• Keine Ergebnisse gefunden

Transnationale Perspektiven im 19. Jahrhundert

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Transnationale Perspektiven im 19. Jahrhundert"

Copied!
32
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)
(2)

Transnationale Perspektiven im 19. Jahrhundert

(3)
(4)

Steffen Wiegmann

Transnationale Perspektiven im 19. Jahrhundert

Studien zum Identitätsbewusstsein politisch motivierter deutscher

Auswanderer in die USA

(5)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zugl.: Osnabrück, Univ., Diss., 2013

Umschlagabbildung:

Mulberry Street, Manhattan © Steffen Wiegmann

D 700

ISBN 978-3-631-64239-9 (Print) E-ISBN 978-3-653-03790-6 (E-Book)

DOI 10.3726/978-3-653-03790-6

© Peter Lang GmbH

Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2014 Alle Rechte vorbehalten.

Peter Lang Edition ist ein Imprint der Peter Lang GmbH.

Peter Lang – Frankfurt am Main · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Warszawa · Wien

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages

unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

www.peterlang.com

(6)

meine Eltern,Für Kinga

Maxund

(7)
(8)

Vorwort

Während ich mich zu meiner Studienzeit stark mit den Themen Nation und Nationa- lismus beschäftigt habe, kamen in meiner beruflichen Zeit am Deutschen Auswan- dererhaus in Bremerhaven und anderen Museen die Themen Migration bzw. Flucht und Vertreibung hinzu. Die Fragestellungen drehten sich nun sowohl um die vers- chiedenen Spielarten von Migration als auch um Motivationen bzw. die Hintergrün- de einer Auswanderung. Was führt bzw. führte zu einer Auswanderung und lassen sich nachweisbare Strukturen in den individuellen Handlungen von Menschen iden- tifizieren? Die mentalitätsgeschichtliche Forschung steht an dieser Stelle an einem Problem, das bislang nicht ausreichend gelöst bzw. durch überzeugende praktische Lösungswege theoretisch abgesichert worden ist. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Erkenntnisse durch biografische Informationen von individuellen Lebenswe- gen nur schwer übertragen werden können auf größere Gruppen und es keine empirisch standfeste Methode gibt um Identität zu bestimmen. Höchstens mit so- genannten Identitätsschablonen oder anderen Hilfskonstruktionen können Facetten von Identität bestimmt werden. Aus diesem Grund habe ich in dieser Studie davon Abstand genommen, absolute Aussagen in den Bereichen zu treffen, die Identität betreffen, sondern habe mich bemüht, unter großen Detailaufwand Tendenzen si- chtbar zu machen und zu deuten. Deren Aussagekraft ist durch die Kombination mit individuellen Hintergründen, Fakten und Betrachtungen im Zusammenspiel mit den verschiedenen Zeitläuften mehr als eindrücklich. Diese Studie soll ein Licht auf das geschilderte Problem werfen und gleichzeitig eine Lösungsvariante anbieten.

Ich möchte an dieser Stelle allen Menschen danken, die mir die Fertigstellung die- ser Studie ermöglicht haben und mich darin unterstützten. In erster Linie möchte ich meinem Vater danken, der mir immer mit Rat zur Seite gestanden hat und mir so man- ches Mal sperrige Gedankengänge mit der ihm eigenen Leichtigkeit und Ruhe auf ihr wesentlichstes reduzierte. Als Motivator unterstützte er mich, das ganze Projekt über- haupt in Angriff zu nehmen. Danke. Ich danke ganz besonders meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Jochen Oltmer, dessen Kritik mich stets weiter gebracht hat und mir half, meinen Ausdruck zu präzisieren und zu schärfen. Des Weiteren bin ich allen Rat- gebern und Unterstützern in Archiven und Bibliotheken zu großem Dank verpflichtet.

Steffen Wiegmann

(9)
(10)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 1

1.1 Fragestellung ... 1

1.2 Methodik ... 6

1.3 Forschungsstand ... 12

1.4 Quellen ... 18

1.5 Überlegungen zu den Begriffen Identität, Nation, Interkulturalität und Multikulturalität ... 21

2. Zur deutschen Auswanderung des 19. Jahrhunderts und dem europäischen Amerikabild ... 35

2.1 Die deutsche Auswanderung und der politische Auswanderer im 19. Jahrhundert ... 35

2.2 Das europäische und deutsche Amerikabild seit der Entdeckung Amerikas bis zum 19. Jahrhundert ... 40

3. Die Dreißiger und Vierziger ... 45

3.1 Zur Situation in Deutschland und den USA vor 1848 ... 45

3.1.1 Die ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland zur Zeit des Vormärz ... 45

3.1.2 Die Zentraluntersuchungskommission ... 50

3.1.3 Föderative Vereinigung oder Bundesstaat – die USA im Zeitalter des „Common Man“ ... 52

3.2 Kollektive Identität in Deutschland und den USA ... 55

3.2.1 Zwischen politischer und kultureller Nationsbildung – die nationale Bewegung im deutschen Vormärz ... 55

3.2.2 God’s own Country und der amerikanische Gründungsmythos ... 70

3.2.3 Der Einfluss staatstheoretischer Konzepte seit den founding fathers auf die kollektive Identitätsprägung ... 78

3.3 „Was ist denn eigentlich das, ein Vaterland?“ – das Beispiel Wilhelm Weitling ... 86

3.3.1 Die Auswanderung im Vormärz ... 86

(11)

x

3.3.2 Biografie und Werk Wilhelm Weitlings ... 88

3.3.3 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 99

3.4 „Hoch lebe der Ahnen kräftige Zeit“ – das Beispiel Gustav Körner ... 102

3.4.1 Biografie und Werk Gustav Körners ... 102

3.4.2 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 109

4. Die Achtundvierziger ... 113

4.1 Zur historischen Situation in Deutschland und den USA ... 113

4.1.1 Revolution und Fluchtbewegung in Deutschland ... 113

4.1.2 Der Nord-Süd-Konflikt am Vorabend des Bürgerkrieges in den USA ... 114

4.2 Kollektive Identität in Deutschland und den USA ... 116

4.2.1 Repression und preußisch-nationale Hegemonie ... 117

4.2.2 Die Polarisierung von Nord und Süd in der amerikanischen Gesellschaft ... 121

4.3 „…daß in der sozialistischen Gesellschaft ‚die Lehrer leuchten werden, wie des Himmels Glanz‘“ – das Beispiel Adolph Douai ... 123

4.3.1 Die Achtundvierziger ... 123

4.3.2 Biografie und Werk Adolph Douais ... 126

4.3.3 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 135

4.4 „Frei wie das Sonnenlicht ist die Schule Amerikas“ – das Beispiel Rudolph Dulon ... 137

4.4.1 Biografie und Werk Rudolph Dulons ... 137

4.4.2 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 148

4.5 „…leb wohl, mein armes unglückliches Mutterland“ – das Beispiel Mathilde Anneke ... 150

4.5.1 Die deutsch-amerikanische Frauenbewegung im 19. Jahrhundert ... 150

4.5.2 Biografie und Werk Mathilde Annekes ... 151

4.5.3 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 162

5. Diskurs (1) zur Entfaltung eines interkulturellen Identitätsgefühls in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ... 167

6. Die Achtundsiebziger ... 177

6.1 Die Situation in Deutschland und den USA 1878–1890 ... 177

6.1.1 Der Kulturkampf und die liberale Ära im Kaiserreich ... 177

6.1.2 Die Folgen des amerikanischen Bürgerkrieges in den USA ... 181

(12)

xi

6.2 Kollektive Identität in Deutschland und den USA ... 184

6.2.1 Zwischen regionaler Verwurzelung und globalisierter Reichsidentität ... 184

6.2.2 Das Kaiserreich und die Auswanderung ... 186

6.2.3 Amerikanischer Nationalismus und die Leitidentität des Nordens ... 188

6.2.3.1 Einwanderung und nationale Identität ... 190

6.2.3.2 Amerikanischer Imperialismus und Nation ... 192

6.3 „Auf zur Agitation!“ – das Beispiel Wilhelm Hasselmann ... 195

6.3.1 Die Auswanderung aufgrund des Sozialistengesetzes ... 195

6.3.2 Biografie und Werk Wilhelm Hasselmanns ... 199

6.3.3 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 212

6.4 „die Wurzel allen Uebels […] ist der Lassallekultus“ – das Beispiel Julius Vahlteich... 214

6.4.1 Biografie und Werk Julius Vahlteichs ... 214

6.4.2 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 219

6.5 Auswanderung und Rückkehr – das Beispiel Joseph Dietzgen ... 221

6.5.1 Biografie und Werk Josef Dietzgens ... 222

6.5.2 Das Identitätsbewusstsein unter multikulturellem Einfluss ... 230

7. Diskurs (2) zum Mythos als sinnstiftendes Instrument kollektiver Identität in den USA ... 233

8. Schlussbetrachtung ... 241

8.1 Resümierende Überlegungen ... 241

8.2 Exkurs zur Situation der Exilanten der 1930er Jahre ... 247

8.3 Fazit ... 257

9. Anhang ... 261

9.1 Schaubilder und Archivalien ... 261

9.2 Bibliographie ... 269

(13)
(14)

