem Brode ich gern zufrieden.

O Gott! Fätima's Ehren und Würden zulieb

Verzeihe die Sünden der Zia !

0 Gott! Dem Fürsten beider Welten (Mohammed) zulieb

Erhalte meinen König, du König aller Welten!

Zweiter Abschnitt.

Die Frauen aus dem königlichen Harem.

Aka, stammt väterUcherseits vcn Ibrahim Chan , dem Löwen

von Schuscha (Transkaukasien). Als Aga Mohammed Chan nach

Besiegung genannter Festung mit dem Todo abging, und die Chane

Georgiens und Azerbaijan's Feth Ali Schah Treue gelobten, hatte

Ibrahim Chan diese engelsgleiche Dame dera königlichen Harem

anvertraut. Hier hatte sie sofort durch ihren Verstand und ihre

Fähigkeit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und erhielt auch den

Titel Banui-Harem (Haremdarae). Als solche stand sie in hohera

Ansehen selbst im Auslande, daher die Fürsten der Türkei und

Russlands, als auch die sieben Frankenkönige ihr häufig Geschenke

schickten. Natürlich den grössten Einfluss hatte sie im Schosse der

königlichen Pamilie, doch da sie kinderlos blieb, zog sie sich später

nach Kura , den Wallfahrtsort der Frauen zurück. Sie schrieb

türkische und persische Gedichte und von letzteren sei folgendes

Ghazel angeführt.

(15)

Vambiry, Aut dem. Geütesleben persücher Frauen. 417

Fragment des Ghazels.

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5? ik-äLi LTr^ (Xi i siiJ>j

Ojb ^'jiJ xJiLj ^iiA—Mt^

.Glücklich derjenige, der auf deinem Berge sich niedergelassen.

Denn dein Berg hat herrliche Luft nnd Wasser.

Er ging auf Reisen, und mein Herz ward zur Glocke seines Kamels,

Ist es doch üblich, dass jedes Kamel seine eigene Glocke hat."

Mest ure gehört zu den Vomehmen der Familie Zend und

war Mutter des SchahkuU Mirza. Von ihren Dichtangen citiren

wir folgendes Ghazel:

j:

Jj-J-j^ U-i^j l^ij jyS^

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«^-»-j lyL« (^bs- (jiljj lS^j'

cX,>>^,S ^-y* ^^^iSi/jj ll ^L-S»

kXfXi [y^j J "*"-i^ ..! »-"^ u^Ls» j(

.Wollte eine Huri aus dem Paradiese entfliehen,

Sie ftode einen würdigen Zufluchtsort nar bei dir.

Dein Fussstaub hat mich erhellt.

Denn mein Aug' ist durch denselben sehend geworden.'

Nusch ist der Sprosse eiuer vornehmen Zendfamilie und

Mntter Thamurth Mirza's. Aus ihren Dichtungen sei folgendes

Quatrain angeführt:

Quatrain.

^ jiyc.\ y »i;^"^^^y> b ß:

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r/ ^ ■} J^j v> i

ür?-^l-* 1^»-^-^

.Könnte eine Nacht in deinen Armen ich verbringen

Und ein, zwei Becher von deiner Hand gereicht ich leeren.

So würde an des Lebens Lust und Freude ich mich sättigen.

Und all' vergangenen Kummer auf einmal vergessen.'

.3 1

(16)

418 Vambiry, Au» dem Geistesleben persischer IVauen.

Afaf ist eine Nichte des Königs und Vorsteherin des Harems

des Prinzen HaiderkuU Mirza, von ihr stammt onter anderen

folgendes Ghazel:

,Ich bin jener Vogel, der in des Jägers Schlinge

Sich so wohl fühlt, wie der Vogel frei in den Lüften.

Schirin ward nicht nur ihrer Anmuth wegen beneidet.

Sondern auch wegen der Seelenpein Chosru's und Ferhad's.

Im Gehege der Liebe passe wohl auf o Herz!

Denn Räuber liegen dort im Hinterhalte.

Was klagst du arme Nachtigall zur Lenzenszeit?

Die Rose kümmert sich wenig um deine Klage.

Kamar, eine Nichte Huseünkuli Chans, nach dessen Tod sie

im Hause Zil es Sultan's Anstellung gefanden. Von ihr stammt

folgendes Ghazel.

