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Archiv "Medizinische Forschung: Ermutigung zu kritischen Fragen" (03.04.2009)

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A664 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 14⏐⏐3. April 2009

M E D I E N

SUCHTERKRANKUNGEN

Prävention und Behandlung

Zum Teil exzessiver Alkoholkon- sum gehört bei einem Großteil der Jugendlichen zur Gestaltung des Wochenendes, und das nicht nur bei Jungen. In keinem anderen EU- Land rauchen so viele 15-Jährige re- gelmäßig wie in Deutschland, auch dabei haben die Mädchen nachge- zogen. Etwa ein Viertel der Kinder und Jugendlichen mit einem proble- matischen Suchtmittelkonsum be- ginnt bereits vor dem 14. Lebens- jahr mit dem Missbrauch psychotro- per Substanzen. Nach Schätzung des Fachverbands Drogen und Rauschmittel (FDR) gelten gar 25 bis 30 Prozent der unter 25-Jährigen als suchtgefährdet, weil sie entwe- der pränatal bereits durch Sucht- mittel beeinträchtigt wurden, in suchtbelasteten Familien aufwach- sen oder selbst zu früh und zu viel

konsumieren. Hochgerech- net ergibt das in Deutsch- land etwa fünf Millionen kindliche oder jugendliche potenziell Süchtige. Daraus entsteht den Betroffenen und ihren Familien nicht nur erhebliches Leid – für die Industrieländer werden die Kosten der suchtbe- dingten Erkrankungen bei den 15- bis 29-Jährigen auf etwa ein Viertel der in dieser Altersgruppe entstehenden Krankheitskosten geschätzt.

Das Buch richtet sich an diejeni- gen, die in Prävention und Behand- lung der Suchterkrankungen tätig sind. Neben den Grundlagen, den aktuellen Forschungsergebnissen, den klinischen Erscheinungsbildern und der Vorstellung besonderer Ri- sikogruppen folgen Kapitel über Ätiologie, Pathogenese und Dia- gnostik. Zur Behandlung werden auch spezielle, in unterschiedlichen

Regionen angesiedelte Therapiean- gebote vorgestellt. Nach der Dar- stellung von Verlauf und Prognose erfährt der Leser, welche unter- schiedlichen Ansätze es zur Präven- tion gibt. Die letzten Kapitel wid- men sich den zur Verfügung ste- henden Versorgungssystemen und ihren Konzepten und den recht- lichen Aspekten. Die suchtauslösen- den Substanzen werden in ihren Fa- cetten ausführlich vorgestellt, und im Anhang findet man sowohl Adressen der bundesweit in der Suchthilfe tätigen Organisationen als auch Adressen kinder- und ju- gendpsychiatrischer klinischer Ab- teilungen mit suchtspezifischem Angebot sowie Internetadressen zum Thema Sucht.

Den Herausgebern und Autoren ist ein übersichtliches, vielseitiges und dennoch kompaktes Buch ge- lungen, das eine seit Langem beste- hende Lücke zu füllen vermag.

Angelika Schulte-Cloos Rainer Thomasius,

Michael Schulte- Markwort, Udo J.

Küstner, Peter Riedesser (Hrsg.):

Suchtstörungen im Kindes- und Jugend- alter. Das Handbuch:

Grundlagen und Praxis. Schattauer, Stuttgart, New York 2009, 608 Seiten, gebunden, 69 Euro

MEDIZINISCHE FORSCHUNG

Ermutigung zu kritischen Fragen

„In der Medizin können wir uns nie über die Auswirkungen unseres Handelns sicher sein, wir können nur das Ausmaß der Unsicherheit begrenzen.“ Ausgehend von diesem Zitat von W. Silverman (1998) be- leuchten die Autoren um Sir Iain Chalmers, einem Mitbegründer der internationalen Cochrane Collabo- ration, die Thematik, ob die klini- sche Forschung uneingeschränkt im Dienste der Patienten steht.

In acht Kapiteln bietet dieses Buch eine hervorragende Einfüh-

rung in die Methoden, Praxis und Bedeutung der Prüfung medizini- scher Interventionen in vergleichen- den klinischen Studien. Es wendet sich gleichermaßen an Forscher, Ärzte und Patienten und ermutigt diese zu kritischen Fragen. Es plä- diert für einen aufrichtigen Umgang mit schlechter oder überflüssiger Forschung sowie für einen zurück- haltenden und überlegten Einsatz von medizinischen Verfahren, deren Effektivität nicht sicher belegt ist.

Anhand einer Vielzahl eindrucks- voller Beispiele illustrieren die Au- toren, wie traditionell angewandte oder überstürzt eingeführte Verfah- ren mehr Schaden als Nutzen für die Patienten verursachen konnten, weil Wirksamkeit und Sicherheit nicht angemessen getestet wurden.

In einer auch für Laien verständ- lichen Sprache beschreiben die Auto- ren die Entwicklung der methodi- schen Grundlagen und wissenschaft- lichen Prinzipien klinischer Studien.

Mögliche Ursachen für falsche Rück- schlüsse aus klinischer Forschung durch systematische Fehler (Bias) werden ebenso beleuchtet wie die biomedizinische Publikationspraxis,

bei der teilweise selektiv bevorzugt von Studien mit positiven Ergebnis- sen berichtet wird. Entsprechende Maßnahmen, diesen Problemen ent- gegenzutreten, werden diskutiert.

In zwei Kapiteln stellen die Auto- ren dar, dass im Hinblick auf eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Arzt und Patient auch bei Laien ein Grundverständnis dieser Zu- sammenhänge gefordert werden muss, von diesen aber auch ge- wünscht wird. Im abschließenden Kapitel äußern die Autoren den Wunsch nach einer „Revolution“:

Patienten sollten Forschung aktiver mitgestalten, um diese zu optimie- ren; als entscheidende „Nutzer“

sollten sie ihren Teil zur Priorisie- rung und Gestaltung der For- schungslandschaft beitragen.

Den deutschen Bearbeitern ist es zu verdanken, dass dieses wichtige Buch nun auch für das deutschspra- chige Publikum zur Verfügung steht. Die englische Originalversion kann kostenfrei als PDF-Dokument unter www.jameslindlibrary.org/pdf/

testing-treatments.pdf herunterge- laden werden. Britta Lang, Jörg J. Meerpohl Imogen Evans, Hazel Thornton,

Iain Chalmers: Medizin auf dem Prüfstand.

Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2008, 145 Seiten, kartoniert, 19,95 Euro

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