1. Einleitung

1.1 Fragestellung

Die deutsche Auswanderung im 19. Jahrhundert war in ihrer überwiegenden Mehr- heit eine Überseemigration in die Vereinigten Staaten von Amerika. Rund 80 bis 90 Prozent der deutschen Emigration führte in die USA und belief sich auf mehr als 5 Millionen Menschen. Als Massenbewegung stellte sie ein neues Phänomen dar und wurde von den Zeitgenossen (ab 1825/30) daher anders wahrgenommen und vers- tanden als zum Ende des Jahrhunderts. Auswanderung galt für den zeitgenössischen Beobachter einerseits als Verlust von Untertanen und damit als Verlust von Macht der betreffenden Landesherren, andererseits sahen manche Regierungen sie zu Be- ginn des 19. Jahrhunderts als willkommenes Ventil zur Lösung der „sozialen Frage“

und die Emigration schien später den Absatz deutscher Produkte auf ausländische Märkte und überhaupt das „deutsche Element“ im Ausland zu fördern.1 Diese un- terschiedlichen Wahrnehmungen von Auswanderung im 19. Jahrhundert begrün- den eine Vielzahl von Untersuchungen2, die über die verschiedenen Teilbereiche 1 Hansen, Christine: Die deutsche Auswanderung im 19. Jahrhundert – ein Mittel zur Lösung sozialer und sozialpolitischer Probleme? In: Moltmann, Günter (Hrsg.):

Deutsche Amerikaauswanderungen im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1976. S.9–61; Voll- mer, Renate: Auswanderungspolitik und soziale Frage im 19. Jahrhundert. Staatliche geförderte Auswanderung aus der Berghauptmannschaft Clausthal nach Südaustra- lien, Nord- und Südamerika 1848–1854. Frankfurt am Main 1995. Zum deutschen Element siehe u.a. Naranch, Bradley: Inventing the Auslandsdeutsche. Emigra- tion, Colonial Fantasies and Overseas National Identity in Germany 1848–1871.

In: Wildenthal, Lora und Eric Ames (Hrsg.): Germany’s Colonial Pasts. Lincoln 2005. S.21–40.

2 Einen methodischen und inhaltlichen Überblick zur transatlantischen Migration liefern Bade, Klaus J.: Sozialhistorische Migrationsforschung. In: Hinrichs, E. und H. van Zon (Hrsg.): Bevölkerungsgeschichte im Vergleich: Studien zu den Nieder- landen und Nordwestdeutschland. Aurich 1988. S. 63–74; Bade, Klaus J.: Histori- sche Migrationsforschung. In: Bade, Klaus J.: Sozialhistorische Migrationsforschung.

Göttingen 2004. S. 27–48; Hoerder, Dirk: Segmented Macro Systems and Network- ing Individuals: The Balancing Functions of Migration Processes. In: Lucassen, Jan und Leo Lucassen (Hrsg.), Migration, Migration History, History. Old Paradigms and New Perspectives. 3. Aufl. Bern 2005. S. 73–84; Moltmann, G.: Die deutsche

(15)

2

dieses Themas angestellt wurden, weisen aber auch auf einen Mangel im Bereich der mentalitätsgeschichtlichen Geschichtsforschung hin, welche die aufschluss- reichen Verbindungen zwischen dem kollektiven Identitätsbewusstsein einer Ge- sellschaft und dem Phänomen Auswanderung untersucht. Die vorliegende Studie analysiert die Wechselbeziehungen zwischen kollektiver gesellschaftlicher Identität und der individuellen von politisch motivierten Auswanderern im 19. Jahrhundert anhand transnationaler Perspektiven der deutschen Arbeiterbewegung und bürger- lichen Republikaner. Diese Perspektiven werden durch Biografien von deutschen Auswanderern erarbeitet, die im 19. Jahrhundert politisch motiviert Deutschland in Richtung USA verließen.3

Die erste Leitfrage dieser Untersuchung betrifft das Identitätsbewusstsein des Migranten: inwieweit wurde ein in der „Alten Welt“ kollektiv geprägtes Identi- tätsbewusstsein eines Einzelnen durch die kollektive Identität der „Neuen Welt“

beeinflusst? Gerade die Repräsentanten an den Schnittstellen der Kulturen, die Migranten, stellen vielversprechende Untersuchungsobjekte dar, da sich anhand von Veränderungen ihres Identitätsbewusstseins die Akkulturation in unterschied- lichen Formen nachvollziehen lässt.4 Das Identitätsbewusstsein einzelner Indivi- duen setzt Gedächtnis und Erinnerung voraus, mithilfe derer sich das Individuum

Auswanderung in überseeische Gebiete. Forschungsstand und Forschungsproble- me. In: Adams, W.P. (Hg.): Die deutschsprachige Auswanderung in die Vereinigten Staaten. Berichte über Forschungsstand und Quellenbestände. Berlin 1980. S.10–32;

Thistlethwaite, F.: Europäische Überseewanderung im 19. und 20. Jahrhundert.

In: Köllmann, W. und P. Marschalck (Hrsg.): Bevölkerungsgeschichte. Köln 1972.

S.323–355; Neuere Aufsatzsammlung zur Überseeauswanderung im 19. Jahrhundert:

Heerwart, Sabine und Claudia Schnurmann (Hrsg.): Atlantic Migrations. Regions and Movements in Germany and North America/USA during the 18th and 19th Century.

Münster 2007.

3 Vgl. Bade, Klaus: Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München 2002. S.133–168; Kamphoefner, Walter D.: Westfalen in der Neuen Welt 1830–1930. Münster 1982. S.57–85. Zur Arbeiterbewegung: Kuhn, Axel: Die deutsche Arbeiterbewegung. Stuttgart 2004; Klönne, Arno: Die deutsche Arbeiterbewegung. Geschichte, Ziele, Wirkung. München 1989; Ueberhorst, Horst, Das deutsche Element in der Arbeiterbewegung der USA. Zur Sozialgeschichte der Vereinigten Staaten. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte. Bonn (9) 1982. S.20–36.

4 Hoffmann, Christhard: Zum Begriff der Akkulturation. In: Krohn, Claus-Dieter u.a.(Hrsg.):

Handbuch der deutschsprachigen Emigration. Darmstadt 1998. S.117–126. Vgl. weiter Doerries, R.R.: Iren und Deutsche in der Neuen Welt. Akkulturationsprozesses in der ame- rikanischen Gesellschaft im späten 19. Jahrhundert. Wiesbaden 1986; Aengenvoort, A.:

Migration – Siedlungsbildung – Akkulturation. Die Auswanderung Nordwestdeutscher nach Ohio, 1830–1914. Stuttgart 1999.

(16)

3 seiner Selbst bewusst macht. In einem größeren Zusammenhang gesehen wer- den soziale Faktoren für die Entwicklung von Tendenzen eines kollektiven Iden- titätsbewusstseins relevant. Ein einzelnes Individuum stellt hinsichtlich seiner Biografie, Sozialisation und Interaktion mit der Umwelt eine komplexe und viel- fach beeinflusste Untersuchungsrepräsentanz dar, deren Motivationen und innere Beweggründe für eine Migration daher nicht ohne weitere Kenntnisse, welche über die Lebensdaten hinaus gehen, zu erschließen sind.5

Daher ist im Hinblick auf die Untersuchungsgruppe der Migranten eine Ein- grenzung notwendig, die einen konkreten Untersuchungsrahmen liefert, was für diese Untersuchung einen Fokus auf die politisch motivierten Auswanderer bedeu- tet. Diese Blickverengung ist in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: 1. verringert dies rein zahlenmäßig den Umfang der Gruppe und liefert einen konkreten Ereignisho- rizont hinsichtlich der Auswanderungsmotivation. Diese zwei Faktoren ermögli- chen eine leichtere Analyse der Gruppenstruktur und Ereignisfaktoren, deren große Bedeutung für die Auswanderungsmotivation im Weiteren noch dargestellt wird. 2.

stellen die Schriften politisch motivierter Auswanderer als Untersuchungsobjekte einen hinsichtlich ihrer nationalen Identität, Selbstbestimmung und Auseinander- setzung mit der „Neuen Welt“ größeren und nachprüfbareren Aussagewert dar als vergleichbare Quellen nicht politisch motivierter Auswanderer des 19. Jahrhun- derts. Dies liegt zum einen darin begründet, dass sich die Sozialstruktur der po- litisch motivierten Auswanderer unterschiedlich zu der aus vorwiegend sozialen Gründen ausgewanderten darstellt. In der Menge der politisch motivierten Auswan- derer ist eine große Anzahl bildungsstarker Berufe zu finden, wodurch, verbunden mit der politischen Aktivität der Personen, eine größere Anzahl von Quellen mit einem für diese Untersuchung relevantem Themenspektrum zu finden sind. 3. er- hält die im Untersuchungskontext bedeutsame kollektive Identität in der „Alten“

und „Neuen Welt“ aufgrund der Untersuchungsgruppe politisch motivierter Emi- granten einen zusätzlich gesellschaftlich-politischen Untersuchungsschwerpunkt, da die untersuchten Biografien überwiegend der Arbeiterbewegung zuzuordnen sind oder der bürgerlich-republikanischen Bewegung des 19. Jahrhunderts. Dieser

5 Mit zunehmender Pluralisierung der Lebenswelten, der Auflösung traditioneller Wer- te und Differenzierung der Gesellschaften gewinnt die Biografieanalyse neue Be- deutung. Vgl. hierzu Simmel, Georg: Der Begriff und die Tragödie der Kultur. In:

Simmel, Georg: Philosophische Kultur. (1. Aufl. 1923) Berlin 1988. S.195–219. Vgl.

weiter Bude, Heinz: Rekonstruktion von Lebenskonstruktionen – eine Antwort auf die Frage, was die Biographieforschung bringt. In: Kohli, M. und G. Robert(Hrsg.):

Biographie und soziale Wirklichkeit. Neue Beiträge und Forschungsperspektiven.

