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Archiv "Fortbildung in Meran: Generationenwechsel sichtbar" (24.09.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Photometer-Ringversuche

Zuviel verlangt von den Ärzten

Während die Gebührensätze für photometrische Untersuchungen in den am 1. Oktober 1987 in Kraft tre- tenden neuen Vertragsgebührenord- nungen um mehr als 60 v. H. ge- senkt werden, sollen sämtliche Kas- sen- und Vertragsärzte verpflichtet werden, zweimal im Jahr an Photo- meter-Ringversuchen teilzunehmen.

Das sieht der Entwurf einer vom Bundesminister für Wirtschaft erar- beiteten neuen Eichordnung vor.

Das Ministerium betrachtet solche Ringversuche als das am besten ge- eignete Mittel, die Meßgenauigkeit von Photometern zu überwachen.

Die neuen Richtlinien der Bun- desärztekammer zur internen und externen Qualitätssicherung sehen bereits zwei Ringversuche im Jahr vor bei einer erheblich größeren Zahl der zu kontrollierenden Meß- werte. Das bedeutet schon eine Ver- doppelung des bisherigen Aufwands an Qualitätssicherungsmaßnahmen im ärztlichen Labor. Trotzdem hatte die Kassenärztliche Bundesvereini- gung im Interesse einer hohen Qua- lität kassen- und vertragsärztlicher Laborleistungen dieser Richtlinie zugestimmt.

Nun will der Bundeswirtschafts- minister von sämtlichen Ärzten, die mit Absorptionsphotometern arbei- ten, die Teilnahme an zwei weiteren Photometer-Ringversuchen jährlich verlangen, auch wenn die erweiterte Qualitätskontrolle keinerlei Bean- standungen ergeben hat. Diesen Kontrollen sollen auch Laborge- meinschaften unterworfen werden, die mit teil- oder vollmechanisierten Analysegeräten arbeiten.

• Viele dieser Automaten ar- beiten mit geschlossenen Systemen, die solche Ringversuche unmöglich machen. Die bisher für sie geltenden Maßnahmen zur Qualitätssicherung haben sich als vollkommen ausrei- chend erwiesen. Photometerbeding- te Fehler wirken sich auf Richtigkeit

und Genauigkeit der Meßergebnisse deutlich erkennbar aus, so daß bei einem solchen Fehler das Gerät so- fort geprüft wird. Warum also die Betreiber solcher Geräte nun zwei zusätzliche Ringversuche machen sollen, ist unerklärlich.

• Die weiteren Ringversuche würden für die Ärzte nicht nur eine Verdopplung der Gebühren bedeu- ten, die sie heute schon an die Orga- nisationen, die diese Versuche vor- nehmen, abführen müssen; Mehrko- sten würden außerdem auch durch den vermehrten Arbeitsaufwand in den Praxen entstehen. Andererseits werden schon heute 75 v. H. der für photometrische Leistungen gezahl- ten Gebühren von den Gestehungs- kosten verschlungen.

Der Vorstand der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung kam zu der Auffassung, daß die vorgesehe- nen Photometer-Ringversuche für die Qualitätssicherung überflüssig sind und sich nur kostentreibend auswirken würden. Der KBV-Vor- sitzende, Professor Dr. Siegfried Häußler, hat deshalb in einem Schreiben an den Bundeswirt- schaftsminister die geplante Ver- schärfung der Kontrollen als nicht vertretbar bezeichnet. Er hat seinen Widerspruch auch der Bundesärzte- kammer übermittelt, die einem Vor- schlag des Beirats für medizinische Meßtechnik, auf den sich der Eich- ordnungsentwurf des Bundeswirt- schaftsministers stützt, zugestimmt hatte. Nach Ansicht der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung müsse

„auch für die Qualitätssicherungs- maßnahmen der Grundsatz der Ver- hältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleiben". Schw.

— ZITAT

Bazar

„Manche Gesundheitsökono- men verwechseln das Gesund- heitswesen mit einem orientali- schen Bazar, wo beide Seiten — Krankenkassen und Ärzte — sich gegenübersitzen nach dem Motto:

Wer den Blinddarm am billigsten herausangelt, bekommt auch ei- nen Vertrag mit den Kassen."

