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Archiv "Präsidium: Der „Hausarzt“ bewegt die Berufspolitiker" (28.11.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Präsidium: Der "Hausarzt"

bewegt die Berufspolitiker

Neben der in Bonn betriebenen Gesundheits- und Sozialpolitik beschäftigte sich das Präsidium des Deutschen Ärztetages am 17.

November 1984 in Köln vor allem mit dem sogenannten Hausärzte- modell.

Der Präsident der Bundesärzte- kammer, Dr. med. Karsten Vilmar, analysierte in seinem Tagesbe- richt die von der Bonner Koalition betriebene Politik. Es gebe si- cherlich wirtschafts- und finanz- politische Erfolge, in der Gesund- heits- und Sozialpolitik sei aber von „Wende" wenig zu spüren.

Der Verschiebebahnhof sei zwar, den Erklärungen aus Bonn zufol- ge, geschlossen, dennoch gebe es weiterhin Versuche, die Pro- bleme eines Sozialversicherungs- zweiges zu Lasten anderer Zwei- ge, ja sogar anderer Versorgungs- systeme zu lösen. Vilmar nannte hier die Absicht, die ärztlichen Versorgungswerke über das An- rechnungsmodell an den finan- ziellen Schwierigkeiten der ge- setzlichen Rentenversicherung teilhaben zu lassen.

Dr. Vilmar setzte sich auch mit der Kostendämpfung und den nach wie vor steigenden Ausgaben für Gesundheitsleistungen auseinan- der. Er wies darauf hin, daß dieses Problem weltweit auftrete, ganz gleich, wie das Gesundheitssy-

stem aussehe. Das habe gerade erst die Generalversammlung des Weltärztebundes zutage ge- bracht. Es gebe objektive Gründe für das Ansteigen der Ausgaben — demographische Entwicklung, medizinischer Fortschritt. Vilmar äußerte die Hoffnung, daß die ärztlichen Argumente — etwa im Sinne medizinischer Orientie- rungsdaten — schließlich doch Ge- hör finden.

Das sogenannte „Hausärztemo- dell" der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (der Begriff stammt nicht von der KBV, son- dern hat sich in der Diskussion ge- bildet) wurde vom Präsidium, das sich aus Repräsentanten der ärzt- lichen Organisationen zusam- mensetzt, eingehend erörtert. Der Hauptgeschäftsführer der KBV, Dr. med. Eckart Fiedler, rückte Veröffentlichungen, „die das Mo- dell in völlig falschem Licht er- scheinen lassen", zurecht. Die KBV ziele auf eine Neuordnung der Bedarfsplanung; das werde zwar eine gewisse Beschränkung bei der Wahl des Niederlassungs- ortes mit sich bringen, das Recht auf freie Zulassung werde aber generell beibehalten.

Es solle eine gleichmäßige ärzt- liche Versorgung erreicht werden und gleichzeitig die hausärztliche Versorgung verbessert werden.

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Erstmals tagte das Präsidium des Deut- schen Ärztetages im neuen Sitzungs- saal in der Haedenkampstraße (ganz oben). Darunter: Dr. Karsten Vilmar, der Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages leitet die Präsidiumssitzung, Dr. Heinz-Peter Brauer, der neue BAK-Hauptgeschäfts- führer verfolgt die Wortmeldungen

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 48 vom 28. November 1984 (21) 3561

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Präsidium des Deutschen Ärztetages

Hinter Dr. Vilmar sind die beiden Vize- präsidenten, Dr. Gustav Osterwald und Dr. Helmuth Klotz, zu erkennen

Die KBV schlage daher für die künftigen „Hausärzte" eine ärzt- liche Tätigkeit von drei Jahren als Zulassungsvoraussetzung vor.