Stuttgart 1984.S.7–28.

(17)

4

Untersuchungsschwerpunkt ist insofern sinnvoll, da die politischen Ideen und ihre Entwicklungen in Deutschland und den USA im Verlauf des 19. Jahrhunderts in Deutschland wesentliche Indikatoren der gesellschaftlichen Umbrüche und Verän- derungen darstellten.6

Einwanderer sind nicht einfach „einzugliedernde“ Objekte in eine Gesellschaft, sie sind immer auch Träger von Ideen, Ideologien, gesellschaftlicher Konzepte, kultureller Besonderheiten, die von fremden Interaktionsräumen beeinflusst und geprägt wurden. Verlässt ein Individuum seinen gesellschaftlichen Interaktions- raum und bewegt sich in einem anderen, so partizipiert es von diesem Zeitpunkt an nicht mehr in dem Maße wie zuvor an den Entwicklungen seines „alten“ Bezugs- rahmens. Diese geringere Teilhabe kann sicherlich für das 19. Jahrhundert und im Hinblick auf Deutschland und die USA im Gegensatz zur Gegenwart verstärkt ange- nommen werden, da die Kommunikations-, Informations- und Reisemöglichkeiten um ein Vielfaches geringer waren. Die zu untersuchenden Schriften von Migranten als „Schaltstellen“ zwischen den Kulturen erfahren in diesem Zusammenhang also auch eine verstärkte Bedeutung für diese Untersuchung, wenn es um Informationen über Akkulturationen kollektiv geprägter Identitäten in den USA geht.7

Die zweite Leitfrage dieser Arbeit geht dem Aspekt nach, inwiefern sich die von deutschen Emigranten kollektiv entwickelten Vorstellungen eines deutschen, als Reaktion auf die französische Besatzung entstandenen Nationalismus des 19.

Jahrhunderts mit dem gesellschaftlichen „Modell“ Amerikas vereinbaren ließen.

Dieses „Modell“ USA bestand aus einer enormen wirtschaftlichen Dynamik, dem Ideal einer republikanischen Verfasstheit, individueller Freiheit und einer stetigen 6 Vgl. Vogel, Barbara: Vom linken zum rechten Nationalismus. In: Wendt, Bernd Jür-

gen: Vom schwierigen Zusammenwachsen der Deutschen. Nationale Identität und Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main 1992. S.97–110; Lan- gewiesche, Dieter: Nation, Nationalismus, Nationalstaat in Deutschland und Europa.

Bremen 2000. S.57ff.

7 Georg Simmel formulierte 1908 über den Fremden, welchen der Migrant ja zunächst immer darstellt: „Es ist also der Fremde nicht […] der Wandernde, der heute kommt und morgen geht, sondern […] der, der heute kommt und morgen bleibt – sozusagen der potenzielle Wandernde, der obgleich er nicht weitergezogen ist, die Gelöstheit des Kommens und Gehens nicht ganz überwunden hat.[…] Die Einheit von Nähe und Entferntheit, die jegliches Verhältnis zwischen Menschen enthält, ist hier zu einer, am kürzesten so zu formulierenden Konstellation gelangt: die Distanz innerhalb des Ver- hältnisses bedeutet, dass das Nahe fern ist, das Fremdsein aber, dass das Fremde nah ist.“ In: Simmel, Georg: Exkurs über den Fremden. In: Simmel, Georg: Soziologie. Un- tersuchung über Formen der Vergesellschaftung. Leipzig 1908. S.684–691. Hier S.685f.

Zitiert bei Bade, Klaus J.(Hrsg.): Deutsche im Ausland – Fremde in Deutschland. Mi- gration in Geschichte und Gegenwart. München 1992. S.13.

(18)

5 gesellschaftlichen Vorwärtsentwicklung, welche Wohlstand und Ansehen des Ein- zelnen und schließlich der Nation steigern sollte.8 Von den individuellen Erfahrun- gen der Auswanderer ausgehend sind diese Modellvorstellungen zu überprüfen:

inwiefern besaßen diese Modellvorstellungen Relevanz für die Einwanderer und wie stellte sich die Auseinandersetzung dar? Daran schließt sich die Frage an, inwieweit die heutigen Begriffe Interkulturalität oder Multikulturalität auf das kollektive Selbstverständnis der amerikanischen Gesellschaft im 19. Jahrhun- dert anzuwenden sind, da ein Individuum durch die Auswanderung unmittelbar einen gesellschaftlich-sozialen Wechsel durchlebte, bei dem die multikulturellen Erfahrungen in den USA ein wesentlicher Faktor waren.

Interkulturalität versteht sich in diesem Zusammenhang als Zueinander und Mi- teinander verschiedener Kulturen ohne despotische Vereinnahmung und willkür- liche Separation, während die Multikulturalität das Miteinander verschiedener Kulturen ohne wertende Beurteilung des Zueinander definiert.9 Dieses Modell- verständnis bzw. Selbstverständnis der US-amerikanischen Gesellschaft lässt sich für das 19. Jahrhundert annehmen, wobei die ideologischen „Sollbruchstellen“ im Verlauf dieser Untersuchung deutlich werden, da unter anderem das Verständnis von multikulturellem gesellschaftlichen Miteinander nur bestimmte gesellschaft- liche Gruppen umfasste und andere ausschloss bzw. ausgrenzte.

Das Selbstverständnis der USA als dynamische Einwanderungsgesellschaft, die ab 1908 in der öffentlichen Diskussion mit dem Begriff „Melting Pot“ umschrie- ben wurde, spielte bei der Akkulturation der Einwanderer eine wesentliche Ro- lle.10 Starke gesellschaftliche Tendenzen innerhalb der USA entwickelten und prägten über die Manifestation von Mythen eine „quasireligiöse“11 Ideologie, deren Inhalte das Anforderungsprofil an neue Einwanderer festschrieb: über die

8 Im Hinblick auf eine multikulturelle Gesellschaft kann hierbei die Multikulturalität auch als „Programm“ betrachtet werden, mithilfe dessen auf die Beseitigung aller Aus- schlussmechanismen hingearbeitet werden sollte, vgl. Puhle, Hans-Jürgen: Multikul- turalismus und der amerikanische consensus. In: Ostendorf, Berndt: Multikulturelle Gesellschaft: Modell Amerika? München 1994. S.78

9 Siehe hierzu die Ausführungen in Kapitel 1.5.

10 Die Metapher „Melting Pot” wurde bereits in einer Schrift gegen Ende des 18. Jahrhun- derts verwendet, populär wurde sie jedoch erst mit der Uraufführung des gleichnami- gen Theaterstücks von Israel Zangwill 1908 in Washington. Vgl. Udelson, Joseph H.:

Dreamer of the ghetto. The life and works of Israel Zangwill. Tuscaloosa 1990; Oppen- heimer, John F. u.a.(Hrsg.): Lexikon des Judentums. Gütersloh 1971. Sp.891.

11 Kotte, Eugen: „Not to Have Ideologies But to Be One”. Die Gründungsgeschichte der USA in amerikanischen Schulgeschichtsbüchern aus den Jahren 1968 bis 1986.

Hannover 1997. S.29. Künftig zit. Kotte: Gründungsgeschichte.

(19)

6

vollständige Annahme dieser Kriterien sollte der Einwanderer ein Teil der beste- henden Gesellschaftsordnung werden. Wie stand es nun um die Einwanderer des 19. Jahrhunderts in den USA hinsichtlich ihres Identitätsbewusstseins, existierten deswegen Konflikte im Rahmen des oben angeführten Spektrums und inwiefern beeinflussten Konflikte auf national-politischer Ebene das gesellschaftliche Leben der Deutsch-Amerikaner in den USA?

Die zu erörternden Fragen nach den Auswirkungen interkultureller Erfahrun- gen der Auswanderer und nach der Vereinbarkeit von in Deutschland national geprägten Vorstellungen mit dem gesellschaftlichen Modell der USA werden an- hand transnationaler Perspektiven der deutschen Arbeiterbewegung und der bür- gerlich-republikanischen Bewegung d.h. durch exemplarische Biographien von politisch motivierten Auswanderern überprüft.

