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Ausdünnversuche bei stark tragenden Kirschensorten

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Academic year: 2022

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O B S T B A U

Ausdünnversuche bei stark tragenden Kirschensorten

Stark tragende Kirschensorten (Massenträger) neigen zu übermässigem Fruchtbehang mit zu kleinen Früchten, geringem Zuckergehalt, wenig Aroma oder schlechtem Fruchtansatz im Folgejahr. Um dem zunehmenden Anbau von Massenträgersorten Rechnung zu tragen, wurden 2015 und 2016 Ausdünnversuche durchgeführt.

Simon Sch w eizer und Di a na Zwa hlen, Agroscope simon.schweizer@agroscope.admin.ch

Neben unbefriedigenden Fruchtqualitäten sind frühe Vergreisung und unregelmässige Erträge weitere Prob- leme, die in der Produktion mit Massenträgersorten auftreten können. Eine Alternanz, wie sie im Kernobst bekannt ist, ist bei Kirschen zwar nicht zu erwarten.

Die Blüteninitiation bei Steinobstarten steht nicht in der gleichen Konkurrenz mit den heranwachsenden Früchten wie bei Apfel oder Birne. Trotzdem kann bei Kirschen ein Alternanz-ähnlicher Effekt auftreten.

Kirschen blühen vor der Blattentwicklung, der Blüten- austrieb und die beginnende Fruchtentwicklung erfol- gen ausschliesslich aus der Reserve. Ein sehr starkes Tragjahr schmälert diese Reserve, was im Folgejahr zu einer geringeren oder weniger fruchtbaren Blüte füh- ren kann.

In Praxisversuchen (Kasten) wurde geprüft, ob eine Entlastung der Bäume durch die chemische Ausdün- nung mit ATS (Ammoniumthiosulfat) die Situation verbessert. Das Produkt ist in der Schweiz bisher als Ausdünnmittel nicht zugelassen.

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Versuche auf Praxisbetrieben

2015 und 2016 wurden Ausdünnversuche an zwei ver- schiedenen Standorten durchgeführt (Tabelle, Abb. 1 u.

2). Die Applikationszeitpunkte wurden wenn möglich so gewählt, dass bei trockener Witterung und mindes- tens 15 °C gespritzt werden konnte. Bei den Verfahren 3 und 4 im Versuch «Christiana» musste die erste Behand- lung wegen der anhaltenden Schlechtwetterperiode je- doch bei 12 °C durchgeführt werden (Vortag und Tag der Applikation niederschlagsfrei, Regen am Folgetag um 15 Uhr). Deshalb wurde die Dosierung für diese Applika- tion von den geplanten 22 L/ha auf 27 L/ha erhöht.

Im Versuch 2015 hatte die Ausdünnung mit ATS nur geringe Effekte. Der Ertrag von «Kordia» (Abb. 3) re- agierte fast gar nicht auf die Behandlungen, bei

«Samba» (Abb. 4) wurden gegenüber der unbehandel-

ten Kontrolle leichte Ertragssteigerungen beobachtet.

Der Anteil an Premiumkirschen wurde aber nicht oder negativ (Verfahren 2 und 3 bei «Samba») beeinfl usst.

Alle Unterschiede waren statistisch nicht signifi kant.

2015: Sorten «Samba» und «Kordia». Vier Wiederholungen pro Verfahren mit je vier Bäumen:

1. Kontrolle

2. 5 L/ha Agro N fl uid auf 500 L Wasser (1%) 3. 10 L/ha Agro N fl uid auf 500 L Wasser (2%) 4. 15 L/ha Agro N fl uid auf 500 L Wasser (3%)

Behandlungen jeweils kurz vor Vollblüte am mehrjährigen Holz (BBCH 64 – 65).

