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Archiv "Kalziumantagonist Mibefradil: Selektive Hemmung der T-Typ-Kanäle" (21.03.1997)

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ereits 1992 hat Profes- sor P. J. Meunier (Lyon) in einer Interventions- studie an mehr als 3 200 älte- ren Frauen nachgewiesen, daß die Substitution von 1 200 mg Kalzium kombiniert mit 800 I. E. Vitamin D3das Risiko einer Schenkelhals- fraktur um 43 Prozent senkt.

Der chronische Vitamin- D-Mangel stellt, so Professor R. Bouillon (Leuven) auf der Fachpressekonferenz in Lyon, einen starken Risiko- faktor für beschleunigten Knochenverlust dar. Die ho- he Dosierung Kalzium mit Vitamin D kann dem sekun- dären Hyperparathyreoidis- mus entgegenwirken: Bei ei- ner Vitamin-D3-Unterversor- gung wird vermehrt Parat- hormon in den Nebenschild- drüsen gebildet, das dafür sorgt, daß immer genügend Kalzium im Blut vorhanden ist. Bei entsprechendem Mangel wird dann durch das Parathormon Kalzium im Skelett abgebaut, um einen ausreichenden Kalziumspie- gel im Blut zu erhalten.

Fast gleichzeitig mit dem Termin der Einführungskon- ferenz in Lyon lag die Zulas- sung für Ossofortin® forte

(600 mg Kalzium plus 400 I.E.

Vitamin D3), das neue Kom- binationspräparat des Unter- nehmens Strathmann, vor.

Mit nur zwei Kautabletten täglich wird die optimale Do- sierung zur Therapie und Prophylaxe der Osteoporose erreicht.

Auch Männer sind betroffen

Es ist, wie Meunier doku- mentierte, nie zu spät, eine Schenkelhalsfraktur zu ver- hindern. Die gefundene Do- sis kann selbst bei 80jährigen die Knochenmasse noch stei- gern. Meunier behandelte mit 1 200 mg Kalzium und 800 I.E. Vitamin D3täglich. Nach drei Jahren bestätigten sich die Daten, Schenkelhalsfrak- turen zu reduzieren, ein- drucksvoll.

Das Risiko der Osteo- porose ist nicht nur ein weibliches Problem, wenn- gleich die Rate der Frak- turen bei den

Frauen nach der Postmeno- pause ungleich höher liegt. Man schätzt, so Prof.

J. D. Ringe (Le- verkusen), daß bis zu zehn Pro- zent der Osteo- porosefälle Män- ner sind. Bei Frauen gilt ei- ne angemesse- ne Kalzium-Vit- amin-D-Supple-

mentation heute als Basisthe- rapie der Osteoporose.

Bisher gebe es nicht genü- gend Daten, um dieselbe Empfehlung auch für Männer zu unterstützen, bedauerte Ringe. Eine vielversprechen- de Indikation der neuen fixen

Kombination für Männer könnten die Therapie der se- nilen Osteoporose und die Prävention der Oberschen- kelhalsfraktur sein; denn im- merhin 22 Prozent der Ober- schenkelhalsbrüche betreffen das männliche Geschlecht.

Die Verträglichkeit des neuen hochdosierten Kombi- nationspräparates wird als gut eingestuft. Die Diskussi- on über die Möglichkeit der

Bildung von Nierensteinen sei nichtig. Ringe erläuterte, daß die häufigsten Nieren- steine (Oxalatsteine) sogar durch Kalzium verhindert würden. Ossofortin® forte wird seit 15. Februar angebo- ten. Ursula Petersen

A-762 (70) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 12, 21. März 1997

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Osteoporose-Kombinationstherapie

Vitamin D und

Kalzium hochdosiert

Kalzium und Vitamin D können auch bei Senioren die Knochenmasse noch steigern. Foto: Strathmann

K

alziumantagonisten ha- ben einen festen Stel- lenwert in der Behand- lung der Hypertonie und der Angina pectoris, sind aber auch mit einigen Nachteilen belastet, wie zum Beispiel ei- ner mehr oder weniger stark ausgeprägten negativ-inotro- pen Wirkung oder einem re- flektorischen Anstieg der neurohumoralen und sympa- thischen Aktivität. Mit dem Tetralinderivat Mibefradil wurde ein neuer Kalziumant- agonist entwickelt, von dem man sich ein besseres Risiko- Nutzen-Verhältnis erhofft.

Erste klinische Studien schei- nen die präklinischen Ergeb- nisse zu bestätigen.

Mibefradil ist der erste Kalziumantagonist, der weit- gehend selektiv die Kalzium- kanäle vom T-Typ (= tran- sient, low-voltage activated) blockiert. Die T-Typ-Kanäle

kommen hauptsächlich in glatten Muskelzellen der Ar- terien, im Sinusknoten, in Myokard, in einigen Nerven- zellen und auch in den Ne- bennieren vor – nicht dage- gen im normalen Gewebe.

Offensichtlich blockiert Mibefradil nicht ausschließ- lich, aber primär die T-Typ- Kanäle, betonte Prof. Kent Hermsmeyer (Universität Beaverton, Oregon). Er geht davon aus, daß auch eine teil- weise Blockade der L-Typ- Kanäle (= long-lasting, high voltage activated) zur Ge- samtwirkung der Substanz

beiträgt. Aus der selektiven Blockade der T-Kanäle erge- ben sich bedeutsame Konse- quenzen:

1. Es kommt zu einer Va- sodilatation vor allem der Koronar- und der zerebralen Widerstandsgefäße.

2. Wahrscheinlich werden Umbauvorgänge an der Ge- fäßwand gehemmt. Man ver- mutet, daß Signale aus den Kalziumkanälen vom T-Typ diese Umbauvorgänge unter- stützen oder sogar initiieren.

