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Eoin Butler
KOPF SynGas GmbH & Co. KG Derendinger Straße 40 72072 Tübingen Tel.: 07071 54954-54 Fax: 07071 54954-60 Mail: info@kopf-syngas.de KOPF SynGas ist ein Joint Venture der beiden mittelständischen Unterneh-
mensgruppen SÜLZLE und AVAT Automation – Der Schwerpunkt ist die Klär- schlammvergasung. Zusammen mit SÜLZLE KLEIN bieten wir Lösungen für die gesamte Schlammbehandlungskette, von der Eindickung bis hin zur thermischen Verwertung.
Bei der Vergasung wird ein brennbares Synthesegas aus Klärschlamm bei hohen Temperaturen erzeugt. Das Synthesegas kann nach Bedarf im Block- heizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt oder einfach verbrannt werden, wenn vorrangig Wärme benötigt wird. Nebenbei wird eine dekon- taminierte, kohlenstofffreie Klärschlammasche erzeugt, die unmittelbar zur Düngung eingesetzt, oder zur Gewinnung des Phosphors weiterverarbeitet wird.
Unser Ziel ist die dezentrale energetische Verwertung von Klärschlamm im Klärwerk und somit das Vermeiden von Abfalltourismus und die damit ver- bundene Umweltbelastung, die Steigerung des energetische Selbstversor- gungsgrades des Klärwerks und die Erhaltung von Phosphor im regionalen Kreislaufwirtschaft.
Somit leisten wir mit unseren Anlagen einen Beitrag zum Klimaschutz und Ressourceneffizienz und stärken ebenfalls die regionale Wertschöpfung.
Unsere qualifizierten Mitarbeiter begleiten Sie dabei und übernehmen für Sie die komplette Realisierung. Wir sorgen mit unserem Knowhow und unserer Erfahrung für einen reibungslosen Ablauf.
DEZENTRALE SCHLAMMVERWERTUNG AUF DEN PUNKT GEBRACHT.
info@kopf-syngas.de
DAS KOMPAKTE WÄRMEMODUL
- Mit Schwerpunkt dezentrale, regionale Lösungen ab 2.000 t/a Trockensubstanz (~ 120.000 EW)
- Wärmeautarke Lösungen (Volltrocknung+ Verwertung) möglich, Stromerzeugung optional
- Einhaltung Immissionsauflagen der 17. BImSchV - Vereinfachtes Genehmigungsverfahren nach 4.BImSchV
- Zerstörung von Krankheitserregern, Arzneimittel Rückständen, und organischen Schadstoffen - Erzeugung einer nahezu kohlenstofffreien Asche, angereichert in Phosphor: Vorstufe für Asche-basierte P-Rückgewinnungsverfahren - Abwasserfreie Verwertungskonzepte möglich
Wäscher
Kamin
Quenche
Abwasser- aufbereitung
Feinfilter
LuVo Syngas
Brennkammer + WT
Vergasungsluft
KS-Vergasung~ 870°C
Zyklon Verbrennungsluft
Staub
Additiv
Feed Schnecke Nutzwärme
(Strom Optional)
Getrockneter Klärschlamm
Rauchgas
HeatModul - nasse Gasreinigung - ohne ORC
Asche P-angereichert SCR
WT
Wirbelschicht
WT
AK- Filter
Abstract
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Experiences with Recycled Phosphorous from Wastewater as Fertilizer
Joachim Clemens and Martin Teloo
Recycling of Phosphorous from sewage sludge in form of biosolids is limited by legis- lation. However phosphorous recycling will be required according to German law.
