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Archiv "Sorgen um die Apothekenpreise: Marginalien zum Deutschen Apothekertag" (26.09.1974)

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Die Information:

Bericht und Meinung

71. Jahrgang / Heft 39 26. September 1974 Postverlagsort Köln

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Sorgen um

die Apothekenpreise

Marginalien zum Deutschen Apothekertag

Zum vertrauten Bild von Verbandstagen jeder Art gehört es zwar, daß die Verbandsstrategen eher tiefe Sorge denn volle Zufrieden- heit bekunden. Doch wäre es voreingenommen, die Befürchtungen über die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken, die jetzt auf dem Deutschen Apothekertag in Hamburg massiv vorgebracht wurden, auf diesen gemeinsamen Nenner zu bringen. Kurzsichtig wäre es zudem, darauf zu verweisen, daß die Apothekersorgen allein die Apotheker angingen. Hier geht es auch um Gesundheitspolitik und nicht zuletzt um etwas Gesellschaftspolitik — ein weites Feld (um mit dem Apotheker Fontane zu kommen), auf dem sich nicht nur dieser Berufsstand abmüht.

Über die Neuordnung des Arzneimittelmarktes, etwas weniger ge- schwollen: über eine merkliche Senkung der Arzneimittelpreise plus etwas Mitbestimmung für sogenannte gesellschaftlich relevan- te Gruppen, ist schon fast zuviel geredet worden. Politisch konkre- tisiert hat sich bisher nichts. Um das relativ konkrete Bauer-Papier aus dem Bundeswirtschaftsministerium, das Abstriche bei allen Marktbeteiligten vom Hersteller bis zum Apotheker vorsah, ist es so still geworden wie um den Ministerialrat Bauer selbst. Geblie- ben ist die — in der Öffentlichkeit immer populäre — vage Forde- rung nach Senkung der Arzneimittelpreise. Die Marktbeteiligten kämpfen also einstweilen vor Nebelwänden. Den Apothekern zu- mindest scheint das langsam unheimlich zu werden. Sie befürchten nämlich, die Preissenkung sollte allein zu ihren Lasten gehen.

Dem Bauer-Papier hatte die Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertre- tungen Deutscher Apotheker (ABDA) zwar zu vieler Leute Erstau- nen mehr oder weniger bereitwillig zugestimmt, doch nur, weil es eine Schröpfung aller Beteiligten vorsah und im übrigen das Schröpfen an sich unvermeidlich erschien. Jetzt glaubt man aber, und Apothekervereins-Vorsitzender Dr. Goetz Alberti vertrat das auf dem Apothekertag mit Macht, gekürzt werde allein bei den Gewinnen der Apotheker. Dabei seien die Apothekerpreise besser als ihr Ruf; die Rentabilität der Durchschnittsapotheke entspreche lediglich der von guten Einzelhandelsgeschäften.

Redaktion:

5023 Lövenich (Kreis Köln) Postfach 14 30

Dieselstraße 2 Ruf: (0 22 34) 70 11 -1 Fernschreiber 8 89 168 Verlag und

Anzeigenabteilung:

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 26. September 1974 2759

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Die Information:

Bericht und Meinung Deutscher Apothekertag

Hintergrund der Alberti-Befürch- tung ist eine Meldung (vor Monaten in die Welt gesetzt, nicht demen- tiert, aber auch nicht bestätigt), wonach die Bundesregierung vor- hat, die Spanne der Apotheken um

„deutlich über sieben Prozent"

(angeblich sollen 8,5 Prozent ge- meint sein) zu senken. Die magi- sche Zahl Sieben rührt von dem Rabatt her, den die Apotheken bis- her den gesetzlichen Krankenkas- sen gewähren. Dieser Sieben-Pro- zent-Rabatt soll fortfallen, sofern es zu der generellen Senkung der Spanne kommt. Da jedoch das Ge- schäft mit den Kassen nur gut die Hälfte des Apothekenumsatzes ausmacht, wäre schon eine Sen- kung um sieben Prozent auf den Gesamtumsatz nicht mehr einkom- mensneutral. Nun aber gar „deut- lich über sieben"!

Kurzum, Dr. Alberti rechnete vor der Presse aus, der Gewinn vor Steuern würde von 14,2 (gemessen am Jahr 1972) auf 10,2 sinken. Das bei zunehmendem, wirtschaftlichen Risiko und angesichts der konjunk- turellen Stagnation, wenn nicht gar Rezession! Die Folgen wären:

Schließung vieler Apotheken (die Rede war von „bis zu einem Drit- tel"), Personalabbau, Ausweichen auf das Nebensortiment.

Nun mag mancher das Drohende an der Darstellung zum Teil aufs Konto Verbandstaktik buchen, also das vorbeugende Aufbauen von Verhandlungspositionen. Doch es bleibt auch beim neutralen Beob- achter zumindest ein ungutes Ge- fühl. Den Apothekern kann man ihre Unruhe nicht verdenken. Un- angenehm ist die Lage vor allem auch deshalb, weil über die kon- kreten Absichten der Bundesregie- rung noch immer nichts bekannt wurde. Auch Frau Minister Focke wollte oder konnte nichts zur Klar- heit beitragen, nur eine beruhigen- de Versicherung: Die befürchteten gesundheitspolitischen Auswirkun- gen einer Schröpfungspolitik sei- en natürlich von keinem gewollt.

