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Herzinsuffizienz: Ärztinnen setzen Richtlinien besser um

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ARS MEDICI 7 2009

S T U D I E R E F E R I E R T

Frauen mit Herzinsuffizienz werden medikamentös schlechter versorgt als ihre männlichen Leidensge nos - sen. Das gilt zumindest, wenn sie von einem Arzt behandelt werden.

Ärztinnen hingegen behan deln Män- ner und Frauen gleich gut. Das zeigt eine deutsche Beobachtungs- studie, die kürzlich im «European Journal of Heart Failure» veröf- fentlicht wurde.

E U R O P E A N J O U R N A L O F H E A R T FA I LU R E

Patienten mit chronischer Herzinsuffi- zienz werden heute etwas erfolgreicher behandelt als noch vor einigen Jahren.

Allerdings zeigen verschiedene Arbei- ten, dass Frauen offenbar nicht immer in gleichem Umfang versorgt werden wie ihre männlichen Leidensgenossen. Bei Frauen wird seltener eine Koronaran - giografie durchgeführt, seltener ein Kar- dioverterdefibrillator implantiert oder ein biventrikulärer Schrittmacher einge- setzt.

Ob ein solches Ungleichgewicht auch bei der Arzneimittelverordnung vorhanden ist, wollte eine kardiologische Arbeits- gruppe der Universität Homburg/Saar wissen. Dazu führten sie eine Quer- schnittsstudie durch, an der 1857 Patien-

ten mit Herzinsuffizienz (die meisten NYHA-Grad II und III) teilnahmen. Be- handelt wurden sie in der Praxis von All- gemeinärzten (65%), Internisten (28%) und Kardiologen (7%) nach den Vor - gaben der einschlägigen Empfehlungen der evidenzbasierten Herzinsuffizienz- therapie. Knapp 900 Ärztinnen und Ärzte nahmen an der Untersuchung teil, jede(r) steuerte also im Durchschnitt zwei Patienten bei.

Unterdosierung ist häufig Die Analyse ergab, dass die Patienten im Grossen und Ganzen, gemessen an den aktuellen Empfehlungen, gut behandelt wurden. Ungefähr 80 Prozent erhielten beispielsweise einen ACE-Hemmer oder einen Angiotensin-Rezeptorblocker, bis zu 5 Prozent wurden gar mit beiden Antihypertensiva therapiert. Fast 70 Pro- zent, ein vergleichsweise hoher Anteil, erhielten einen Betablocker. Es kommt aber auch auf die verabreichte Dosis an.

Für eine optimale Wirkung werden von den Experten hohe Dosierungen gefor- dert. Daran gemessen fiel das Ergebnis schlechter aus. Nur die Hälfte der Pa- tienten hatte eine suffiziente Dosis eines ACE-Hemmers erhalten, und nur jeder vierte Patient nahm die gewünschte Dosis eines Beta blockers. Allerdings ist die Behandlung mit Betablockern wegen unerwünschter Wirkungen bekannter- massen nicht im mer ganz einfach (siehe ARS MEDICI 5/09, Kommentar Prof.

Bernhard Meier, S. 210).

Vor allem aber zeigte die Studie, dass männliche Patienten insgesamt prin - zipientreuer, also entsprechend den ak- tuellen Richtlinien, therapiert werden.

Das gilt auch für die Verschreibung von

Betablockern und ACE-Hemmern. Damit bestätigen sich frühere Studien bei Herz- infarktpatienten. Diese hatten unter an- derem ergeben, dass Patientinnen bereits schlechter diagnostiziert werden. Vor al - lem wenn Frauen sich in Stress situa - tionen befinden, werden KHK-Symptome des Öfteren verkannt und verharmlost und stattdessen als Ausdruck momenta- ner seelischer Überlastung interpretiert.

Was die Herzinsuffizienz angeht, wird die relative «Unterversorgung» letztlich von den Patientinnen allerdings nicht mit einem schlechteren klinischen «Out- come» bezahlt. Das, so vermuten die Wissenschaftler, liegt wohl daran, dass herzinsuffiziente Frauen an sich ein ge- ringeres Morbiditäts- und Mortalitäts - risiko aufweisen.