There is a tendency to incinerate the sewage sludge and to recycle Phosphorous from the ash. We report about our experiences from the recycling of struvite as fertilizer, that is produced in wastewater treatment. Currently, it is the only product on the emerging market of P-products from processed wastewater and sewage sludge. Struvite is an eco-friendly P-fertilizer, because of its low heavy metal concentration, due to its slow and plant demand adapted release of nutrients. In its ammonium form it reduces Nitrate-leaching and N2O-emissions compared to other compound fertilizers. The produced amount of struvite in a wastewater plant is rather small and the quality differs during time and from plant to plant. As a consequence, the struvite has to be blended to a suitable and marketable product. This requires transport, storage and production facilities. In addition, direct field application of struvite is not possible, because of its physical characteristics. Quality criteria for fertilizer production from incinerated sewage sludge are: P-concentration and its plant availability, pollutants, and physical parameters such as grain distribution, moisture, density etc., in both, the P-product and the final fertilizer. For marketing reasons, a recycling material that is already used to produce P-fertilizer is easier to be sold. For others, such as struvite new markets had to be generated. This may be not economically as the struvite amount on the market is too low. Most important criteria for a waste water treatment plant is a guaranteed recycling route for the sewage sludge, followed by the costs.
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Phosphorrezyklate aus Abwasser –
Erfahrungen aus der Verwertung
Joachim Clemens und Martin Teloo
1. Kläranlagen als Düngemittellieferant? ...407
2. Mit welchen Produkten gibt es Erfahrungen? ...408
3. Kriterien für eine effiziente Vermarktung von phosphorhaltigen Düngemitteln ...409
3.1. Gleichbleibende Qualität – Inhaltsstoffe ...409
3.2. Physikalische Parameter ...410
4. Erfahrung seitens des Verwerters mit der Struvitqualität ...411
4.1. Produktion eines möglichst mit Mineraldünger vergleichbaren Produktes ...411
4.2. Quantität: Produktion von P-Rezyklaten ...412
4.3. Vermarktung und Logistik ...412
4.4. Rechtliche Einordnung ...413
4.5. Ökonomie ...413
5. Literatur ...413 Durch die Neufassung der Klärschlammverordnung mit Phosphorrecyclingpflicht werden neue phosphorhaltige Produkte auf dem Markt verfügbar sein und sich mit- telfristig etablieren. Der Düngemittelmarkt dürfte hierbei vorerst im Fokus stehen.
Grund hierfür sind die im Vergleich zu anderen Sektoren relativ geringen rechtlichen Anforderungen. Als mittelständisches Recyclingunternehmen beschäftigt sich die SF- Soepenberg GmbH seit Jahrzehnten mit der Produktion und Verwertung von Düngern aus Abfällen und Sekundärrohstoffen.
1. Kläranlagen als Düngemittellieferant?
Kläranlagen können als Rohstofflieferant für Phosphor angesehen werden. Phosphor fällt jedoch in relativ geringen Mengen an. So beträgt der Zufluss zu einer kommunalen Kläranlage mit 1.000.000 Einwohnerwerten (EW) jährlich etwa 660 t P. Das sind etwa 0,7 % des im Jahr 2018 verwendeten Mineraldüngers Phosphor (101.000 t P, [7]). Die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung wird durch die Gesetzgebung immer weiter eingeschränkt, so dass die Phosphorrückführung über Klärschlamm in die Landwirtschaft abnimmt.
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Bei der Phosphor-Elimination ist Phosphor im Klärschlamm in Biomasse gebunden oder wird als Salz, z.B. Aluminium- oder Eisenphosphat gefällt.
In Recyclingprozessen fällt P entweder als Mineral direkt auf der Kläranlage an, z.B.
in Form von Struvit, oder aber der Klärschlamm wird verbrannt, in einer eigenen Monoverbrennung oder nach Zuführung in eine externe Klärschlammverbrennung.
Die Asche könnte theoretisch unaufbereitet als Phosphordünger dienen. Allerdings sprechen in der Regel zu hohe Schwermetallkonzentrationen und/oder eine zu geringe Phosphorpflanzenverfügbarkeit dagegen. Die anschließende Aschenaufarbeitung kann durch die Kläranlage selbst durchgeführt werden oder aber sie gibt die Asche zum Phosphorrecycling ab.
