Wissensakquisitionstechniken mit Experten
• Orientierung, Brainstorming
• Interviews:
¾ unstrukturierte Interviews
¾ semistrukturierte Interviews: vorgegebene Themengebiete
¾ strukturierte Interviews: genau vorgegebene Fragen
¾ "teachback " Interview: Wissensingenieur demonstriert sein Verständnis durch Umschreiben oder Lösen eines Problems
¾ Tutorielles Interview: Experte hält Vorlesung
• Psychologische Erhebungstechniken, z.B. Konstruktgitter- verfahren; Analysetechniken, z.B. hierarchisches Clustering von Begriffen
• Teilnahme am Problemlösungsprozeß, z.B.
Wissensingenieur wird Lehrling für Experten
• Durchspielen von Fällen mit Beobachtung, Laut-Denken und/oder Introspektion
¾ typische Fälle
¾ Fälle mit begrenzter Informationsangabe
¾ Fälle mit Beschränkung der Verarbeitungskapazität (z.B. Zeit)
¾ schwierige Fälle
• Selbstakquisition durch Experten mit technischer Unterstützung
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Checkliste in Orientierungsphase
• Bereich (Branche)
• Hauptfunktion (aus Anwendersicht)
• Ähnliche Systeme
• Charakterisierung der Eingabedaten; Erhebung: auf einmal, inkrementell, gezielt? Format: z.B. visuell, akustisch, Grafik, Text, Zahlen.
• Charakterisierung der Ausgabedaten: Erläuterungen, Umsetzung, Begründungen,
• Fallbeispiele: Anzahl, Qualität, Vollständigkeit
• Stakeholder-Analysis (Experte, Benutzer, Management)
• Interaktionen zwischen Experten und Klienten
• Generische Problemlösungsverfahren: aus WBS-Literatur
• Unterstützung durch eine Theorie; verschiedenen Schulen?
Validierbarkeit?
• Einteilung in Phasen: z.B. Patientenmanagement: Diagnose, Simulation, Therapieauswahl, Folgesitzungen.
• Abstraktion und Modularisierung; Multiple Sichten
• Struktur des Wissens: kategorisch, heuristisch, modellbasiert, fallbasiert?
• Raum und Zeit. Wie detailliert repräsentiert?
• Numerische Daten: quantitativ oder qualitativ (s. Simulation)
• Suchraum: Ist das Problem mit Suche lösbar? Größe des Suchraums?
• Unsicherheiten: bei Daten, Wissen? Wie geht der Experte damit um?
• Alternative Lösungswege? Multiple Lösungen?
• Sonstige Anmerkungen
Unstrukturiertes Interview
Ziel: Überblick über das Anwendungsgebiet; Zusammen- fassung in Bereichsdokument.
• generelle Problembeschreibung
• Bibliographie von Literatur
• Glossar der Fachbegriffe
• Liste von Experten auf dem Gebiet
• Geeignete Performanzkriterien für das spätere System
• Beschreibung typischer Problemszenarien
• Beschreibung von Nutzungsszenarien
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Strukturiertes Interview
Ziel: Interview mit einer Agenda von zu klärenden Punkten.
Heuristiken:
• Erwirb zuvor einige generelle Interviewfähigkeiten.
• Plane Interview sorgfältig.
• Bearbeite zuerst ein Interview, bevor Du ein neues anfängst.
• Kenne die Terminologie des Anwendungsgebietes.
• Erkläre dem XP das Ziel des Interviews.
• Mache auch den Ablauf des Interviews dem XP deutlich.
• Gehe nicht davon aus das XP von vornherein motiviert ist.
• Achte auf Anzeichen, das XP Motivation verliert.
• Maximale Interviewdauer: 2 Stunden.
• Zeichne Interview auf.
• Sie vorsichtig mit Einschätzung, selbst Experte zu sein.
• Berücksichtige den Kontext von Äußerungen.
Interviewvorbereitung
• Inhaltsplanung
• Zeit- und Ortsfestlegung
• Teilnehmer einladen
¾ Agenda mitschicken
¾ auf Hintergrunddokumente verweisen oder verschicken
• Materialien bereitstellen
¾ Aufzeichnungsmittel (Notizblock, Band, Video)
¾ Präsentationsmittel (Folien, Computerprogramme, Fallbeschreibungen, ...)
¾ Medien (Projektor, Computer, Papier-Handouts, Kärtchen)
• Sich einstimmen auf das Treffen
Interaktionen
• Verbale Kommunikation
¾ Einführung: Höflichkeiten, Agenda bestätigen, Zeitrestriktionen erfragen
¾ Hauptteil: Abarbeiten der Agenda, Abweichungen
¾ Schluss: jeden nach Schlussstatement fragen, evtl.
Zusammenfassung, Skizze nächstes Interview, Aufgabenverteilung, Zeit- und Ortsfestlegung
• Nichtverbale Kommunikation
¾ Kommunikationsstile
¾ nichtverbale Mitteilungen und Reaktionen darauf
¾ ambivalente Signale, Diskrepanzen
¾ kulturelle Differenzen (Formalität, Kleidung, persönlicher Raum)
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Dialogtechniken
• Einführen des Themas
• Fragen
¾ Welche Information soll erfragt werden?