1.2 Methodik

Die vorliegende Untersuchung orientiert sich hinsichtlich der Auswanderergru- ppen an folgenden Phasen:

1. Die Gruppe der Auswanderer des Vormärz, deren zahlenmäßig größter Anteil nach dem Hambacher Fest und dem Frankfurter Wachensturm in den 1830er Jahren emigrierte,

2. die Gruppe der sogenannten Achtundvierziger, die in Folge der Revolution 1848/49 ins Ausland flohen,

3. die Gruppe der Auswanderer während des Sozialistengesetzes von 1878 bis 1890.

Bei diesen Auswanderern handelt es sich um Untersuchungsgruppen, deren Mit- glieder aus vorwiegend politischen Motiven ihre Heimat verließen und aus diesem Grund hinsichtlich ihrer Bereitschaft zur Selbstreflexion und ihres Bildungsstandes eine vergleichsweise hohe Aussagequalität hinsichtlich ihrer Identität (politisch und sozial), auch aufgrund ihrer schriftlichen Hinterlassenschaft, versprechen.

Zunächst werden die gesellschaftlichen und politischen Situationen im Hei- matland und dem Zielland, d.h. für Deutschland (bzw. Deutscher Bund und spä- teres Deutsches Reich nach 1871) und die USA, im Hinblick auf die für die kollektive Identität relevanten Ereignisse und Entwicklungslinien dargestellt.

Um die für diese relevanten Faktoren zu identifizieren, wird eingangs zunächst die Begrifflichkeit der Identität selbst Gegenstand der Betrachtung sein (siehe Kapitel 1.5).

(20)

7 Daran anschließend wird versucht, für jede der oben aufgeführten Gruppen die wesentlichen Aspekte einer kollektiven gesellschaftlichen Identität im Hei- matland und Zielland zu erfassen und zu untersuchen. Im letzten Schritt wer- den jeweils ausführlich zwei Biografien als methodisches Instrument dienen, um anhand konkreter Textanalyse den Einfluss US-amerikanischer kollektiver Identität auf ein in Deutschland geprägtes Identitätsbewusstsein sichtbar zu machen. Die umfangreichen Darstellungen und Analysen der gesellschaft- lich-politischen Situationen in den USA und Deutschland sind zur Ermittlung kollektiver gesellschaftlicher Einflussfaktoren auf die Auswanderer unverzi- chtbar. Nur im Zusammenspiel dieser Analyse mit den biografischen Informa- tionen lassen sich Tendenzen ermitteln. Die Untersuchung der Biografie erfolgt ebenfalls zweigeteilt: während zunächst die für die Analyse prägnantesten Quellenpassagen des Migranten zeitlich eingeordnet und auf ihre Bedeutung hin analysiert werden, erfolgt in dem Folgeschritt die Betrachtung des Inden- titätsbewusstseins. Hierbei werden bewusst auch längere Textpassagen para- phrasiert, da hierdurch erst ein Zugang zu Form und Audruck des Urhebers der Texte ermöglicht wird, was in diesem Zusammenhang eine wesentlich zu betrachtende Facette ist.

Bei dieser Art der Vorgehensweise ergeben sich Fragen hinsichtlich der Auswahl der Biografien, welche in dieser Untersuchung verwendet werden. Die Biografien entstammen den drei benannten Gruppen und sind vorwiegend der deutschen Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts zuzuordnen und können als exemplarisch für dieses Spektrum der deutschen Gesellschaft betrachtet werden, da sie aufgrund ihrer biografischen Hintergründe, hinsichtlich der Auswande- rungsmotive und –Zeiträume, des sozialen Profils und ihrer Einbettung in die po- litischen Bewegungen ihrer Zeit stellvertretenden Charakter besitzen. Einzig die Biografie von Gustav Körner ist dem bürgerlich-republikanischen Lager zuzuord- nen, während Rudolph Dulon zwar als Pastor keine Arbeiterbiografie besitzt, aber gerade unter der Arbeiterschaft mit sozialistisch geprägten Botschaften großen Anklang fand.

Veränderungen im Identitätsbewusstsein einer einzelnen Person darzustellen ist bereits ein äußerst schwieriges Unterfangen, wie auch aus den Erörterungen zu den Begrifflichkeiten im Kapitel 1.5 ersichtlich werden wird. Alle Einflussfakto- ren auf eine Person zu erfassen, ist aufgrund der beschränkten Quellenlage kaum möglich, noch weniger sind alle inneren Motivationen fassbar. Allenfalls kann, un- ter Zuhilfenahme biographischer Quellen und, wie im Falle dieser Untersuchung, durch Zuordnung der Person in einen Gruppenkontext und der damit verbunde- nen Kenntnis seiner Auswanderungsmotivation, eine Deutung von Veränderungen inhaltlicher Gedankenpositionen bezüglich des Identitätsbewusstseins geschehen.

(21)

8

Die Biografien erlauben somit eine Erörterung auf der Ebene der subjektiven Iden- tität im Rahmen konkreter Lebenswirklichkeiten.12

Es werden also in exemplifizierender Absicht jeweils zwei bis drei individuelle Lebenswirklichkeiten während einer bestimmten Phase ausführlicher vorgestellt und dies aus der Einschätzung heraus, dass auch eine größere Anzahl von analy- sierten Einzelbiografien keine größere statistisch-evaluative Aussagekraft besitzt, wenn es sich um die Frage des Identitätsbewusstseins handelt. Sehr wohl sind jedoch methodisch nachprüfbare und verlässliche Aussagen zum Zusammenspiel von nationalen und multikulturellen Vorstellungen zu treffen: welche Auswirkun- gen besaß die multikulturell geprägte Gesellschaft der USA auf die in Deutschland entwickelten habituellen Dispositionen nationaler Art und das Identitätsbewusst- sein der Auswanderer.

Diese Erörterung auf individueller Ebene wird anhand der Biografien von Wil- helm Weitling, Gustav Körner, Adolph Douai, Rudolph Dulon, Mathilde Anneke, Wilhelm Hasselmann, Julius Vahlteich und Josef Dietzgen vorgenommen, die aus politischen Gründen während der Zeit des Vormärz (Weitling und Körner), nach der Revolution 1848/49 (Douai, Dulon und Anneke) und zur Zeit der Sozialis- tengesetze (Hasselmann, Vahlteich und Dietzgen) auswanderten. Maßgeblich für die Auswahl der acht Biografien waren folgende Kriterien: 1. die Personen waren Akteure der deutschen Arbeiterbewegung und des bürgerlich- republikanischen Lagers des 19. Jahrhunderts, 2. die Auswanderung der Personen geschah in direkter Folge oder aufgrund politischer Ereignisse (Vormärz, Revolution 1848/49, 12 „…kaum ein zweites Mal dürften Wirklichkeit und Ideal, Realität und Traum so heftig aufeinanderprallen wie in der Literatur der Vertriebenen […]“. In: Schneider-Phillip, Sybille: Überall heimisch und nirgends. Thomas Mann – Spätwerk und Exil. Bonn 2002. S.236. Peter J. Brenner schreibt in diesem Zusammenhang zum Thema der Kohärenz der zu analysierenden Texte: „Wenn Texte aus größeren historischen und speziell mentalitätsgeschichtlichen Zusammenhängen heraus interpretiert werden, können auch jene Momente in ihnen sich schlüssig verstehen lassen, die bei einer textimmanenten Betrachtung sich dem Verständnis sperren. Inhaltliche Widersprüche und formale Inkonsistenzen werden verständlich, wenn sie als Ausdruck widerstrei- tender und reflexiv unverarbeiteter überlieferter Traditionen, aktueller Bedürfnisse und projektiver Erwartungen aufgefasst werden: Nicht einzelne Texte also sind ko- härent, sondern die sozialen Handlungszusammenhänge und die ‚Mentalitäten‘, aus denen sie hervorgehen, und in diese Kohärenz muss die Textinterpretation ihre Ge- genstände hineinstellen und aus ihr heraus muss sie sie verstehen.“ Dieser an Dupront angelehnten Betrachtung ist für die vorliegende Untersuchung zuzustimmen. Siehe Dupront, Alphonse: Problémes et méthodes d’une histoire de la psychologie collec- tive. In: Annales ESC 16 (1961). H.1. S.3–11. Hier S.9, zitiert bei Brenner: Reisen in die Neue Welt. S.19.

(22)

9 Sozialistengesetze 1878–1890) und war politisch motiviert oder intendiert, 3. die Personen haben vor ihrer Auswanderung zu Themen der Politik, Gesellschaft und Nation Stellung genommen und dies ebenfalls in den USA getan. In der Gruppe der Auswanderer nach 1848/49 sind drei Biografien vertreten, da mit Mathilde Anneke in dieser von den Emigrationszahlen her größten Gruppe die transna- tionale Perspektive einer politisch motivierten Auswanderin behandelt wird. Als Frauenbiografie spiegelt diese Perspektive einen speziellen Teil des politischen Spektrums des 19. Jahrhunderts: Anneke partizipierte als Teil der deutschen und schließlich amerikanischen Frauenbewegung zunächst an dem von Männern do- minierten bürgerlich-liberalen Freiheitskampf und entwickelte im Kampf um Bürgerrechte relativ bald hiervon herausgelöst eigenständige Theorien zu den Rechten der Frauen.

