Pränatale Diagnostik und postnataler Verlauf bei Fehlbildungen
der Nieren und Harnwege
Es werden über Erfahrungen mit der pränatalen Diagnostik und postnatalem Verlauf bei 26 Feten berichtet. Es lassen sich fünf Grup- pen festlegen:
1. Infauste Harntraktsfehlbildun- gen (bilaterale Nierenagenesie oder Nierendysplasie, „Prune belly"-Syndrom mit exzessiven Megazystitis). Sonographisch fand sich in allen Fällen auch ei- ne Anhydramnie.
2. Einseitige Zystenniere , bei allen Kindern wurde diese postnatal bei funktionstüchtiger gegenseiti- ger Niere entfernt.
3. Harnstauungsnieren, alle Fälle (ein- oder beidseitig) hatten eine günstige Prognose. Die Frucht- wassermenge lag immer im Normbereich.
4. Harntraktsfehlbildungen mit As- zites. Bei diesen beiden Fällen war die Prognose infaust.
5. Harntraktsfehlbildungen in Kombination mit anderen infau- sten Anomalien.
Zystennieren und Harnabfluß- störungen führen zu „zystischen"
Strukturen im fetalen Abdomen, die eine Abgrenzung zu Fehlbildungen anderer Organe erforderlich ma- chen. Ausgeprägt hypoplastische Nieren sind in der Regel sonogra- phisch nicht darstellbar und von der echten Nierenagenesie nicht zu un- terscheiden.
Die pränatale Erkennung der Ursache bei Harnwegsdilatation ist nur begrenzt möglich, daher kann allenfalls der Verdacht geäußert werden. Wiederholt wurde über pas- sagere Harnwegsdilatationen berich- tet, die sich vor oder kurz nach der Geburt spontan zurückbildeten.
Bei der pränatalen Diagnostik ist es wichtig, infauste von korrigier- baren Anomalien zu unterscheiden.
Nierenanomalien treten gehäuft kombiniert mit anderen schweren Mißbildungen auf. Das macht eine weitgehende pränatale Diagnostik erforderlich. In dieser Untersuchung war die Anhydramnie vor dem III.
Trimenon in Kombination mit ei- nem pathologischen Befund der Harnwege immer mit einer infausten Prognose verbunden. Aber auch be- gleitender Aszites ist als ungünstig zu bewerten.
Kinder mit unilateraler Zysten- niere wurden operiert. Die Prognose ist gut. Bei einseitiger multizysti- scher Nierendysplasie weisen 50 Prozent der gegenseitigen Nieren ebenfalls Anomalien auf. Die Indi- kation zu invasiven diagnostischen Eingriffen liegt nach Auffassung der Autoren nur dann vor, wenn die So- nographie nicht ausreicht und von einer exakten Diagnose Konsequen- zen zu erwarten sind. Die Wertigkeit intrauteriner Harnableitungen oder der vorzeitigen Entbindung mit postnataler Korrektur bei einer Obstruktion läßt sich noch nicht be- urteilen. Lediglich bei massiver Stauung einer Niere mit großer Raumforderung und vorzeitiger We- hentätigkeit kann bei fetaler Unreife die intrauterine Drainage zur Erhal- tung der Schwangerschaft von Nut- zen sein.
Ein Kaiserschnitt ist allein we- gen einer fetalen Harnstauung nicht indiziert.
Insgesamt ergaben sich bei 18 der 26 Fälle Konsequenzen nach der Ultraschalldiagnose. Nachteilige Auswirkungen für Mutter oder Kind wurden nicht beobachtet. cas
Rempen, A.; Feige, A.; Osterhage, H.
R.; Fiedler, K.: Pränatale Diagnostik und postnataler Verlauf bei Fehlbildungen der Nieren und Harnwege. Geburtsh. u. Frau- enheilk. 46 (1986) 366-374.
Dr. med. A. Rempen, Universitäts-Frau- enklinik, Josef-Schneider-Straße 4, 8700 Würzburg.
Loperamid oder Wismutsubsali- cylat bei der Reisediarrhoe?
Plötzlich einsetzende Durchfälle haben schon häufig eine Urlaubsrei- se zu einem jähen Stop gebracht.
Meist handelt es sich bei dieser Rei- sediarrhoe um die Auswirkungen endotoxin-produzierender E. coli- Stämme .
Im Rahmen einer Studie an 219 Studenten, die sieben lateinamerika- nische Länder bereisten oder dort, beispielsweise im Rahmen der Ent- wicklungshilfe, für längere Zeit tätig waren, wurde eine auftretende Rei- sediarrhoe entweder mit Loperamid (Imodium®) oder Wismutsubsalicy- lat (Peptobismol®) therapiert. The- rapieversager erhielten Trimetho- prim-Sulfamethoxazol. Patienten mit Dysenterie oder solche mit mehr als 38,9 Grad Fieber wurden nicht in die Studie einbezogen; Dysenterie stellt ohnehin nur weniger als fünf Prozent der Reise-Diarrhöen. Unter der Behandlung mit Loperamid tra- ten früher geformte Stühle auf als bei der mit Wismut behandelten Gruppe. Selbst bei den Patienten, bei denen Shigellen im Stuhl nachge- wiesen wurden, war unter Loper- amid kein verzögerter Krankheits- verlauf nachweisbar.
Acht Patienten unter Loper- amid klagten über Obstipation, un- ter Wismutbehandlung nur einer.
Sonst ergaben sich bezüglich Neben- wirkungen keine Unterschiede zwi- schen beiden Präparaten. Die Auto- ren halten Loperamid für eine siche- re und effektive Alternative zu Wis- mutsubsalizylat bei der nicht-dysen- terischen Reisediarrhoe.
Johnson, P. C.; Ericsson, C. D.; DuPont, H. L.; Morgan, D. R.; Bitsura, J. A.;
Wood, L. V.: Comparison of loperamide with bismuth subsalicylate for the treat- ment of acute travelers' diarrhea. JAMA.
255: 757-760, 1986.
University of Texas Health Science Cen- ter, 1728 Freeman Bldg. 6431 Fannin, Houston, TX 77030.
Dt. Ärztebl. 84, Heft 5, 28. Januar 1987 (53) A-211