2. Mit welchen Produkten gibt es Erfahrungen?
Praxiserfahrungen gibt es mit dem Fällungsprodukt Magnesium-Ammonium-Phos- phat-Hexahydrat, ein Mineral der Struvit-Familie. Es gibt weitere Struvitformen, wie z.B. Magnesium-Kalium-Phosphat und Dimagnesium-Natrium-Kalium-Diphosphat, die derzeit nicht in praxisrelevanten Mengen hergestellt werden. Allerdings sind diese Struvitformen für spezielle Abwasserströme eine interessante Möglichkeit Phosphor auszufällen.
Tabelle 1: Beispiel einer Struvitanalyse Stoff % in der Originalsubstanz Stickstoff 4,4 Phosphor 12,5 Phosphor wasserlöslich < 0,4 Phosphor nac 12,5 Kalium 1,3 Magnesium 8,4
mg/kg TM Arsen < 4,1 Blei < 2,1 Cadmium < 0,4 Chrom < 10,3 Nickel < 10,3
nac: neutral-ammoncitratlöslich; TM: Trockenmasse
N-Struvit (MgNH4PO4 * 6 H2O) in sei- ner Reinform ist ein Phosphordünger (11,2 % P), der Magnesium (8,7 %) und Stickstoff (5,1 %) enthält.
N-Struvite, die in Abwasser gefällt werden, weisen zum Teil leichte Abwei- chungen von der Stöchiometrie auf, z.B.
kann ein Teil des N durch K ersetzt sein (Tabelle 1).
N-Struvit ist aufgrund seiner Nährstoff- zusammensetzung kein Volldünger, da hierfür Kalium fehlt und der N-Gehalt zu niedrig ist. Dennoch ist es ein sehr interessantes Produkt, da der vorliegende Phosphor nur sehr gering wasserlöslich ist. Der Phosphor ist dennoch komplett pflanzenverfügbar, da sich Struvite im sauren Milieu auflösen. Dies wurde in einer Vielzahl von Gefäßversuchen bewiesen (z.B. [1, 8]). Pflanzen sind – auch in Symbiose mit Mykorrhiza – in der Lage den pH im Boden anzusäuern, um Phosphate zu lösen.
Phosphor wird also nur dann freigesetzt, wenn die Pflanze den Nährstoff benötigt, so- mit wirken Struvite als Depotdünger. Das gilt demnach auch für die anderen Nährstoffe im N-Struvit, also N und Mg. Insbesondere für N ist dies sehr interessant, da der im Struvit gefällte N nicht nitrifiziert werden kann und gleichzeitig mit dem P aus dem
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Struvit freigesetzt wird. Dadurch verringert sich das Nitrat-Auswaschungsrisiko ins Grundwasser [6]. Allerdings würde in einer dreijährigen Fruchtfolge nur etwa 9 % des notwendigen Stickstoffs als Struvit gedüngt werden, wenn Phosphor ausschließlich als Struvit appliziert würde (Annahme: mit 100 kg P/ha für eine dreijährige Fruchtfolge würden 45 kg N/ha appliziert werden). Darüber hinaus scheinen sich aus dem gleichen Grund die düngebürtigen N2O-Emissionen ebenfalls zu reduzieren [5].
Im Abwasser bzw. Schlamm gefällte Struvite sind schwermetallarm, dies gilt insbeson- dere für Cadmium. Dies ist besonders erwähnenswert, da in der Düngemittelverord- nung die Cd-Grenzwerte für Phosphordünger wesentlich höher sind als für andere Düngemittel. Für Cadmium gilt für Düngemittel ein Grenzwert von 1,5 mg Cd/kg TM, während für Phosphordünger der Grenzwert 50 mg Cd/kg P2O5 beträgt ([2], vgl.