In der Gruppe der Achtundsiebziger ist Josef Dietzgen als gewisser Sonderfa- ll zu betrachten, da er aufgrund seines Migrationsverhaltens zweifach politisch motiviert auswanderte.

Alexandra Lübcke erörtert in ihrer Dissertation den Einfluss der Auswande- rung auf Konstruktionen von Nationskonzepten im 19. Jahrhundert: Wenn ein Mensch auswanderte, war dieser Akt vorwiegend ein Resultat von äußeren Ein- flüssen ökonomischer, politischer und sozialer Art. In den 1840er Jahren erschie- nen in der öffentlichen Diskussion um die Auswanderung vermehrt die Begriffe „Nation“, „Deutschland“ oder „deutsches Element im Ausland“.13 Diese Beoba- chtung erweitert, im Hinblick auf die zeitgenössische Diskussion, zum einen die erwähnte Beurteilung, dass die Auswanderung der damaligen Zeit allein auf äuße- re Einflüsse zurück zu führen ist und weist darüber hinaus in den Bereich der kollektiven und individuellen Identität. Das Verlassen der Heimat, nicht in die bei politischen Flüchtlingen oft gewählte Schweiz oder Frankreich (diese waren in kürzerer Zeit zu erreichen als die USA und erlaubten auch eine schnellere und gefahrlosere Rückkehr), sondern gerade in die weit entfernte „Neue Welt“, führte zu einer Auseinandersetzung des Individuums mit seiner alten Heimat. Denn da eine Rückkehr nicht ohne weiteres zu bewerkstelligen und nur mit hohem finan- ziellen und zeitlichem Aufwand unter zum Teil schwierigen Reisebedingungen möglich und/oder durch die Gefahren staatlicher Verfolgung zu gefährlich war, ist die Bedeutung gerade dieser Auswanderung nicht zu unterschätzen. Man kann sogar davon ausgehen, dass erst die Auswanderung an sich bei der Mehrheit der 13 Lübcke, Alexandra: „Welch ein Unterschied aber zwischen Europa und hier…“. Dis-

kurstheoretische Überlegungen zu Nation, Auswanderung und kultureller Geschlech- teridentität anhand von Briefen deutscher Chileauswanderinnen des 19. Jahrhunderts.

London 2003. S.63–74.

(23)

10

Emigranten die umfangreichste persönliche Leistung zur Selbstdefinition und per- sönlichen Standortbestimmung hervorrief. Diese These soll im Laufe der Untersu- chung ihre Bestätigung finden.

Von dieser Annahme muss zunächst die Gruppe der politischen Auswanderer ausgenommen werden, deren stark politisch geprägtes Selbstverständnis die An- nahme eines gewissen Maßes an Selbstdefinition zulässt. Da für diese Untersu- chungsgruppe, welcher soziale Fragestellungen vertraut und lebenswichtig waren, die politische Motivation ihrer Auswanderung zugrunde gelegt werden kann, un- terscheiden sie sich wesentlich von der Mehrheit der auswandernden Menschen:

Ihre Identität unterlag anderen Einflüssen und/oder anders prägenden Einflüssen.

Die Auswanderung als Entscheidung des Individuums im Kontext seiner gesell- schaftlich-politischen Prägung und der historischen Situation besitzt somit inso- fern eine nicht unerhebliche Aussagekraft über das Identitätsbewusstsein eines Auswanderers. Diese Aussagekraft erhöht das Forschungsinteresse an den Folgen dieser Auswanderung, also an Veränderungen, die der politisch geprägte Auswan- derer durch die Einflüsse in seiner neuen Heimat erfuhr. Diese Veränderungen ermöglichen Folgerungen darüber, inwiefern kollektive Vorstellungen der ame- rikanischen Gesellschaft Einfluss auf deutsche Einwanderer im 19. Jahrhundert besaßen.

Es wird in dieser Untersuchung angestrebt, sich methodisch an den mentali- tätsgeschichtlichen Ansatz anzulehnen, wie ihn erstmals Johan Huizinga14 in die kulturgeschichtliche Betrachtung eingebracht hat und wie er dann in den letzten Jahrzehnten etwa von Pierre Bourdieu15 in vielbeachteter Weise vorgetragen wor- den ist. Bourdieu machte für das Individuum unter soziologischem Aspekt bes- timmte Konditionierungen aus, welche die so benannten Habitusformen erzeugen (eine Vielzahl von geistig-seelischen Dispositionen), die man als erworbene Hand- lungsstrukturen und -antriebe bezeichnen kann und die dazu verhelfen, dass sich in der Gesellschaft bestimmte Kräfteverhältnisse reproduzieren - anders gesagt, 14 Vgl. Huizingas, Johan: Wege der Kulturgeschichte. Studien. München 1930 und im Weiteren die von Peter Dinzelbacher herausgegebene Publikationen mit zahlreichen Beiträgen zur Mentalitätsgeschichte in Antike, Mittelalter und Neuzeit. Dinzelba- cher, Peter: Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen.

2. Aufl. Stuttgart 2008.

15 Vgl. Bourdieu, Pierre: Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. (franz.Original 1972). Frankfurt am Main 1976; ders.: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Urteilskraft. (franz.Original 1984).

Frankfurt am Main 1987; ders.: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftli- chen Urteilskraft. (franz.Original 1979). Frankfurt am Main 1982; ders.: Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. (franz. Original 1994). Frankfurt am Main 1998.

(24)

11 die eine bestimmte Stabilität der Gesellschaftsform garantieren. Sie sind Aspek- te einer Sozialisation, die dazu führt, dass sich eine gewisse Dauerhaftigkeit im Wandel herstellt, weil das Individuum bestimmte Vorstellungen und Wertemuster mit anderen Bürgern teilt. Mentalitäten verschaffen ein Raster von Möglichkeiten, mit denen Menschen aufgrund erworbener kultureller Dispositionen bestimmten Situationen begegnen können. Wenn nun aber entscheidende Änderungen im ge- sellschaftlichen Leben anstehen wie für die Migranten, dann werden die vertrau- ten Konditionierungen in der Neuen Welt besonders bedeutsam - und dies wird im Folgenden besondere Berücksichtigung finden.

In diesem Zusammenhang sind auch gedankliche Verbindungen zu den Aus- führungen von Ralph Turner16 zu sehen, der die Annahme einer gesellschaftlichen Rolle (role taking) in dynamischem Zusammenspiel mit dem sieht, was man aus dieser sozialen Rolle machen kann (role making) - anders gesagt, die individuellen Dispositionen und Wertvorstellungen sind im Zusammenspiel mit den äußeren Bedingtheiten des Gesellschaftlich-Sozialen zu bewerten.

Ein entscheidender Aspekt der Mentalitätstheorie im allgemeinen und der Kulturtheorie von Bourdieu ist, dass versucht wird, die subjektiv-individuellen Perspektiven von historisch Handelnden in einen Zusammenhang zu bringen zu den von Wissenschaftlern mehrheitlich als relevant eingeschätzten historischen Ereignissen, Daten und Fakten. Aufgrund dessen soll auch in dieser Arbeit zu jeder Untersuchungsepoche jeweils die historisch-gesellschaftliche Situation in Deutschland und den USA als Ausgangspunkt nationaler Ideen, dann die Aspekte einer kollektiven Identität, die sich nach der Auswanderung in eine multikulture- lle Gesellschaft ergeben, erwogen werden und ausgewählte Einzelbiografien zur Sprache kommen, die dann in exemplarischer und illustrierender Weise die Be- findlichkeiten darstellen können.

Es kann aber auch bestätigt werden, dass die Entwicklung eines kollektiven Identitätsgefühls in der neuen Heimat davon abhängt, inwieweit es möglich ist, unverzichtbare Charakteristika seiner Persönlichkeit bewahren zu können oder ni- cht. Pierre Bourdieu ergänzend, kann man beharrende habituelle Strukturen von variablen unterscheiden.

In dieser Untersuchung werden sich somit beharrende habituelle Strukturen aus- machen lassen, wozu etwa Wertevorstellungen religiöser Art und auch politische Grundeinstellungen zu zählen sind, wenn sie nicht in entschiedener Konkurrenz zu antagonistischen gesellschaftlichen Ansprüchen auftreten und damit existentie- lle Probleme initiieren. Darüber hinaus lassen sich aber auch dynamisch-kreative 16 Turner, Ralph: Role Taking. In: Rose, A.(Hrsg.): Human Behavior and Social Pro-

cesses. Boston 1962.

(25)

12

Möglichkeiten der Identitätsfindung benennen, welche diese Beharrungstendenz aufgeben und die dann durchaus in einer neuen Gesellschaftsform eher eine ge- sellschaftliche Bestätigung erhalten könnten als in der alten Heimat.

