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PATIENTENORIENTIERUNG 34

K VB FORUM 9/2015

H

eike W. freute sich riesig auf ihr erstes Baby, doch dann kam alles ganz anders als erwartet. Die Entbindung ein Horrortrip, Schmerzen und Todes- ängste und danach nur noch Trau- rigkeit und Verzweiflung. Nichts ging mehr. Heike kam nicht mehr

aus dem Bett heraus, war dauernd müde, konnte aber trotzdem nicht schlafen, schaffte es kaum, ihr Ba- by zu versorgen, hatte dauernd Angst, etwas falsch zu machen und eine schlechte Mutter zu sein. Den Alltag konnte sie kaum noch be- wältigen und die Scham trieb sie immer mehr in die Isolation – bis sie zum Verein „Schatten & Licht“

fand. Dieser vermittelte ihr Fach- ärzte und in dessen Selbsthilfe-

„Schatten & Licht – Krise rund um die Geburt e. V.“ wurde 1996 als bundeswei- ter, gemeinnütziger Verein von betroffenen Frauen als Selbsthilfeorganisation speziell in Bezug auf die postpartale Depression und Psychose gegründet und versteht sich mittlerweile als eine Initiative zu allen peripartalen psychischen Erkrankungen. Die 1. Vorsitzende des Vereins, Sabine Surholt, erklärt in ihrem Beitrag, wie ihre Mitstreiter durch Öffentlichkeitsarbeit und durch zahlreiche Hilfsangebote betroffene Frauen unterstützen.

PERIPARTALE PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN

gruppe traf sie andere betroffene Mütter, bei denen sie sich ausspre- chen konnte.

So wie Heike geht es vielen Müt- tern in Deutschland. Sie fühlen sich

„mutterseelenallein“, denn kaum jemand weiß, dass jedes Jahr in Deutschland etwa 100.000 Mütter im Zusammenhang mit der Geburt ihres Kindes psychisch erkranken.

Erste Symptome sind Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, Trau- rigkeit, häufiges Weinen, Schuld- gefühle, innere Leere, Desinteres- se, Konzentrations-, Appetit- und Schlafstörungen. Dann kommen verschiedenste psychosomatische Beschwerden, Ängste, Panikatta- cken, Zwangs- und Suizidgedanken und – im Falle einer postpartalen Psychose – auch Verworrenheit, Wahnvorstellungen und Halluzina- tionen hinzu.

Da das Problemfeld der periparta- len psychischen Erkrankungen in Deutschland stark vernachlässigt wird, finden betroffene Mütter und ihre Familien keine oder nur unzu- reichende Hilfe. Dies zu ändern, ist Ziel unseres Vereins. Unter den Mitgliedern finden sich neben ehe- mals betroffenen Frauen viele Fach- leute, von denen einige auch den wissenschaftlichen Beirat stellen.

Wir verteilen Broschüren, Plakate und Flyer, auf denen die betroffe- nen Frauen erste Erläuterungen zum Krankheitsbild, Angebote zu Informationsmaterial und Kontakt- adressen zur Geschäftstelle, tele- fonischer Beratung oder Website finden. Des Weiteren bieten wir ein Netz von Selbsthilfegruppen, in denen persönliche, medikamen- töse, therapeutische und ärztliche Erfahrungen sowie Informations- material ausgetauscht werden.

Das Gespräch mit anderen betrof- fenen Müttern, die aufgrund ihrer eigenen Erfahrung entsprechend glaubwürdig und hilfreich sind, ist sehr entlastend. Auch können in diesem Rahmen Zwangs- und Sui- Will erkrankte

Mütter aus ihrer Isolation heraus-

holen: Sabine Surholt, 1. Vor- sitzende des

Selbsthilfe- vereins „Schat-

ten & Licht“.

Kontakt

Schatten & Licht e. V.

Obere Weinbergstraße 3 86465 Welden

Telefon 0 82 93 / 96 58 64 Fax 0 82 93 / 96 58 68 www.schatten-und-licht.de

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K VB FORUM 9/2015

zidgedanken leichter erstmals ge- äußert und Ängste vor Ärzten und Medikamenten abgebaut werden.