Ärztinnen gehen besser auf Patienten ein

Die deutsche Studie förderte zudem zutage, dass die Behandlung auch vom Geschlecht des Arztes abhängt. Ärztin- nen als Gruppe betrachtet behandeln ihre Patienten demnach besser – jeden- falls halten sie sich konsequenter an die Empfehlungen als ihre männlichen Kollegen. Vor allem machen sie kaum Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Patienten. Nur bei der Ver- schreibung von Betablockern bevorzug- ten sie die Männer etwas. Die schlech- teste Behandlung erfuhren Frauen, die von männlichen Ärzten behandelt wur- den. Sie erhielten weniger Medikamente und diese in zu niedriger Dosierung. Die

Herzinsuffizienz: Ärztinnen setzen Richtlinien besser um

Eine deutsche Studie zeigt zudem, dass Männer konsequenter behandelt werden als Frauen

Merksätze

An der Beobachtungsstudie nahmen rund 2000 Patienten und 900 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte teil.

Frauen wurden seltener mit ACE-Hemmern und Betablockern behandelt als Männer.

Ärztinnen behandelten ihre Patienten

häufiger nach den aktuellen Richtlinien

als ihre männlichen Kollegen.

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S T U D I E R E F E R I E R T

Unterschiede sind statistisch hochsigni- fikant. Absolut gesehen betragen die Dif- ferenzen maximal 10 Prozent.

Schon frühere Untersuchungen haben die Vermutung nahegelegt, dass Ärztin- nen insgesamt besser auf die Bedürf- nisse und die individuelle Lage der Pa- tienten eingehen und leichter eine ver- lässliche Kooperation mit den Patienten erreichen. Ärztinnen haben im Gespräch das psychosoziale Umfeld besser im Blick, was letztlich die Therapie günstig beeinflusse, meinen die Autoren. Inter - essant ist, dass die Konsultationszeit sich zwischen Ärztinnen und Ärzten nicht unterscheidet. Ärztinnen nehmen sich also nicht mehr Zeit für ihre Patienten, sie nutzen sie aber besser.

Eine frühere Studie hatte ergeben, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Wahrscheinlich ist dies der Leistungsfähigkeit zuträglich.

Übrigens äussern sich auch die Ärztin- nen selbst zufriedener über ihr Verhält- nis zu ihren Patienten, als die männ - lichen Kollegen dies tun.

Auf die Ergebnisse der aktuellen Studie hatte die Spezialisierung der Studienärz- tinnen und -ärzte keinen Einfluss. Auch die Patienten wiesen, den Ein- und Aus- schlusskriterien und den Komorbidi - täten nach, keine Unterschiede auf. Ein Selektionsbias sei unwahrscheinlich, meinen die Autoren. Allerdings war die Zahl der Hypertoniker in der Gruppe der Ärztinnen grösser, was aber bei der statistischen Auswertung berücksichtigt wurde.

Ausdrücklich weisen die Autoren darauf hin, dass die Ergebnisse nicht ohne Wei- teres auf andere Länder und Gesund- heitssysteme übertragbar sind. Zudem geben sie zu bedenken, dass es sich um eine Beobachtungsstudie zur Anwen-

dung einer evidenzbasierten Therapie handle; die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte dürften deshalb besonders motiviert gewesen sein. Auch insoweit sind Verallgemeinerungen fragwürdig.

Fazit der Autoren: Die Behandlungsin- tenstät einer Guideline-orientierten The- rapie wird vom Geschlecht der Patienten und der Ärzte beeinflusst. Dieses Um- stands sollten sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bewusst sein, wenn sie ihre Patienten behandeln.

Magnus Baumhäkel et al.: Influence of gender of physicians and patients on guideline-recommended treatment of chronic heart failure in a cross-sectional study. EJHF 2009, zunächst online publiziert.

Interessenlage: Die Studie wurde von AWD Pharma unterstützt, die auf die Konzeption, Durchführung und Interpretation der Studie keinen Einfluss genommen hat.

Uwe Beise

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