3. Darüber hinaus führt die Blockade der T-Kanäle im Myokard zu einer Senkung

der Herzfrequenz. Herms- meyer geht davon aus, daß diese Effekte von Mibefradil insbesondere bei der Hyper- tonie, der Angina pectoris und bei Vasospasmen thera- peutisch von Nutzen sein dürften.

Alle bisher durchgeführ- ten klinischen Studien bei Pa- tienten mit milder bis mäßi- ger Hypertonie belegen ein deutliches Dosis-Wirkungs- Verhältnis, erläuterte Dr.

Isaac Kobrin (Hoffmann-La Roche). Ein echter Therapie- effekt ist ab einer Tagesdosis von 50 mg Mibefradil erkenn- bar. Eine Dosierung von mehr als 100 mg/Tag bringt keinen weiteren therapeuti- schen Vorteil.

Die plazebokorrigierte Senkung des diastolischen Blutdrucks lag bei 10 bis 12 mm Hg. Im Mittel wurde bei 60 bis 70 Prozent der Patien-

Kalziumantagonist Mibefradil

Selektive Hemmung

der T-Typ-Kanäle

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ten eine Normalisierung der Blutdruckwerte erreicht. Die eigentliche Responserate – definiert als Blutdrucksen- kung von mindestens 10 mm Hg beziehungsweise Norma- lisierung der Werte – betrug 70 bis 80 Prozent.

Die klinischen Studien belegen eine gleichmäßige Blutdruckreduktion über 24 Stunden mit wenig Fluktua- tionen. Allerdings tritt die vollständige blutdrucksen- kende Wirkung von Mibefra- dil erst allmählich innerhalb der ersten beiden Behand- lungswochen ein, so daß ein First-dose-Effekt nicht zu er- warten ist.

Eine ähnlich gute Wirk- samkeit von Mibefradil wür- de auch bei Patienten mit chronisch stabiler Angina pectoris bestätigt, betonte Kobrin. Auch hier liegt der Dosisbereich zwischen 50 und 100 mg/Tag Mibefradil.

Dosisabhängig nahmen die anginösen Episoden pro Wo- che deutlich ab – begleitet durch eine Abnahme des Ni- tratverbrauchs.

Anzahl und Dauer der stummen Ischämien wurden mittels ambulanter EKG-Re- gistrierung über 48 Stunden

belegt. Ähnlich wie in den Hypertoniestudien kam es auch bei den Patienten mit Angina pectoris zu einer Ver- minderung der Herzfrequenz – abhängig von der Dosis und dem Ausgangswert. Kobrin wies darauf hin, daß eine niedrigere Herzfrequenz mit einem verminderten kardio- vaskulären Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko einhergehe.

Die Verträglichkeit von Mibefradil im Dosisbereich von 50 bis 100 mg/Tag bewer- tete Kobrin als gut. Dosisan- passungen seien, so Kobrin, auch bei Hochrisikopatien- ten nicht notwendig. Mibe- fradil werde rasch und voll- ständig absorbiert; die Bio- verfügbarkeit betrage unge- fähr 90 Prozent und werde nicht durch Nahrungsaufnah- me beeinflußt, betonte Tho- mas F. Lüscher (Bern).

Die Wirkdauer ist mit ei- ner HWZ von 17 bis 25 Stun- den deutlich länger als bei den meisten anderen Kalzi- umantagonisten. Mibefradil wird nach Angaben des Her- stellers Hoffmann-La Roche in der zweiten Jahreshälfte als Posicor® auf den Markt kommen.

Birgit-Kristin Pohlmann

A-763 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 12, 21. März 1997 (71)

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Generika spielen auf dem deutschen Arzneimittelmarkt eine zunehmende Rolle. Dem trägt der Zusammenschluß der Generika-Aktivitäten von Isis Pharma und Klinge Nattermann Puren Rech- nung: Die „Isis Puren Arznei- mittel“ gehört nun zu den führenden Generika-Anbie- tern in Deutschland. Insge- samt werden 52 Präparate in 116 Wirkstärken und Darrei- chungsformen vorgehalten, wobei zwölf Indikationsge- biete abgedeckt werden. An- geboten wird, so Geschäfts- führer Jürgen Scholl, ein brei- tes Sortiment mit modernsten galenischen Formen, damit eine größtmögliche therapeu- tische Sicherheit gewährlei- stet ist. Darüber hinaus wer-

den Arzt und Apotheker durch ein breites Service-An- gebot unterstützt. CV

Kurz informiert

Latexfreier OP-Hand- schuh – Das Unternehmen Paul Hartmann bietet einen neuen latexfreien OP-Hand- schuh „Peha-taft®syntex“ an, der aus 100 Prozent syntheti- schem Copolymer hergestellt wird. Der neue OP-Hand- schuh ist nicht nur für Perso- nen geeignet, die gegen La- texproteine allergisch reagie- ren, er ist ebenfalls frei von den allergieauslösenden che- mischen Zusatzstoffen wie Thiurame oder Mercapto- benzothiazole. pe

Isis Puren Arzneimittel:

Auf Generika konzentriert

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