Außerdem führen wir eine Kontakt- liste mit ehemals betroffenen Frauen, die bereit sind, sich mit er- krankten Müttern auszutauschen, um diesen mit ihren eigenen Erfah- rungen zu helfen. Eine Angehöri- genliste, in die sich Ehemänner, Ge- schwister, Mütter und Väter von Betroffenen haben aufnehmen las- sen, bietet Angehörigen geeignete Gesprächspartner.

Um gute professionelle Anlaufstel- len zu vermitteln, führt der Verein ein Verzeichnis mit über 500 Fach- leuten verschiedenster Berufs- gruppen, die sich mit der Proble- matik der peripartalen Erkrankun- gen näher auseinandergesetzt ha- ben. Darüber hinaus stellt der Ver- ein ausführliche Informationen zur räumlichen, personellen und the- rapeutischen Ausstattung der Mut- ter-Kind-Einheiten an den psychia- trischen Kliniken in Deutschland zusammen, an denen die postpar- tal erkrankten Mütter mit ihren Kin- dern aufgenommen werden können.

Die Website www.schatten-und- licht.de liefert zahlreiche Informa- tionen zu Krankheitsbildern, Ursa- chen, Hilfsangeboten, Medikamen- ten, Therapieformen, Prophylaxe, Selbsthilfegruppen- und Fachleu- telisten. Erfahrungsberichte sowie Forum und Chat runden das Ange- bot ab. Für viele Betroffene ist die- ser anonyme Erfahrungsaustausch ein wichtiger Einstieg, um sich die Erkrankung einzugestehen und sich Hilfe zu holen. Für Fachleute wird ein geschlossenes Forum zum In- formationsaustausch angeboten.

Sowohl für die breite Öffentlichkeit als auch für Experten der verschie- densten Fachrichtungen bietet der Verein Vorträge und Fortbildungen an. Durch Informationsstände auf

diversen Veranstaltungen und durch Medienarbeit bringt er das Problem- feld der peripartalen Erkrankungen der allgemeinen Öffentlichkeit nä- her, um mehr Verständnis für die Problematik und damit langfristig mehr gesellschaftliche, finanzielle und gesundheitspolitische Unter- stützung für die betroffenen Müt- ter zu gewinnen. Es gilt, das Tabu der peripartalen psychischen Er-

Ärzte und Selbsthilfe im Dialog:

Depression in der Schwangerschaft und nach der Geburt

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und der KVB am 14. Oktober 2015 von 15.30 bis 19.00 Uhr in den Räumen der KVB in München Auszug aus dem Programm

„ Grußwort Vorstand der KVB

„ Moderierte Gesprächsrunde mit Dagmar Nedbal (Pressesprecherin BLÄK)

Sabine Surholt, Vorsitzende Schatten und Licht e. V., Ulrike Wecker und Andrea Heider-Rieth, beide Leiterinnen der Selbsthilfegruppe München und ehemals selbst Betroffene

„ Depression in der Schwangerschaft und nach der Geburt – Diagnose und Therapiemöglichkeiten

Oberärztin Dr. Stephanie Schabert, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost

„ Kinderwunsch bei psychiatrischer Vorerkrankung Dr. Elisabeth Schmölz, niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie

„ Schlusswort und Verabschiedung

Dr. Heidemarie Lux, erste Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer

Zwischen den Vorträgen ist ausreichend Zeit für Diskussionen eingeplant.

Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten melden sich bitte bis 9. Oktober 2015 bei der BLÄK an unter www.blaek.de/online/Fort- bildungskalender. Die Veranstaltung ist von der BLÄK mit drei Fort- bildungspunkten bewertet.

Weitere Informationen finden Sie unter www.kvb.de in der Rubrik Service/Patienten/Termine und Veranstaltungen.

krankungen von Müttern zu bre- chen, um diese aus ihrer Isolation heraus- und den zahlreichen Hilfs- möglichkeiten und damit der Hei- lung zuzuführen.

Sabine Surholt, Schatten & Licht e. V.

Referenzen

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