irreversiblen Schädigung des sero- tonergen Neurotransmitter-Systems führt. Hierbei erwies sich die Hippo- campus-Formation, die für Gedäch- nisprozesse und die Entstehung von Angst bedeutsam ist, als am stärks- ten betroffen (8). Im Rattenversuch konnte die Irreversibilität der Schädi- gung jedoch nicht nachgewiesen wer- den. Interessant ist in diesem Zusam- menhang, daß bei Versuchstieren mit sehr niedriger Serotonin-Konzentra- tion im Vergleich zu nichtgeschädig- ten Kontrolltieren keine Verhaltens- abweichungen festzustellen waren.
Internistische Befunde
Im Bereich des Vegetativums kommt es etwa eine Stunde nach der Einnahme von Ecstasy zu einem An- stieg der Herzrate und des Blut- drucks. In dieser akuten Intoxikati- onsphase werden von den Konsu- menten die in der Tabelle 2 aufge- führten Begleiterscheinungen des Rausches berichtet. In der postaku- ten Phase können Störungen wie Übelkeit, Trismus oder Bruxismus fortbestehen und dann auch mit psy- chophysischer Erschöpfbarkeit, arte- rieller Hypotension und Muskel- schmerzen verbunden sein (4, 7).
Bei den aufgetretenen Todesfäl- len, die mit dem Mißbrauch von Ecstasy in Zusammenhang gebracht werden, ließ sich gehäuft eine Trias, bestehend aus Hyperthermie, Rhab- domyolyse und disseminierter intra- vasaler Koagulation feststellen. Be- dingungsfaktoren für die Entste- hung dieses Störungsbildes werden in der Überhitzung des Körpers, dem hohen Flüssigkeitsverlust und dessen unzureichender Kompensati- on durch Flüssigkeitsaufnahme gese- hen.
Außerdem greift MDMA direkt in die zentrale Temperaturregulation ein. Die Schwere dieses Störungsbil- des ist offensichtlich unabhängig von der Ingestions-Dosis. Des weiteren erkrankten Ecstasy-Konsumenten an einem akuten Nierenversagen und andere an einer nicht infektösen Hepatitis (3). Der nephro- und hepa- totoxische Effekt des MDMA sind inzwischen belegt. Daneben werden Fälle von Kreislaufdysregulatio-
nen, Herzarrhythmien, Kammerflim- mern und plötzlichem Herztod be- schrieben.
Aktuelle
Forschungsarbeiten
Gegenwärtig führen wir eine repräsentative Befragung an Psychia- trischen, Kinder- und Jugendpsychia- trischen Kliniken, Drogen- und Er- ziehungsberatungstellen und Sozial- psychiatrischen Diensten zum Ecstasy- Konsum durch. Bundesweit wurden insgesamt 1 400 Einrichtungen ange- schrieben. Diese Befragung soll unter anderem Aufschluß über die Vorkom- menshäufigkeit, die Altersstruktur und die Geschlechtsverteilung von Ec- stasy-Konsumenten in diesen Institu- tionen geben. Darüber hinaus sollen in dieser Studie die Gründe (psychische und körperliche Symptomatik), die für den Kontakt mit den angeschriebenen Einrichtungen verantwortlich waren, aufgehellt werden; diese Studie befin- det sich gegenwärtig in der Abschluß- phase der Auswertung.
Die Übersicht über den gegen- wärtigen Forschungsstand verdeut- licht, daß Ecstasy eine gesundheitspo- litische Herausforderung ersten Ran- ges ist, die der weiteren wissenschaft- lichen Aufhellung bedarf; so liegen für den psychiatrischen, neurologi- schen und internistischen Bereich je- weils interessante Einzelbefunde vor, die jedoch bisher unzureichend, im Sinne einer integrativen Perspektive, aufeinander bezogen wurden. Auf dieses Defizit zielt eine interdiszi- plinäre Studie, die wir im Winter 1996/97 mit Mitteln des Bundesge- sundheitsministeriums beginnen wer- den. Diese Studie soll einerseits Auf- schluß über die Beziehungen zwi- schen den drei Analyseebenen geben und andererseits die Entwicklung ei- nes Risiko-Klassifikationssystems er- möglichen, das den Gefährdungsgrad einzelner Ecstasy-Verwendergruppen bezüglich psychischer und organi- scher Störungen prognostiziert.
Ein Hauptziel unserer Untersu- chung ist es, diejenigen persönlich- keits- und neurosenspezifischen Prä- diktoren zu identifizieren, die mit ei- nem erhöhten Gesundheitsrisiko ver- bunden sind. Die Ergebnisse der Un- tersuchung sollen darüber hinaus ei- nen Beitrag zur Entwicklung präven- tiver Maßnahmen leisten.
In Rahmen einer psychiatrisch- psychodynamischen Diagnostik wer- A-375
M E D I Z I N AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 7, 14. Februar 1997 (43) Neurologische
Komplikationen bei Ecstasy-Konsumenten 1 Konvulsion
1 Zerebrovaskulärer Infarkt 1 Intrakranielle Blutung 1 Subarachnoidalblutung 1 Zerebrale
Sinusvenenthrombose 1 Lagophthalmus
Tabelle 2
Vegetative Effekte während des Rausches (akut) und nach Abklingen des Rauschzu- standes (subakut)
Effekt akut subakut
Tachykardie x Hypertension x
Hypotension x
Hitze- und Kältewallungen x
Nausea x x
Vomitus x x
Mydriasis x Nystagmus x Mundtrocken-
heit x
Gangunsicher-
heit x
Hyperreflexie x
Myalgien x x
Trismus x x
Bruxismus x x
Tremor x
Parästhesien x Harndrang x