Zivilisationskrankheiten obenan
Jährl. Todesfälle in der BR Deutschland insgesamt 718 795 (Durchschnitt 1981/83 davon durch Herz-,Kreislauferkrankungen
Krebs
Krankheiten der Atmungsorgane
Krankheiten d.
Verdauungs- organe
Unfälle
Selbstmord
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Diagnosebezogene
„Fallgruppen"
— ein Flop?
BONN. Vorerst noch unter Verschluß gehalten wird ein vom Bundesarbeitsmi- nisterium im Herbst 1985 im Rahmen der ressortbe- zogenen krankenhauspoli- tischen Forschungsprojek- te in Auftrag gegebenes und inzwischen fertigge- stelltes Gutachten mit dem Titel „Vorstudie zu dia- gnoseabhängigen Fall- pauschalen". Gemeinsame Gutachter sind das Ge- meinnützige Gemein- schaftskrankenhaus Her- decke, die Abteilung Wirt- schaftswissenschaften der (privaten) Universität Wit- ten/Herdecke (Verwal- tungsdirektor: Peter Mei- ster) in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Wirt-
schaftsprüfungsgesell- schaft Ernst & Whinney GmbH (Geschäftsführer:
Dr. Peter J. Kracht). Das Gutachten hatte der Pro- jektausschreibung zufolge in erster Linie ausländische Erfahrungen (USA) auszu- werten und deren Über- tragbarkeit auf das Kran- kenhausfinanzierungssy- stem in der Bundesrepu- blik Deutschland zu prü- fen. Insbesondere sollten die seit 1983 in den USA gemachten Erfahrungen mit einem neuartigen Preisabrechnungssystem für Krankenhäuser nach
„Diagnosis Related Groups" (DRG) kritisch un- ter die Lupe genommen werden. Nach einer zu- nächst auf den Staat New Jersey begrenzten Erpro- bung des DRG-Systems (gegliedert nach 464 Dia- gnosegruppen) ist dieses System auf weitere Staaten ausgedehnt und für obliga- torisch erklärt worden. In- zwischen ist auch in der
Bundesrepublik ein DRG- Modellversuch gestartet worden, und zwar in der (privaten) Augenklinik Dr.
Uthoff in Kiel-Bellevue, zu- nächst befristet auf drei
Jahre und getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Kieler Krankenkassen (vgl.
DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 24/1986). Er- sten Informationen zufolge hat das Herdecker/Frank- furter Gutachten „katastro- phale Ergebnisse" zutage gefördert. So sollen nach den US-amerikanischen Modellversuchen beson- ders hoch dotierte, gewinn- trächtige Diagnosegrup- pen häufiger abgerechnet und sogar computerunter- stützt ausgewählt worden sein, so daß der Kostenauf- wand trotz nachweislich re- duzierter Krankenhausver- weildauer im stationären Sektor insgesamt nicht ver- mindert werden konnte, so jedenfalls die Aussage des Frankfurter Ordinarius für medizinische Informatik, Prof. Dr. med. Wolfgang Giere. HC
FDP will die
Konkurrenz beleben
BONN. Die Beiträge zur ge- setzlichen Krankenversi- cherung sollten, einem Vorschlag des FDP-Frak- tionsvorsitzenden Wolf- gang Mischnick zufolge, al- lein durch die Arbeitneh- mer gezahlt werden. Bei ei- ner solchen Regelung soll- ten die Bruttolohnkosten und -gehälter um den ent- sprechenden Arbeitgeber- beitrag erhöht werden. Die- ser Vorschlag steht im Zu- sammenhang mit der For- derung der FDP, in der
Krankenversicherung Selbstbeteiligungsformen einzuführen. Man müsse dafür sorgen, daß den Ver- sicherten die Früchte der Selbstbeteiligung bei den Krankenversicherungsbei- trägen voll zugute kämen.
Das sei aber nur der Fall, wenn die Beiträge allein von den Arbeitnehmern ge- tragen würden.
Im System der gesetzlichen Krankenversicherung feh- len nach Aussage der FDP- Bundestagsabgeordneten
Dr. Inge Segall materielle Anreize zum sparsamen Verhalten sowohl bei Lei- stungserbringern als auch bei Leistungsempfängern.
Hier liege die große Aufga- be der Strukturreform der gesetzlichen Krankenversi- cherung. Die Selbstverwal- tung müsse einen mög- lichst großen Verantwor- tungs- und Kompetenzbe- reich haben. Regelungen der Vertragsparteien müß- ten Vorrang vor gesetzge- berischen Eingriffen ha- ben. Frau Segall setzte sich ferner dafür ein, die „Kon- kurrenz auf der Ebene der Beitragssätze" zu beleben.
Sie kritisierte das Marke- tingkonzept des AOK-Bun- desverbandes, das nach ih- rer Auffassung allein „auf der Leistungsschiene"
läuft. Wörtlich: „Warum muß in Zukunft jede Orts- krankenkasse ihre Sat- zungsleistungen und Er- messensleistungen bis zum Ende ausreizen? Wäre es nicht für alle besser, man würde sich auf das be- sinnen, was die Menschen tatsächlich benötigen, als ihnen aus Konkurrenzgrün- den Leistungen anzubie- ten, auf die man sie über- haupt erst aufmerksam ma- chen muß, damit sie in An- spruch genommen wer- den?" NJ
Jeder zweite Bundesbürge stirbt an Herz- oder Kreislauf erkrankungen, jeder fünfte an Krebs. Dies geht aus einer Untersuchung des Statisti- schen Bundesamts für die Jahre 1981 bis 1983 hervor
Ausland
Abtreibungen legalisiert
ATHEN. Das Athener Parla- ment hat einen Gesetzent- wurf verabschiedet, der den Schwangerschaftsab- bruch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche ohne Indikation erlaubt.
Für das Gesetz stimmte die sozialistische Mehrheit.
Bisher galten in Griechen- land nur die mütterliche und die „eugenische" Indi- kation. bt
Hunderte Millionen Dollar gegen die
„Flußblindheit"
LOME. Die Weltgesund- heitsorganisation (WHO) meldet beachtliche Erfolge in der Bekämpfung der On- chozerkose in mehreren westafrikanischen Län- dern. Seit 1974 wird in Be- nin, Burkina-Faso (dem frü- heren Obervolta), der El- fenbeinküste, in Ghana,
Mali, Niger und Togo syste- matisch der Überträger, ei- ne im Englischen als
„schwarze Fliege" be- zeichnete Stechmücke, auf 18 000 Flußkilometern wö- chentlich mit einem Vertil- gungsmittel bekämpft. Seit einiger Zeit sind keine neu- en Fälle von Onchozerkose mehr bekannt geworden.
Deshalb soll die Aktion jetzt auf Guinea, Guinea-
Bissau, Senegal und Sierra Leone ausgedehnt werden.
Die bisherige Aktion koste- te 133 Millionen Dollar, für die nächsten 5 Jahre wer- den es 162 Millionen sein — 1 Dollar pro Einwohner und Jahr. Die Weltbank, einige UNO-Organisationen, der Entwicklungshilfe-Fonds der Opec und 19 Staaten, darunter auch die Bundes- republik Deutschland, ha- ben bisher das Geld aufge- bracht. bt
Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 27 vom 2. Juli 1986 (27) 1935