2016: «Christiana». Vier Wiederholungen pro Verfahren mit je drei Bäumen:

1. Kontrolle

2. «Extinction»: Entfernen von rund 30% der Blütenknospen. Die Knospenkränze am Übergang zwei-/einjäh- riges Holz und auf der Astunterseite liegende Buketts wurden ausgedünnt. Vor Austrieb (Abb. 1 und 2).

3. 27 L/ha Agro N fl uid auf 500 L Wasser (5.4%) zur Vollblüte am einjährigen Holz.

4. 27 L/ha Agro N fl uid auf 500 L Wasser (5.4%) zur Vollblüte am einjährigen Holz. 22 L/ha (4.4%) bei Vollblüte am mehrjährigen Holz.

5. 2 × 18 L/ha Agro N fl uid auf 500 L Wasser (3.6%), jeweils zur Vollblüte am einjährigen und mehrjährigen Holz.

Erhebungen:Erntegewicht pro Baum, Fruchtgrössen, Ausfärbung, Fruchtfl eischfestigkeit, Folgeblüte.

Das in den Versuchen verwendete Agro N Fluid (53% Ammoniumthiosulfat) ist in der Schweiz nicht als Aus- dünnmittel zugelassen.

Versuchsparzellen.

Versuchsjahr 2015 2016

Ort Braunau TG Eptingen BL

Produzent Thomas Lehner Martin Degen

Sorte Samba Kordia Christiana

Unterlage GiSelA 6 GiSelA 5 GiSelA 6

Erstes Laub 2010 2013

Spindeln:

Pfl anzabstand 4 × 1.7 m 4.5 × 2.5 m

Abb. 1 und 2: Christiana-Ast vor der Ausdünnung und nach der Behandlung «Extinction», 1. April 2016.

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Auch im Versuch 2016 (Abb. 6) wurden in den ATS-Verfahren keine signifi kanten Unterschiede bei der Erntemenge gemessen. Einzig im Verfahren «Ex- tinction» wurde eine statistisch signifi kante Reduk- tion der Gesamternte um 45% gegenüber der Kontrolle gemessen (5.1 bzw. 9.2 kg/Baum). «Extinction» ergab fast gleich viele Premiumkirschen (2.3 kg/Baum) wie die unbehandelte Kontrolle (2.6 kg/Baum), bei deut- lich geringerem Gesamtertrag. Der Anteil Premium- früchte der Gesamternte (45%) wurde gegenüber der

Kontrolle (28%) gesteigert. Die Verfahren 3 und 4 mit 27 L/ha lieferten mit 3.7 beziehungsweise 3.3 kg/Baum etwas mehr Premiumkirschen als die Kontrolle mit 2.6 kg/Baum. Die Kalibererträge konnten nicht statis- tisch ausgewertet werden, da die Kirschen verfahrens- weise kalibriert wurden.

Fruchtfl eischfestigkeit und Ausfärbung zeigten keine signifi kante Beeinfl ussung durch die Behand- lungen.

Abb. 5: Blattverbrennungen im Verfahren 3 (1 × ATS 27 L/ha), 6. Mai 2016.

Abb. 3 und 4: Erntemengen Kordia und Samba, 2015. Standardfehler für den Premiumanteil und für die Gesamtmengen.

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12

8

4

0

1: Kontrolle

2: 1% ATS (5 L/ha) 3: 2% AT

S (10 L/ha) 4: 3% AT

S (15 L/ha) Premium 28+ Extra 24+ < 24mm

Kordia kg/Bauma

16

12

8

4

0

1: Kontrolle

2: 1% ATS (5 L/ha) 3: 2% AT

S (10 L/ha) 4: 3% AT

S (15 L/ha) Premium 28+ Extra 24+ < 24mm

Samba kg/Bauma

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Abb. 6: Erntemenge Christiana 2016. Standardfehler für die Gesamtmengen.

