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Archiv "Die „Leseratten“ überleben" (21.05.1986)

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nicht so recht einverstan- den zu sein, ihm wäre des- sen Bruder Nenner, ein ga- lanter Taugenichts, als Vor- fahr lieber gewesen. Doch wer weiß, vielleicht war Henner tatsächlich der leibliche Großvater ...

Beherrschende Figur der anderen Sippe ist der Tex- tilfabrikant Jankl Kaminski aus Warschau, ein jüdi- scher Patriarch wie er im Buche steht. Neben einem halben Dutzend Töchtern nennt er elf Söhne sein ei- gen. Die aber schlagen nicht in Vaters Sinn aus;

sie entpuppen sich als anti- zaristische Revolutionäre.

Auf der Flucht gelangen sie endlich nach Amerika, wo sie als Fußballmannschaft zu kurzem aber heftigen Ruhm gelangen.

Nur soviel von der fabelhaf- ten Story. Wie sich die Sip- pen schließlich finden — diesen umwegreichen Weg mag der Leser selbst ver- folgen. Er wird sein Ver- gnügen dabei haben. NJ Andre Kaminski: Nächstes Jahr in Jerusalem, Roman, In- sel, Frankfurt, 1986, 392 Sei- ten, 38 DM

Die „Leseratten"

überleben

Eine Rättin hatte der Erzäh- ler des Buches sich ge- wünscht, und unter dem Weihnachtsbaum in einem Käfig sitzend hatte er sie schließlich vorgefunden.

Im Traum — so scheint es — wird er nun ständig aufs neue in Gespräche mit ihr verwickelt. Der Dialog durchzieht das ganze Buch.

Das Ende aller mensch- lichen Geschichte habe schon stattgefunden, be- hauptet die Rättin aus ihrer Zukunftsperspektive als einzig überlebende Spe- zies — herbeigeführt durch die Verantwortungslosig- keit des Menschen, die sich in der Umweltverschmut- zung, atomaren Vernich- tungsmethoden, unkon- trollierbaren Kernkraftwer- ken und falschverstande- nem Einsatz der Gentech- nologie bereits aufs tra- gischste äußert. Aus der Sichtweise der Gegenwart versucht der Erzähler mit verzweifeltem Wortreich-

tum, mit erfundenen und wahren Geschichten, mit hohlen Argumenten und gedämpften Utopien leise dagegen zu protestieren.

Das letzte Wort aber scheint die Rättin zu ha- ben. Oder Günter Grass?

Wollte er mit seinem Buch wirklich einen „Endzeitro- man" verkünden? Ver- stand er es nicht doch viel- leicht als Lehrstück zur

„Erziehung des Menschen- geschlechts" (G. E. Les- sing)?

Die Kritik am Roman war bisher gespalten und reich-

te von höchster Lobprei- sung bis zu schroffster Ab- lehnung (B. Pinkerneil).

Doch verübelten die Litera- turkritiker gerade den be- lehrenden Aspekt seines

„Verantwortungsbuches"

(G. Schäble im „Spiegel"), dessen vorherrschende Stimmung nichts als „Ent- täuschung, Resignation, Hoffnungslosigkeit" übrig- lasse (M. Reich-Ranicki in der FAZ). Der Vorwurf,

„aus seiner eigenen Misere eine allgemeine machen zu wollen" (M. Reich-Ranicki) läßt gar den Verdacht auf- kommen, daß mancher Li- teraturkritiker sich von der Kritik am Zeitgeschehen re- signiert abgewendet hat.

Doch Günter Grass wußte, daß er „in eine Zeit hinein- schreibt", „in der es Leser gibt, aber ... keine Litera- turkritiker mehr. Man kann nur hoffen, daß die Leser mündig genug sein wer- den." (G. Grass). Mit einem Stil von besonderer Sprachkraft, einem ab- wechslungsreichen Aufbau aus mehreren Erzählsträn- gen und mit lyrischen Ein- schüben kommt der Autor dem Leser ein Stückweit entgegen. Ob der Leser die Herausforderung an-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BUCHMAGAZIN

Arrhythmie- Schutz

BeleeeRRIM undeupraventrikulären A;

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nimmt? — Vielleicht ist gar ein Anfang gemacht, indem wir uns zunächst einmal als

„Leseratten" auf die Seite der Überlebenden schla- gen. Ursula Friedrichs

Günter Grass: Die Rättin, Her- mann Luchterhand Verlag, Darmstadt/Neuwied, 1986, 512 Seiten, 39 DM