Tabelle 2).
Außer mit Struvit gibt es Erfahrungen mit der Verwertung von einigen wenigen Klärschlammaschen, die die Anforderungen der Düngemittel- und Klärschlamm- verordnung einhalten. Die direkte Verwertung von Klärschlammaschen dürfte eine Auslaufmodell sein, da der Phosphor in der Asche relativ schlecht verfügbar ist. In der Düngeverordnung ist festgelegt, dass die Phosphordüngung bei einem gewissen Phosphorvorrat im Boden (20 mg P/100 g Boden nach der Calcium-Acetat-Lactat- Methode) nur so hoch ausfallen darf, wie der tatsächliche Phosphorentzug ist (§3 in [3]). Dadurch wird es immer uninteressanter mit Düngemitteln zu düngen, die schlecht pflanzenverfügbare Phosphorformen aufweisen, wie z.B. Aluminium- und Eisenphosphate. Der Anteil des pflanzenverfügbaren Phosphors am Gesamt-P in Klärschlammaschen betrug in einer Studie der BAM im Mittel nur 31,2 %, so dass die unaufbereitete Asche für den Landwirt ein uninteressantes Düngemittel ist [4].
Unsere Erfahrung ist in der Tat die, dass durch die neue Düngeverordnung die Land- wirte immer mehr auf die Phosphorverfügbarkeit des Düngemittels achten. Im für den Landwirt schlimmsten Fall düngt dieser Phosphor, der kaum pflanzenverfügbar ist (z.B. Klärschlämme mit hohem Anteil an Eisen- oder Aluminiumphosphate). Selbst wenn nur ein geringer Prozentsatz des Phosphors nicht pflanzenverfügbar ist, kann dies ein wesentliches Markthemmnis bedeuten.
3. Kriterien für eine effiziente Vermarktung von phosphorhaltigen Düngemitteln
Die folgenden Erfahrungen beschränken sich auf Struvit, da es im Moment das ein- zige Phosphorrezyklat in nennenswerter Menge ist. Die Anforderungen an Struvit als Phosphordünger sind aber für alle neu entstehenden Phosphorrezyklate gültig.
3.1. Gleichbleibende Qualität – Inhaltsstoffe
Das Material muss über die Zeit eine gleichbleibende Konzentration an Nährstoffen aufweisen, damit daraus möglichst einfach ein Düngemittel hergestellt werden kann.
Die Düngemittelverordnung schreibt vor, dass Düngemittel deklariert werden müssen,
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d.h. der Inverkehrbringer muss den Nährstoffgehalt des Düngemittels mit einer nur geringen Variabilität (z.B. Dicalciumphosphat mit Magnesium (P-Dünger laut Abschnitt 1.2.1 der DüMV: +/- 0,8 % P2O5, [2])) angeben und garantieren.
Die in der Düngemittelverordnung angegebenen Schwermetallgrenzwerte ([2], DüMV, Anlage 2, Tabelle 1.4, Tabelle 1) sind einzuhalten. Insbesondere Klärschlammasche ohne weitere Behandlung weisen sehr häufig zu hohe Schwermetallgehalte auf, als dass sie zu einem Düngemittel verarbeitet werden können.
Die Pflanzenverfügbarkeit des Phosphors muss möglichst konstant und möglichst hoch sein. Phosphorverfügbarkeit heißt, dass das Düngemittel in 2 %iger Zitronensäure, in einer Neutral-Ammoncitrat-Lösung oder in Wasser löslich ist. Die Extraktionsmetho- den sind in der Düngemittelverordnung hinterlegt ([2] DüMV, Anlage 2, Tabelle 4).
Ist Phosphor mit Hilfe der oben genannten Extraktionsmethoden nicht löslich, so gilt er als nicht pflanzenverfügbar.
