• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Futter für Leseratten" (08.03.1996)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Futter für Leseratten" (08.03.1996)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kurz informiert

Biogen vermarktet selbst – Biogen Inc., Cambridge, Mass. (USA), hat bisher die in der eigenen Forschung ent- wickelten Arzneimittel an Li- zenznehmer zur Vermarktung vergeben. Von diesem Jahr an wird das Unternehmen die selbstentwickelten Produkte auch selbst vermarkten. Bio- gen beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Medikamenten auf gene- tischer Basis, wie zum Beispiel für die Behandlung von Mul- tipler Sklerose, Entzündun- gen, Atemwegserkrankungen sowie bestimmten Viren und Krebsformen. 1995 erzielte das Unternehmen einen Ge- samtumsatz von 151,7 Millio- nen US-Dollar bei einem Reingewinn von 5,6 Millionen US-Dollar. Im gleichen Zeit- raum beliefen sich die Auf- wendungen für Forschung und Entwicklung auf 87,5 Mil- lionen US-Dollar. Kl

Cotrim 960 Heumann – Im Bereich Antibiotika hat Heumann Pharma seine Ge- nerika-Palette um Cotrim 960 Heumann erweitert. Es ent- hält 160 mg Trimethoprim und 800 mg Sulfamethoxazol.

Indiziert ist das Antibiotikum

vor allem bei Infektionen der Atemwege und Harnwege so- wie bei Otitis media. pe

Einstellung von Präpara- ten – Das Unternehmen Knoll stellt folgende Präpara- te nicht mehr her: die Kardia- ka Clift®, Taluvian®, Scilla- miron®, das Koronarmittel Elthon®sowie das Leberthe- rapeutikum Hepsan®. pe

Molsidomin retard-ratio- pharm®8 – Zur Langzeitthe- rapie der koronaren Herz- krankheit gibt es nunmehr von ratiopharm Molsidomin retard-ratiopharm®, mit 8 mg Molsidomin. Aufgrund des Retardprinzips ist die Einnah- me von ein bis zwei Tabletten täglich ausreichend. pe

Prostogenat®Zur The- rapie des fortgeschrittenen Prostata-Karzinoms hat das Unternehmen Azupharma Prostogenat®mit dem Wirk- stoff Flutamid eingeführt. pe

Menorest® Zur Östro- gensubstitution in der Peri- und Postmenopause bietet Rhône-Poulenc Rorer das Matrixpflaster Menorest®an.

Es enthält 17-b-Estradiol in den Dosisstärken 37,5, 50 und 75 mg nominelle Östradiol- Abgabe pro 24 Stunden. pe A-628 (68) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 10, 8. März 1996

A

ls guter Mensch von Se- zuan rüttelt er am schläf- rigen Gewissen der TV- Nation, quirliger Pastor und schäfchenfrommer Moderator zugleich, dabei den Applaus fest im Blick: je gütiger, desto einschaltquotiger. Er weidet seine Zuschauerherde gern auf fetter Themen-Aue, doch sein Stecken und Stab dilettie- ren dabei in Bereiche hinein, denen es an Klippen und Ab- sturzmöglichkeiten nicht man- gelt. Die Rede ist, unschwer erkennbar, von ARD-Fern- sehpfarrer Fliege. Wobei das Leichtbeflügelte, das sich mit seinem Namen naturgemäß verbindet, längst in gravieren- dem Widerspruch steht zur selbstgeschaffenen Schwerge- wichtsrolle als Allversteher, Tugendbold und patentierter Demonstrator wohlerzogener Verbeugungskultur, dessen Bücklinge wie schweres Her- zensgold auf die Gäste fallen.

Rührig

Doch bekanntlich kann solches Rüsseltier auch zum Schadensfall werden, wenn es seine Grenzen verläßt – was der rührige Fliege in den letz- ten Sendungen deutlich tat.

Statt auf das ewige Heil wirft er sich jetzt auf die zeit- liche Heilkunst, wo er breite Schneisen vorgeblicher Be- freiung trampelt, tief hinein in die Phalanx der Medizin, die, wie er meint, ihm und der Gü- te engstirnig entgegensteht.