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Hans Joachim Sewering

Fortbildung in Meran

Generationen- wechsel sichtbar

Nicht nur an den Teilnehmern wird bei den Fortbildungskongres- sen der Bundesärztekammer ein Ge- nerationswechsel sichtbar. Die neue Generation will Seminare, Diskus- sionen, Praxisnähe und aktive Frei- zeitgestaltung. Das Programm bot diesmal in Meran Seminare zur Fa- milientherapie, zu Naturheilverfah- ren, zur Medizinsoziologie, Präven- tion, ein Rettungsdienst-Seminar mit praktischen Übungen, Podiums- diskussionen über AIDS und über Alkoholismus, ein Abrechnungsse- minar zu den neuen Vertrags-Ge- bührenordnungen.

Auswirkungen des Generations- wechsels zeigen sich auch in den be- rufspolitischen Diskussionen. Un- überhörbar fragen jüngere Ärzte:

Müssen wir denn unbedingt an der so hochgejubelten Freiberuflichkeit festhalten? Alle Ärzte als Staatsan- gestellte – muß man das denn für uns Ärzte nur negativ sehen? Warum sind wir so unerbittlich gegen Groß- labors, wenn sie doch billiger sind?

Kritisch-grundsätzliche Fragen also; aber, wie sich zeigt, überwie- gend konstruktiv-kritisch. So war er- freulich zu beobachten, daß Dr. Ul- rich Oesingmann – der im Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung maßgeblich die Bürde der Re- formarbeit bei den Gebührenord- nungen getragen hat – in seinem In- formationsseminar nun keineswegs

„Prügel bezog". Sondern es wurde sachlich gearbeitet, gefragt, erläu- tert, diskutiert.

Interessant ist auch, daß den ärztlichen Körperschaften kaum mehr Verkrustung oder Halsstarrig- keit vorgeworfen wird, sondern eher das Gegenteil: sie seien den „Geg- nern" (gemeint sind die Vertrags- partner Krankenkassen, aber auch Politiker) zu weit entgegengekom- men

Und die „Funktionäre" antwor- ten offener, freimütiger als gelegent- Dt. Ärztebl. 84, Heft 39, 24. September 1987 (17) A-2521

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DEUTSCHES

IIMULUM11111.1.11

ÄRZTEBLATT

lich früher. Etwa Professor Horst Joachim Rheindorf (bis vor kurzem jahrzehntelang Geschäftsführender Arzt der Landesärztekammer Hes- sen): Er habe frühere berufspoliti- sehe Auffassungen, etwa über die gemeinschaftliche Praxisausübung, revidiert. Und selbst falls an der ärztlichen Freiberuflichkeit weitere Abstriche gemacht werden müßten — unabweisbar bleibe die Verpflich- tung, die nachrückenden Ärzte in den Beruf zu integrieren und ebenso ihre wirtschaftliche Zukunft zu si- chern.

Die beiden Kammerpräsiden- ten, die neben Rheindorf und Dr.

Erwin Odenbach, Geschäftsführen- der Arzt der Bundesärztekammer, die berufspolitische Hauptveranstal- tung bestritten — nämlich Professor Horst Bourmer, Nordrhein, und Professor Franz-Josef Große- Ruyken , Baden-Württemberg — drehten gewissermaßen den Spieß um: Die Anpassungsfähigkeit man- cher Ärzte sei wirklich leider groß — gerade jüngere sollten sich doch in ihre berufspolitischen Gremien wäh- len lassen, wenn sie damit nicht ein- verstanden seien.

Mehr Kooperation zwischen Ärzten werde ohnehin unausweich- lich, auch in neuen Formen und auch mit anderen Berufen, nämlich auf dem Gebiet der Prävention. Die- se — so alle in Meran anwesenden Berufspolitiker — müsse im Gesund- heitswesen nun endlich höher be- wertet werden als bisher; nicht nur,

„damit die Prävention nicht an uns Arzten vorbeiläuft", sondern weil inzwischen genügend Studien vorlie- gen, aus denen man verhaltensmedi- zinische Verfahren entwickeln und deren Qualität sichern kann. Dies belegte insbesondere Dr. Günter Flatten, Geschäftsführer des Zen- tralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, in eindrucksvoller Wei- se. Letzten Endes werde die Ge- sundheitspolitik dann auch einmal dafür sorgen müssen, daß eine um- fassende Prävention ( „sie ist hu- man, und sie ist billig" , sagte Flat- ten) finanziert wird — vielleicht ein nächster Schritt bei der Weiterent- wicklung der Gebührenordnungen, der in der letzten Runde noch nicht gelungen ist. gb

Fortschritt

Die Aufgabe ist denkbar ein- fach: Lieschen Müller, 80 Jahre, Fie- ber, sollen die Nasennebenhöhlen geröntgt werden. Ein Auftragsfor- mular auszufüllen, in die entspre- chende Abteilung zu tragen und die Untersuchung durchführen zu las- sen, wäre zu einfach und hieße die Zeichen der Zeit völlig zu verken- nen.