Die Ehe in ihrem Widerspruch

Offenbar werden nur weni- ge Menschen in der Ehe so glücklich, wie sie es sich vorgestellt haben. Trotz- dem entscheidet sich die Mehrheit der Menschen für diese Form der Partner- schaft. Diesen Wider- spruch versucht das Buch an Hand von Beispielen aus der Literatur — von der Antike bis zur Gegenwart — zu erklären. BS Das Insel-Buch der Ehe, Aus- gewählt von Christoph Groffy und Ulrike Groffy, Insel Verlag, Frankfurt/M., 1986, etwa 350 Seiten, Leinen, 25 DM

Strammer Soldat und Puffmutter

Der Liebhaber faszinieren- der und merkwürdiger Ro- mane kommt voll auf seine Kosten, wenn er Patrick White's „Twyborn Affäre"

als Lesestoff wählt.

Die Story, kurz zusammen- gefaßt, mag hanebüchen klingen:

Der Roman besteht aus drei etwa gleich umfangrei- chen Teilen. Im ersten Teil lebt die Hauptperson als junges, schönes, über- schlankes Mädchen in Südfrankreich zusammen mit ihrem Liebhaber, ei- nem alten Griechen! Im zweiten Teil begegnen wir der Hauptperson in ihrem Heimatland Australien. In- zwischen weiß der Leser — zunächst durch Andeutun- gen, dann immer klarer — daß es sich eigentlich, das heißt anatomisch, um ein männliches Wesen han- delt. In Australien, in der Herausforderung der rau- hesten Art des Farmer-Le- bens möchte er sein männ-

liches Ich finden. Und im dritten Teil schließlich lebt er in London als Vor- steherin eines Edelpuffs.

Drei völlig unterschied- liche Schauplätze, drei Le- bensalter, ein Mensch hin- und hergerissen zwischen den Möglichkeiten der sexuellen Identität und dennoch ein und dieselbe Person — das zu vermit- teln (freilich nicht immer

leicht nachvollziehbar, aber doch glaubhaft) ist die eigentliche Kunst dieses Romans.

Auffällig ist ein Kontrast:

drastisch geschilderte Sze- nen von sexuellen Prakti- ken, die bei einer so ge- spaltenen Person in der vielfältigsten Weise vor- kommen, stehen neben ganz vagen und nur andeu- tungsweisen Schilderun- gen von Gefühlsregungen, nämlich immer dann, wenn die Hauptfigur in tiefster Seele beteiligt zu sein scheint. Heidi Müser

Patrick White: Die Twyborn Affäre, Roman, Deutsch von Kurt Heinrich Hansen, Claas- sen Verlag, Düsseldorf, 1986, 491 Seiten, Ganzleinen mit Schutzumschlag, 44 DM

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BUCHMAGAZIN

Zusammensetzung: 1 Filmtablette Rytmonorm' 150 mg enthält 150 mg Propafenonhydro- chlorid. 1 Filmtablette Rytmonorm' 300 mg enthält 300 mg Propafenonhydrochlorid.

20 ml der Injektionslösung enthalten 70 mg Propafenonhydrochlorid und 1,076 g Glu- cose-Monohydrat für Injektionszwecke zur Herstellung der Blutisotonie. Indikationen:

Alle Formen von ventrikulären und supraven- trikulären Extrasystolen, ventrikulären und supraventrikulären Tachykardien und Tachy- arrhythmien, auch bei WPW-Syndrom. Kon- traindikationen: Manifeste Herzinsuffizienz.

Kardiogener Schock (außer arrhythmiebe- dingt). Schwere Bradykardie. Präexistente höhergradige sinuatriale, atrioventrikuläre und intraventrikuläre Störungen der Erre- gungsleitung. Sinusknotensyndrom (Brady- kardie-Tachykardie-Syndrom). Manifeste Stö- rungen des Elektrolythaushaltes. Schwere obstruktive Lungenerkrankungen. Ausge- prägte Hypotonie. In den ersten 3 Monaten einer Schwangerschaft und während der Still- zeit ist die Verordnung von Rytmonorm kri- tisch abzuwägen. Nebenwirkungen: Gele- gentliche Übelkeit, Magendarmstörungen, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Par- ästhesien. In seltenen Fällen können aller- gische Hauterscheinungen, wie Rötung, Juck- reiz, Exanthem oder Urtikaria, auftreten, die sich nach Absetzen des Medikaments zurück- bilden. Bei schweren Intoxikationen, wie z. B.