Wenn die Praktikumszeit von zwei Jahren, die die Bundesregierung gesetzlich einführen wolle („Arzt im Praktikum"), realisiert werde, dann müsse der künftige Hausarzt lediglich noch ein zusätzliches Jahr absolvieren. Die KBV hoffe schließlich, daß die Qualifikations- anforderung an den künftigen Hausarzt „deckungsgleich" mit dem Weiterbildungsinhalt für den Arzt für Allgemeinmedizin werde.

Das setze allerdings voraus, daß seitens der Ärztekammern der Weiterbildungsgang zum Arzt für Allgemeinmedizin gestrafft wer- de. Dr. Fiedler versicherte ferner, eine Beschränkung der freien Arztwahl sei nicht beabsichtigt. Er

wandte sich damit gegen Befürch- tungen, künftig müsse der Patient zunächst, gleichsam als Filter den Hausarzt passieren.

Stimmen gegen das Modell ka- men aus dem Marburger Bund. Ei- ne Vermischung von Bedarfspla- nung mit Ausbildungs- und Wei- terbildungsargumenten wurde beklagt, die Sorge vor „Stenosie- rungsprozessen" geäußert. MB- Vorsitzender Dr. Jörg Hoppe ver- wies auf den Ärztetag 1979, der ei- ne zweijährige praktische Qualifi- zierung im Anschluß an das theo- retische Medizinstudium als aus- reichend angesehen habe. Das werde mit dem „Arzt im Prakti- kum" erreicht; damit werde auch die Mindestqualifikation, die die Europäische Gemeinschaft an- strebe, erfüllt.

Weshalb dann, so die kritischen Fragesteller, das zusätzliche Jahr im KBV-Modell? Man könne noch einsehen, daß die KBV ein halbes zusätzliches Jahr der Vorberei- tungszeit beim niedergelassenen Kassenarzt wünsche, weshalb aber ein weiteres halbes Jahr im Krankenhaus? Welcher junge Arzt werde schon eine Halbjahres- Stelle im Krankenhaus bekom- men?

Die gegensätzlichen Positionen wurden im Präsidium vorerst nicht überbrückt, wenn auch die Bereit- schaft zum Konsens prinzipiell vorhanden war.

Der Ehrenpräsi- dent der Bun- desärztekam- mer, Prof. Dr.

Dr. h. c. Ernst Fromm, und der frühere Haupt- geschäftsführer der BÄK, Prof.

Dr. Josef Stock- hausen, Ehren- mitglied des Präsidiums

Fotos (6): d-e-w-

Der 88. Deutsche Ärztetag — er fin- det statt vom 14. bis zum 18. Mai 1985 in Lübeck-Travemünde — wird über ärztliche, ethische und

rechtliche Probleme der extrakor- poralen Befruchtung beraten. Au- ßerdem wird selbstverständlich die gesundheits-politische Lage erörtert. Auf der Tagesordnung stehen auch eine Änderung der Satzung der Bundesärztekammer (die Ärztekammer Berlin soll ex- pressiv verbis in der Satzung ge- nannt werden) und der Geschäfts- ordnung der Deutschen Ärztetage (wieder einmal wird versucht, eine Antragskommission einzurich- ten). Im Rahmen des Tätigkeitsbe- richtes der Bundesärztekammer werden unter anderem die Vorsit- zenden der beiden Bundesärzte- kammer-Akademien (für Allge- meinmedizin und der Fachärzte) referieren.

Die Sitzung des Präsidiums des Deutschen Ärztetages endete mit einem Referat des Präsidenten des Bundesverbandes der Freien Berufe, Prof. J. F. Volrad Deneke, über die Aufgabe „seines" Ver- bandes. Deneke wies auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Freien Berufe hin; hier seien 1,2 Millionen Personen beschäf- tigt. Gemeinsam sei den Freien Berufen heute die Nachwuchs- problematik. Der Bundesverband werde sich daher — neben so tradi- tionellen Aufgaben wie der Steu- erpolitik — besonders auch der Bil- dungspolitik zuwenden. NJ

3562 (22) Heft 48 vom 28. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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