1.3 Forschungsstand

Die vorliegende Studie ist notwendigerweise interdisziplinär angelegt, da sich Aussagen über das Identitätsbewusstsein nicht mit ausschließlich geschichtswis- senschaftlichen Instrumenten treffen lassen. Es wird ein mentalitätsgeschichtli- cher Ansatz verfolgt, bei dem soziologische und psychologische Aspekte in den Untersuchungsrahmen durch die Theorien der entsprechenden Wissenschaften integriert und so durch die Einbindung kulturgeschichtlicher Aspekte Erörterun- gen über die klassischen Perspektiven einer Politik- oder Sozialgeschichte hinaus ermöglicht werden.17

Den Forschungsstand, in den die vorliegende Arbeit eingebettet ist, darzuste- llen, kann entweder in relativ konzentrierter Form erfolgen (wobei diese Konzen- tration die wichtigsten Positionen der Forschung sichern kann) oder in möglichst ausführlicher Weise, wobei die Gefahr besteht, sich umfassender, aber ausufernd unübersichtlich darzustellen. Die interdisziplinären Anlage der Arbeit als auch die wissenschaftlich intensiv bearbeiteten Teilbereiche, welche der behandel- ten Thematik zugrunde liegen, führen zu einer quantitativ äußerst ansehnlichen Forschungsliteratur: allein zur deutschen Nation und zum Nationalismus im 19.

und 20. Jahrhundert wurden bis zur jüngsten Gegenwart zahlreiche Publikationen verfasst, die sich mit den verschiedenen Aspekten des Themas befassen. Auch die Biografieforschung und die einzelnen historischen Ereignisabschnitte um 1830, 1848 und 1878 sind für sich gesehen umfangreich untersuchte Gegenstandsberei- che. In seinem Umfang allein betrachtet ist jedoch das Themengebiet „Identität“

17 „Historische Mentalität ist das Ensemble der Weisen und Inhalte des Denkens und Empfindens, das für ein bestimmtes Kollektiv in einer bestimmten Zeit prägend ist.

Mentalität manifestiert sich in Handlungen.[…] Insofern kann und soll die Beschäfti- gung mit dem Wandel der Mentalitäten der eigenen Geschichte, deren frühere Formen in uns oft das Gefühl des Fremden auslösen, uns sowohl das Denken, Empfinden und Handeln unserer Vorfahren verständlicher machen als auch das von Menschen unserer Umgebung, die aus anderen Kulturkreisen kommen.“ In: Dinzelbacher, Peter: Euro- päische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen. 2. Aufl. Stuttgart 2008. S.IX. Die von Peter Dinzelbacher herausgegebenen Publikationen beinhalteten zahlreiche Beiträge zur Mentalitätsgeschichte in Antike, Mittelalter und Neuzeit. Vgl.

weiter Huizinga, Johan: Wege der Kulturgeschichte. Studien. München 1930.

(26)

13 das bei weitem größte und hinsichtlich der Interpretationsmöglichkeiten ein viel- fach verwendetes Gebiet: nicht umsonst formulierte Uwe Pörksen für die Identität den Begriff „Plastikwort“18, was Lutz Niethammer aufgriff und die Identität als einen „Reduktionsbegriff“ bezeichnete, welcher mit den unterschiedlichsten In- halten für die unterschiedlichsten Zwecke gefüllt werden könne.19

Die angesprochene, mögliche Kürze in der Darstellung der Forschungsliteratur rührt vom eigentlichen Kern des Untersuchungsfeldes dieser Arbeit her, welche einen Teilbereich der Forschung der historischen, transatlantischen Migration in die USA repräsentiert und eine mentalitätsgeschichtliche Identitätsforschung im Bereich einer historischen Elitenwanderung darstellt. Dabei ist sowohl das ko- llektiv geprägte Identitätsbewusstsein (soziale Identität) in Gesellschaften Unter- suchungsgegenstand, als auch die personale Identität exemplarischer Individuen, deren Wandel bzw. Nicht-Wandel auf die Aussagerelevanz hin überprüft wird. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, engt sich die Zahl von Untersuchungen stark ein, weswegen letztlich zwei Publikationen übrig bleiben, die konkret einen verwan- dten Ansatz verfolgen: die bereits erwähnten diskurstheoretischen Überlegungen von Alexandra Lübcke und die Studie von Patrick Henßler.20 Lübcke wendet poststrukturalistische Ansätze der Cultural Studies auf kulturhistorische Frageste- llungen an und eröffnet so gerade im Bereich des Quellenstudiums facettenreiche Fragestellungen. „Dies gilt insbesondere für eine historische Identitätsforschung, die die Grenze der Politikgeschichtsschreibung überschreiten und kulturgeschicht- liche Aspekte in ihre Analysen einbinden möchte.“21 Patrick Henßler stellt in sei- ner Analyse der schwäbischen Revolutionäre von 1848 exemplarische Biografien in den Mittelpunkt, mit deren Hilfe er die Kontinuität politischer Einstellungen untersucht. Zu diesem Zweck betrachtet er in seiner Untersuchung die Publika- tionen ausgewählter schwäbischer Auswanderer unter den Stichworten ‘Staats- form’, ‘Kirche und Glauben’ und ‘Gesellschaft’, jeweils während der Revolution 18 Pörksen, Uwe: Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur (1988).

4.Aufl. Stuttgart 1992.

19 Niethammer, Lutz: Kollektive Identität. Heimliche Quellen einer unheimlichen Kon- junktur. Reinbeck bei Hamburg 2000. S.271f.

20 Lübcke, Alexandra: „Welch ein Unterschied aber zwischen Europa und hier…“ Dis- kurstheoretische Überlegungen zu Nation, Auswanderung und kultureller Geschlech- teridentität anhand von Briefen deutscher Chileauswanderinnen des 19. Jahrhunderts.

Frankfurt am Main 2003; Henßler, Patrick: Schreiten wir vorwärts und gründen un- merklich Reiche“ – Schwäbische Revolutionäre in den Vereinigten Staaten von Ame- rika. Frankfurt am Main 2008.

21 Aus einer Rezension von Astrid Windus über Lübcke, Alexandra: „Welch ein Unter- schied aber zwischen Europa und hier…“. In: H-Soz-Kult 9. Februar 2004.

(27)

14

und nach der Auswanderung. Einen festen Themenkatalog zu erstellen ist in der vorliegenden Untersuchung nicht möglich, da die Themenbereiche der Personen teilweise stark voneinander abweichen und auch nicht immer konstant auf bestim- mte Themen eingegangen wurde. Zudem bestimmt ein von vornherein bestimm- ter Themenkatalog die Sichtweise der Betrachtung zu stark. Vielmehr lassen sich zum Ende der Studie Themen dokumentieren, die sich als Themenbereiche der Analyse identifiziert haben lassen. Aus diesem Grund wurden individuelle, in- haltliche Aspekte bzw. Themengebiete der Schriften der Emigranten in der Studie exzerpiert und in ihrer Entwicklung analysiert. Während Henßler die Schriften auf Kontinuitäten der politischen Einstellung von schwäbischen Achtundvierzigern überprüfte und letztlich weitgehende Konstanz feststellt, geht es in dieser Studie um die weitergehende Analyse der Bedeutung und Gründe von festzustellenden Veränderungen über einen sehr viel größeren Zeitraum.

Im Folgenden soll nun auf die wesentlichen Publikationen und Quellen ein- gegangen werden, welche unter den summierenden Oberbegriffen „Nation und Nationalismus“, „Identität“ und „Auswanderung“ in diese Arbeit Eingang fanden.

Die ausführliche, thematisch gegliederte Bibliographie im Anhang ergänzt diese Ausführungen umfassend. Zunächst soll hier auf die Werke von Erik H. Erikson, Lutz Niethammer und Margret und Alexander Mitscherlich hingewiesen werden, wenn es um eine fundierte und allgemein anerkannte Behandlung und Definition von Identitätsbegriff und Identitätskonstruktion in der Gegenwart geht.22 Die theo- retischen „Klassiker“ in diesem Bereich ergänzen die Betrachtung umfangreich und markieren die historische Entwicklung: Descartes, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud.23

Für den Bereich „Nation und Nationalismus“ sind aus der Vielzahl der Pu- blikationen einige hervorzuheben: Christian Jansens „Nation – Nationalität – Nationalismus“24 gibt einen aktuellen Blick auf theoretische Konzepte zu diesem Thema, Dieter Langewiesches Buch greift wichtige Ereignisse für die deutsche Nationsbildung auf und problematisiert diese unter anderem im Hinblick auf 22 Erikson, Erik H.: Childhood and Society (1950). Dt. 3.Aufl. 1968. London /New York 1993 und ders.: On the Sense of inner Identity. In: Knight, R.P. und C.R. Friedman (Hrsg.): Psychoanalytic Psychiatry and Psychology. New York 1954. S.358; Nietham- mer, Lutz: Kollektive Identität. Heimliche Quellen einer unheimlichen Konjunktur.;

Mitscherlich, Margret/Alexander: Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollekti- ven Verhaltens (1967). München 1969.

23 Lohmann, Hans-Martin: Sigmund Freud zur Einführung. Hamburg 2002; Kemmer- ling, Andreas: Ideen des Ichs. Studien zu Descartes‘ Philosophie. Frankfurt am Main 2005; Oei, Bernd: Nietzsche. 4 Bände. Baden-Baden 2008.