¾ Frage formulieren
offene oder geschlossene Frage (abhängig von erwarteter Antwort, vom Dialogmuster, von Reaktionen des XP)
Wortwahl, Vagheit, Einfachheit, Wirkung
¾ Frage aussprechen
¾ Probleme beseitigen; mögliche Gründe für fehlgegangene Fragen:
zu allgemeine Frage
zu spezielle Frage
Frage nicht verstanden
Frage nicht relevant
XP will nicht antworten
XP schweift aus
XP redet viel und sagt nichts
XP fühlt Angriff
XP weiß Antwort nicht
• Zuhören
¾ zuhören können
¾ nicht ablenken
¾ Müdigkeit bekämpfen
¾ auf das Interview konzentrieren
¾ bremsen bzw. unterbrechen des XP
• Reagieren
¾ Rückfrage, Folgefrage
¾ paraphrasieren, um Bestätigung zu erhalten
¾ scheinbare Widersprüche aufklären
¾ neue Fachworte gebrauchen
¾ neue Themen und Fragen ableiten; Agenda erweitern
• Abschließen
¾ expliziter Abschluss
¾ Zusammenfassung
• Nacharbeiten und Auswerten; nächstes Interview vorbereiten
Motivation des Experten
Indizien für nachlassende Motivation:
• XP erzählt weniger als er weiß
¾ XP schweigt ohne erkennbaren Grund
¾ XP produziert vage oder sehr allgemeine Aussagen
¾ XP antwortet nur mit ja oder nein
• XP bestimmt selbst den Ablauf des Interviews, obwohl Aufgabe des KE
¾ XP ignoriert Agenda des WE
¾ XP will Thema wechseln ("Sollen wir hier weitermachen?
Ich denke, dazu reicht die Zeit nicht.")
¾ XP kritisiert KE ("Das werden Sie doch nicht verstehen, deshalb werde ich mit ... weitermachen." "Es ist nicht notwendig, dass ich Ihnen das erzähle".)
• XP lässt sich durch andere Ereignisse ablenken, z.B.
Telefonanrufe
Heuristiken zur Vermeidung von Motivationsverlust
• Besprich Fälle, die auch für XP interessant sind, z.B. aktuelle Fälle.
• Lass den XP über Lösungsansätze von anderen XP diskutieren
• Schnelle Umsetzung in lauffähige Version des WBS
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Beobachten des Experten
• Protokollanalyse (Laut-Denken-Protokolle): XP löst einen Fall und schildert seine Vorgehensweise. Eventuell sollte XP vorher an Testbeispielen (z.B. Knobeleien) das laute Lösen von Problemen üben. Sorgfältige Auswahl der Fälle.
• Introspektion: "Wie würden Sie folgendes Problem lösen?"
Geringe Validität der Daten ist zu befürchten: "Often the methods he claims to use is textbook fiction."
• Dialoge mit Klienten: Falls XP Beratungsgespräche mit Klienten führt, können diese aufgezeichnet und analysiert werden.
Konstruktgitterverfahren
"Das menschliche Konstruktsystem ist aus einer begrenzten Anzahl dichotomer (zweipoliger) Konstrukte zusammengesetzt"
(aus Personal Construct Theory von Kelly, [Kelly 55]) Übertragung auf Wissensakquisition:
1. XP nennt Konzepte (Diagnosen) des Anwendungsbereichs.
2. Es werden (zufällig) 2 oder 3 Konzepte ausgewählt.
3. XP nennt Eigenschaft, die zwischen den Konzepten unterschiedlich ist (bei 3 Konzepten Eigenschaft, die 2 Konzepte haben und dem 3. fehlt).
4. Wiederholung von 1-3 bis genügend Konzepte und Eigenschaften erfasst.
5. Eintragen der Konzepte und Eigenschaften in eine Matrix mit anschließender Vervollständigung. Eventuell Gewichtung der Eigenschaften.
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Hierarchisches Clustering von Konzepten
Ziel: Konzepte in eine hierarchische Struktur transformieren, die Ähnlichkeiten widerspiegelt.
1. Berechne Ähnlichkeit zwischen allen Konzepten bzw.
zwischen Eigenschaften
2. Wähle Paar mit größter Ähnlichkeit
3. Fasse Paar zu neuem Konzept/Eigenschaftsdimension zusammen 4. Adaptiere Konzept-Ähnlichkeitsmatrix bzw. Eigenschaftsmatrix,
wobei die Ähnlichkeiten der übrigen Konzepte/Eigenschaften zu dem zusammengefassten Konzept/Eigenschaft als Durchschnitt (oder Min., Max.) der bisherigen Ähnlichkeiten betrachtet wird.
5. Wiederhole Schritt 1 - 4, bis nur noch eine Dimension übrig ist.
6. Sortiere Konzepte/Eigenschaften in der Matrix entsprechend der Hierarchie um.