Ghazel.

Ghazel.

^UÄ^ \y> ^ ß

r--"-*--*-- * ' ij^"^^^ j' iS:j

3 1

(17)

Vambiry, Aus dem Geistesleben persischer Fratten. 419

,Ich sage nicht, dass du mich nicht quälen sollst.

Denn die Qual von deiner Hand erfreuet mein Herz.

Ich bin ein Vogel, der die Federn in deinem Netze gelassen;

Du magst noch so viele Steine nach mir werfen , ich kann nicht

Du magst mich tödten, oder das Leben mir schenken.

Nie will ich von der Sklaverei mich befreien.

Ich begreife nioht, warum man vor der Neider Schar

Nach dem tbeueren Geliebten wohl noch fragen soll.'

Dritter Absclmltt.

Die verstorbenen und noch lebenden berühmten

Dichterinnen Irans.

Ziwer, dem Stamme der Schamlu angehörig, hiess eigentlich

Zib en Nisa (Frauenzier). Sie ist im Districte von AliSuki'(?) ge¬

boren und hat stets auf dem Lande gelebt. Ihre Ghazelen waren

berühmt, hier stehe eines derselbeu.

,Vom Körper getrennt sei das Haupt ohne Zier und Schmuck,

Blind sei das Aug", das den Genuss den Geliebten zu sehen entbehrt.

Schade um den Turban des Prommen, dessen hundertfaches Gewinde

Nur ein Lügengewebe und keine Lendenschnur der Mönche geworden.

Im Liebesreiche sieh den werthlosen Schmuck !

Zib en Nisa hat gealtert und keinen Werber gefunden.'

H a j a t i , ihr eigentlicher Name ist Bibi Zani , vmd sie war

die Gemahlin Nur Ali Schah's, nach dessen Tode sie sich mit

Molla Mohammed Chorasani vermählt hatte. Ihre Verse, zumeist

mystischen Inhaltes belaufen sich auf beinahe zehntausend , aus

welchen wir folgendes Ghazel anführen.

weiter fliegen.

GhazeL

Ghazel.

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(18)

420 Vambiry, Aut dem Geitletlebm persischer Frauen.

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„Verbiete mir nicht mein sehnsuchtsvolles Klagen,

Denn wer hat je der Glocke die Klagetöne verboten?

Die Heilung meines heillosen Schmerzes ist ihm

Wohl bekannt, doch vemachlässigt er absichtlich dieselbe.

In der Hoffnung, dass ich die süsse Fracht einst pflücken werde,

Hab' das zarte Beis ich tagelang mit meines Herzens Blut begossen.

Und ward ein Kuss von seinen Rubinlippen mir nicht vergönnt.

So hätte er wenigstens mit einem Tadelworte mich erfreuen sollen.

Zum Gelage deiner Freundschaft führt nicht der Weg der Huld,

Nur geistig konnte dein Phantasiebild in die Arme ich drücken.

Das Muttermal, die Wange, der Flanmenbart und die Schönheit

des Geliebten

Ist bald ein Punkt, bald eine Fläche, bald grenzenlos, bald begrenzt (?).

Wer hätte in dieser Eigenschaft dich kennen zu lemen vermocht,

Da jeder nur soviel versteht, so weit sein Sinn reicht.

Vom Widerglanz deiner Schönheit hab' ich jede Nacht

Ein strahlendes Bild im Spiegel meines Herzens.

Raschhat, mit eigentlichem Namen Begum, stammt aus

Kascban und war eine Tochter des Lobredners besagten Ortes.

Als Gemahlin Mirza Ali Ekbars aus Nathanz ward sie die Mutter

(19)

Vambiry, Axis dem Geistesleben persischer Fratien. 421

Mirza Ahmeds und hatte Beziehungen zu eiuem Dichtergeschlechte.

Unser Autor setzt sie bezüglich ihres dichterischen Talentes über

Iflfati, Lala Chatun, Mihri und Mehesti , die anerkannt grössten

Dichterinnen Persiens, und hebt besonders ihre Geschicklichkeit in

Kasiden und Ghazelen hervor. Sie soll gegen dreitausend Verse

geschrieben haben, von welchen wir folgendes Pragment einer Kaside

anführen :

• ttwÄAA« .0 jj \\ vXaLia/O

lt"^; Z}J

,Es pocht aus Freude mir das Herz im Busen,

Als hätte vom Bogen seines Brauenpaares der Pfeil mich getroffen.

