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Archiv "4. Ostdeutscher Kassenärztetag: „Ausbeutung der eigenen Arbeitskraft“" (31.05.2002)

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leibt die Situation der ostdeutschen Ärzte bestehen, bricht in drei Jahren die ambulante Versorgung in Ost- deutschland zusammen“, warnte Dr.

med. Hans-Joachim Helming, Vorsitzen- der der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Brandenburg beim 4. Ostdeutschen Kassenärztetag. Die Arbeitsgemein- schaft der KVen der neuen Bundeslän- der hatte dazu am 25. Mai nach Rostock eingeladen. Etwa 800 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten waren dem Aufruf gefolgt und unterstützten mit Standing Ovations die vom Vorsitzenden der gastgebenden KV Mecklenburg- Vorpommern,Dr.med.Wolfgang Eckert, an die Politik gerichteten Forderungen:

Angleichung der finanziellen Mittel für die ambulante Versorgung im Osten an das Westniveau sowie zeitweise eine zu- sätzliche finanzielle Unterstützung.

Im Vergleich zu den westlichen Bun- desländern müssen die ostdeutschen Ärz- te und Psychotherapeuten (zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung) mit 77 Pro- zent der finanziellen Mittel pro Versicher- ten innerhalb der Gesetzlichen Kranken- versicherung auskommen. Aufgrund ei- ner geringeren Arztdichte und einer Mor- bidität von 130 Prozent besteht zudem ein um etwa 15 Prozent höherer Versor- gungsbedarf. Die ostdeutschen Ärzte ar- beiten mehr, verdienen aber deutlich we- niger als ihre westdeutschen Kollegen.

„Wir haben nach wie vor eine Sozialmau- er“, sagte der Vorsitzende der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med.

Manfred Richter-Reichhelm. „Wenn die Versorgung nur noch unter Ausbeutung der eigenen Arbeitskraft sicherzustellen ist, dann ist das unerträglich.“

„Länger halten wir das nicht durch“, konstatierte Eckert.Er habe gehofft,dass nach den beiden Ostdeutschen Kas- senärztetagen 1998 und 1999 in Leipzig keiner mehr nötig sei. Doch: „Noch im- mer bedrücken uns die gleichen Sorgen!“

In der Tat treten die Probleme, mit denen auch die westdeutschen Ärzte zu kämpfen haben, im Osten besonders zutage. Die Abwanderung von jungen Ärzten, der ständige Regressdruck durch Budgets oder Richtgrößen und die sinkende Attraktivität des Arztbe- rufes führen zu einem Ärztemangel.

Vor allem in ländlichen Gebieten sei er bereits deutlich zu spüren, sagte Dr. med. Burghard John, Vorsitzender der KV Sachsen-Anhalt. „Wir müssen

nun einen Sog von West nach Ost erzeu- gen.“ Dafür sei zeitweise zusätzlich zur Ost-West-Angleichung ein Aufschlag von etwa zehn Prozent notwendig.

Wenn die Ärzte und Psychotherapeu- ten in Rostock konkrete Zusagen von der Politik erwartet hatten, wurden sie enttäuscht. Die CDU-Vorsitzende Ange- la Merkel erklärte zwar, dass die Lösung der Probleme am Geld nicht scheitern dürfe. Den Kassenärzten versprach sie jedoch lediglich die besondere Aufmerk- samkeit der CDU nach einem möglichen Regierungswechsel. Merkel wandte sich gegen Budgetierung, Regresse und eine Verstaatlichung und Ökonomisierung der Medizin. „Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann“, sagte der FDP- Gesundheitsexperte Dieter Thomae. Im

Falle eines Regierungswechsels will er allerdings sofort eine Gesundheits- und Steuerreform umsetzen. Seine Rezep- te: Eigenverantwortung der Patienten, Selbstbehalte, Kostenerstattung, Grund- und Wahlleistungen, feste Preise, gleiche Vergütung Ost und West sowie Steuerer- leichterungen. Von den Regierungspar- teien waren keine prominenten Vertreter erschienen. Bundeskanzler Gerhard Schröder und der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hatten abgesagt.

Eckert kritisierte die Politik der jetzi- gen Bundesregierung heftig. Die Wieder- einführung der Arzneimittelbudgets und Abschaffung der Regelleistungsvolumi- na zu Beginn der Wahlperiode hätten das Fass zum Überlaufen gebracht. Die spä- tere Abschaffung des Arzneimittelbud- gets durch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hätte die Situation in kei- ner Weise verbessert. So seien die Aus- gaben für die ärzliche Behandlung im Osten gesunken anstatt zu steigen. Auch das Gesetz zur Einführung des Wohnort- prinzips hätte einen Webfehler. Die sechs Prozent Honorarsteigerung, die dem Osten in den nächsten drei Jahren ver- sprochen worden wären, müssten zu- nächst von den Kassenärzten eingespart werden. Dr. med. Eva A. Richter P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 22½½½½31. Mai 2002 AA1481

4. Ostdeutscher Kassenärztetag

„Ausbeutung der eigenen Arbeitskraft“

Die Mittel für die ambulante Versorgung in Ostdeutschland müssen auf das Westniveau angehoben werden.

Angela Merkel zeigte Ver- ständnis für die Probleme der ostdeutschen Ärzte:

„Sie werden behandelt wie die letzten Idioten der Nation.“

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