Schon in der Sendung am 19. September 1995 vermoch- te Fliege seine Gemeinde mit dem geballten Spürsinn (und der entsprechenden Einsei- tigkeit) des Propheten über die Kraft des Mistelsaftes zu belehren – etwa anhand des Falles einer Magenkarzinom- Patientin, der die Ärzte noch

„zwei, drei, vielleicht vier Monate“ gegeben hatten (so die nicht weiter belegte Be-

hauptung der Sendung), die aber nach Radikaloperation und 14 Monaten Zytostatika die Zweijahresfrist erreichte – und danach eine Mistelkur begann. Flieges Resümee, warum sie überlebt hat:

„... dank der merkwürdigen Heilkraft der Mistel“.

Psycho-Szene

Im Oktober hat sich Fliege dann der Psycho-Szene zuge- wandt. Wobei eine in höch- stem Maße verwirrende Sen- dung über „Zwangsneuro- sen“ herauskam. In einer wei- teren Oktobersendung sprach Menschenfreund Fliege die generelle Angst vor Psychia- trie an, und zwar derart, daß er damit Schreckensvisionen auch gleich kräftig anschürte.

Prickelnder Titel: „Schuldlos im Irrenhaus.“ Allein schon diese Überschrift stellte dabei einen beachtlichen Tiefschlag dar, impliziert sie doch, daß seelisch Kranke im „Irren- haus“ beheimatet, moralisch

„schuldig“ sind und daß es gilt, „Schuldlose“, also Nicht- kranke, vor dem Eingeriegelt- werden in psychiatrischen Ka- sematten zu bewahren.

Diese Sendung lief, skurril genug, zu einem Zeitpunkt, als die Psychiater sowieso ge- rade wieder einmal ihrer an- gestammten Rolle als Prügel- knaben in den Schlagzeilen dienten. Ausgelöst wurde die Medienwelle durch den Ende September erfolgten Aus- bruch des Triebtäters Thomas H. aus der Hamburger Klinik Ochsenzoll. Gleichzeitig aber nun auch eine Watsche von links, nämlich Originalton Fliege zum Auftakt seiner Pa- nik-Sendung: „Wissen Sie ei- gentlich, daß Sie auch heute noch, heute noch, in ein Ir- renhaus eingeliefert werden könnten? Ja, es muß nur zwei in Ihrer Umgebung geben, die sagen, sie hätten gehört,

V A R I A

AUS UNTERNEHMEN/FEUILLETON

Psychiatrie bei Fliege

„Schuldlos im

Zwar sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in den vergangenen Jahren in absoluten Zahlen ungefähr konstant geblieben. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Preissteigerung sind diese Aufwendungen der deutschen Wirt- schaft jedoch zurückgegangen. Anschließende Angaben für 1995 liegen noch nicht vor. Vermutlich wird die Steigerung jedoch geringfügig höher ausgefallen sein als die Preissteigerung, die nach vorläufigen Berechnungen bei 1,8 Prozent lag.

(2)

daß Sie wiederum gesagt hät- ten, Sie halten es nicht mehr aus und würden sich eventu- ell vor den Zug werfen. Das reicht, das reicht.“

Volkes Stimme

Die dann präsentierten

„Fälle“ reichten allerdings keineswegs. Sie waren so ein- seitig im Sinn der Anklage ausgewählt und präpariert, daß mangels Sachinformation die wirklichen Krankheitsver- läufe nur mit Mühe herauszu- lesen waren – deutlich genug allerdings, um die Fragwür- digkeit des damit „dokumen- tierten“ Vorwurfs zu erken- nen. Etwa, wenn eine 17jähri- ge Schülerin zum Zeitpunkt der Sendung als fröhliches Mädchen präsentiert wurde, über ein Jahr nach ihrem – trotz aller Verharmlosung – aus den eigenen Worten im- mer noch durchschimmern- den depressiv-stuporösen Zu- stand, der die akute Verbrin- gung aus der Schule ins Kran- kenhaus und dort dann eine gerichtlich überwachte drei- einhalbwöchige Behandlung notwendig werden ließ. Nun also parlierte sie frisch und frei auf Flieges hilfreicher Tribüne