Von der Leidenschaft bewegt nimmt Raschhat zum Seelenschutz

ihre Zuflucht,

Seitdem aus der Wacht das Gesehoss des Unbills sie getroffen.

Hat seine Moschuslocken er etwa am Fussstaube des Königs angerieben,

Dass aus seinem Gerüche der Lebensduft mich getroffen?

0 mächtiger Schah Mahmud, von dessen belebendem Odem

Im todten Körper Geist und Leben getroffen !"

Schahbaz, beim eigentlichen Namen Sahib es Sultan genannt,

ist eine Tochter Schahbaz Chans aus dem Stamme der Dembelli.

Ihre Gedichte sind nicht gesammelt worden. Folgendes Quatrain

zum Lobe Hasan ali Mirza's stammt von ihr:

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„Prinz Hasan ist tapfer und ein Armeenbrecher,

Den Prinzen schmückt Schönheit und Redekunst,

Er ist eine sich reizend schaukelnde Cypresse im Königsgarten

Und eine Hyacinthenblume im fürstlichen Rosenhain.

3 1 *

(20)

422 Vambiry, Atts dem Geistesleben persi^scher Frauen.

Ein nener Abschnitt, enthaltend die Dichtangen berühmter

Franen vergangener Zeit.

Lala Chatun hat infolge königlicher Grunst einige Jahre

das Amt eines Zoll- und Steuernehmers in Kerman innegehabt,

das sie in Gerechtigkeit und Milde verwaltete. In Beredsamkeit

und in der Kunst der Dichtung hat sie viele Männer übertroffen.

Ob Lala Chatun ihr eigentlicher oder Dichternarae gewesen, ist nicht

bekannt. Sie soll gegen fünftausend Verse hinterlassen haben,

von welchen wir folgende anführen:

Ghazel.

Ci..^! J^y>ü j^^a x-»-3> iS (-Aj-i\ ^

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y ^5''-^''''-^ .>~' y

tX-k-i-j yJi u^j^ i**"'^*^

„Ich bin jene Frau, die stets der Wohlthat ergeben,

Unter dereu Schleier so viel Herrscherglanz verborgen;

Unter den Keuschheitsvorhang, den ich zum Aufenthalt gewählt.

Vermag kein Gast des Zephyr durchzudringen.

Selbst den Schatten der Schönheit halt' ich ferne

Von der Sonne, die die Stadt und den Bazar durchzieht.

Nicht jede Frau, die ein Schleier verhüllt, kann eine Hausfrau werden.

Nicht jedes Haupt, das eine Krone trägt, ist der Herrschaft würdig.

3 1 *

(21)

Vambiri/, Aua dem Geistesleben persischer Frauken. 423

Ich habe wohl dem Weine entsagt, o du schlanke Cypresse!

Doch du, der keine Enthaltsamkeit beliebt, warum willst du den

Becher nicht mir reichen?"

Quatrain.

,So manche Schmerzensthräne ist meinem Auge entflossen.

Bis es mir gelungen die Hand auf deine Schulter zu legen.

Perlenkömer bemerke ich in deinem Ohrgehänge,

Sind's etwa die krystallisirten Thränen meines Auges?"

M u t r i b a , eine ebenso begabte Dichterin , als ausgezeichnete

Künstlerin auf vielen Musikinstrumenten, die zum Hofe Toghai

Schah's (eines türkischen Fürsten, doch von welcher Zeit und aus

welcher Dynastie wird nicht gesagt) gehörte. Ihre Dichtungen sind

nicht aufbewahrt worden, wenigstens mir (dem Autor) sind sie

nicht bekannt, nur ein Quatrain, das sie gelegentlich des Todes

des Herrschers verfasst, habe ich in einigen Tezkere's gefunden.

oüi'Ajj y ^

Vi Li-jy ^—ir^

r;j-^' o^-j 0^"=^

Quatrain.

In der Trauer um dich hat mein Tag sich verflnstert.

Ohne dein Antlitz kann mein Aug' ich scbliessen.

0 weh! Wo ist nun dein Schwert hingerathen,

Dass Blut dem Auge zu entlocken ich von ihm leme!

