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Archiv "Einblicke in die Forschung: Visionen für die Zukunft" (14.11.2003)

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Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an ei- ner Leberzirrhose, und schät- zungsweise 30 bis 70 Prozent von ihnen entwickeln eine zumindest subklinische hepa- tische Enzephalopathie (HE).

Doch gerade diese Frühform der HE ist bislang nur schwer diagnostizierbar, weil die an- fänglichen Symptome leicht als allgemeine Befindlichkeits- störung missdeutbar sind. Ein neues, von einer Arbeitsgrup- pe um Professor Dieter Häus- singer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatolo- gie und Infektiologie der Hein- rich-Heine-Universität in Düs- seldorf, entwickeltes Verfah- ren soll das ändern.

Forschungsstand NRW Auf der Medica präsentie- ren die Forscher die Flim- merfrequenzanalyse mit dem HEPAtonorm-Analyzer (Hal- le 3, Stand C92). Dabei wird dem Patienten eine eigens ent- wickelte große Brille aufge- setzt, durch die er zunächst hochfrequentes Licht emp- fängt. Dieses kann er zunächst nur als Dauerlicht wahrneh- men. Dann wird die Frequenz des Lichtes allmählich ge- senkt, bis für den Patienten ein Flimmern sichtbar wird. Diese Übergangsfrequenz ist die so genannte kritische Flimmer- frequenz (CFF), die beim Ge- sunden über 39 Hertz liegt, bei Patienten mit HE jedoch deutlich darunter. „Je ausge- prägter die Gehirnschädigung,

desto niedriger ist die kriti- sche Flimmerfrequenz“, meint Dieter Häussinger. „Mit dem neuen Verfahren können wir jetzt bereits frühe subklini- sche Formen der HE sicher und zuverlässig diagnostizie- ren.“ Nur rund zehn Minu- ten dauert ein am Kranken- bett durchgeführter Test. Ein weiterer Vorteil des Verfah-

rens, so Häussinger, sei dar- über hinaus die Möglichkeit, den Krankheitsverlauf konti- nuierlich abzubilden. Damit sei eine wesentlich frühere und bessere Therapie mög- lich, denn die HE ist bei ad- äquater Therapie potenziell reversibel.

Auch ein zweites Exponat auf dem Gemeinschaftsstand Forschungsland NRW stammt aus Häussingers Klinik, das in

Zusammenarbeit mit dem In- stitut für diagnostische Ra- diologie und dem Institut für Informatik der Universität entwickelt wurde — die virtu- elle Darmspiegelung. Jedes Jahr erkranken in Deutsch- land rund 50 000 Menschen an Darmkrebs und 30 000 sterben an den Folgen. Bei konsequenter Früherkennung wäre das nicht nötig, doch die herkömmliche Darmspiege- lung ist ein relativ belasten- der Eingriff, der viele Men- schen abschreckt. Schätzungs- weise nur ein Drittel der Frauen und sogar nur ein

Sechstel der Männer ab 45 Jahren unterzieht sich dieser.

Bei der virtuellen Kologra- phie hingegen wird der ge- samte Bauchraum eines Pati- enten von einem sehr moder- nen Computertomographie- gerät durchleuchtet. Die ganze Untersuchung dauert für den Patienten etwa drei bis fünf Minuten. Der eigentliche Clou des Verfahrens liegt in hoch entwickelter Computertech-

nik, denn die etwa 600 im CT gewonnenen, zweidimensio- nalen, dünnschichtigen Ein- zelbilder werden mittels eines speziell entwickelten Rechen- programms („ECCET; www.

eccet.de“) zu einem dreidi- mensionalen Datensatz zu- sammengefügt.

„So können wir dann einen virtuellen Durchflug durch den Darm des Patienten si- mulieren und beispielsweise Darmpolypen oder Tumoren entdecken“, erläutert Dieter Häussinger. Und: Durch die Kombination eines speziel- len Rauschunterdrückungs- verfahrens mit einem hoch- modernen Mehrschicht-Spi- ral-Computertomographen be- trägt die Strahlenbelastung des Patienten bei diesem Ver- fahren nur etwa ein Zehntel einer normalen CT. „Auch die Zuverlässigkeit des Verfah- rens ist recht hoch, bei Poly- pen, die größer als 5 mm sind, liegt sie bei über 90 Prozent“, meint der Düsseldorfer Medi- ziner. Allerdings: Auf diese Weise erkannte Polypen oder Tumoren müssen dann ganz konventionell entfernt wer- den, sodass das Verfahren die traditionelle Darmspiegelung sicher nicht ersetzen wird.

Ein aufregendes neues Feld für die Medizintechnik ist die MID. Die englische Abkür- zung für Molecular Imaging and Diagnostics beschreibt zwei eigentlich getrennte, aber doch eng miteinander ver- wandte Disziplinen.

Die molekulare Bildgebung verbindet neue molekulare Marker mit lange etablierten klinischen Bildgebungsver- fahren wie CT, MRT oder Ul- traschall. Sie dient zur In-vi- vo-Messung und -Charakteri- sierung von Zellen und mole- V A R I A

A

A3040 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4614. November 2003

Einblicke in die Forschung

Visionen für die Zukunft

Blick ins Caecum mit zwei voll- automatisch detektierten Polypen von etwa 3 mm Höhe

Foto: Universität Düsseldorf

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kularen Prozessen in Tieren und Menschen.