24 Jansen, Christian: Nation - Nationalität - Nationalismus. Frankfurt am Main 2007.

(28)

15 kulturelle und politische Nationsbildung.25 Neben dem etwas älteren Werk von Peter Alter26 gesellen sich weiter zur Thematik des deutschen Nationalismus und Nationalstaates die Arbeiten von Benedict Anderson, Helmut Rumpler und Cathe- rine Boshart-Pflüger.27 Einen aktuellen Forschungsüberblick liefert hierzu Sieg- fried Weichlein.28 Zur nationalen Identität sind mehrere Titel im Hinblick auf die in dieser Untersuchung betrachteten Auswanderungszeiträume für Deutschland und die USA zu nennen. Herauszuheben sind die Bücher von Anthony D. Smith, Knud Krakau, Mania Marino29, Sebastian Conrad, Samuel P. Huntington und die Habilitationsschrift von Michael B. Klein, welche in hervorragender Weise das identitätsbezogene Spannungsverhältnis zwischen Reich und Region nach 1871 in Deutschland aufgreift.30 Die Beziehung zwischen nationaler Identität und multi- kultureller Gesellschaft in Deutschland wird theoretisch ausführlich aufgearbeitet in Bernd Möbius umfassendem Werk.31 Möbius erkennt in Beziehung zur Na- tion einen zwei Domänen-Multikulturalismus, welcher sich in einem unverbindli- chen kulturell-privaten und in einem verbindlichen politisch-öffentlichen Bereich 25 Langewiesche, Dieter: Nation, Nationalismus, Nationalstaat in Deutschland und Eur-

opa. Bremen 2000.

26 Alter, Peter: Nationalismus. Frankfurt am Main 1985.

27 Rumpler, Helmut: Deutscher Bund und deutsche Frage 1815–1866. Europäische Ord- nung, deutsche Politik und gesellschaftlicher Wandel im Zeitalter der bürgerlich-na- tionalen Emanzipation. München 1990; Boshart-Pflüger: Nation und Nationalismus in Europa: kulturelle Konstruktion von Identitäten. Frauenfeld 2002; Anderson, Bene- dict: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts. Frankfurt am Main 1996.

28 Weichlein, Siegfried: Nationalismus und Nationalstaat in Deutschland und Europa.

Ein Forschungsüberblick. In: Neue Politische Literatur 51/2–3 (2006). S.265–351.

29 Mania Marinos Studie kann allerdings auch als Beleg für die Schwierigkeiten menta- litätstheoretischer Erkenntnisgewinne dienen. Das ausgewertete literarische Material einiger ausgewählter Persönlichkeiten der Achtundvierziger kann allein nicht Aussa- gekraft über die deutsch-nationale Identität aller Achtundvierziger besitzen. Allenfalls Tendenzen können so ermittelt werden.

30 Smith, Anthony D.: National Identity. London 1992; Krakau, Knud: The American Nation - National Identity - Nationalism. Münster 1997; Mania, Marino: Deutsches Herz und amerikanischer Verstand. Die nationale und kulturelle Identität der Acht- undvierziger in den USA. Frankfurt am Main 1993; Conrad, Sebastian: Globalisie- rung und Nation im Deutschen Kaiserreich. München 2006; Huntington, Samuel P.:

Who are We? Die Krise der amerikanischen Identität. Hamburg 2004; Klein, Michael B.: Zwischen Reich und Region. Identitätsstrukturen im Deutschen Kaiserreich (1871–1918). Stuttgart 2005.

31 Möbius, Bernd: Die liberale Nation. Deutschland zwischen nationaler Identität und multikultureller Gesellschaft. Opladen 2003.

(29)

16

abspielt. Dieser erscheint jedoch als langfristig wenig fruchtbar, da er ebenso we- nig wie ein ökonomisch-instrumenteller Multikulturalismus imstande sei, affekti- ve Bindung herzustellen.

Zum Bereich Migration ist hinsichtlich der deutschen Auswanderung in die USA eine Fülle von Publikationen erschienen. Ein großer Teil dieser Untersu- chungen befassen sich mit den Wanderungsbewegungen und der sozialen Struktur der ausgewanderten Gruppen. Eine besondere Dichte von Untersuchungen ist für die Gruppe der sogenannten Achtundvierziger zu konstatieren, dies gilt sowohl für Biografien, als auch für thematisch weiter gefasste Untersuchungen. Auf die Zeit des Vormärz oder besonders für die Jahre der Sozialistengesetze entfällt hier auf die Gruppe der politischen Auswanderer ein sehr viel geringeres Forschung- saufkommen. Dies mag damit zusammenhängen, dass im nationalen Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland die Revolution von 1848 einen bedeutenderen Platz einnimmt, was sich auf die jüngere Geschichtsschreibung und -wissenschaft auswirkte.32 In der Geschichtsschreibung der deutschen Sozialdemokratie und Ar- beiterbewegung fanden die unter dem Sozialistengesetz ins Ausland geflohenen Auswanderer dagegen ihren, wenn auch kleinen, Platz, die Vormärzmigration ins Ausland erfuhr unter anderem eine wissenschaftliche Ausarbeitung in dem von Norbert Herbert Eke und Fritz Wahrenburg herausgegebenen Band „Vormärz und Exil. Exil im Vormärz“ des Bielefelder Forums Vormärz-Forschung.33 Die Zeit der Sozialistengesetze ist zwar, wie erwähnt, in der Geschichtsschreibung zur Arbeiterbewegung aufgegriffen worden, jedoch konzentrieren sich die Infor- mationen hinsichtlich der politischen Flüchtlinge zumeist auf die Hintergründe 32 „Der historiographische Ertrag des 150. Jubiläums von 1848 in der Bundesrepublik Deutschland ist bedeutend. Niemals zuvor erschienen innerhalb von Monaten der- artig viele Buchpublikationen zur Revolution 1848/49. Eine vorläufige, sicher un- vollständige Bibliographie zählt rund 100 selbständige Veröffentlichungen, von einer Vielzahl von Beiträgen in Zeitschriften und anderen Printmedien ganz abgesehen.

Die starke Beachtung und Würdigung dieses Themas ist Ausdruck und Bestätigung des Umstandes, daß die Revolution von 1848/49 von der Mehrheit der akademisch installierten Historikerzunft der Bundesrepublik erstmals als das zentrale Ereignis der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts verstanden wird; eine Bewertung, die die DDR -Historiographie stets vertreten hatte, die Generationen von deutschen Histori- kern jedoch der preußisch-kleindeutschen Reichsgründung von 1870/71 vorbehiel- ten”. In: Bleiber, Helmut und Rolf Dlubek und Walter Schmidt(Hrsg.): Demokratie und Arbeiterbewegung in der deutschen Revolution von 1848/49. Beiträge eines Kolloquiums zum 150. Jahrestag der Revolution von 1848/49 am 6./7. Juni 1998 in Berlin. Berlin 2000. S.3.

33 Eke, Norbert Herbert und Fritz Wahrenburg: Vormärz und Exil. Exil im Vormärz.

Bielefeld 2005.

(30)

17 der Auswanderungen und die gesellschaftlich-politischen Zustände in Deuts- chland, während viele Facetten der Wirkung der deutschen Flüchtlinge auf die deutsch-amerikanische Gesellschaft und die amerikanische Arbeiterbewegung noch ihrer Erforschung harren, wie dies im Falle der Achtundvierziger bereits vielfach geschehen ist.

Die Forschungen für die einzelnen Zeiträume und Themenkomplexe fanden jedoch jeweils separat voneinander statt, eine das 19. Jahrhundert übergreifende Untersuchung der aus politischen Motiven in die USA ausgewanderten Deutschen kam bislang nicht zustande. Die am weitesten übergreifende Studie in dieser Ri- chtung besitzt einen juristischen Schwerpunkt, nämlich in dem Aspekt des poli- tischen Asyls, und umfasst den Vormärz und die Zeit nach der Revolution 1848.

Des Weiteren existiert von Eike Wolgast ein zusammenfassender Beitrag in der Festschrift für Detlef Junker zur politischen Migration im 19. Jahrhundert.34

Die Literatur zum Amerikabild der Deutschen im 19. Jahrhundert ist mit Peter J. Brenners „Reisen in die Neue Welt“ sehr gut dokumentiert, im Anhang findet sich eine umfangreiche Bibliographie, zahlreiche relevante Quellen werden in die Studie einbezogen. Dazu kommt die Arbeit von Alexander Schmidt, welcher Reiseberichte und Studien ab 1890 aufgreift und den Diskurs über Amerika in- nerhalb des deutschen Bürgertums vor dem Ersten Weltkrieg ins Zentrum der Überlegungen stellt.35

Als grundlegend vorauszusetzende Werke im Bereich der historischen Migra- tionsforschung sind die Arbeiten von Klaus J. Bade und Jochen Oltmer zu nennen.

Wegweisend in diesem Zusammenhang sind die Arbeiten Bades zur Begründung einer sozialhistorischen Migrationsforschung aus den 1980er Jahren und zahl- reiche weitere Publikationen, die im Rahmen des Osnabrücker Instituts für Mi- grationsforschung und Interkulturelle Studien erschienen sind.36 2007 wurde das 34 Reiter, Herbert: Politisches Asyl im 19. Jahrhundert. Die deutschen politischen Flüchtlinge des Vormärz und der Revolution 1848/48 in Europa und den USA. Berlin 1992; Wolgast, Eike: Demokratische Gegeneliten in der Amerikanischen Emigration:

Politisch motivierte Auswanderung aus Deutschland nach 1819, 1832/33, 1849 und 1878. In: Deutschland und die USA in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2004. S.195–217.