Schadstoff Kennzeichnung ab Grenzwert mg/kg TM mg/kg TM
Arsen 20 40
Blei 100 150
Cadmium für Düngemittel
ab 5 % P2O5 20 50 Chrom (ges.) 300 – Chrom (CrVI) 1,2 2
Nickel 40 80
Quecksilber 0,5 1,0
Thallium 0,5 1,0
TM: Trockenmasse
Tabelle 2:
Kennzeichnungspflichten und Grenzwerte von anorganischen Schadstoffen in P-Düngemitteln und deren Ausgangsstoffen, Auszug aus der DüMV
3.2. Physikalische Parameter
In der Düngemittelverordnung werden hinsichtlich physikalischer Parameter nur bei einigen Substraten (z.B. Klärschlammasche) weitere Anforderungen gestellt. Diese sind im wesentlichen Siebganglinien und z.T. ob das Material vor der Abgabe staub- gebunden sein muss. Neben den gesetzlichen Anforderungen gibt es jedoch weitere wichtige Größen, die für die Herstellung und Einsatz von Düngemitteln wichtig sind.
So sind für die Komponenten, aus denen das Düngemittel hergestellt wird, und für das produzierte Düngemittel gleichermaßen wichtig, die:
• Korngrößenverteilung,
• Kristallstruktur,
• Feuchte,
• Schüttdichte,
• Kornfestigkeit,
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• Farbe,
• Lagerstabilität,
• Rieselfähigkeit und die
• Entmischung.
4. Erfahrung seitens des Verwerters mit der Struvitqualität
Die Schadstoffgehalte von N-Struviten sind i.d.R. unproblematisch. Allerdings können die Nährstoffgehalte leicht variieren, selbst wenn das Material aus einer Struvitanlage stammt. Nährstoffgehalte in Düngemitteln sind zu deklarieren und dürfen nur in bestimmten Variationsbreiten schwanken. Können in einer Kläranlage nur kleine Chargen gelagert werden, müssen diese oft abgefahren und können nicht sofort ver- wertet werden, da der Nährstoffgehalt ggf. von Charge zu Charge variiert. Dies kann zu hohen Analysen- und Verwaltungskosten führen. Eine Vereinheitlichung des Ma- terials ist in diesem Fall sinnvoll. Hierfür bedarf es einen entsprechenden Lagerplatz und Mischtechnik.
Darüber hinaus variieren Kristallstruktur und Korngrößenverteilung von Struvit zum Teil erheblich. Amorphes Struvit ist ein Pulver, während auskristallisiertes Struvit Kris- talle von mehreren Millimetern bilden kann. Entsprechend verändern sich auch Eigen- schaften wie Entwässerbarkeit, Lagerstabilität und Schüttdichte. Anlagen-Revisionen oder Änderungen im Betriebsauflauf können zum Teil zu erheblichen Qualitätsschwan- kungen führen. Diese gilt es im nachgeschalteten Verwertungsprozess, z.B. bei einer Pelletierung oder Granulierung zu berücksichtigen. Es kann sein, dass Struvitchargen – auch aus derselben Anlage – separat gelagert und verarbeitet werden müssen, um eine ausreichende Produktqualität im Endprodukt gewährleisten zu können.
4.1. Produktion eines möglichst mit Mineraldünger vergleichbaren Produktes
Landwirte und Maschinenringe favorisieren Düngemittel, die sie mit bestehender Technik ausbringen können. Gängige Techniken sind Schleuderstreuer, pneumatische Ausbringgeräte oder Geräte zur Unterfußdüngung. Sie alle benötigen konditionierte Dünger, deren Eigenschaften sich an den bisher verfügbaren Produkten orientieren.
Neben der eigentlichen Technik zur Ausbringung sollten neue Düngemittel ähnlich effizient ausgebracht werden können wie Standardprodukte, d.h. es werden zum Teil Ausbringbreiten für Düngemittel von bis zu 32 m abgefragt.
Eine direkte Ausbringung des Struvits wurde von uns getestet, ist aber unbefriedigend.
