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522 Bayerisches Ärzteblatt 10/2002

Sicherer verordnen

Hydroxycarbamid

Spinaliome

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) verweist auf drei Fallbe- richte über das Auftreten eines Spinalioms der Haut nach langjähriger Therapie mit dem Zytostatikum Hydroxycarbamid (Hydroxy- harnstoff, Litalir®, Syrea®). Insbesondere sollten immunsupprimierte Patienten, die zu- sätzlich mit Hydroxycarbamid behandelt wer- den, auf ein mögliches Auftreten von Hauttu- moren im Bereich chronisch lichtexponierter Hautareale hingewiesen werden.

Quelle: Dt. Ärztebl. 2002; 99(19): C 1035 Anmerkung:Das Auftreten von Zweittumo- ren ist aufgrund einer möglichen mutagenen und kanzerogenen Wirkung von Zytostatika bekannt und betrifft insbesondere Langzeit- therapien wie bei Hydroxycarbamid die The- rapie der Polycythaemia vera. Ein weiteres Beispiel für gehäuft auftretende Hauttumore ist die immunsuppressive Langzeittherapie von organtransplantierten Patienten.

Fehlverordnungen

Vermeidung

Die englische „Audit commission“ zur Über- wachung des staatlichen Gesundheitssystems hat einen Aufwärtstrend in der Anzahl der Todesfälle durch Fehlverordnungen und un- erwünschte Wirkungen von Arzneimitteln (UAW) seit 1990 festgestellt. 40 bis 60 % der im Krankenhaus tätigen Ärzte geben an, dass sie entweder nicht rechtzeitig oder ungenü- gend über Arzneimittel informiert worden sind. Folgende Ursachen sind nach Ansicht der Kommission unter anderem ebenfalls ver- antwortlich für Fehlverordnungen vor allem hochwirksamer Arzneimittel und sollten mi- nimiert werden:

• Angst vor negativen Folgen nach Berich- ten von Fehlern;

• fehlendes Risikomanagement (zum Bei- spiel intensive Diskussion von Beinahe- Ereignissen und deren zukünftige Vermei- dung);

• Differenzierung zwischen nachlässigem und Überlastungs-bedingtem Fehlverhal- ten;

• fehlende generelle Einweisung der jungen Kollegen in allen Fragen des Umganges mit Arzneimitteln an der Arbeitsstelle;

• kontinuierliches Training für alle ärzt- lichen und nicht-ärztlichen Mitarbeiter, insbesondere mit Unterstützung durch elektronische Medien zum Beispiel durch eine Arzneimittelinformationsdatenbank und elektronische Patientendatei mit allen relevanten und aktuellen Informationen zu dem individuellen Patienten.

Quellen: Audit Commission Publication

„A spoonful of sugar“ 2001, Naunyn Schmiede- berg`s Arch.Pharmacol. 2002; 365: R114 Anmerkung:In einer neuen Studie Erlanger Kollegen wurde ebenfalls wie in England eine durchschnittliche Verlängerung der Kranken- hausliegedauer von ca. acht Tagen bei über 915 Krankenhausaufnahmen gefunden, wenn eine UAW bei Einweisung vorlag. Zusätzlich entdeckten die Untersucher eine weitere Ur- sache von UAW: bei 20 % der Verordnungen war das Arzneimittel absolut oder relativ kontraindiziert.

Immunglobuline iv

Thromboembolien

Sowohl ein amerikanischer Hersteller von humanen Immunglobulinen iv als auch das amerikanische Rote Kreuz haben vor mög- lichen schwerwiegenden thromboemboli- schen Ereignissen wie Myokardinfarkt, Herz- insuffizienz, Lungenembolie unter der intravenösen Gabe dieser Präparate gewarnt.

Als einer der Risikofaktoren wird eine zu schnelle Infusion genannt. Insbesondere bei Risikopatienten (mit KHK, Hypertonie, zere- brovaskulären Erkrankungen, Diabetes melli- tus) wird empfohlen, eine Immunglobulin- konzentration von 5 % nicht zu überschreiten und die Infusion mit maximal 0,5 ml/kg KG/h zu beginnen.

Quellen: Brit. Med. J. 2002; 324: 1056; Fachin- formationen

Anmerkung:Einige der individuellen Texte der auf CD erhältlichen Fachinformationen der Hersteller von Immunglobulinen enthal- ten zwar allgemeine Hinweise auf throm- boembolische Komplikationen (Endobulin S/D®, Gammagard®, Intraglobin CP und F®, Pentaglobin®, Polyglobin®, Sandoglobulin®, Venimmun®), bei anderen fehlen sie vollstän-

dig (Gamma-venin®, Gammonativ®, Octa- gam®) und bei allen Präparaten werden oben genannte schwere Komplikationen nicht er- wähnt.

Nur bei Endobulin S/D®, Gammagard®, Gammonativ® und Pentaglobin® entsprechen die anfänglichen Dosierungsmengen den amerikanischen Empfehlungen. Polyglobin®

enthält als einziges Handelspräparat eine 10-%ige Lösung mit einer empfohlenen Zu- fuhr von 0,6 bis 1,2 ml/kg KG/h und bei Gamma-venin® fehlen generell Dosierungs- hinweise für den Beginn einer Therapie.

Ibuprofen

Lungenhochdruck

Eine Studie, in der Ibuprofen prophylaktisch zum Verschluss eines offenen Ductus arterio- sus bei Frühgeborenen untersucht werden sollte, wurde vorzeitig beendet. Bei drei Frühgeburten (700 bis 1000 g Geburtsge- wicht, Gestationsalter 25 bis 27 Wochen) mit stabiler respiratorischer Insuffizienz unter der Gabe von Surfactant trat innerhalb von einer Stunde nach Gabe von Ibuprofen eine Hypoxämie auf, bedingt durch einen ernie- drigten Lungenblutfluss. Neben anderen Ur- sachen vermuten die Autoren eine zu frühe Gabe des Arzneistoffes innerhalb von sechs Stunden nach der Geburt. Ein Kommentar, in dem das Für und Wider des Studienabbru- ches diskutiert wird, stellt sogar das Studien- design in Frage (zum Beispiel fehlendes Ab- warten eines natürlichen Verschlusses).

Quelle: Lancet 2002; 359: 1449 und 1486 Anmerkung: Selten erfährt die wissenschaft- liche Gemeinde, dass eine klinische Studie abgebrochen wurde, obwohl dies im Prozent- bereich liegen könnte. Die Forderung, ver- mehrt klinische Studien an Kindern in unter- schiedlichen Entwicklungsstadien durch- zuführen, wird durch diese Studie trotz ihres negativen Ausganges unterstrichen.

Nachdruck aus „Rheinisches Ärzteblatt“, 7/2002 Ihr Ansprechpartner bei Rückfragen:

Dr. Günter Hopf, ÄK Nordrhein, Tersteegenstraße 31, 40474 Düsseldorf,

Telefon 0211 4302-587

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