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ielen Geldanlegern flat- tert in diesen Tagen Post ins Haus, die samt und sonders finanziellen Heils- botschaften gleicht. Man müsse nur dieses Anlageob- jekt abschließen und jenes Beteiligungsangebot nutzen, und schon habe man dem Fiskus noch im alten Jahr ein Schnäppchen geschlagen.Überdies hätte man ein Ren- diteschätzchen ohnegleichen, und wer das ausschlüge, sei schließlich selbst schuld.
In eine ähnliche Kerbe hauen auch manche Steuer- berater, die ihren Klienten suggerieren, sie müßten in je- dem Fall noch für dieses Jahr Steuern sparen, und das ginge ganz prima über dieses oder jenes Beteiligungsmodell.
Alle Jahre wieder diesel- be Tour. Und der Druck nimmt immer mehr zu, je mehr Tage im Dezember ver- streichen. Bedenken Sie bit-
te: In vielen Fällen gehört dieses Procedere eben genau dazu, den Anleger zu übereil- ten Entschlüssen zu verleiten, die man in ruhigen Minuten nie und nimmer getroffen hätte.
Gut über 90 Prozent die- ser famosen Steuersparmo- delle sind meines Erachtens das Hochglanzpapier nicht wert, auf dem die blumigen Versprechungen niederge- schrieben sind, weil viele In- vestoren ihre Steuervorteile aus der eigenen Tasche be- zahlen, also letztlich sich selbst subventionieren. Wie-
so werden dann „solche Sachen“ vom Steuerberater empfohlen? werde ich oft ge- nug gefragt. Leider ist es so, daß auch in diesem Berufs- stand die Gier nicht auszurot- ten ist, und so manche (nicht alle!) Berater zu einem Be- teiligungsprojekt nur deswe- gen raten, weil dann halt üp- pige Provisionen winken. Das muß nicht immer so sein, aber es kann eben vorkommen.
Die bessere Alternative ist sicher die, sich gerade nicht unter Zeitdruck zu set- zen und die ruhigen Tage um den Jahreswechsel zu nutzen,
sich Gedanken über das An- lagejahr 2000 zu machen.
Hier sind, glaube ich, sicher Anregungen hilfreich, wohin denn die Reise für Investo- ren und Sparer im nächsten Jahr gehen könnte. Es sieht ganz nach einem besseren Jahr für Zinsjäger aus, weil die Renditen doch eher stei- gen wollen. Das signalisiert wiederum für den Aktien- markt, daß man sich wohl auf Wackelbörsen einzustel- len hat. Der Euro hat indes gute Chancen, dem Dollar ei- nige Bewertungspunkte ab- zunehmen, und bei Immobi- lien sehe ich – endlich – Licht am Ende des Tunnels.
Die soeben skizzierten Gedanken werde ich im näch- sten Beitrag noch etwas aus- leuchten. Es wäre schließlich jammerschade, den Start in das dritte Jahrtausend mit Performance-Fehltritten zu beginnen. Börsebius
[60] Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 49, 10. Dezember 1999
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Ein Besucher in einer fremden Stadt fragt:
„Wo geht’s denn hier zum Bahnhof?“
Es antworten ihm:
c ein Gesprächstherapeut:„Sie möchten wissen, wo der Bahnhof ist?“
c ein Psychoanalytiker: „Sie meinen diese dunkle Röhre, wo immer etwas Langes rein- und rausfährt?“
c ein Tiefenpsychologe: „Eigentlich wollen Sie nur abhauen und alles hinter sich lassen.“
c ein Hypnotherapeut: „Schließen Sie die Augen. Ihr Unterbewußtsein kennt den Weg zum Bahnhof.“
cein Logotherapeut:„Welchen Sinn macht es, zum Bahnhof zu gehen?“
c ein Esoteriker: „Wenn Du dahin sollst, wirst Du den Weg auch finden.“
c ein Soziologe: „Kommt darauf an, welche Klasse Sie fahren.“
c ein Manager: „Fragen Sie nicht lange – gehen Sie ein-
fach los!“
cein Familientherapeut:
„Für wen in der Familie ist es besonders wichtig, daß Sie zum Bahnhof gehen?“
cein Lehrer: „Wenn Sie auf- gepaßt hätten, müßten Sie mich nicht fragen.“
c ein Sozialarbeiter:„Keine Ahnung – aber gut, daß Sie fragen!“
cein Heilpraktiker: „Trotz Irisdiagno- se und Handauflegen, ich weiß ihn auch nicht.“
c ein Apotheker: „Ohne Lauer-Taxe kann ich den Weg nur schätzen!“
c ein Arzt:„Kann ich Ihnen nicht sagen, dafür gibt es keine Position – weder im EBM noch in der GOÄ.“
Rolf Combach
„Wo geht’s denn hier zum Bahnhof?“
Börsebius: Anlagestrategie 2000
Überlegungen zum Jahreswechsel
Zeichnung: Ralf Brunner