Die molekulare Diagnostik wird dagegen oft als In-vitro- Analyse von Biomolekülen bezeichnet. Sie dient zur Un- tersuchung und Überwachung des Gesundheitszustandes und zur Bewertung potenzieller Risiken. MID bietet ein großes Potenzial für die Erkennung und Behandlung von Krank- heiten insbesondere im Früh- stadium.

Zu den Pionieren der noch jungen Disziplin zählt Philips.

Dort möchte man die eigene Kernkompetenz — die dia- gnostische Bildgebung — mit anderen Bereichen wie Kon- trastmittel und den damit ver- bundenen technischen An- wendungen wie DNA und Protein-Chips vernetzen. Das geht nur über Kooperationen mit Firmen, die auf diesen Gebieten arbeiten, und durch das Zusammenlegen von For- schungsaktivitäten.

Zusammenarbeit für die molekulare Bildgebung Ein Beispiel für eine solche Form der Zusammenarbeit hat der Konzern jetzt vorge- stellt (Halle 10, Stände A22 und C19). Gemeinsam mit CellPoint, einem Biotechno- logieunternehmen aus Engel- wood, Colorado, möchte man die molekularen Bildgebungs- verfahren in der Onkologie verbessern. Im Mittelpunkt der Vereinbarung steht ein von CellPoint entwickeltes Verfah- ren, die so genannte Ethyl- endicystein-Arzneimittelkon- jugat-Technologie (EC-Tech- nologie). Hinter dem kompli- zierten Namen verbirgt sich ein einzigartiges Transportsy- stem, das als chemische Brücke

fungiert. Über diese Brücke werden gewebespezifische Ver- bindungsmoleküle, wie zum Beispiel Hormone oder Pep- tide, an Radionuklide gebun- den. „Im Grunde genommen ist die Technologie ein Alles- kleber, der die Leistungsfä- higkeit der molekularen Bild- gebung erweitert“, meint Pe- ter Luyten von Philips Medi- zin Systeme. Konkret wollen die Wissenschaftler beider Un- ternehmen mithilfe der EC- Technologie eine bestimmte Glucose mit dem Radioiso- top Technetium 99m mar- kieren. Tumoren absorbieren mehr Glucose als das umge- bende Gewebe. Wenn einem Krebspatienten dieses che- misch markierte Molekül inji- ziert wird, absorbieren aktive Tumoren sowohl mehr Glu- cose als auch eine größere Menge des Radioisotops, und das lässt sich dann mit einer Spezialkamera von Philips sichtbar machen.

Phase 1 der klinischen Er- probung dieses Verfahrens hat im April 2003 begonnen, die ersten Ergebnisse seien vielversprechend, meint Pe- ter Luyten: „Die EC-Techno- logie sorgt für signifikante Verbesserungen bei der Zu- verlässigkeit und Genauig- keit der Krebsdiagnose.“

Potenziell, davon ist Luy- ten überzeugt, ließe sich das Verfahren in Zukunft nicht nur in der Diagnose, sondern auch in der Therapie einset- zen. Dabei würde man die EC-Technologie dann dazu verwenden, ein therapeuti- sches Radionuklid an ein ge- webespezifisches Kopplungs- molekül zu binden oder ein Krebstherapeutikum direkt an die Tumorstelle zu transpor- tieren. Kay Müllges

V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4614. November 2003 AA3041

Prozessorientierte Lösungen

> Magrathea, Hannover, stellt „TimeBase Version 2“

vor. Neuerungen sind nach Firmenauskunft die Migrati- on auf das „Look & Feel“ von Microsoft Windows XP, eine verfeinerte Zugriffssteuerung sowie ein optimiertes Druck- und Menüsystem.

Die optische Anpassung an Windows XP umfasst die Style-Guides für die Bedie- nungselemente, lokale Menü- leisten in den Unterfenstern und vom Benutzer individuell einstellbare Gestaltungsele- mente. Die Installation der Clients ist selbsterklärend.

Zusätzlich ist ein moderni- sierter Satz von 74 Formula- ren für die Anwender enthal- ten. Der Anwender kann Pa- tientenverordnungslisten sta- tistisch auswerten, um be- triebliche Steuerungskenn- zahlen zu ermitteln, wie bei- spielsweise das Verhältnis von angeforderten zu termi- nierten Leistungen. Mit dem Programm lassen sich Be-

nutzerrechte auf der Ebene von Patiententerminen und Dienstplaneinträgen verge- ben. So können zum Beispiel Abteilungsleiter die Termine ihrer Mitarbeiter verschie- ben, jedoch nicht jene aus an- deren Abteilungen.

Der Inhalt von geschütz- ten Terminen lässt sich bei diesem Programm nicht mehr anzeigen. Dies verbessert die Optionen für den dezen- tralen Einsatz der Anwen- dung. (Halle 16, Stand E19)

> Eine Lösung für die An- bindung von Krankenhäu- sern an das elektronische Ab- rechnungssystem der priva- ten Krankenversicherungen (PKV) stellt die msg systems ag, München (www.msg-sy stems.com) vor. Über die von dem Unternehmen entwickel- te und betriebene „Clea- ringstelle“ können Kranken- häuser ihre Rechnungsdaten online an die PKV weiterlei- ten. (Halle 16, Stand E76) )

Referenzen

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