Suizidversuch: Krämpfe. Vereinzelt visuelle Symptome und Schwindelgefühl. Bei älteren Patienten gelegentlich orthostatische Kreis- laufregulationsstörungen. Treten visuelle Symptome, Müdigkeit oder Kreislaufstörun- gen mit RR-Abfall auf, kann das Reaktionsver- mögen beeinträchtigt sein. In seltenen Fällen Bradykardie, SA-, AV-Blockierungen (Gegen- maßnahmen: Atropin, Orciprenalin) und intra- ventrikuläre Leitungsstörungen (Gegenmaß- nahme: Elektrotherapie). Bei stark vorgeschä- digtem Myokard ist eine unerwünscht starke Beeinträchtigung der Erregungsüberleitung oder Myokardkontraktilität möglich. Eine unzureichend behandelte Herzinsuffizienz kann sich verschlechtern. In seltenen Fällen kann eine Cholestase als Zeichen einer indivi- duellen Überempfindlichkeitsreaktion von hyperergisch-allergischem Typ auftreten. Bei hoher Dosierung von Fall zu Fall Verminderung der Potenz und der Samenzellenzahl. Da die Behandlung mit Rytmonorm lebenswichtig sein kann, darf Rytmonorm wegen dieser Nebenwirkung nicht ohne ärztlichen Rat ab- gesetzt werden. Wie bei anderen Antiarrhyth- mika kann eine Beschleunigung der Herz- schlagfolge (Kammerfrequenz) nicht aus- geschlossen werden. Dies gilt in extrem selte- nen Fällen auch fürdas Auftreten von Kammer- flattern oder -flimmern. Alle aufgeführten Nebenwirkungen sind voll reversibel und ver- schwinden nach einigen Tagen entweder von selbst oder nach Reduzierung der Dosis, gegebenenfalls Absetzen des Medikaments.

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Dosierung und Anwendungsweise: Film- tabletten: Für die Einstellungsphase und die Erhaltungstherapie hat sich eine Tagesdosis von 450 - 600 mg (1 Filmtablette Rytmonorm 150 mg 3mal täglich bis 1 Filmtablette Rytmonorm 300 mg 2mal täglich) bewährt. Die Ermittlung der individuellen Erhaltungsdosis sollte unter kardiologischer Überwachung mit mehrmaliger EKG- und Blutdruckkontrolle erfolgen (Einstellungsphase). Bei Verlänge- rung der QRS-Dauer (über 20%) oder der fre- quenzabhängigen QT-Zeit soll die Dosis redu- ziert oder bis zur Normalisierung des EKG ausgesetzt werden. Rytmonorm soll bei Pa- tienten in höherem Lebensalter oder mit stark vorgeschädigtem Myokard in der Einstel- lungsphase besonders vorsichtig - einschlei- chend - dosiert werden. Injektionslösung:

siehe wissenschaftlichen Prospekt. Wechsel- wirkungen mit anderen Arzneimitteln: Bei gleichzeitiger Anwendung von Lokalanästhe- tika (z. B. bei Schrittmacherimplantation, chir- urgischen oder zahnärztlichen Maßnahmen) sowie Antiarrhythmika mit gleichen elektro- physiologischen Eigenschaften muß mit einer Wirkungsverstärkung gerechnet werden. Er- höhungen des Digoxin-Plasmaspiegels bei gleichzeitiger Gabe von Rytmonorm sind beschrieben. Bei Anzeichen einer Digitalis- überdosierung sollte deshalb der Digoxin- Plasmaspiegel bestimmt und nötigenfalls die Glykosiddosis reduziert werden. Zur beson- deren Beachtung! Bei eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion können therapeu- tische Dosen zur Kumulation führen. Unter EKG-Kontrolle können jedoch auch solche Fälle gut mit Rytmonorm eingestellt werden.

Lagerung: Rytmonorm, Injektionslösung, darf nicht unter 15°C gelagert werden. Handelsfor- men: Rytmonorm' 150 mg: 20 Filmtabletten (N1) DM 24,65. 50 Filmtabletten (N2) DM 49,07.

100 Filmtabletten (N3) DM 84,60. Rytmonorm 300 mg: 20 Filmtabletten (N1) DM 40,15.

50 Filmtabletten (N2) DM 83,45. 100 Film- tabletten (N3) DM 142,82. Originalpackung mit 5 Ampullen Rytmonorm' DM 32,26.

Stand: Februar 1986.

Knoll AG, 6700 Ludwigshafen Unternehmen der BASF-Gruppe

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