Nein, der moderne Arzt setzt sich an sein Terminal Dank seines

„password" ist Kollege Computer bereit, den Benutzerkürzel entge- genzunehmen. Nun öffnet sich die Zauberwelt der schier unendlichen Möglichkeiten.

Zunächst muß jedoch das „Op- fer" des Auftrages festgelegt wer- den; folgerichtig fragt das Elektro- nikgehirn nach der Patientennum- mer. Da Ärzte bislang eher Ana- mnese und Diagnosen ihrer Patien- ten im Kopfe haben und die Pro- grammierer ein Einsehen mit uns hatten, können wir dieses Feld über- springen und den Namen „Mueller"

eingeben. Es erscheinen alle „ver- fügbaren" Müllers auf dem Bild- schirm, und es gelingt uns, Lieschen Müller als Nummer 3 zu identifizie- ren.

Weiter geht es, denn schließlich sollen unserer Patientin die Nasen- nebenhöhlen geröntgt werden. Wir können zwischen vielen Funktionen wählen, und da wir schon computer- erfahren sind, wissen wir, daß der Oberbegriff Röntgen zum compu- terverdaulichen ROE entstellt wer- den muß.

Nun werden detaillierte Anga- ben gebraucht. Da wir nicht sicher sind, ob das leicht verständliche NNH auch wirklich zur gewünschten Untersuchung führt, drücken wir die Taste „help". Findigen Program- mierern ist es gelungen, uns um- ständlich denkenden Arzten jede er- denkliche Hilfe zukommen zu las- sen, und so erscheinen sämtliche im Hause möglichen Röntgenuntersu- chungen.

Oh Wunder, oh Staunen — auch unsere Nasennebenhöhlen sind — leicht zu erkennen als NNH — auf

dem Bildschirm zu finden. Wir dür- fen wählen, ob wir die Buchstaben NNH oder die Untersuchungsnum- mer 08/15 eingeben. Nun erscheint der Auftrag, diesmal ausgeschrie- ben: Nasennebenhöhle.

Schwierig wird es, als wir dem Computer die Frage beantworten müssen, ob die rechte oder die linke untersucht werden soll. Bisher war es doch so, daß eine Aufnahme ge- nügt, oder? Wir wollen natürlich nichts falsch machen, geben also zu- nächst die rechte Seite ein, und in der nächsten Zeile erneut NNH, diesmal links.

Als Belohnung dafür, daß wir uns bisher so erfolgreich durch das Labyrinth gewunden haben, könn- ten in den folgenden Zeilen noch weitere Röntgenuntersuchungen an- gegeben werden, doch wir lassen es dabei bewenden, zumal wir ja nur einmal die Nasennebenhöhlen ge- röntgt haben wollten und jetzt schon zwei Aufträge, nämlich für rechts und für links, erteilt haben. Wir überspringen also diese Zeilen.

Die Frage, ob unsere 80jährige Patientin schwanger ist, können wir auch ohne weitere Diagnostik ver- neinen. Die gerade bei dieser Unter- suchung wichtige Frage nach einer Kontrastmittelallergie wird ebenfalls verneint.

Fast sind wir am Ziel unserer Wünsche. In die Rubrik „Fragestel- lung" wird noch Fieber eingetippt, als Unterschrift genügt unser Kür- zel. Abschließend fragt der Compu- ter noch, ob der Auftrag weitergege- ben werden soll, und erleichtert drücken wir „J" für ja. Nun noch ei- nige Sekunden gewartet, und orange leuchtend verkündet der Bildschirm

„Auftrag generiert", was wir freu- dig als „Auftrag gespeichert" über- setzen.

Dank unseres Computers haben wir — anstatt weniger Sekunden für das Ausfüllen eines Formulars — ei- nige Minuten für die Anforderung dieser Untersuchung gebraucht und erhalten (hoffentlich nicht) zwei Röntgenbilder, nämlich 1 x Nasen- nebenhöhle rechts und 1 x Nasen- nebenhöhle links.

Und auf beiden Bildern wird al- ler Voraussicht nach dasselbe zu se- hen sein. Dr. Sabine Bührer-Erz A-2522 (18) Dt. Ärztebl. 84, Heft 39, 24. September 1987

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