Die Apotheker tappen also weiter im Nebel auf ihrem Arzneimittel- markt, lediglich ahnend, daß etwas

passieren wird, und wissend, daß der ganze Markt Gesundheit (damit wären dann auch die Ärzte beson- ders angesprochen) unter Dauer- beschuß vornehmlich solcher Re- formatoren steht, denen die Markt- wirtschaft, selbst in der schon sehr administrierten Form wie im Sektor Gesundheit, suspekt ist. Wie deren Vorstellungen aussehen können, weiß der Kundige aus der europä- ischen Nachbarschaft: der Apothe- kenmarkt und generell das Gesund- heitswesen scheint zur Vergesell- schaftung besonders zu verlocken.

Schreiben wir es daher den wirt- schaftlichen Befürchtungen und der daraus resultierenden Nervosi- tät zu, wenn unter Apothekern ge- legentlich (wie auch wieder anläß- lich des Apothekertages), etwas ungezielt Feind und Freund aufs Korn genommen werden. Zum Bei- spiel der Partner „Arzt".

Nehmen wir den Punkt Rezept- pflicht: Nach dem Entwurf des neu- en Arzneimittelgesetzes (ein Ge- genstand auch des Apothekerta- ges) soll eine Erweiterung der Re- zeptpflicht möglich sein, wenn bei nicht bestimmungsgemäßem Ver- brauch an sich rezeptfreier Mittel eine Gefährdung der Gesundheit zu „befürchten" ist. Man kann tat- sächlich der Auffassung sein, daß die Formulierung „befürchten" zu vage ist, daß also zumindest hier genauer definiert werden müßte.

Doch an dieser Stelle soll lediglich ein bedenkliches, zudem auch nutzloses Argument erwähnt wer- den, mit dem die Apotheker sich gegen die befürchtete Erweiterung wehren: Die Krankenkassen müß- ten nun nicht nur den Preis für das ärztlich vorgeschriebene Arznei- mittel bezahlen, sondern auch die damit verbundene ärztliche Lei- stung honorieren. Und außerdem würde vielleicht mancher Apothe- ker verführt, es mit der Rezept- pflicht nicht so genau zu nehmen.

Nehmen wir das Beispiel Ärztemu- ster: ein wohlvertrautes Thema aus jahrelangem Hin und Her. Es mag verständlich sein, wenn dieser

Dauerbrenner immer wieder einmal nach vorn gestellt wird. Aber ist die Schärfe, mit der auch vor der Presse das Thema angesprochen wurde, eigentlich nötig? Und muß man zu den zweifelhaften Bewei- sen greifen, nach denen angeblich 20 (zwanzig!) Prozent der Arznei- mittel als Muster abgegeben wer- den; darf man aus Einzelfällen pau- schal schließen, daß die sachge- mäße Lagerung beim Arzt „in kei- ner Weise gegeben" ist?

Die Partnerschaft zwischen Arzt und Apotheker ist schon oft beru- fen worden. Wir wollen diese For- meln nicht ein weiteres Mal bemü- hen, denn die gute Zusammenar- beit sollte eigentlich selbstver- ständlich sein! Dazu gehört sicher- lich auch die offene Ansprache von strittigen Fragen. Aber das geht si- cherlich „partnerschaftlicher". Ge- rade im Zusammenhang mit den leidigen Ärztemustern war am Ran- de des Apothekertages ein partner- schaftliches Argument zu hören, das nicht nur geschickt ist: Im Grunde gehe es bei diesem Thema nicht um wirtschaftliche Fragen.

Das zwar auch, und mancher Apo- theker messe dem auch immer noch besonderes Gewicht bei.

Aber man müsse das einmal ge- sellschaftspolitisch sehen: Die vor- dergründig kostenlose Abgabe von Mustern in der Arztpraxis (volks- wirtschaftlich gesehen bezahlt die Muster natürlich der Versicherte) mache, wenn's übertrieben werde, die Praxis zu einer Abgabestelle wie ein öffentliches Ambulatorium.

Diese Verwandtschaft könnte doch den Ärzten nicht recht sein. Zum zweiten: Es gehe um die saubere Trennung der Bereiche Diagnose und Therapie beim Arzt; Arzneimit- telabgabe generell beim Apotheker.

Soweit diese Argumentation eines Vertreters der Apothekerschaft.

Geschickt, aber es ist was dran.

Bliebe zur Trennung der Bereiche noch auf die viel zitierte „Bera- tungsfunktion" hinzuweisen. Nur der Vollständigkeit halber. Auch hier liegt ein weites Feld, um noch- mals den alten Briest zu zitieren.

Zu viel für eine Marginalie. NJ

2760 Heft 39 vom 26. September 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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