Mihri, mit ihrem eigentlichen Namen Mihr en Nisa (Frauen¬

liebe) genannt, gehörte zu den Hofdamen Schahruch Mii-za's und

galt als ein Zögling Gowherschah's , der berühmten Gemahlin des

genannten Timuriden. Die Dichtungen Mihri's erfreuten sich bei

Türken und Tadschiken gleicher Beliebtheit. Ihr Gemahl war Choza

Abdul Aziz, der Hofarzt der Fürstin und als lety.ttire eines Tages

ihren Arzt in der Eile zu sich gerufen, dieser aber Altersschwäche

halber sich nicht schnell bewegen konnte, gab die Fürstin der

Dichterin einen Wink, sie möge auf die Gebrechlichkeit ein Gedicht

verfassen, worauf Mihri folgendes Quatrain schrieb :

Bd. XLV. 28

(22)

424 Vambdry, Aus dem Geistesleben persisclier F'rauen.

Quatrain.

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A_iiL_«_3 (_5j'—j jM J.-J L_j L_/i

lA—Äl_< — i j j — Jj

Jiji l5j-^:-:?5 lJi-*^ j!

iA.wL«.j (_^jlOj_j — j sSi-l\ i :>- ,Ich sollte mit dir keine Freundschaft pflegen,

Mein Herz brauchte in Lieb' und Treue nicht zu verharren ;

Aus Schvyäche und wegen Greisenalters

Hast du kaum mehr Kraft, um die Füsse zu heben.'

Man erzählt Mihri wäre in Leidenschaft zu einem Neffen der

Königin entflammt, worüber der Hofarzt bei Schahruch Mirza sich

beklagte. Die Dichterin wurde auf Befehl des Herrschers ein¬

gesperrt, und im Geföngniss schrieb sie folgendes Gedicht:

^j—i—i ij-J^ lXx5 bI_w

Uj} Ö.-A 1 ^ytA >^\} ^^j

t\5ltj_J^J l> 1_J' jL> »S (J«J_AM._5!

!_jj_i (A-o xp»Lw^j iS ^^L)

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«A-ä-j_j-jC_a_>i ^-jL-ij Vii«.*..! JJj« (^jt

j' j^' o3 eS..«^ j^

(23)

Vambery, Atis dem Geistesleben persischer Fi-auen. 425

„Der König liess die cypressenähnliche Schöne einsperren,

Eine That, die Männer und Weiber zur Wehklage hinreisst,

Schade immerhin, denn an dem Klotz, der hundert Hälsen

Als Pranger gedient, wird niemand in Untertbänigkeit verharren.

Schwierig wird's dem weisen Alter jedes Räthsel zu lösen,

Meine Erfahrung rührt von einem Schluck Weine her,

Und als ich über den Werth des Weines die Gelehrten befrug.

Da fand ich, dass jeder sinn- und bewusstlos geworden.

In deinem Hause findet sich das nicht vor, was ich brauche.

Es giebt keinen, der die Fessel meines getrübten Herzens löse.

Und hab' ich wohl Pülle an Reichthum und Vermögen,

Doch wonach ich mich sehne, das fehlt mir gänzlich.

Der Gemahl des jugendlichen Weibes, wenn gesättigt,

Ist wenn alt geworden zumeist zänkisch und mürrisch.

Daher spricht das Weib ganz gerecht, wenn es sagt:

Das Weib zieht den Pfeil einem alten Manne ') vor.

Mehesti stammt nach einigen Quellen aus Gendsche nach

anderen aus Nischabur und wird von Ali Aj Hal als vorzüglichste

unter den Dichterinnen genannt. Einer der Literaturhistoriker er¬

zählt, Sultan Sanjar hätte eines Tages bei Mehesti über den Zu¬

stand des Wetters sich erkundigt, worauf diese in's Freie ging und

nach ihrer Rückkehr in folgendem Quatrain geantwortet hätte:

Quatrain:

O—i' Q-Hj ^L *~ i.-**»! liiUi «L-io

iijf Li' ^.jlj,_««.i» «JL^ji.