Essais d’éclaircissage sur les variétés de

cerises fortement productives R É S U M É

Les variétés de cerises fortement productives (gros porteurs) tendent à produire une surabondance de fruits. La qualité des fruits peut en souffrir ou la nouaison en pâtir l’année d’après, ou alors les arbres montrent des symptômes de sénescence précoce.

Des essais de terrain ont été entrepris pour voir si un

éclaircissage chimique à l’ATS (thiosulfate d’ammo- nium) pouvait améliorer la situation. Il est ressorti de ces essais que l’éclaircissage à l’ATS ne fonction- nait pas de manière fi able et qu’une réduction de la charge ne permettait pas d’obtenir une amélioration satisfaisante de la taille des cerises.

Verbrennungen

Während die Bäume in Braunau 2015 kaum Reaktio- nen zeigten, verursachten die ATS-Behandlungen 2016 in Eptingen deutliche Verbrennungen am Laub.

Die Blätter waren oft deutlich kleiner und gekräuselt (Abb. 5 und Foto S. 12 oben). Im weiteren Verlauf der Saison erholte sich das Blattwerk. Es ist bemerkens- wert, dass bei den Verbrennungen kein Zusammen- hang mit den verschiedenen Dosierungen von ATS festgestellt wurde. Bezüglich der Exposition gab es Un- terschiede: Die Blätter auf den Trieboberseiten und auf der Südseite der Bäume zeigten stärkere Verbrennun- gen.

Folgeblüte

Die Folgeblüte nach dem Versuchsjahr 2015 wurde in Braunau mangels Wirksamkeit der Behandlung nicht bonitiert. In Eptingen steht die Folgeblüte noch aus.

Da aber auch die unbehandelten Bäume keinen Über- behang hatten, werden keine wesentlichen Unter- schiede erwartet.

Düngung statt Ausdünnung?

2016 zeigten die ATS-Verfahren eine leichte Verbes- serung der Fruchtgrössen, ohne dass eine Ausdün- nung erzielt wurde. Verfahren 3 (einmalig Agro N fl uid, 27 L/ha) führte zu einem etwas höheren Gesamtertrag und trotzdem deutlich mehr Premiumkaliber als die unbehandelte Kontrolle. Es ist möglich, dass wegen der kühlen Bedingungen die Ausdünnwirkung ausblieb, dafür aber die Düngewirkung von ATS diesen positi- ven Effekt bewirkte.

Fazit

Wie die Versuche zeigen, ist die ATS-Behandlung bei Kirschen keine zuverlässige Ausdünnmethode. 2015 wie auch 2016 konnte mit den ATS-Behandlungen keine wesentliche Ausdünnwirkung erzielt werden.

Frühere Versuche ergaben aber, dass die Ausdünnung mit ATS durchaus sehr wirksam sein kann. Widmer et al. (2006) beschrieben mit über 40% Behangsreduk- tion eine Überdünnung nach einer ATS-Behandlung.

Die Fruchtgrössen konnten in unseren Versuchen mittels Ausdünnung nicht befriedigend verbessert-

werden. Selbst mit der massiven Handausdünnung («Extinction») um 45% wurden die Fruchtgrössen nicht in dem Mass verbessert, dass die Ertragsein- busse wettgemacht worden wäre. Auch in Widmers Versuch wurden die Fruchtgrössen trotz Überdün- nung nicht verbessert.

Dank

Wir danken den beiden Betriebsleitern Martin Degen und Thomas Lehner für die gute Zusammenarbeit. Q

Literatur

Widmer A., Stadler W., Schwan S. und Näpfl in B.: Ist eine Be- hangsregulierung bei Süsskirschen notwendig? Schweiz. Z.

Obst-Weinbau 21, 8-11, 2006.

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8

4

0

1: Kontrolle 2: Exti

nction 3: 1 × 2

7 L/ha 4: 27

L/ha, 22 L/ha

5: 2 × 1 8 L/ha Premium 28+ Extra 24+ 1Kl. 21+ < 21mm

kg/Baum

Referenzen

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