35 Brenner, Peter J.: Reisen in die Neue Welt. Die Erfahrungen Nordamerikas in deut- schen Reise- und Auswandererberichten des 19. Jahrhunderts. Tübingen 1991;

Schmidt, Alexander: Reisen in die Moderne. Der Amerika-Diskurs des deutschen Bürgertums vor dem 1. Weltkrieg im europäischen Vergleich. Berlin 1997.

36 Bade, Klaus J.: Deutsche im Ausland - Fremde in Deutschland. Migration in Ge- schichte und Gegenwart. München 1992; ders.: Die multikulturelle Herausforde- rung. Menschen über Grenzen - Grenzen über Menschen. München 1996; Oltmer,

(31)

18

Produkt einer internationalen Zusammenarbeit veröffentlicht, eine Enzyklopädie der Migration in Europa seit dem 17. Jahrhundert, welche ein reichhaltiges Nachs- chlagewerk mit einem umfangreichen Glossar darstellt. 37

1.4 Quellen

Hinsichtlich der Quellen ist als vordringlichstes Problem zu nennen, dass für die exemplarische Analyse einzelner Biografien ein umfangreicher Quellenbestand zu den ausgewählten Personen vorliegen musste. Dies bedeutet, dass die Personen nicht nur in das im Kapitel Methodik geschilderte Kriterienraster fallen müssen, sondern darüber hinaus genügend Material zur Dokumentation ihres Lebenswe- ges und ihres Identitätsbewusstseins vor und nach der Auswanderung in die USA vorliegen muss. Idealerweise sollten zur analysierten Biographie auch noch zeit- genössische Reflexionen der Person vorliegen.

Zur Person Wilhelm Weitling existieren Reflexionen von Freunden, Mitstrei- tern und Gegnern aus der kommunistischen Bewegung seiner Zeit, gerade auch im Hinblick auf den Verlust seiner Meinungsführerschaft in der Bewegung und sein Verhältnis zu Karl Marx. Darüber hinaus liegen Bewertungen von Polizeibe- hörden vor, die Charakterisierungen seiner Person vorgenommen haben. Die poli- zeiliche Überwachung und damit verbundene Einschätzung trifft im Übrigen auch auf die Biografie von Wilhelm Hasselmann zu. Bei dieser Untersuchung konnte aus Weitlings umfangreichen Publikationen geschöpft werden, beginnend mit sei- ner Schrift „Die Menschheit wie sie ist und wie sie sein sollte“ (1838) bis zur in den USA erschienenen Zeitung „Republik der Arbeiter“, die bis 1855 herausge- geben wurde. Weitlings letzte naturwissenschaftliche Abhandlungen (1856 und 1859) wurden nicht in diese Untersuchung einbezogen, da in diesen nichts mehr zu Weitlings politischer Einstellung abzulesen ist.

Gustav Körner ist im Hinblick auf die Auswanderung ein recht prominenter Vertreter der 1830er Jahre. Zu seiner Biografie liegen verschiedene Aufsätze und Betrachtungen vor, diese erschienen u.a. anlässlich Körners 100. und 200. Ge- burtsjahres. Neben jüngeren Veröffentlichungen von Wolfgang Stüken, Cynthia

Jochen: Migration und Integration in Europa seit der Frühen Neuzeit. Eine Biblio- graphie zur historischen Migrationsforschung. Osnabrück 2005; ders.: Migration steuern und verwalten. Deutschland vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Göttingen 2003.

37 Bade, Klaus J., Pieter C. Emmer, Leo Lucassen und Jochen Oltmer(Hrsg.): Enzyklo- pädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paderborn 2007.

(32)

19 Fuener und Thomas Jewett sind einige ältere Publikationen zu finden.38 Darüber hinaus hat der mit Körner befreundete Heinrich Rattermann 1902 eine Biografie desselben verfasst. Eine Besonderheit in Zusammenhang mit den Quellen Körners liegt darin, dass aus seiner Zeit vor der Auswanderung aus Deutschland nur Gedi- chte vorliegen und darüber hinaus Erinnerungen, die aus Körners Perspektive in seinen Memoiren festgehalten wurde und damit unter gewissen Vorbehalten als Belege herangezogen werden können.

Adolph Douais Schriften und Leben werden durch die Arbeit von Claus Baum- gart und Nils Brock und durch eine Schrift zu seinem hundertjährigen Geburtsju- biläum 1919 erhellt. Darüber hinaus waren die pädagogischen Konzepte Douais in bildungspolitischer Hinsicht des Öfteren im Fokus der Erörterung.39 Dies er- leichterte die Einordnung seiner Biografie in die historischen Ereignisse und den Vergleich seiner Schriften, die in Deutschland bzw. in den USA verfasst wurden.

Ihren Eingang in die qualitative Textanalyse fanden jene Schriften Douais, die zwischen 1848 und 1875 verfasst worden sind.

Zu Rudolph Dulons Schriften und Leben existieren Untersuchungen seiner theo- logischen Ansätze und Veröffentlichungen durch Werner Biebusch vom Bremer Staatsarchiv. Dies erleichterte die Einordnung seiner Biografie in die historischen

38 Wolfgang Stüken: Gustav Körner (1809–1896) – Bellevilles berühmter Bürger. In:

Bernd Broer, Otmar Allendorf, Heinz Marxkors, Wolfgang Stüken (Hrsg.): Auf nach Amerika! Band 3. Zur Amerika-Auswanderung aus dem Paderborner Land und zur Einwanderung aus Deutschland in die Region der Paderborner Partnerstadt Belleville, Illinois. Paderborn 2008. S. 145–180; Fuener, Cynthia A.: A Naturalized Politician:

The Life of Gustave Koerner. In: Historic Illinois! Magazines. Heft 5/Band 27. Spring- field (Illinois) 2005; Häußler, Bernd: Vom Wachenstürmer zum Vertrauten Abraham Lincolns. Vor 100 Jahren starb Gustav Peter Körner / Anführer der „Vormärz“-Op- position. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. April 1996; Girresch, Laura:

200 Years of Koerner. In: Belleville News-Democrat. 22. November 2009; Jewett, Thomas O.: Gustave Koerner and the Republican Party. In: Journal of St. Clair Coun- ty History. Heft 32. Belleville (Illinois) 2003.

39 Baumgart, Claus: Aus Altenburg über Texas nach New York. Das bewegte Leben des Karl Daniel Adolf Douai. In: Manfred Lechner/Peter Wilding (Hrsg.): „Andere“ Bio- graphien und ihre Quellen. Biographische Zugänge zur Geschichte der Arbeiterbewe- gung. Ein Tagungsbericht. Wien/Zürich 1992.37–46; Diederich, Franz: Adolf Douai’s Wollen und Wirken. 1819–1888. S.5–15. In: Douai, Adolf. Gott, Glauben, Freiheit.

Von sozialdemokratischer Erziehung und Sittlichkeit. ABC des Wissens. Berlin 1919;

Schossig, Ilse: Zu den politischen, schulpolitischen und pädagogischen Auffassungen des Mitglieds der 1. Internationale Adolf Douai. Ein Beitrag zur Geschichte der Bil- dungspolitik und Pädagogik und zur Fröbelrezeption der revolutionären Arbeiterbe- wegung. Berlin 1988.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In den Herbstferien bietet das Stadtmuseum im Rathaus-Center im Begleitprogramm zur Sonderausstellung "… mit glühenden Kugeln.. Im Workshop werden die Teilnehmer*innen zunächst

Juni 1849 fanden dann das sogenannte Gefecht von Ludwigshafen und die darauf folgende Kanonade statt: Ludwigshafen wurde durch Vorstöße der Preußischen Armee sowie von Granaten

Von der revolutionären Bewegung erfasst wurden Regionen, die sich wie Frankreich, Deutschland und Oberitalien bereits mehr oder minder weit im Übergang zur

a) Die Herrschenden in Deutschland waren auf die Märzrevolution nicht vorbereitet. b) Radikal eingestellte Politiker wurden nach der Märzrevolution in den Einzelstaaten des

Wie auch, wenn zum einen die Ursache für etliche Erkrankungen un- bekannt war oder in der sozia- len Armut lag und zum an- dern die Ärzte diese Ursa- chen nicht aus eigenem An-

Gerade bei letzterem Punkt wird er allerdings nicht sehr konkret, sondern nimmt zwar die Schlagworte der Märzrevolutionäre auf, etwa die Forderung nach bürgerlichen und

1814 treffen sich in Wien über 200 Staatsmänner – Kaiser, Könige, Fürsten, Diplomaten – zu einem , um über die Zukunft zu beraten und die Veränderungen durch die

Heute scheint Auswanderung zu einem Medienereignis geworden zu sein. Im Fernsehen kann man Menschen in Doku-Soaps dabei zusehen, wie sie ihre Heimat verlassen, und