^2^— l\a4.am jj Li

^/ O^j ^

„Der König des Himmels hat den Renner' des Glückes gesattelt

Und unter allen Fürsten dir allein Lob gespendet;

Damit dein Pferd in seinem Fluge mit den Hufen

Auf keine Rosen trete , hat er die Erde in eine silberne Flur

umgewandelt."

Ihr Diwan soll zur Zeit der Kriege des Oezbegenfürsten Ab¬

dullah Chans in Verlust gerathen sein. Die Etymologie ihres

Namens wird von einigen von mah = gross und sitti =

Madame abgeleitet. Andere wieder erzählten, Mehesti hätte eines

Tages den Sultan Sanjar um ihren Rang und Stand unter den

übrigen Hofdamen befragt, worauf dieser antwortete Mehesti,

1) Wortspiel zwischen t i r und p i r.

28*

(24)

426 Vambiri/, Aus dem Geistesleben persischer Frauen.

ein Wort, dem wieder eine zweifache Bedeutung beigelegt werden

kann. Entweder Meh-hasti = du bist ein Mond, oder Mah-hasti =

da bist gross. Dieses Epitheton oder dieser Diehtername wurde

ihr jedenfalls vom Sultan Saniar verliehen.

Aus ihren Gedichten seien folgende Quatrains hier angeführt:

b.

-ä!j qI^äJ xXi \j\—fii

!j (j5>*j *^ j^^-^ ^j^^ y

Jy_J jA^pj; ^ xf L—il

vi>>—Äto xJLi jt^ß \—3L_:>

c.

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O-T x:^ ii ijs.äj j ^ jo ^ b

>^W^'» >j' ^-'j 03~^

O.-i' \:> ötjS j»j_jJo b Li

a.

,Es weint der Kadi bittere Thränen, als seine Frau schwanger geworden

Und ruft im Zorne aus: — Ach was soll dies wohl bedeuten?

Ich bin alt und mein Glied bewegt sich gar nicht,

Diese Dirne ist keine Maria, von wem stammt wohl das Kind?"

(25)

Vambiry, Aus dem Geistesleben persischer Jih-auen. 427 b.

„Mich kann man gleich einer Alten nicht mehr hüten,

Mit Gram in der Zelle bin ich nicht mehr zu hüten.

Eine deren Lockenhaar der Kette gleicht, kann man

An einer Kette gefesselt im Hause nicht mehr hüten."

0.

„Hin sind die Nächte, die in Liebkosungen ich mit dir zugebracht,

Hin sind die Perlen, die ich mit dem Pfeile meiner Wimpern

durchbohrt ;

Du warst meiues Herzens Ruhe und meiner Seele Gefährtin,

Du bist verschwunden und alles zugleich, was ich zu dir gesprochen.' d.

„Um dir mitzutheilen, was meine Sehnsucht nach dir

Und was dein treuloses Herz mir angethan.

Hierzu braucht ich eine Nacht, so lang wie deine Locken,

Um dir zu sagen, wie der Trennung Schmerz mich geplagt.

Nur Zihan gehörte zu den Frauen des Mogulenfürsten

Zihangir des Sohnes Akbar's. Sie ward in früher Jugend an

Öirufken Ghan einem Serdare Zihangirs verheirathet, nach dessen

Tode sie in den Harem des Pürsten gelangte, worüber sie im

folgenden Verspaar Aufschluss giebt.

u> —! i^-^j-i' ü'-*-^ jy-^

^.^\ ^yJLiL_A_Ä ^y\^j.A j>

„Ist Nur Zihan auch nur ein Weib dem Namen nach.

So ist sie unter den Männern dennoch ein Löwen bezwingendes Weib."

(Wortspiel mit Zeni Sirufken, welches die Frau Sirufkens

und ein Löwen bezwingendes Weib bedeutet.)

Der Autor führt noch andere Gedichte an , die voll grober

Sensualität sind, und nicht wiedergegeben werden können.

AjiSa gehörte zu den Vornehmen Samarkand's und ward von

vielen als die Tochter des obersten Richters jenes Landes genannt.