Das Material erreicht keine ausreichende Verteilgenauigkeit auf dem Feld. Außerdem neigt es zu Brückenbildungen und kann nicht in großen Arbeitsbreiten ausgebracht werden. Inhomogenitäten in Kristallstruktur und Siebganglinie verstärken das Problem zusätzlich.
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Lösungsansatz: Das Struvit wird zu einem Düngemittel weiterverarbeitet, welches mit herkömmlicher Düngetechnik auszubringen ist. Dafür eignen sich Verfahren wie Pelletieren, Granulieren oder Extrusion.
4.2. Quantität: Produktion von P-Rezyklaten
Die Düngemittelproduktion ist ein Massengeschäft. Die Verarbeitung eines relativ kleinen Stoffstroms kann mit der Produktion von großen Mengen an Mineraldüngern ökonomisch nicht konkurrieren. Zum Beispiel entspricht die Produktion von Struvit einer Kläranlage mit etwa 450.000 EW (P-basiert) im Praxisbetrieb etwa 1.000 bis 1.500 t, was einer Menge an 250 bis 375 t P2O5 entspricht. Für diese Menge ist eine wett- bewerbsfähige Düngemittelproduktion auf der Kläranlage selbst ökonomisch schwer darstellbar. Eine zentrale Anlage zum Phosphorrecycling bzw. mehrere Anlagen mit einem homogenen Phosphorrezyklat würden eine nennenswerte Produktmenge schaf- fen, um daraus kosteneffizient Düngemittel herstellen zu können. Würde ein gängiges Ausgangsprodukt für Düngemittel im Rahmen des Phosphorrecyclings produziert, könnte es einfach in die gängigen Produktionsschritte integriert werden. Hierbei spielen immer noch die physikalischen Eigenschaften des produzierten Rezyklates eine Rolle, wie z.B. Partikel- oder Kristallgröße, damit bestehende Produktionsschritte möglichst wenig abgeändert werden müssen.
4.3. Vermarktung und Logistik
Spezialdünger wie Struvit, das unter Düngeaspekten keine Wasserlöslichkeit aufweist, aber dennoch zu 100 % pflanzenverfügbar ist, sind Produkte, die mit einem entspre- chenden Marketing eingeführt werden müssen. Insbesondere unsere Erfahrungen mit Struvit zeigen, dass ein hervorragendes Düngemittel (sehr geringe Schadstoffgehalte, 100 % pflanzenverfügbares P, Depotdüngereffekt, reduzierte N-Auswaschung und N2O- Emissionen) nur geringe Akzeptanz beim Kunden erfährt, da das Produkt am Markt noch unbekannt ist und die Wasserlöslichkeit nicht gegeben ist. Landwirte bevorzugen oft wasserlösliche Phosphordünger, obwohl die Phosphorpflanzenverfügbarkeit auch für Düngemittel gegeben ist, die nicht wasserlöslich, aber z.B. in 2 %iger Zitronensäure löslich ist. Bei geringen Düngermengen ist jedoch ein professionelles Marketing un- ökonomisch. Ein zusätzliches Marketing entfällt, wenn das Phosphorrezyklat in bereits bestehende Produktionsprozesse eingeschleust werden kann.
Geringe Transportmengen bedingen immer höhere Transportkosten. Für eine opti- male Logistik gilt es aber auch ggf. interne Kommunikations- und Arbeitsprozesse zu optimieren, bei denen neben den Bedürfnissen der Kläranlage auch die der Dünge- mittelproduktion zu beachten sind. Wartungen, die zu einem Ausfall an Klärschlamm oder Struvit führen, sind am besten so zu planen, dass sie nicht kurz vor oder während der Düngesaison stattfinden, denn dann können produzierte P-Dünger rasch und ggf.
ohne große Lagerkosten abgesetzt werden. Für größere Düngemittelmengen ist dies von geringerer Bedeutung.
