A-797 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 13, 28. März 1997 (9)
merksam machen, daß es auch heutzutage chirurgische Eingriffe mit Todesfolge gibt, geschweige denn in einer Zeit, als die Mehrheit der Menschen um Hippokrates noch in Höhlen hauste.
Nicht die Abkehr, sondern die Einhaltung des hippo- kratischen Eides hat dem Abendland seine gediegenen, in der Stille gewachsenen ärztlichen Wertvorstellungen ermöglicht!
Papasimos Sokrates, Uh- landstraße 12, 32545 Bad Oeynhausen
Großbritannien
Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Unisex- Schlafsäle“ in Heft 9/1997:
Andere Erfahrungen
Obwohl die Vorstellung von riesigen Krankenschlaf- sälen für deutsche Patienten und deutsche Ärzte schreck- lich anmuten mag, habe ich im Rahmen meines Studien- aufenthaltes in GB damit an- dere Erfahrungen gemacht.
Zwar ist es nicht ange- nehm, mit vielen Menschen einen Raum zu teilen, jedoch waren dort unter den Patien- ten die Einzelzimmer eher unbeliebt. Sie profitierten von den Kontaktmöglichkei- ten und der häufigeren Zu- wendung durch das Pflege- personal. Was mir jedoch am wichtigsten erscheint: Durch die Vorhänge, die um die Bet- ten gezogen werden konnten, war der Schutz der Persön- lichkeits- und Intimsphäre der Patienten viel besser ge- währleistet als zum Beispiel im beliebten Zwei- oder Drei- bettzimmer in einer deut- schen Klinik.
Bei uns finden alle Ge- spräche und Untersuchungen sowie Pflegemaßnahmen an einem Patienten unter den Augen und Ohren der Bett- nachbarn statt, ob er es möch- te oder nicht. Zudem nehmen ärztliches und Pflegepersonal oft zu wenig Rücksicht auf diese Persönlichkeitsrechte, ich möchte mich selbst dabei gar nicht ausnehmen. So kön-
nen wir doch auch etwas vom englischen Krankenhauswe- sen lernen.
Dr. med. Birgit Pfeiffer, Schaftriebweg 6, 55131 Mainz
Heilmittel
Zu der Grafik „Heilen ohne Pillen“, Heilmittelausgaben nach Leistungser- bringern im Jahr 1995, in Heft 6/1997:
Behandler qualifizieren
Am 6. November 1996 trat die Budgetierung der Heil- mittel in Kraft, die zu dem ge- nannten Einbruch in der Ver- ordnung von Physiotherapie- mitteln führte und die Exi- stenz von Physiotherapiepra- xen bedroht. Die vorliegende Statistik von 1995 zeigt eine fast siebenmal höhere Sum- me der Heilmittelausgaben in den alten Bundesländern, die nicht mit der Bevölkerungs- zahl zu erklären ist. 1995 be- stand in den neuen Bundes- ländern weder eine Über- noch eine Unterversorgung mit Physiotherapiemitteln.
Wäre nicht eine einfache Erklärung dieser Statistik, daß in den neuen Bundeslän- dern seit Jahrzehnten das Fach Physiotherapie an den Universitäten Lehr- und Prü- fungsfach war? Diese obliga- torische und umfassende Ausbildung erfolgte in den al- ten Bundesländern in diesem Fach nicht, und seit 1994 wird weder in den alten Bundes- ländern noch in den neuen Bundesländern die physio- therapeutische Rezeptier- kunst obligatorisch gelehrt.
Nach der vorliegenden Statistik wurden 1995 in den neuen Bundesländern offen- sichtlich die Heilmittel sach- gerecht und ökonomisch ver- ordnet. Es ergibt sich dem- nach die Forderung, die Be- handlung zu qualifizieren und nicht die Methode zu disqua- lifizieren und zu budgetieren.
Prof. Dr. med. Detlev Riede, Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Ernst-Grube- Straße 40, 06120 Halle S P E K T R U M
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