Ali Aj Hal hat ihrer kaum erwähnt, doch wird behauptet, sie hätte

eine Sammlung von 5000 Versen zurückgelassen und sie habe be¬

sonders in der Kaside - Dichtung sich bervorgethan. Folgende

Quatrains stammen von ihr:

iXaUlc. (•^'^^J iJ, ^'

MiA lA-Jjlj—-« xf »A- A. ,^ — j' (Jiiy-f vi>.-w>.>L-i^Lj l\J »S Ji (jj^a_J ijij_S^ jl

vü-wl »^^JJ |»Uj' («.s» ß LjLS'

(26)

428 Vambiri/, Aus dem Geistesleben persischer Prauen.

,Die Thräne, die aus meinem Auge über ihn hingerollt.

Hat er als Perlenschmuck an sein Ohr gehängt.

0 beseitige sie vom Ohre, denn sie bringt dich in schlechten Ruf,

Sie ist von meiner Wange her aller Welt bekannt."

„Was kann die Nacht, die ich mit dir zugebracht, wohl erzählen?

Sie ist so kurz, dass auf den Abend gleich die Morgenröthe folgt.

Trotz alldem würde ich sie mit nichts vertauschen,

Denn eine solche kurze Nacht wiegt hundert lange Leben auf."

Ismet eine Tochter des Kadi's von Samarkand, für deren

dichterisches Talent folgendes Ghazel spricht:

„Glaubt ihr etwa, dass die Liebe um den Weltentadel sich kümmert ?

Verliebt sein und geschmäht zu werden, ist auch eine Welt."

Iff ati stammt aus Isferain in Chorasan, eine durch ihre

Frömmigkeit ausgezeichnete Frau, von der folgendes Gedicht mir

bekannt ist.

„Der Wuchs des Tbeueren, der im Weine sich zeigte.

Wollte mit der schlanken Geliebten wetteifern, und ward besiegt.

Vom Weine des Leichtsinnes betrunken, bekam ich gestern

Vom Mundschenk einige Becher, und kam wieder zur Besinnung."

GhazeL

(27)

429

Zu M. de Clercq's Catalog seiner Sammlung

sasanidischer Gemmen.

Von Paul Horn.

Das Prachtwerk „CoUection de Clercq. Catalogue methodique et

raisonne. Antiquites assyriennes, cylindres orientaux, cachets,

briques, bronzes, bas-reliefs, etc., publi6 par M de Clercq, ancien

depute. Paris, Ernest Leroux 1890" enthält in tome II chapitre I

die sasanidischen Gemmen der reichen Sammlung mit einem er¬

läuternden Text von dem berühmten Orientalisten M. J. Menant.

Leider steht dieser Text — was die sasanidischen Steine anlangt,

über die aUein ich mir ein Urtheil erlauben kann — mit den

herrlichen Abbildungen durchaus nicht im Einklang. Dieses bei

einem Manne wie Herrn Menant sonst gänzlich unbegreifliche Vor¬

kommniss findet seine Erklärung dadurch, dass derselbe für die

Entzifferung der Gemmeninschriften auf einen Mitarbeiter, Herrn

Ed. Drouin, angewiesen war, der seine Aufgabe augenscheinlich viel zu

leicht genommen hat. Die vorgeschlagenen Lesungen Drouin's sind

bis auf die zwei bekannten apastän 'al yezdän und rastihi Pärsüm

sämmtlich falsch, und auch bei der letzteren zwei Mal vorkommen¬

den wird einraal der Lesung rästih! Pärsanam der Vorzug gegeben und

die Worte an beiden Stellen mit „le juste (!) Parsum resp. Pärsa¬

nam" übersetzt. Die Fälschungen — ein grosser Theil der Sammlung

sind solche — werden als Stücke eingeführt „qui peuvent rivaliser

avec Celles qui portent les noms des Ardeschir et des Sapor" (p. 9

Note 1), und die gänzlich missratenen nicht zu entziff'ernden Buch¬

staben derselben als sehr lesbar und schön hezeichnet. AUe Be¬

merkungen über die verschiedenen Formen des Pehlevialphabets

sind daher auch verfehlt. In meiner vor 2 '/2 Jahren verfassten

und seit 1 V2 Jahre gedruckten aber immer noch nicht im Buch¬

handel erschienenen*) Bearbeittmg der sasanidischen Geraraen der

Berliner Königlichen Museen habe ich auf die eigentlich selbst-

1) Icli erwähne dies, weil diese Publikation der in ZDMG. 44, 650 u.

folg. vorangehen sollte, wie sie auch viel früher verfasst ist als die letztere.

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