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Archiv "Filippo Bentivegna: Narr oder Künstler?" (25.05.1989)

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Filippo Bentivegnas Tuffstein- skulpturen in seinem

„Zauberschloß"

oberhalb von Sciacca, dem wohl ältesten Kurort Siziliens

toto: Pier Silvio Ongaro

Am 9. Juni, 19 Uhr, wird im Presse-Club in Bonn eine Ausstellung mit Werken des Malers, Schriftstellers und Arztes Helmut Paul Jansen (40) eröffnet, die bis zum 1. Juli zu sehen ist. Im Rah- men des Seminars „Eros and Art" beim 8. Weltkongreß für Sexualwissenschaft 1987 in

Heidelberg hatte H. P. Jansen im Rahmen eines Vortrages seine Bilder gezeigt. Der Lei- ter dieses Seminars, der Bon- ner Professor für Orientali- sche Kunstgeschichte Klaus Fischer, schreibt über den Künstler und dessen Arbeiten u. a.:

Ein Psychologie- und Me- dizinstudium, die intensive Auseinandersetzung mit Na- tur- und Geisteswissenschaf- ten und in der Folge seine Tä- tigkeit als Arzt (Geburtshilfe, Psychosomatik) geben den Werken eine seltene Tiefe und Vielschichtigkeit. Alt- meisterliche Technik und Pri- ma-Malerei setzt Jansen ebenso als bewußtes Aus- drucksmittel ein wie das un- gehemmte Experimentieren mit neuen Malweisen. Es fin- den sich reine Öl- und Tem- perabilder sowie Aquarelle,

Bild links:

Am Anfang war die Frau, Öl/Leinwand,

1985;

Bild rechts:

Am Ende der Welt entbren- nen die Träume, ÖVHartfaser, 1986

Zeichnungen und Collagen, aber auch alle Mischformen.

Neben dem stark vertretenen Phantastischen Realismus be- eindrucken auch Kompositio- nen, die konstruktivistisch, ja abstrakt anmuten, oder die Auseinandersetzung mit wil- den Strömungen widerspie-

geln. Die integrative ganz- heitliche Malerei von Helmut P. Jansen zeigt neue We- ge. Sie ist durch Verschmel- zen unterschiedlichster Strö- mungen, wie auch in ihrer radikalen Form durch The- matik und Farbkraft inno- vativ. EB

Maler des phantastischen Realismus

Zum künstlerischen Werk des Arztes Helmut Paul Jansen

Filippo Bentivegna:

Narr oder Künstler?

„Einen Schlag haben sie mir versetzt, genau hier auf den Kopf. Tagelang war ich.

ohne Bewußtsein. Dann ha- ben mich die Ärzte geheilt.

Kurz darauf habe ich ange- fangen, die Köpfe in den Fels zu hauen", erklärte Filippo Bentivegna (1888-1967) den wenigen Besuchern, die zu seinen Lebzeiten den Weg zum „Castello incantato"

(Zauberschloß) fanden.

Von einem Schloß kann allerdings kaum die Rede

sein. Bentivegnas „Castello incantato" ist nur ein karger Olivenhain am Hang des Monte Kronio, oberhalb von Sciacca, dem wohl ältesten Kurort Siziliens. Mit „Zau- berland" wäre das Fleckchen Erde zutreffender bezeich- net, denn es ist die Heimat ei- nes geheimnisvollen Volkes:

Hunderte von kantigen Ge- sichtern und markigen Köp- fen starren den Besucher aus dem Fels und von den Stäm- men der verwachsenen Oli-

venbäume an. Immer neue Augenpaare, Münder, Nasen fügen sich bei genauerem Hin- sehen zueinander und nehmen menschliche Züge an.

Sie alle sind das Werk Bentivegnas, der fast fünfzig Jahre seines Lebens hier ver- bracht hat. Er schuf sich die- ses Volk, sprach mit ihm und regierte es. Die Leute aus Sciacca ließen ihn gewähren, für sie war er nur ein ungeho- belter Dorfnarr, der Verrück- te. Trafen sie ihn im Dorf, nannten sie ihn „Eccellenza"

oder „Altezza". Er bestand darauf. Die Ironie, die die Leute aus Sciacca in den ho- hen Titel legten, erreichte ihn nicht. Bentivegna war sich seiner Sache sicher: „Im Fels liegt die Keimzelle des Men- schen. ... Ich habe sie wie- dererweckt, deshalb sind sie alle (die Köpfe) wirklich le- bendig, . . . ich habe die ganze Menschheit wiedererweckt."

Verkaufen wollte er seine Skulpturen nie, nicht als ori- ginelles Souvenir an Touri- sten, aber auch nicht an Besu- cher, die in ihm einen Künst-

ler ersten Ranges sahen, wie der schwedische Maler Li- lieström. Bentivegna trennte sich von keinem einzigen Kopf, obwohl er es bitter nö- tig gehabt hätte. Die land- wirtschaftlichen Erträge sei- nes Zauberlandes ernährten ihn nämlich nur spärlich.

Die Armut der Familie hatte ihn 1913 als jungen Mann genötigt, Sciacca zu verlassen. Er wanderte nach Amerika aus. Für einige Jah- re fand er Arbeit, erst in New York, dann in Chicago bei ei- ner Eisenbahngesellschaft.

Man weiß nicht viel über die- se Zeit, nur die Wandmale- reien in seiner Hütte zeugen davon. „Eine unglückliche Liebesgeschichte", „Ausein- andersetzungen mit der Ka- morra", munkeln die Leute.

Sicher ist nur, daß er die Schläge auf den Kopf in Chi- cago einstecken mußte und daraufhin nach Sciacca zu- rückkehrte, um dann fünfzig Jahre lang in fanatischer Wei- se Köpfe und immer wieder Köpfe zu meißeln.

Iris Wiegandt A-1616 (84) Dt. Ärztebl. 86, Heft 21, 25. Mai 1989

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