und bewies damit (für den Lai- en) drastisch die Unhaltbar- keit des einst erhobenen Krankheitsbefundes. Fliege seinerseits minimalisierte ten- denziös die (damalige) Reak- tionslosigkeit des Mädchens mit Aussagen wie: „Da waren Sie ein bißchen stumm oder so“ und fügt gleich beschwich- tigend hinzu: „Was vorkom- men kann im Leben.“ Ein jun- ger Mensch sitzt also teil- nahmslos im Unterricht, ver- mag auf Fragen der Umge- bung, der Freundin, der Leh- rerin nicht zu antworten, kann nur Tränen fließen lassen – und ist doch, so die fliegen- schnelle Ex-post-Diagnose, kerngesund. Und dann wird dieser Mensch von den Psychiatern festgehalten, nie- mand von den tumben, macht- gierigen „Weißkitteln“ er- kennt, was dank Fliege doch so klar ist, daß hier gar keine Krankheit, keine Gefährdung vorliegt.

„Gibt’s denn da keine ver- nünftigen Leute also (in der Psychiatrie), fragt man sich doch ganz normal.“ Flieges Stimme, Volkes Stimme. Das Mädchen lächelt, seufzt, ein den Unverstand der Ärzte bedauerndes: „Tja.“ Das Ur- teil! Das ist das Urteil.

Psychiatrie gleich Dummheit, Borniertheit, Menschenver- achtung. Wer wollte da nicht teilnehmen, wo es doch so teilnahmsvoll zugeht? Da muß man doch einfach ein- schalten. Heinz Knapp

Die Bibliotheken quellen fast über.

Und jedes Jahr kommen neue Buchtitel hinzu – 1994 waren es mehr als 70 000.

Den größten An- teil, 14 Prozent, hatte daran nach Angaben des Bör- senvereins des Deutschen Buch-

handels die Belletristik. Die klassischen Sachbuchtitel aus Wirtschaft, Medizin und Recht folgen erst auf den Plätzen drei bis fünf. Der Anteil des Taschenbuches an der Gesamtzahl der Veröffentlichungen betrug 15,8 Prozent. Traditionell liefert die Belletristik die meisten Taschenbuchtitel; 1994 stellte diese Literatur- gattung fast die Hälfte aller Neuerscheinungen in Taschenbuchform. N

A-629 Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 10, 8. März 1996 (69)

V A R I A FEUILLETON

Irrenhaus“

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Hanns Meenzen hat vieles bewirkt und bewegt: Nach dem Studium von Geschichte, Philo- sophie und Staatsrecht an der Universität Hamburg und nach seiner Promotion über

Nuvomedia hat mit Ber- telsmann den „idealen“ Inve- stor gewonnen: Der Medien- konzern besitzt durch sein Buch- und Zeitschriftenge- schäft die nötigen Inhalte für das E-Buch,

Bruckmann Verlag, München, 1998, 144 Seiten, mit heraus- nehmbarem Reisebegleiter, zahl- reiche Farbfotos, gebunden, mit Schutzumschlag, 49,80 DM. Christoph Schmid, Edda und

Die ai-Behandlungszen- tren für politisch Verfolgte in der Bundesrepublik leiden unter Geldmangel, so daß ei- ne Therapie für psychisch kranke Asylsuchende er- schwert wird..

Als letzten Aspekt für Goethes Lebenskunst nennt der Autor den gebildeten Umgang mit „Leidenschaft und Freundschaft“, mit Schwierigkeiten. Menschen, die Gleichgewicht und Ge-

In sei- nem Brief an die KV-Vorsitzenden schreibt er: „Am Ende der Diskussion um die medizinische Zweckmäßigkeit einer Diagnoseverschlüsselung nach der ICD-10 wird mit Sicherheit

Krankheit, Werbung für gesunde Lebensführung, für Vorsorge, für richtige Ernährung — dies war nicht nur Programm, sondern ent- sprach auch dem Lebensstil, den Hans Mohl

Wir streben gleiche Bildungschancen für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in unserer Bildungsregi- on Kreis Steinfurt an und schaffen den Rahmen für quali- tativ gute