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4.4. Rechtliche Einordnung
Das Recycling von Nährstoffen bewegt sich im Spannungsfeld Abwasser-, Abfall- und Düngerecht. Für die Düngung und Pflanzenernährung sinnvolle Materialien können als Abfall oder als Produkt als Düngemittel eingesetzt werden. Die Einordnung erfolgt in der Regel durch den Materialproduzenten. Die weitergehende Behandlung und Verwertung ist von dieser Einordnung abhängig und kann je nach Einordnung zu verschiedenen bzw. zusätzlichen Behandlungsmaßnahmen oder zur Beachtung weiterer Gesetze (z.B. Lagerung, Transport, Chemikalienrecht) führen.
4.5. Ökonomie
Je nach Veredlungsgrad des P-haltigen Materials und Marktstrategie des Produzenten, variiert die Wertschöpfung für den Produzenten. Bei einer Eigenverwertung des Ma- terials als Düngemittel am Endkunden können theoretisch aktuelle Düngemarktpreise erzielt werden. Allerdings ist dies für kleinere Mengen kaum realistisch, da hier – wie oben ausgeführt – die Produktion und Vermarktung deutlich teurer sind als bei Mas- senprodukten.
Bis auf Struvit gibt es noch keine nennenswerten Mengen an Phosphordüngern aus Rezyklaten, die zu 100 % pflanzenverfügbares Phosphor liefern. Struvit muss aber vor dem Düngemitteleinsatz aufbereitet werden, so dass hier keine nennenswerten Erlöse zu erzielen sind. Vielmehr steht hier für die Anlagenbetreiber die Entsorgungssicher- heit im Vordergrund.
5. Literatur
[1] Antonini, S.; Arias, M.A.; Eichert, T.; Clemens, J.: Greenhouse evaluation and environmental impact assessment of different urine-derived struvite fertilizers as phosphorus sources for plants.
Chemosphere, 2012, Nov; 89(10), S. 1202-1210
[2] Düngemittelverordnung – DüMV: Verordnung über das Inverkehrbringen von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln
[3] Düngeverordnung – DüV: Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfs- stoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen
[4] Krüger, O.; Adam, C.: Monitoring von Klärschlammmonoverbrennungsaschen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung zur Ermittlung ihrer Rohstoffrückgewinnungspotentiale und zur Er- stellung von Referenzmaterial für die Überwachungsanalytik. In: Umweltbundesamt (Hrsg.):
UMWELTTEXTE 49/2014, Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Forschungskennzahl 37 11 33 321 UBA-FB 001951, 2014 [5] Liu, Y; Rahman, M.M.; Kwag, J.H.; Kim, J.H.; Ra C.S: Eco-friendly Production of Maize Using
Struvite Recovered from Swine Wastewater as a Sustainable Fertilizer Source. Asian-Australasian Journal of Animal Sciences, 2011, 24(12), S. 1699-1705
[6] Rahman, M.M.; Liu, Y.H.; Kwag J.H.; Ra, C.S.: Recovery of struvite from animal wastewater and its nutrient leaching loss in soil. Journal of Hazardous Materials, 2011, 186, S. 2026-2030 [7] Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch. 2018, S. 495
[8] Watson, C.; Clemens, J.; Wichern, F.: Plant availability of Mg and P from struvite with concurrent nitrification inhibitor application. Soil Use and Management, 2019, in Druck
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Dr. Joachim Clemens SF-Soepenberg GmbH
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Olaf Holm, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Peter Quicker, Stefan Kopp-Assenmacher (Hrsg.):
Verwertung von Klärschlamm 2
ISBN 978-3-944310-49-7 Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Olaf Holm Alle Rechte vorbehalten
Verlag: Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH • Neuruppin 2019 Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Olaf Holm
Erfassung und Layout: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Janin Burbott-Seidel, Roland Richter
Druck: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza
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