Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 29–30|
22. Juli 2013 A 1443 LASERModellauge soll Eingriffe optimieren
Wissenschaftler des Instituts für An- gewandte Physik (IAP) der Univer- sität Jena (Arbeitsgruppe Prof. Dr.
Stefan Nolte) haben ein Modell auge vorgestellt, das der Untersuchung optischer Nebeneffekte nach Be- handlung mit ultrakurzen Laserpul- sen dient (www.iap.uni-jena.de/IAP.
html). Das Modell besteht – analog zum menschlichen Auge – aus einer transparenten künstlichen Hornhaut, einer Linse und einer Iris, wohinge- gen die hintere Augenkammer mit Wasser gefüllt ist. Als Ersatz für die
Netzhaut verwenden die Forscher ei- nen Kamerasensor. Mittels Sensor kann die Umgebung abgebildet wer- den, und es lassen sich spezielle Testtafeln analysieren.
Tests haben ergeben, dass durch Lichtbeugung nach Laserbehand- lungen an der Linse des Auges zum Beispiel Regenbogeneffekte auftre- ten können. „Diese unerwünschten Nebeneffekte können wir mit dem Modellauge simulieren“, sagte Dr.
Roland Ackermann vom IAP. Ziel sei es, laserchirurgische Eingriffe SMARTPHONE
Ionisierende Strahlung messen
Radiologen der Medizinischen Hochschule Hannover haben unter- sucht, ob sich Smartphones zur Ab- schätzung ionisierender Strahlung eignen. Für die Anwendung wird der CMOS-Chip der Handykameras ge- nutzt, der elektromagnetische Wel- len misst. Da ionisierende Strahlen eine Variante dieser Wellen sind, las- sen sich die Ka me ra chips der Handys mittels Software so ansteuern, dass sie ionisierende Strahlen registrieren und auch messen können.
Was die Radiologen vor allem interessierte, war die Frage, ob sich Smartphones in der Radiologie als Personendosimeter einsetzen las- sen. Solche Messgeräte tragen Ra- diologen und radiologisch-techni- sche Assistenten während der Ar- beitszeit am Kittel, um sicherzustel- len, dass niemand durch schädliche Mengen an ionisierender Strahlung gefährdet wird. Im Rahmen der Studie wurde diese Situation mit ei- ner menschlichen Puppe simuliert, einem Alderson-Rando-Phantom.
Dieses ist so nachgebildet, dass es die ionisierenden Strahlen in ähnli- chem Umfang schwächt und streut wie ein menschlicher Körper.
Für den Versuch wurden ein An- droid-Smartphone mit einer am
Helmholtz-Zentrum in München bereits unter Laborbedingungen ge- testeten App sowie ein iPad mit ei- ner kommerziellen App genutzt.
Als Goldstandard dienten ein ge- eichtes Dosimeter mit Ionisations- kammer und ein elektronisches Per- sonendosimeter. Dem Test zufolge ist es prinzipiell möglich, mittels ei- nes Smartphones ionisierende Strah- lung zu messen. Die kalibrierbare App aus München schnitt dabei bes- ser ab.
Für eine amtliche Personendosi- metrie sind die Geräte jedoch der- zeit nicht geeignet. Der Grund sind
nicht die Apps, sondern die bauli- chen Besonderheiten der mobilen Geräte: Der Kamerasensor ist streng in eine Richtung ausgerichtet und liefert nur dann brauchbare Da- ten, wenn er exakt auf die Strahlen- quellen zielt. Wird das Gerät um 45 Grad gekippt, ändern sich die Messwerte teilweise erheblich. Die Messungen sind somit extrem rich- tungsabhängig, was eine zuverlässi- ge Dosimetrie unter Alltagsbedin- gungen verhindert. EB Oben: Bildschirm des Smartphones
während der Messung
Rechts: Mittels C-Bogen wurde ein Phantom mit Röntgenstrahlung durch- leuchtet (roter Pfeil). Die dabei entstehende Streustrahlung (gelbe Pfeile) ließ sich mit einer geeichten Messkammer beziehungs- weise dem Smartphone nachweisen.
Foto: Medizinische Hochschule Hannover
zu optimieren, mit denen sich die Alterssichtigkeit korrigieren lasse.
Im Gegensatz zu Laserbehandlun- gen der Hornhaut werden derartige Lasereingriffe an der Augenlinse noch nicht klinisch durchgeführt.
Dieses Forschungsvorhaben läuft im Rahmen des internationalen Sti- pendienprogramms „Green Pho - tonics“, das Teil des vom Land Thü- ringen und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung geförder- ten Kompetenzdreiecks „OptiMi“
(www.optimi.uni-jena.de) ist. EB